Dogma #3 – The Shostakovich Album
Label: Berthold/Dabringhaus & Grimm
Format: SACD
Dmitri Schostakowitsch fiel das Komponieren leicht, ständig schien ihm ein kleines Vögelchen im Kopf gassenhauerische Melodien vorzupfeifen. So entstanden fast nebenbei auch die 24 Präludien op. 34 (für Klavier), in denen der Komponist vertraute musikalische Klischees komisch verwurstet. Die Würde der Wiener Klassik, zur Schau gestellte Virtuosität, martialische Gestik, triviale Schwärmerei, Gypsymusik, auch der Tonfall Prokofiews: All das scheint hier abwechselnd anzuklingen, wild verfremdet durch Schostakowitschs typische Chromatismen. Ein schrill schillerndes Humor-Werk, das schon 1933 ein großer Publikumserfolg war und später manche Bearbeitung erlebte. Die Version für Streichorchester, die Grigory Korchmar (1990) lässt diese Musik noch mehr nach Schostakowitsch klingen, schafft aber auch viele neue satirische Bezüge zu Klischees im orchestralen und geigerischen Bereich. Den tragisch-expressiven Kontrapunkt zu den Präludien bildet das berühmte Achte Streichquartett von 1960, mit dem der Komponist nicht nur das „Böse“ abhandelte (vor allem Faschismus, Stalinismus, Holocaust und Krieg), sondern auch sich selbst ein Denkmal setzen wollte. Drei der fünf Sätze sind mit „Largo“ überschrieben. Die Streichorchester-Version betont die Abgründe, die Ausbrüche, die Extreme dieser außergewöhnlichen Musik. Damit macht das dogma chamber orchestra, 2004 von Mikhail Gurewitsch gegründet, seinem Namen alle Ehre. Schließlich wurde es nach dem „Dogma 95“ der Filmemacher um Lars von Trier benannt: Es geht hier ums Ungeschönte, Direkte, Wahrhaftige – gegen Kommerz und bloßen Effekt.