Wire World Gold Eclipse 7 + Platinum Eclipse 7 – Besser als der virtuelle Draht
Das ideale Verbindungskabel fügt, so sagt es die HiFi-Binsenweisheit, dem Signal nichts hinzu, belässt es in dem Zustand, in dem es aus der Quelle kommt.
Was einfach klingt, hat sich im Laufe der Geschichte hochwertiger Musikwiedergabe als hohe Kunst erwiesen, die manche Kabelhersteller mehr und manche weniger beherrschen. Ganz große Meisterschaft verrät die neue „Eclipse 7“-Serie der Kabelexperten von Wire World.
Neulich platzte mir fast der Kragen. Vielleicht sollte man das Lesen mancher Internet-Foren ja generell einstellen. Weil sich hier neben dezidierten Kennern und Könnern leider auch (zu) viele Leute tummeln, die ihr Halb- oder Nichtwissen zur allein selig machenden Religion zu erheben versuchen. Das postfaktische Zeitalter ist in manchem dieser Interessensgemeinschaften schon vor Jahrzehnten angebrochen.
In besagtem Forum drehte ein mit HiFi seit langem befasster und darob vergleichsweise selbstverliebter Zeitgenosse – wieder einmal – mit galligem Unterton die Gebetsmühle, Kabel würden nicht klingen, weshalb er schon seit vielen Jahren mit den Billigstrippen zufrieden sei, die den Geräten meist beiliegen. Wer gutes Geld für angeblich bessere Verbinder ausgebe, sei daher ein ausgemachter Dummkopf, der lediglich auf die Werbesprüche der Industrie hereingefallen sei.
Falsch. Grundfalsch. Freilich bringt ein Cinch- oder XLR-Kabel keinen Eigenklang mit. Die Frage muss eher lauten, wie viel der von der jeweiligen Quelle bereitgestellten Informationen unverfälscht am anderen Ende in der Verstärkereinheit ankommen, wie viel also das jeweilige Leiterkonstrukt verbiegt, verzerrt oder gar unterschlägt. Ein ungewolltes Mehr an einer, ein schmerzliches Weniger an einer anderen Stelle des Frequenzspektrums – das hat durchaus klangverändernde Wirkung. Und erwähnte Beipackstrippen gleichen oftmals einem ganz dünnen Flaschenhals, durch den irgendwie der halbe Weinkeller gepumpt werden soll – das kann eigentlich nur schiefgehen.
Maximale Qualität
Auf der sicheren Seite ist man mit der neuen Serie 7 von Wire World. Nähert sich Chefentwickler David Salz dem Thema doch streng wissenschaftlich und ohne Voodoo-Beigaben. Man muss die Kabel also weder vor der Benutzung mit aus dem Petersdom stammenden Weihwasser benetzen, noch sie in die Kältekammer eines befreundeten Automobilkonzerns bringen, wo das Kristallgitter den letzten Schliff in Sachen geometrische Ausrichtung bekommt. Bei Wire World heißt es nur: einstöpseln (wobei die vorzüglichen Stecker äußerst hilfreich sind), einschalten – und Musik in maximaler Qualität genießen.
Sein Kabeldesign nennt David Salz „DNA Helix“: Flache Leiterbahnen werden nach einem vorgegebenen Muster im Stil eines DNA-Strangs (Träger des menschlichen Erbguts) übereinander gestapelt und verdrillt. Das senkt die Induktion und kommt der Leitfähigkeit entgegen; Salz spricht vom „idealen“ – weil eng gekoppelten und parallel geführten – Signalweg, der ein deutliches Plus an Auflösung bringen soll.
High End ohne Halo-Schleier
Was zunächst nach einem vollmundigen Werbeslogan klingt, lässt sich beim Einsatz unter Realbedingungen schnell bestätigen. Und der Griff zur Wire-World-Toplinie der Serie 7 lohnt sich in praktisch allen „ernsthaften“ High-End-Klassen. Im FIDELITY-Hörraum nutzte ich zunächst das symmetrische „Gold Eclipse 7“, um den bekannt souveränen Universal-Silberscheibendreher T+A PDP 3000 HV mit der fantastisch klingenden Vor-Endstufen-Kombination Pre 60 und A60 von Primare zu verbandeln. Obwohl zuvor beileibe keine jener besagten Billig-Beipackstrippen Dienst getan hatte, war der Effekt, als zöge man einen dieser dicken, schwer brennbaren und zuverlässig blickdichten Bühnenvorhänge vor den Piega Coax 711 weg.
