in-akustik LS-1204 Air und NF-1204 Air – Saubere Sache!
Es kann so leicht sein, das Optimum aus der Anlage herauszuholen. Und zwar leicht im buchstäblichen Sinne – zwei Kabel machen’s möglich
Fotografie: Hersteller
Wir, die wir vom HiFi-Bazillus befallen sind, machen uns manchmal das Leben viel zu schwer. Anstatt wie „normale“ Menschen einfach irgendeine Feld-Wald-und-Wiesen-Stereoanlage zu erwerben und damit die nächsten 30 Jahre zufrieden zu sein, müssen wir dauernd an unserem Zeug rumfummeln und auf Teufel komm ‘raus aufrüsten. Viele meiner Kollegen aus der highfidel-schreibenden Zunft sind einen nicht geringen Teil ihrer Zeit damit beschäftigt, Lautsprecher und Komponenten durchzutauschen. Und das Zeug wird immer unhandlicher: Hat man sich zu Beginn seines Hobbys noch mit einem Kompaktlautsprecher und einem Vollverstärker beschieden, müssen es heute gleich mehrere Lautsprecherpaare, Quellen und Verstärker sein, am besten natürlich Monoblöcke. Immer mehr und immer schwereres Zeug wird in den Hörraum geschleppt – den der Rest der Familie nach Möglichkeit gar nicht mehr und wenn, dann höchstens kopfschüttelnd, betritt – und zur audiophilen Trutzburg aufgetürmt. Muss das eigentlich sein? Nein, muss es nicht. Denn ich hatte kürzlich ein kleines Erweckungserlebnis, ausgelöst durch ein schönes, großes, aber erstaunlich leichtes Paket …
Kleiner Einschub: Eigentlich habe ich es nicht so mit dem Thema Kabelklang. Ich habe irgendwann zwar einsehen müssen, dass Billigstrippen übel klingen und mir daher brav, wie es die Zunft vorgibt, Kabel aus der oberen Mittelklasse zugelegt – in der Hoffnung, dass das Thema damit für mich durch ist. Bisher gehörte ich auch nicht zu den HiFi-Redakteuren, die Schnappatmung bekommen und reflexartig „Hier! Ich!“ schreien, wenn die Chefredaktion dem hungrigen Redaktionsteam einen Kabeltest zum Fraß vorwirft. Dieses Mal habe ich aber eine Ausnahme gemacht, weil ich aus dem Kollegenkreis häufiger schon positives über die Kabel von in-akustik gehört habe – und weil ich den Gedanken verführerisch fand, ausnahmsweise einmal nicht obszön schwere Lautsprecher oder Endstufen durchs Stiegenhaus zu wuchten, sondern einfach mal schnell ein paar Kabel anzustecken.
Womit wir wieder bei dem Paket wären: Darin befanden sich Kabel aus dem Hause in-akustik, und zwar das Referenz-Lautsprecherkabel LS-1204 Air (3 Meter) und das NF-Kabel NF-1204 Air (1,5 Meter). Gesamtwert des Kartons: 2.600 Euro und damit in pekuniärer Hinsicht durchaus schon gehobener Komponentenstatus. Erwartungshaltung? Sagen wir: neugierig, allein schon angesichts des aufgerufenen Preises, aber nicht euphorisch.
Die erste positive Überraschung kam nach dem Auspacken: Anders als viele andere hochpreisige Kabel sind die in-akustik-Strippen herrlich leicht und flexibel, ja nachgerade fluffig. Das liegt am raffinierten Aufbau, denn bei in-akustik folgt man der Devise, dass das beste Isolationsmaterial Luft ist. Nun lässt sich Luft nicht nur relativ schlecht verkaufen, sie muss auch so „eingesetzt“ werden, dass sie die Einzeladern aus hochreinem Tellurium-Kupfer gleichmäßig umschließt, ohne dass sich deren Abstand zueinander beim Biegen der Kabel verändert. Bei in-akustik hat man dazu einen besonderen Aufbau ersonnen: Das Grundprinzip der 1204-Kabel sind Multicores, also mehrere Einzelleiter, die helixartig angeordnet sind, sodass sich die um die einzelnen Leiter entstehenden Magnetfelder überlappen und gegenseitig maximal auslöschen, was wiederum die Induktivität des Kabels reduziert. Um sich der perfekten Luftisolation asymptotisch anzunähern, werden die Leiter durch ein flexibles Skelett aus Plastik-Clips gehalten. Damit nicht genug – auch vom Löten hält man bei in-akustik nicht übermäßig viel: Die Anschlussstecker werden mit dem Kabel vercrimpt, und zwar unter Verwendung einer nicht unerheblichen Gewichtskraft von anderthalb Tonnen. Ein ganz schöner Aufwand – der, wenn man in-akustik glauben darf, überwiegend in Manufakturarbeit vonstattengeht und damit wohl auch den nicht ganz geringen Preis rechtfertigen dürfte. Bringt das alles denn nun was?
