Brandneue ELAC-Manufaktur an historischer Stätte
Einladung zum 90. Geburtstag: Wir besuchen ELAC in Kiel, feiern den Wandel und eine neue Wirkungsstätte
Ein Event in vier Akten
1. Akt
Historie, Jetztzeit, Zukunft
Im Wissenschaftspark Kiel. Bevor der ELAC-Chef selbst das Wort ergreift, lässt Gunter Kürten per Videoclip einen prominenten Kollegen jubelnd über die Leinwand hüpfen, der schließlich völlig atemlos ausruft: „I – love – this – company!“
Auch wenn es im Videoclip um eine ganz andere Firma geht: Treffender hätte Gunter Kürten, seit 2014 bei ELAC an der Spitze, sein Grundgefühl nicht ausdrücken können. Der bestens gelaunte CEO präsentiert sodann in einem kurzweiligen Rückblick das Kieler Unternehmen: Start als Echolot- und Nautik-Fabrikant im Jahre 1926, „goldene Zeiten“ mit bis zu 5000 Mitarbeitern, erst bittere, dann prosperierende Nachkriegsjahre, in denen ELAC „Konsumgüter“ (Radios für Siemens) fertigt und mit ersten Plattenspielern die Grundlage für das heutige HiFi-Segment legt. In den 1980ern Insolvenz und endgültige Aufspaltung von Audio- und Nautik-Sparte. In den 1990ern Siegeszug der CD und Krise des Analogspezialisten. ELAC, einst Marktführer bei hochwertigen Plattenspielern, stellt seine Analogprodukte ein, spezialisiert sich auf innovative Lautsprecher und kümmert sich – nach einer konsequenten Neuausrichtung – auch um neue Digitalmedien.
Gunter Kürten verkündet für die Jetztzeit die geschäftliche Übernahme des Digital- und Verstärkerelektronik-Spezialisten Audio Alchemy, womit sein Unternehmen (wieder) zum Vollsortimenter wird. Auch der neue, Aufsehen erregende Plattenspieler Miracord 90 ist ein weiterer Schritt, um Historie und Zukunft von ELAC miteinander zu verknüpfen. ELACs eigener US-Vertrieb und zahlreiche Distributoren operieren weltweit erfolgreich, einige Spitzenkräfte werden auf dieser Veranstaltung mit teils originellen Awards ausgezeichnet.
Die Krönung der Umstrukturierung und Neuausrichtung von ELAC ist jedoch, dass die runderneuerte Manufaktur mit seinem 50-köpfigen und „höchst motivierten Team“ in ein komplett überarbeitetes Gebäude eingezogen ist. Es steht exakt an der Stelle, wo früher schon das ELAC-Headquarter stand. Bevor wir aber die neue Firmenzentrale feierlich besichtigen, überreicht Gunter Kürten dem Kieler Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer noch einen fetten Scheck für die Aktion „Mach MitTag“, die sich um gesunde Ernährung von sozial benachteiligten Kindern kümmert. Die Summe ist der Erlös des ersten Lautsprecherpaares, das in der neuen Manufaktur gefertigt und dann versteigert wurde. Tue Gutes und sprich darüber? Na klar. ELAC kennt sich aus mit guten Dingen.
2. Akt
Die neue Firmenzentrale
Schick, modern und sehr einladend sieht sie aus, die neue Firmenzentrale von ELAC. Nach 30 Jahren in fremden Gebäuden agiert das Team nun endlich wieder in eigenen Gemäuern, mitten im Wissenschaftspark Kiel gelegen. Im Eingangsbereich der insgesamt rund 800 Quadratmeter großen Räumlichkeiten – gleich neben der brandneuen Kantine im modernen Rustikalstil – fällt ein „gerundeter“ Block auf, darin befindet sich das neue Vorführstudio. Dazu gleich mehr. Ein Rundgang durch die sympathisch offene Industriearchitektur offenbart unter anderem einen zentralen, hallenähnlichen „Hauptverkehrsraum“ mit einem stattlichen Kaffeetresen in der Mitte (an dem heute nicht nur Kaffee ausgeschenkt wird). Zu allen Seiten des Hauptraums bieten große Fensterflächen Einblicke in die seitlich gelegenen Büros. In etlichen Ecken und Winkeln, vor allem aber in den gut beleuchteten Vitrinen im Eingangsbereich sind historische ELAC-Ausstellungsstücke zum Anschmachten aufgestellt. Herrlich.
