Ernest Ansermet, Orchestre de la Suisse Romande – Stravinsky: Symphony in C, Symphony in 3 Movements
Manchmal muss es nur rummsen. Dann ist es gut, die passenden Platten griffbereit zu haben. Stravinsky kommt immer gut, sein Sacre du printemps ist der prototypische Klassik-Kracher, unabhängig von der Interpretation – Hauptsache der Sound stimmt. Wem das „Frühlingsopfer“ zu abgelutscht ist, der sollte die Gelegenheit nutzen und mit dem Speakers-Corner-Reissue von Decca SXL 2237 die Symphonie in C-Dur und die Symphonie in drei Sätzen des Russen entdecken. Hier rumpeln die Bässe, die Pauke donnert, der virtuelle Stereoraum ist erfüllt von fantastisch präsent eingefangenen Streichern und Bläsern, wie es sie in dieser Knackigkeit digital selten zu erleben gibt. Wieder eine dieser Wiederauflagen, bei deren Anhören man sich fragt, warum moderner digitaler Orchestersound so oft zwar weit und tief und blitzblank daherkommt, gleichzeitig aber die direkt ansprechende Griffigkeit von 50 Jahre alter Aufnahmetechnik vermissen lässt. Für den Einsatz als audiophile Demo-LP sei übrigens explizit die B-Seite mit der musikalisch pointenreichen, Soundtrack-nah angelegten Sinfonie in drei Sätzen empfohlen. Womit wir bei der Interpretation wären, und damit einmal mehr bei der Tatsache, dass das Orchestre de la Suisse Romande unter der Leitung von Ernest Ansermet, seinen zahlreichen hochgelobten Aufnahmen zum Trotz, kein Weltklasse-Ensemble war (und ist). Besonders in der C-Dur-Sinfonie fallen Timing-Schwächen auf, stellt sich kein zwingender Fluss ein. Auch der bisweilen dünne Holzbläser-Ton kann heutige Ohren nicht entzücken. Davon abgesehen aber: ein Klassik-Soundspektakel erster Güte!