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Eversolo DMP-A8

Eversolo DMP-A8

Einmal alles

Eversolo DMP-A8

Die neue Referenzklasse: Dieser digitale Alleskönner könnte die Oberklasse das Fürchten lehren. Er kommt aus Shenzhen, kostet nicht die Welt – und zeigt sie in einem neuen Glanz.

Eversolo DMP-A8

In aller Kürze:
Von Streamingdienst bis Netzwerkspeicher: Der Eversolo DMP-A8 kann nicht nur alles, sondern das auch noch in einer beeindruckenden Klangqualität.

Eversolo DMP-A8


Als Journalist nähert man sich – so schreibt es das Berufsethos vor – mit Grundskepsis, schonungslos hinterfragend und unter Einhaltung eines niemals zu unterschreitenden Mindestabstands dem Berichterstattungsgegenstand. Ein Audiokomponentenrezensent darf sich nie mit einem Gerät gemeinmachen, und sei es auch noch so gut, so lautet ja die eherne Regel. Also: Worüber wird heute zu richten sein? Ein Streamer? Ein DAC? Ein Digital-Audio-Player, eine Streaming-Bridge, eine Filterbank, eine Vorstufe?

All das, genau. Es ist der DMP-A8 von Eversolo, einer dieser Musikwiedergabecomputer, die alles können. Und bevor der erste Ton erklingt, läuten längst die Alarmglocken: Ein Gerät, das so viel kann, kann am Ende nichts richtig. Der DMP-A8 kostet rund 2000 Euro, würde man den Funktionsumfang durch eine Kette spezialisierter Einzelkomponenten ansatzweise nachbilden, müsste man ein Vielfaches ausgeben. Skepsis scheint also angebracht. Spoiler alert: Das neue Flaggschiff von Eversolo spielt alles an die Wand – Mitbewerber im Preissegment, aber auch eine ganze Menge aus völlig anderen Ligen.

Eversolo DMP-A8
Der Eversolo DMP-A8 folgt dem bei dieser Gerätegattung gängigen Schema: Ein großes Touch-Zentraldisplay erlaubt eine übersichtliche Menüführung – nachdem man sich an semantische Eigentümlichkeiten wie die Unterscheidung zwischen „Musik“ und „Streaming“ gewöhnt hat. Die wichtigsten Menüpunkte sind einfach navigierbar, über die kleinen Icons unten links auf dem Display oder (besser) per App lassen sich auch komplexere Funktionen wie etwa parametrische Equalizer aufrufen. Die Navigation geht angenehm verzögerungsfrei von der Hand.

Ein wenig war das zu ahnen, denn Eversolo ist zwar noch kein ganz so traditionsreicher Hersteller, dem aber unlängst mit dem Vorgängergerät, dem DMP-A6, eine Art Hype gelang, insbesondere in der aufgebohrten „Master Edition“. Hinter der Marke steckt der Hersteller Zidoo aus dem chinesischen Shen­zhen, der seit zehn Jahren mit Android-Playern in Multikern-Architekturen für das Heimkino unterwegs ist. Das dortige Entwicklungspersonal dürfte also schon so manche Codec-Hölle durchlitten und durchschritten haben, die Welt des Audios sollte vergleichsweise eine Art Spaziergang sein. Da schreibt sich ein Android-Workaround, sodass man auch Apple Music per auf dem Gerät zu installierender App nutzen kann, von leichter Hand. Mit Eversolo hat man sich nun ein Standbein im Audio-Markt zugelegt – ein Engagement, das man sehr ernst meint, denn der A8 ist eine ziemliche Kampfansage.

Dass für die europäische Kundschaft der Pappkarton als Umverpackung bereits ein entscheidendes Qualitätskriterium ist, hat man in China inzwischen verstanden. So liegt in der Wellpappe ein schmuckes schwarzes Schächtelchen. Die Verpackungs-Inlays, die den A8 gegen das Verrutschen sichern, können ihre Provenienz allerdings nicht verbergen: Das ist pures Plastik.

Eversolo DMP-A8
Die Rückansicht zeigt ein voll ausstaffiertes Anschlussfeld: Analog geht es jeweils einmal per RCA und einmal per XLR rein und raus, dazu gibt es sechs Digitaleingänge inklusive USB und HDMI ARC. Die digitalen Ausgänge erlauben eine Nutzung als reine Streaming-Bridge. Neben Toslink und Coax beherrscht der DMP-A8 auch I2S über HDMI – wie üblich setzt das jedoch ein Partnergerät voraus, das hier dieselbe Pin-Belegung nutzt.