3. Akt
Die Manufaktur
Die eigentliche Manufaktur befindet sich im hinteren Teil der ELAC-Firmenzentrale. Ganz in nüchtern-weißes Licht getaucht, werden hier die sehenswerten High-End-Lautsprecher montiert, gemessen und reisefertig gemacht. Aber auch die berühmten „Jet“-Hochtöner mit gefalteter Membran entstehen hier. Die Edelversionen des Air-Motion-Transformers veredeln ja nicht nur die hauseigenen Lautsprecher, teils mit sensationellen Koaxialmembranen, sie werden auch in einer speziellen Leichtvariante von Burmester geordert, um damit Porsches auszustatten. Nebenan warten die vergleichweise dicken, pilzartigen „4Pi-Hochtöner“ von ELAC bereits in Doppelreihen, farbig sortiert, auf ihren weiteren Einsatz.
Die Werkhalle präsentiert sich wohlorganisiert und -strukturiert. In der brandneuen Manufaktur gibt es zahlreiche Messplätze und -kabinen und flexible Werkplätze zur Serienfertigung. Dennoch ist reichlich Handwerkskunst gefragt, um eine ständige optische Werkstoffkontrolle und die obligatorischen Technik-Checks zu ergänzen. ELAC ist, so Werkstattleiter Thomas Werner, traditionell sehr streng mit allem, was Qualitätsprüfung betrifft. Bevor irgendein „B-Modell“ die Manufaktur verlassen kann, misst und prüft man in Kiel lieber drei- als zweimal und vergleicht jedes frisch vom Band entlassene Werkstück mit der jeweiligen hauseigenen „1. Abhörreferenz“. Darauf sind dann informative Aufkleber wie „Diese Box darf die Firma ELAC nicht verlassen!“ zu lesen, in besonderen Fällen auch „Verstellung??“ – falls es sich nämlich um ein größeres Modell wie die FS 507 P1 handelt, bei dem der Koaxial-Treiber auf der Front mit einer großen Rändelschraube justiert werden kann.
Wie sich so etwas klanglich auswirkt, schauen wir uns, nein: hören wir uns jetzt im neuen Vorführstudio an.
4. Akt
Das Vorführstudio
Von der gediegenen Empfangshalle mit viel Holz und Glas wechseln wir nun in ein pinkes und weißes Lichtstudio. So zumindest wirkt das Vorführstudio auf den ersten Blick. Der Raum kommt ohne Tageslicht aus und hätte sicherlich auch bei den Dreharbeiten zu „Men In Black“ eine gute Location abgegeben. Doch nicht das dickflorige Fellsofa und die Designerbeleuchtung, nein, die Lautsprecher und der Plattenspieler ziehen hier alle Blicke auf sich: Concentro heißen ELACs neue Flaggschiff-Schallwandler. Wie futuristische Zwillinge dominieren sie optisch den akustisch schon präparierten, allerdings noch nicht endgültig feinabgestimmten Raum.
Doch auch der Plattenspieler Miracord 90 hat angesichts der optisch durchaus dominanten Burmester-Elektronik und den Concentros noch gute Chancen auf Wahrnehmung, selbst in einer weniger poppigen Lackierung. Und mit dem Plattenspieler beginnt dann auch die Hörsession. Ein „Experte“ aus dem Digital-Umfeld wundert sich danach über den „rauscharmen Tonabnehmer“ und das „fehlende Knacksen“ und freut sich über die großartige Performance der analogen Kette. Zum Glück ist die wohl unvermeidliche Diana Krall zur Abwechslung mit einem rasanten Jump&Jive-Titel zu hören. Und es klingt in der Tat sehr, sehr gut – ein Eindruck, den der Wechsel zum ELAC-Musicserver am Burmester-DAC noch bestätigt, wenngleich mit einem etwas kühleren Timbre.
Ja, es macht wirklich Spaß, den versammelten ELAC-Schätzchen zuzuhören. Selbst die nachfolgenden Erläuterungen der Chefentwickler zu Technikfragen sind kurzweilig. Später versucht eine offenbar enthusiasmierte Dame, die weiß-schwarze Concentro sanft zu umarmen, was angesichts der stattlichen Dimensionen aber nicht so ganz gelingen will. Wenigstens zum Streicheln der handschmeichlerischen Formen und Materialien reicht es dann aber doch. Und die empfindlichen Treiber bleiben trotz inniger Liebesbekundung unversehrt.
Fazit:
Mit der neuen Firmenzentrale an historischer Stätte hat sich ELAC zum 90. Geburtagstag in idealer Weise selbst beschenkt. FIDELITY wünscht dem Audio-Unternehmen mit der großen Historie, dass dieser Schwung und Elan sich auch langfristig in innovativen High-End-Produkten manifestieren möge. Die aktuellen Entwicklungen sind jedenfalls äußerst vielversprechend und stoßen bei FIDELITY auf sehr positive Resonanz. Und das Team um Gunter Kürten scheint in den neuen, teils spektakulären Räumlichkeiten motivierter denn je und fest entschlossen, die neuen Erfolge auch kraftvoll fortzuführen. FIDELITY freut sich schon auf kommende Sensationen aus dem erfrischten Hause ELAC.