Das „Gold Eclipse 7“ sorgte – übrigens auf Anhieb ohne langwierige Einspielphase – für einen überaus deutlichen, mit praktisch jeder Art von Musik nachvollziehbaren Zugewinn an Raum und Klangfarben. Die virtuelle Bühne wurde breiter und auch deutlich tiefer, die Lautsprecher lösten sich gleichsam auf. Zugleich wurde die Ortbarkeit einzelner Schallereignisse deutlich präziser. Wer in einer Großstadt lebt und den Vollmond betrachtet, wird „dank“ des in den Megalopolen allgegenwärtigen Smogs bisweilen einen mehr oder weniger ausgeprägten Halo um den Erdtrabanten sehen: einen Dunstüberzug, der die Konturen verschwimmen lässt und den Mond größer, aber auch schwammiger erscheinen lässt. Dieser Effekt lässt sich akustisch auch in hochwertigen HiFi-Ketten wiederfinden, zumal dann, wenn jene Informationen auf der Strecke bleiben, die für den Raumeindruck von essentieller Bedeutung sind. Betraut man das Wire World „Gold Eclipse 7“ mit der Signalübertragung, dann verschwinden Schleier und Halos praktisch restlos.
Dahinter steckt ein gerüttelt Maß an überlegter Entwicklungsarbeit: Bei der Serie 7 hat David Salz ausgedehnte „Waveform Error“-Analysen unternommen: Die Kabel wurden mit unterschiedlich komplexen Signalen „gefüttert“, die Vorher-Nachher-Ergebnisse (die auch auf der Homepage www.wireworldcable.de nachzulesen sind) sprechen für sich: Es gibt weniger Überschwinger, weniger Verzerrungen, ganz einfach weniger signalfremden „Schmutz“, der die Wiedergabe beeinträchtigen könnte. David Salz spricht von „holografischer Wiedergabe“ und tatsächlich bekommen gute Aufnahmen eine verblüffend dreidimensionale Anmutung, eine Greifbarkeit, wie sie sich auch in höchstwertigen Anlagen nicht immer auf Anhieb einstellen mag. Der lobenswerte Wire World-Ansatz, dem Signal nichts hinzuzufügen und vor allem auch nichts wegzunehmen, geht in vollem Umfang auf.
Sphärenklänge
Ganz grundsätzlich ist man mit dem „Gold Eclipse 7“ für Preise ab 900 Euro für die Stereoverbindung (Längen ab einem halben Meter sind lieferbar) also schon hautnah am gefühlten Optimum. Warum es für Klang-Gourmets dennoch sinnvoll erscheint, nochmals rund 90 Prozent Aufpreis für die an der Spitze der Kabelfamilie thronende „Platinum Eclipse 7“-Modellreihe auszugeben? – Nun, im Vorfeld, ich muss es gestehen, rechnete ich mit einem zwar mehr oder weniger deutlich hörbaren, aber nicht überwältigenden Vorteil für die noch einmal optimierten Platinum-Versionen. Für den Vergleich zum „Gold Eclipse 7“ richtete ich mich auf langwierige Hörsessions mit der fantastischen Kombination aus Primare, Piega und T+A ein, um die vermuteten marginalen Unterschiede zu konkretisieren.
Doch es kam alles ganz anders! Denn das „Platinum Eclipse 7“ verkörpert einen angesichts der fulminanten Leistungen des „kleinen Bruders“ kaum glaublichen Sprung nach vorne. Im Anschluss an den Kabeltausch ging mein irritierter Blick zunächst zum dezibelgenauen Lautstärke-Regler der Primare Pre 60 – doch hier war nichts verstellt, die Grundlage für korrekte Testergebnisse also nach wie vor gegeben. Dennoch war das musikalische Geschehen gefühlt näher an den Hörplatz herangerückt, der virtuelle Raum noch einmal vergrößert, die Konturen von Instrumenten und Sängern in angenehmer, niemals übertrieben wirkender Manier nachgeschärft. Gerade so, als gäbe es irgendwo in der Anlage einen versteckten Drehknopf mit der Aufschrift „Präsenz“, den jemand beherzt aufgedreht hatte, während ich mit dem Wechsel der – mechanisch angenehm stabil wirkenden und extrem sauber verarbeiteten – XLR-Kabel beschäftigt war. David Salz gesteht dem „Platinum Eclipse 7“ in der Wire World-Kabelfamilie Referenzstatus zu – und dieses Prädikat erscheint nicht übertrieben.
