The Notwist – Close To The Glass
Welche Erwartungen hat weckt das neue Album einer Band, die sich seit 24 Jahren permanent neu erfindet? Von den krachigen Erstlingen Notwist und Nook, in denen Metal-Anklänge auf zarte Melodiefetzen treffen, über zunehmend elektronifizierte Alben (12 und Shrink) bis hin zu Neon Golden und The Devil, You and Me, in denen melancholische Klanglandschaften sich mit vorwärtstreibender Gitarrenarbeit à la New Order vereinen – kaum eine andere Band hat von Album zu Album so wohldosiert Altes zerstört und Neuem Raum geschaffen wie The Notwist. Nun also Close To The Glass, zugleich logische Fortführung des bisherigen Schaffens und retrospektive Werkschau, trotzdem aber zu keiner Zeit vorhersehbar. Es gibt bis aufs nackte Gerippe heruntergebrochene Songs wie den Opener „Signals“, der mit düster-verhallten Sequenzertönen verstört, die sich peu à peu mit einem langsam-schleppenden Beat verzahnen – oder den Titelsong, der manisch-treibende, verkopfte Beats mit verstimmten Keyboardflächen kontrastiert. Es gibt aber auch das geradlinig voranpreschende „Kong“, das synkopisch-vertrackte „Into Another Tune“, die nahtlos an das Instrumentalstück „12“ vom gleichnamigen Album anknüpfen – und ausladende, sinistre Ambient-Tracks wie „Lineri“. Close To The Glass bietet einen umfassenden Einblick in den Weilheimer Mikrokosmos – und stellt gleichzeitig die Basis für Live-Improvisationen dar. Denn das ist das Schöne bei The Notwist: Auf der Bühne verschmelzen noch die unvereinbarsten Klangwelten zu einem berückenden Erlebnis.