Valvet A4e Monoendstufen
Kann man etwas ohnehin gutes noch weiter verbessern? Valvet kann!
Fotografie: Ingo Schulz
Der Begriff „Déjà-vu“ ist nicht durchgängig positiv besetzt. So manch ein Déjà-vu kann bekanntermaßen irritieren oder schwindelig machen. Ganz anders verhält es sich mit einem Wiedergänger, der kurz vor Weihnachten 2017 Einzug in meinem Hörraum hielt: dem aufgebohrten Nachfolger der Class-A-Monoblöcke A4 des Bargteheider Herstellers Valvet, die ich vor knapp zwei Jahren testen durfte. Entwickler und Firmeninhaber Knut Cornils hat die schon seinerzeit beeindruckenden Endstufen noch einmal deutlich aufgemotzt. Was ist neu?
Zunächst einmal heißen die Endstufen jetzt A4e – das kleine „e“ steht für „externes Netzteil“. Somit hebt der geneigte Musikhörer beim Auspacken nun ächzend zwei schwere Kisten statt einer pro Kanal aus dem Karton: Die Netzteile wurden in externe Gehäuse ausgelagert und warten nun mit jeweils einem eigenen 500-VA-Ringkerntrafo auf. Sowohl Verstärker als auch Netzteile sind mit edlen Füßen von bFly-audio versehen und stehen somit nicht nur bombenfest, sondern auch bestens entkoppelt auf ihrem Untergrund. Gegenüber dem Vorgängermodell konnte überdies die Sinusleistung von 55 Watt auf 65 an 8 Ohm hochgeschraubt werden. Ebenfalls hochgeschraubt wurde auch der Preis: von seinerzeit 4750 Euro für die A4 auf nun 6900 Euro – wobei es sich laut Valvet wohlgemerkt um einen Einführungspreis handelt.
Grundsätzlich bin ich nicht ohne Skepsis, wenn überarbeitete „Mk2“-Varianten von Komponenten oder Lautsprechern auf den Markt kommen. Nicht selten sind die im Marketing versprochenen Verbesserungen eher minimal, und es scheint, als wolle der eine oder andere Hersteller mit solchen Folgeprodukten entweder den Anschein fortwährender Betriebsamkeit erwecken oder auch – honi soit qui mal y pense – den einen oder anderen Extra-Euro Umsatz erwirtschaften.
Die gute Nachricht: Die Valvet-Monoblöcke sind tatsächlich noch einmal besser geworden! Und zwar so deutlich, dass mir auch der nicht unerhebliche Preisunterschied gerechtfertigt erscheint. Das betrifft drei Disziplinen: Erstens hat die Feinauflösung des Obertonbereichs merklich gewonnen – die je nach Anschlagort und -stärke leicht unterschiedlichen Obertonspektren eines Ridebeckens beispielsweise werden nun viel feiner herausgearbeitet. Bei der zarten Radiohead-Ballade „Sail To The Moon“ wähnt man sich als Zuhörer nun direkt an der Position des Schlagzeugers, so fein und klar werden die mal silbrig-metallischen, mal gülden-abgedunkelten Beckenklänge hörbar. Ebenfalls noch einmal stärker ist die Räumlichkeit. Die Ortbarkeit der Klangquellen in den „hinteren Ecken“ hat sich verbessert, aber auch noch einmal die Mikropräzision in der Ebene: Um bei dem Schlagzeugbeispiel zu bleiben – es erscheint tatsächlich möglich, die Position des Drumsticks auf dem Becken genau zu lokalisieren. Frappierend!
Und zu guter Letzt haben die Valvet-Monoblöcke noch einmal an Antrittsgeschwindigkeit gewonnen, also an der Fähigkeit, aus der völligen Ruhe heraus erstaunliche Kräfte zu mobilisieren, ohne dabei einzuengen, zu komprimieren oder zu zerren. Schön zu hören ist das bei dem Talk-Talk-Klassiker „Chameleon Day“: Genau in der Mitte dieses eh schon recht leisen und zarten Songs wird es einen Moment lang ganz still – und dann bricht es aus dem Sänger Mark Hollis mit maximaler Inbrunst heraus: „Breathe on me – eclipse my mind!“ wehklagt er – und wer an dieser Stelle über die Valvet-Monoblöcke ob ihrer Schubfähigkeit, Transparenz und Klarheit keine Gänsehaut bekommt, der muss sofort zum Arzt. Fazit: Valvet hat es geschafft, ein ohnehin gutes Produkt noch einmal deutlich zu verbessern. Glückwunsch!
Valvet A4e Monoendstufen
Paarpreis: 6900 €