Musik ab!
Der SACD- und CD-Stapel neben dem Player wurde im Lauf der Hörsession immer größer, weil viele Aufnahmen, die ich gut zu kennen glaubte, mit den Topkabeln von Wire World völlig neue Facetten offenbarten. Und dabei war es völlig egal, ob das in Alte-Musik-Kreisen bestens beleumundete Ensemble „Gli Angeli Geneve“ sich mit deutschen Barockkantaten auseinander setzt (auf Sony Classical) oder das skandinavische Popsternchen Marit Larsen über das Problem nachsinnt, wie man den von ferne Geliebten mit einem einschmeichelnden Song einfängt.
Der Zauber der Wire-World-„Siebener“ funktioniert sogar bei aufnahmetechnisch eher mäßigen Produktionen, deren Schwächen nicht verschwiegen, aber auch nicht vorgeführt werden. Hat sich die Crew im Tonstudio oder live „on location“ Mühe gegeben, dann reichen „Gold Eclipse 7“ und „Platinum Eclipse 7“ diese akustischen Leckereien unverzüglich an den Hörer weiter. Beide Kabel sorgen für ein homogenes, mit viel Sorgfalt ausbalanciertes Klangbild, in dem kein Frequenzbereich vorlaut wird, wenn er das nicht darf.
Ein sehr plastisches Beispiel ist die CD Soleil (Sonne), die von der französischen Sängerin Dany Tollemer zusammen mit dem Bassisten Lutz Mays eingespielt wurde (Brokensilence Records/Beste Unterhaltung). Die Reduktion auf zwei höchst unterschiedliche Musikgefährten war aufnahmetechnisch nicht ohne: hier der jungmädchenhafte Pop-Sopran der quirlig exaltierten Künstlerin, dort der als Melodie-Instrument genutzte Fünfsaiter-Bass, den Lutz J. Mays so virtuos wie eine Stromgitarre zu spielen versteht. Schon mit dem „Gold Eclipse 7“ sieht man quasi das Kolophonium stauben und die Saiten gegen das Griffbrett schnalzen – toll! Doch das „Platinum Eclipse 7“ sattelt glatt noch eins drauf und lässt mich beinahe das Lächeln Danys in witzigen Nummern wie dem zweisprachigen Titelsong des Albums sehen. Allemal riesig ist die Palette der Valeurs in Stimme und Bass.
Ich bleibe im Genre und lege die Kompilation Songpoeten (Literatur Spiegel/Sony Music) der deutschen Chansonette Annett Louisan auf. Mit den Wire-World-Kabeln offenbart sich, dass bei dieser Produktion ausgetretene Pop-Pfade konsequent verlassen wurden. Seit „Das Spiel“ steht die kleine blonde Sängerin mit der markanten Stimme für Texte mit Tiefgang, in ohrwurmige Melodien gegossen, für die mit Frank Ramond ein echter Könner seines Fachs verantwortlich zeichnet. Nach den anderswo zelebrierten Kompressor- und Enhancer-Orgien sucht man hier vergebens, in sparsamen Arrangements steht Annett Louisans beinahe kindliche Ausnahmestimme im Vordergrund. Mit der „Serie 7“ von Wire World wird daraus Genuss pur, wärmender Stoff nicht nur für eisige Winterabende.
Für welches der Edelmetalle man sich am Ende entscheidet, ob Gold oder Platin, hat nicht nur mit dem Geldbeutel, sondern auch und vor allem mit dem persönlichen Anspruch zu tun – für musikalische Höhenflüge sind beide eine nicht zu toppende Wahl!
Wire World Gold Eclipse 7 / Platinum Eclipse 7
Aufbau: Quad DNA Helix / Quad DNA Helix
Leitermaterial: 19ga OCC-Reinsilber / 17ga OCC-Reinsilber (Ono Continous Cast)
Isolierung: Composilex2 / Composilex2
Stecker: Silver Tube / Silver Tube Carbon
Kontaktflächen: silberplattiert / silberplattiert
Standardlängen: 0,5/1,0/1,5/2,0/3,0/6,0 m
Preise: ab 900€ / ab 1700 €
Phonar Akustik GmbH
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