Roisin Murphy – Hairless Toys
Ist das zweite Album tatsächlich das schwierigste, wie es immer heißt? Da mag etwas dran sein, aber der Blick auf die Pophistorie zeigt, dass es oftmals das dritte Album ist, das die größten Schwierigkeiten bereitet. Dies mag auch der Grund sein, warum man sechs lange Jahre auf ein neues Album Roisin Murphys warten musste.
Die Frontfrau des in den 90ern so erfolgreichen Elektrofrickelduos Moloko startete 2005 mit einem wunderbar schrägen wie intellektuell herausfordernden Album unter der Mentorschaft Matthew Herberts durch und setzte sich mit dem nachfolgenden Danceflooralbum Overpowered klug von diesem Überflieger-Erstling ab.
Umso gespannter durfte man jetzt sein, ob Roisin Murphy sich nach langen Jahren zu einer dialektischen Synthese der beiden ersten Alben entschließt oder erneut den Sprung in gänzlich andere Gefilde wagt. Schon beim ersten Hören von Hairless Toys fällt sofort auf, dass Murphy keinen der beiden Wege gewählt hat. Es scheint eher so, als habe es die beiden Vorgänger nicht gegeben, als habe sie aus ihrem unerschöpflichen Erfahrungsschatz der letzten 20 Jahre mit einem Fingerschnipp ein in sich geschlossenes Ganzes geschaffen, das ganz und gar nicht auf vergangene Alben verweisen will, weder mit Referenzen noch mit Ausschlüssen.
Man hört ein wunderbares Hybridalbum aus Analogem und Digitalem, aus Midtempo-Beats und Blues-Akkorden, aus Depression und Euphorie – immer zusammengehalten durch die nach wie vor unverwechselbare Stimme Roisin Murphys.