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John Clellon Holmes – The Horn

Buchprüfung: John Clellon Holmes – The Horn

John Clellon Holmes – The Horn

Wer liest, hört besser

John Clellon Holmes – The Horn
John Clellon Holmes – The Horn

Lange vor der britischen Beat Music gab es die amerikanische Beat Poetry. Eine Hand voll junger Literaten verstand sich als Sprachrohr einer Nachkriegsgeneration ohne Ideale und Illusionen, einer „geschlagenen“ Generation: der „Beat Generation“. Dieser folgenschwere Ausdruck entstand im Gespräch zwischen Jack Kerouac und John Clellon Holmes, zwei Beat-Dichtern der ersten Stunde. Jack Kerouac wurde später neben Allen Ginsberg und William S. Burroughs zu einer Galionsfigur der Bewegung, sein Roman On The Road zu einem Kultbuch auch unter Fans des modernen Jazz. John Clellon Holmes dagegen blieb am Rand der Beat-Szene: zu klarsichtig, zu nüchtern, zu analytisch, um den Schwärmereien für Drogen, Zen-Weisheiten und andere Bewusstseins-Erweiterungen auf den Leim zu gehen. Schon fünf Jahre vor On The Road lieferte er mit Go, dem allerersten Beat-Roman, gleich schon die Diagnose der Beat-Bewegung mit.

John Clellon Holmes – Der Saxophonist
John Clellon Holmes – Der Saxophonist

Clellon Holmes’ zweiter Roman hieß The Horn (1958) und ist heute weitgehend vergessen. Dabei gehört er zu den besten literarischen Darstellungen der modernen Jazzszene. Dieses Buch verherrlicht nichts, es beschönigt nichts, es fängt einfach die Musikerszene hautnah ein – den schwarzen Slang, das Club-Ambiente, die täglichen Sorgen. Reale Vorbilder aus der Jazzwelt scheinen darin auf, Lester Young, Charlie Parker, Dizzy Gillespie, aber die Figuren tragen andere Namen, ihr Leben ist mit Fiktionen durchsetzt, als kämen sie aus einem Paralleluniversum des Jazz. Im Mittelpunkt des Romans steht das langsame Sterben eines Genies – ein Thema, das schon viele Literaten inspiriert hat: Kunst und Vergänglichkeit. Selten aber hat ein Buch dabei so nachdrücklich die Aporien des Künstlers berührt, den rätselhaften Kern des Jazz, diese seltsame Manie für eine Erleuchtung ohne Glamour, eine Tiefe ohne Kontemplation – diese unaussprechliche Wahrheitssuche, die aus einem Saxophon tönen kann, das umgeben ist nur von Drogen und Elend und Verzweiflung. John Clellon Holmes kommt dem Geheimnis des Jazz sehr nahe – vielleicht so nahe, wie man ihm überhaupt nur kommen kann. Eine deutsche Übersetzung (Der Saxophonist) erschien erst 1989 und ist antiquarisch noch zu haben. Es gilt: Lesen lehrt Hören.

 

 

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