Slowfox – The Wood
Manche Leute haben sechs Sport-Cabriolets in der Garage, andere 200 Paar Schuhe im Schrank. Der Spleen von Sebastian Gramss ist: Er sammelt Bandprojekte. Seit mehr als 20 Jahren leitet der Bassist das Quintett Underkarl, er ist daneben Chef des Trios Fossile 3, spielt Duos mit Lömsch Lehmann oder Leonhard Huhn, entwickelte das Multi-Projektkonzept „Makropolyphonie“, wirkt in Formationen wie oirTrio und Das Mollsche Gesetz mit und hat außerdem etliche größere und kleinere Bass-Ensembles ins Leben gerufen, darunter Bassmasse, Basz, Double The Double Bass, Multibass Orchester 4 und Thinking Of. Für Slowfox, seine neueste Band, hat sich Gramss nun mit dem neuseeländischen Altsaxofonisten Hayden Chisholm und dem österreichischen Pianisten Philip Zoubek zusammengetan. Diese drei Feinmechaniker der Jazzfantasie präsentieren auf ihrem Debütalbum eine Suite, inspiriert von einem Gedicht des Pulitzer-Preisträgers Robert Frost (1874–1963). Und wieder einmal beweist sich Projekt-Profi Gramss hier als unermüdlicher Erfinder thematischer Miniaturen. Jedes der 14 Kurzstücke ist eine fragile Klangplastik, pendelnd zwischen schnellfüßigem Drive und freier Nachdenklichkeit, ein kleines Rätselbild, in dem man, wenn man will, den Niederschlag der ganzen Jazzgeschichte entdecken kann: den Tonfall Ellingtons, die Geste des Free Jazz, das Momentum des Bebop, das Mysterium des Cool Jazz. Eine sehr gegenwärtige Souveränität weht durch diese Musik, ein ganz eigenes Timing, eine wunderbar bewusste Ästhetik. Und mehr als nur ein Hauch von Größe.