An der Komponente selbst gibt es nicht viel zu bestaunen: Seitlich gibt es recht elegant ins Gehäuse integrierte Kühlrippen, rückseitig stehen ausreichend Anschlüsse zur Verfügung: Digital rein geht es optisch (2 x) oder koaxial (2 x), digital raus geht es optisch, koaxial, per USB. Per I2S-Anbindung lässt sich ein DAC mit einem entsprechenden Eingang anschließen, ein HDMI-ARC-Eingang erlaubt auch den Anschluss einer audiovisuellen Quelle. Die analogen Ein- und Ausgänge sind jeweils als XLR und RCA realisiert. Drei Stummelantennen verbinden den A8 mit dem Heimnetzwerk respektive Bluetooth-Geräten, LAN gibt es über eine RJ45-Buchse. An der Geräteunterseite befindet sich ein SSD-Slot, der Karten mit bis zu vier Terabyte aufnimmt.

Christoph Zingel vom Vertrieb audioNEXT hat ein Gerät mit einer Glasscheibenab­de­ckung. Was er da sieht, fasst er als „piekfeinen Schaltungsaufbau“ zusammen: „Mit den Wandlern hat man ganz oben ins Regal gegriffen, von der Lautstärkeregelung bis zur Stromversorgung wurde nicht gespart.“ Und so rechnet und rechnet und rechnet ein ARM Cortex-A55 Quad Core, dem vier Gigabyte DDR4 als RAM und 32 Gigabyte eMMC als Flash zur Verfügung stehen (was ja reichen dürfte). Wandlerseitig verrichten ICs des japanischen Herstellers AKM ihr Werk. Die unter der Bezeichnung „Velvet Sound|VE­RITA“ vermarkteten Chips AK4499EX und AK4191EQ sollen das Signal-Rausch-Verhältnis im analogen Output verbessern. Der AK4191EQ trennt dabei den analogen und digitalen Teil der Taktung vollständig, der AK4191EX ist für den digitalen Teil zuständig und verfügt über einen eingebauten Filter. AKM-DACs gelten als – man verzeihe mir den Ausdruck – etwas „wärmer“ als beispielsweise ESS-Wandler. Strom gibt es gleich zweimal, denn das System und der Audioschaltkreis werden getrennt voneinander beliefert. Ein Schaltnetzteil versorgt die Rechentechnik, ein mehrfach gewickelter Ringkerntrafo beschickt die analogen Schaltkreise.

Eversolo DMP-A8

Nach dem Boot-Vorgang muss man sich zunächst ein wenig zurechtfinden: Auf dem Touchscreen-Display erscheint eine Reihe von Icons, mit denen man sich für „Music“ oder „Streaming“ entscheiden kann. Daneben gibt es Zugriff auf den Dateimanager, die Quellen sowie eine ganze Reihe von Settings, mit denen man das Gerät administriert, Bildschirmschoner einstellt und auch kompliziertere Operationen wie den Dateitransfer zwischen Geräten ausführen kann.

Kleiner dargestellt sind die Zugriffsmöglichkeiten auf DSP-Konfiguration, EQ-Profile und ein etwaig angeschlossenes CD-Laufwerk. Man kann die gesamte Bedienung auch über die App vornehmen, was einfacher ist. Aber 15-bändige Grafik-EQs von 25 Hertz bis 16 Kilohertz auf Touchscreens einzustellen, das ist und bleibt nun mal etwas für die einsamen Momente des Lebens.

Der DMP-A8 lässt sich aber durchaus schnell in den Normalbetrieb bringen (was sich angesichts der zu vermeidenden Möglichkeiten, auch noch an Kompressor, Loudness und Delay herumzufummeln, ganz sicher empfiehlt). Und dann gibt es eigentlich nur noch Klang. Und der ist sensationell, so sensationell, dass man mit dem A8 regelrecht auf audiophile Entdeckungsreisen gehen kann.

Zum Beispiel kann er helfen, eines der größten musikalischen Rätsel zu lösen: Einem Großteil der Weltbevölkerung erschließt sich der Reiz der Produktionen von Taylor Swift intuitiv als „No Brainer“. Hörerschaften, die wissen, dass zwischen, sagen wir mal Monteverdi und Duke Ellington ein gewisser Unterschied besteht, tun sich hingegen eher schwer. Hören wir mal rein in das 2022 erschienene Album Midnights. Alles voller Hall, die Produktion von Jack Antonoff klingt komplett „nass“.