Oh Boy. Und ob es was bringt! Es ist ja nicht so, dass ich mit meiner bisherigen Kette nicht zufrieden wäre. Standardmäßig spielt derzeit bei mir ein C.E.C. CD-5 an der Röhrenvorstufe Audreal XA3200 MK2, die wiederum eine Endstufe von Valvet bedient. Letztere feuert ihren knochentrockenen, glasklaren Class-A-Sound an ein Pärchen Harbeth 30.1. Summa summarum steht hier eine Kette im Gesamtwert von knapp 10.000 Euro. Der Austausch der vorhandenen NF- und Lautsprecherkabel war innerhalb von fünf Minuten vollbracht und das Ergebnis ließ bei mir ehrfurchtsvoll die Kinnlade nach unten sacken: Boah!
Klang es doch vorher schon schön und rund und dynamisch und transparent, so fühlte es sich mit dem in-akustik-Kabelset an, als dürfte man vom „reinen Stoff“ naschen. Etwas weniger wolkig? Gerne: Der Bass hatte eine ganz andere Spannkraft, der Mittenbereich zeichnete noch deutlich sauberer durch (man kann Bratschen von Violinen und Fender Rhodes von Wurlitzer auch dann noch sauber voneinander unterscheiden, wenn draußen vor dem Haus gerade ein Altglascontainer geleert wird), die Höhen luftiger, samtiger, transparenter ohne ins Gleißen abzudriften. Toll! Auch die Stereo-Bühne wirkte plötzlich schärfer umrissen, was ich mal mit einem Vergleich aus der Fotografie erläutern möchte: Stellen Sie sich vor, Sie haben eine gute Mittelklasse-Kamera mit Autofokus und fotografieren ein Stillleben. Soweit, so gut, es wird schon etwas Vernünftiges dabei herauskommen. Danach machen Sie einen zweiten Versuch, Sie schalten aber den Autofokus ab und fokussieren von Hand einen bestimmten Bereich. Sieht irgendwie doch besser aus, oder? Genau diesen Effekt bringen die in-akustik-Kabel; es wirkt, als ob Sie auf das Wesentliche scharfstellen.
Nach der ersten – glücklichen – Schockstarre experimentierte ich noch lange mit diesen wunderbaren Kabeln herum und präsentiere Ihnen gerne meine Erlebnisse im Schnelldurchlauf: Besonders stark zeigt sich der positive Effekt beim Lautsprecherkabel. Auch das NF-Kabel brachte zwar eine hörbare Klangverbesserung, diese wirkte sich aber vor allem in einer saubereren Darstellung an den Frequenzgangenden aus. Das wiederum bringt nur etwas, wenn die Kette ebenda auch „was zu bieten hat“ – was in der Kombi Röhrenvorstufe/Harbeth nur bedingt zutrifft, bei einer knackiger abgestimmten Kette (Hegel-Verstärker in Verbindung mit Audes Maestro 116) aber durchaus vernehmlich ist. Ebenfalls interessant: Falls Sie mit einer Vor-/Endstufenkombi unterwegs sind und sich nur ein neues NF-Kabel leisten wollen, sollte es zwischen Quelle und Vorstufe eingesetzt werden und nicht zwischen Vor- und Endstufe, um den maximalen „Effekt“ zu erzielen. Wobei: Ich glaube ja, dass diese Kabel gerade eben keinen Effekt liefern, sondern „die reine Lehre“, während man mit schlechteren Verbindern offenbar doch so einiges vorenthalten bekommt. Um das noch einmal richtig einzuordnen: Die in-akustik-Kabel haben das Potenzial, den Gesamtklang der Anlage so deutlich zu verbessern, wie ich es nicht für möglich gehalten habe. Es geht hier nicht nur um feinste Tendenzchen, sondern um einen merklichen Schritt nach vorne in allen Disziplinen. Respekt.
Fazit: Wenn Sie gerade ein wenig mit Ihrer Anlage fremdeln oder nach höheren Weihen suchen, dann schielen Sie doch zur Abwechslung mal nicht nach neuen Quellgeräten oder Komponenten und investieren Sie lieber in die 1204-Serie von in-akustik. Mit etwas Glück hat dann nämlich die liebe Seele für lange Zeit Ruh‘…
Info
inakustik Referenz LS-1204 Air Lautsprecherkabel
Preis: 1.700 Euro (3 m), konfektioniert mit Kabelschuhen oder Bananenstecker
inakustik Referenz NF-1204 Air NF-Kabel
Preis: ab 600 Euro (0,75 Meter), Cinch