Chad L. Hoopes, Kristjan Järvi, MDR Radio Sinfonieorchester Leipzig
Felix Mendelssohn Bartholdy, John Adams – Violinkonzerte
Label: Naive Classique
Format: CD
Eigentlich eine bestechende Idee: Ein Violinkonzert des Klassik-Mainstreams wird mit einer zeitgenössischen Komposition gekoppelt – das Violinkonzert von Mendelssohn mit dem Violinkonzert von Adams. Betrachtet man die Länge der Konzerte, mutiert das Adams-Konzert sogar zum Hauptwerk dieser CD. So weit, so spannend. Also überspringt man kurzerhand den Mendelssohn und widmet sich gleich dem Adams-Konzert aus dem Jahr 1994. John Adams wird fälschlicherweise immer der Minimal Music zugerechnet, was vor allem seinen additiven Rhythmen geschuldet ist. Allerdings geht es ihm weniger um komplexe Rhythmik, als um spezielle melodische Strukturen. Und hier offenbart sich schon das erste Problem dieser Veröffentlichung, ist Adams‘ Werk doch sehr gefällig, ja kurz davor, Easy-Listening-Charakter für sich zu beanspruchen. Insofern ist das aparte Experiment der Werkkopplung leider gescheitert. Bleibt noch das Mendelssohn-Konzert, das aber auch zu einer Enttäuschung gerät. Zwar geht der erst 20-jährige Hoopes recht zügig und unprätentiös auf das Werk los, doch bald fallen unangenehme, weil unnötige Manierismen auf. Hoopes traut den musikalischen Phrasen nicht und muss immer wieder deren Enden mit einem aufgedrückten Vibrato betonen. Zu allem musikalischen Unglück können auch die MDR-Sinfoniker unter Kristjan Järvi nicht wirklich Zielführendes zu dieser Aufnahme beitragen. Zu uninspiriert, zu wenig an Artikulation und Klangrede bei Mendelssohn, dafür zu viel an rhythmischer Unsicherheit bei Adams – so ist die Aufnahme auch nicht mehr zu retten.