Electronica: Baron Retif & Concepcion Perez – L’Indien
Reggae, Dub, Funk, Soul – egal, wen interessieren Kategorien? Bereits der Opener „Blind Lemon“ auf der ersten Scheibe des bislang im Hintergrund agierenden französischen Produzentenduos Baron Retif & Concepcion Perez kommt mit einer geradezu unverschämten Lässigkeit daher, die allen Puristen einen ganz langen Mittelfinger zeigt. Kommen dann noch in weiteren Tracks Vocals hinzu, dann gilt es erst recht, sich komplett gechillt in ein schattiges Eckchen zu verziehen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen. Aufregung? Kennen wir nicht. L’indien rückt unsere Work-Life-Balance wieder gerade. Lustige Future-Sounds, wie wir sie auch von Mr. Oizo oder Daft Punk kennen, sparsam eingesetzt, lassen uns immer wieder ein Grinsen übers Gesicht huschen. Hoppla, im Titeltrack beschleunigen sich scheinbar die minimalistisch hingetupften Beats. Aber keine Angst, das war wohl eher ein Versehen. Mit hingehauchten Vocals geht es weiter, so verhuscht, dass man den eigentlichen zappeligen Beat darunter kaum spürt. Aber dennoch sei hier eine Warnung ausgesprochen: Das knapp elfminütige „Oranges“ zeigt, dass die Herren auch anders können: fett, schmutzig, dumpf. Aber nach den vorherigen 20 Minuten sind wir bereits so angenehm sediert, dass dies nun auch nicht mehr ins Gewicht fällt. Wir hören die Scheibe nochmal von vorne und freuen uns darüber, dass wir das Geld für dubiose Pillen und andere Stöffchen gespart haben, die eine ähnliche Wirkung ausüben.