Pro-Ject Phono Box DS2 USB – Phonoentzerrer mit A/D-Wandler
Mit Pro-Ject lassen sich leicht Schallplatten digital konservieren.
Fotografie: Ingo Schulz
Die digitale Konservierung von Schallplatten war mir bislang ein böhmisches Dorf. Meinen Laptop in ein Tonstudio verwandeln – das schien viel zu kompliziert. Doch seit dem Eintreffen der Phono Box DS2 USB in Verbindung mit dem Open-Source-Programm Audacity macht es mir sogar Spaß, die laufenden Scheiben quasi nebenbei auf die Festplatte zu überspielen. Nach kurzer Beschäftigung mit den korrekten Einstellungen sind selbst Laien dazu in der Lage, einwandfreie Konserven ihrer Lieblingsscheiben zu erstellen. Dass die aus Österreich koordinierte Produktion in Tschechien sehr ordentliches Vinylequipment zu freundlichen Kursen baut, ist bekannt. Mit der DS2-Serie orientiert sich Pro-Ject offenkundig in Richtung Oberklasse. Sowohl klanglich wie verarbeitungstechnisch muss sich die Phono Box DS2 USB nicht hinter ihren Klassenkameraden der audiophilen Oberstufe verstecken. Mit ihrem Alugehäuse und den Holzwangen vermittelt sie einen nobleren Eindruck, als es das Preisschild vermuten lässt. Ausstattungsseitig räumt die Musterschülerin von Pro-Ject ohnehin alle für das Semester zu vergebenden Fleißkärtchen ab. Ob zwei Eingänge (jeweils MM- und MC-tauglich), komfortable Einstellungen sowohl der analogen – Impedanz und Kapazität – als auch der digitalen Parameter sowie deren Kontrolle über helle LEDs: Die Phono Box DS2 USB setzt den Maßstab für perfektes Handling. Für Besitzer anderer analoger Quellen wie Bandmaschinen (ein heißer neuer Trend) oder Kassetten (der nächste Hype, versprochen) steht ein zusätzlicher Line-Eingang bereit, damit die liebevoll gesammelten Tapes der Nachwelt in digitaler Form erhalten werden können.
Auch die inneren Werte überzeugen den, der sich die Mühe macht, den Aludeckel zu lüften. Ein Doppelmono-Aufbau garantiert höchste Kanaltrennung, und die digitale Abteilung mit laut Pro-Ject besonders rauscharmen Chips ermöglicht die Konservierung der gewünschten Aufnahmen im PCM-Format mit bis zu 24 Bit bei 192 Kilohertz, alternativ gerne auch DSD 128. Das digitalisierte Signal wandert dann entweder per USB auf den Rechner bzw. ein anderes Speichermedium oder über den optischen S/PDIF-Ausgang an einen D/A-Wandler.
Positiv fällt der fehlende Eigencharakter der Pro-Ject DS2 USB auf. Sie mischt sich nicht in die eigentümlichen Wesenszüge meiner beiden Plattenspieler und deren Tondosen ein und transportiert sie sogar zweifelsfrei zuordenbar auf die Festplatte. Auch als reine Vorstufe gehört die Phono Box DS2 USB zu den im besten Wortsinn neutral aufspielenden Vertretern ihrer Gattung. Dynamisch auf der agilen Seite operierend, verkneift sie sich Geschmacksverstärker und Füllstoffe – man bekommt genau das zu hören, was auf der Platte konserviert wurde, nicht mehr und nicht weniger. Anmachender oder groovender hat man Vinyl vielleicht schon genossen, ehrlicher und direkter aber möglicherweise nicht. Wobei „lebhaft“ und „unmittelbar“ auf keinen Fall mit „sezierend“ oder „übermäßig analytisch“ zu verwechseln ist. Das Wohlgefühl muss, wie bei ordentlichen Anlagen üblich, die Aufnahme liefern. Über klanglich weniger audiophiles Inventar der Plattensammlung freut man sich trotzdem, da man die eigenen Jugendsünden dem Nachwuchs auf CD brennen oder als komprimiertes Format im Auto mal so richtig laut drehen kann. Keep on rockinʼ, baby!
Pro-Ject Phono Box DS2 USB, Phonoentzerrer mit A/D-Wandler, Garantiezeit: 2 Jahre, Preis: 500 € (mit Holzwangen 600 €)