Eversolo DMP-A8

Ein guter Anlass, einmal die sechs Filter von „Sharp Roll-of“ bis „Low Dispersion Short Delay“ durchzuhören: Tatsächlich zeigen sich überraschend durchaus wahrnehmbare Unterschiede, wie der A8 mit den Hallfahnen umgeht. Hinter dem Haupthall auf dem Gesang von „Anti-Hero“ gehen fortwährend neue Räume auf und zu, die Atemgeräusche sind durch die überbordende Brightness zu einem rhythmisch exakten Quietschen aufgespritzt. Statt einem Hall wird hier eher mit Layern gearbeitet: Es wimmelt vor Vocodern, Formant-Verschiebern, Gesangssynthesizern und allerlei anderen Plugins, die moderne DAWs zu bieten haben. Was man auch hört: Der Produzent arbeitet weitgehend mit Mix-Automationen, die aber oft nicht regelmäßig verlaufen, sondern freihändig mit der Maus gezeichnet sind. Der Weg ist stets ein anderer, das Ergebnis immer dasselbe: der Eindruck von Räumlichkeit, auch wenn der eigentliche Effekt kein Reverb ist.

Nach einem insgesamt weihnachtlichen Höreindruck verspürt man die dringende Lust auf das neue Eminem-Album, was für den A8 eine leichte Übung ist – das Klangbild ist fein säuberlich sortiert und eher spartanisch. Am interessantesten ist der Bass: Die Kickdrums sind zwar so gemischt, dass sie auch auf Smartphones gut zur hören sind, reichen aber in Wirklichkeit hinunter in den Tiefbass. Nun ist der A8 keineswegs zurückhaltend in der Basswiedergabe, tatsächlich wirken alle Frequenzbereiche leicht gefärbt. Aber wie kontrolliert, wie schnell, wie sauber! Einem linearen Soundideal entspricht dies möglicherweise nicht ganz, der A8 zeichnet stets eine riesige Bühne – und ist in der Lage, jeden Winkel auszuleuchten. Das zeigt sich auch bei einer eher klassischeren Aufgabe: Water Falls von Sara K. Die räumliche Auflösung der mit Kunstkopf aufgenommenen Straßenszene inklusive Akkordeon ist enorm plastisch, der sehr entschiedene Hall auf „Running Away From You“ ist wirklich ein Hall und extrem teuer. Die Spielgeräusche der Akustischen inszeniert der A8 als Close-up, die Bassbegleitung ist druckvoll und stets kontrolliert, die unteren Mitten werden feinstens aufgelöst – auch bei Aufnahmen, die in diesem Punkt Herausforderungen haben.

Der Eversolo DMP-A8 ist eine ernstzunehmende audiophile Komponente, die das Zeug zur Referenz hat. Eingefleischte Highender, die schon alles haben, mögen sich für etwas anderes entscheiden. Für alle anderen gilt eine Kaufempfehlung – und zwar eine wirklich dringende.

Eversolo DMP-A8

Info

Netzwerkplayer/DAC Eversolo DMP-A8

Funktionsprinzip: vollsymmetrischer D/A-Wandler (32-Bit Hyperstream II)
Eingänge digital: 2 x koaxial, 2 x optisch, Bluetooth, SPDIF koaxial und optisch (bis zu 24 bit/192 kHz, DoP64), HDMI ARC, Gigabit Ethernet (RJ45), USB B, USB A, WiFi (2,4 und 5 GHz)
Eingänge analog: 1 x XLR, 1 x RCA
Ausgänge digital: Bluetooth 5.0 (SBC/AAC/aptX/aptX LL/aptX HD/LDAC), SPDIF koaxial und optisch (bis zu 24 bit/192 kHz, DoP64), I2S via HDMI (bis zu DSD512, PCM 32 bit/768 kHz, USB)
Ausgänge analog: XLR, RCA
Digitalformate: 768 kHz und DSD512 per USB, 24 bit/192 kHz via S/PDIF; max. 32 bit/384 kHz DSD512 via Netzwerk
Besonderheiten: Touchscreen-Display (6“) mit div. Meter- und Audiospektrenanzeigen, 6 digitale Filter
Ausführung: Schwarz
Maße (B/H/T): 39/9/25 cm
Gewicht: 5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 2000 €

Kontakt

audioNEXT

Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 5073950

www.audiodomain.de

Mitspieler

CD-Player: Creek Evo 2
Netzwerkplayer/DAC: Cambridge Audio CXN, TEAC UD-701N
Verstärker: Creek Evo IA
Lautsprecher: Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.