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FIDELITY zu Gast bei Electrocompaniet

FIDELITY zu Gast bei … Electrocompaniet

Kontraste

FIDELITY zu Gast bei … Electrocompaniet

Kühlköpfige Technik aus einer Region, die zum Verlieben schön ist. Beide Faktoren sind enger miteinander verbunden, als man je erahnen würde. Begleiten Sie uns nach Norwegen – auf eine Visite ins Hauptquartier von Electrocompaniet im winzigen Tau in der Bucht von Stavanger.

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Besuche bei Herstellern sind meist an Produktneuheiten oder „things to come“ aufgehängt. Der wahre Hintergrund solcher Reisen ist freilich ein völlig anderer: Persönlicher Kontakt zu Land und Leuten vermittelt einen bleibenden Eindruck davon, wie die Köpfe hinter den Marken ticken, was sie antreibt und warum ihre Komponenten klingen, wie sie klingen. Selten habe ich dabei eine derartige Überraschung erlebt wie bei Electrocompaniet. Das Team lebt und arbeitet in einer faszinierend schönen Umgebung, ersinnt technisch präzise, bisweilen kühl kalkulierte Schaltungen, die eine Ausgewogenheit und Musikalität in den Hörraum bringen, die man so nur von wenigen Marken kennt. Und genau das ist ein weiterer beeindruckender Aspekt: Begonnen mit Firmengründer Per Abrahamsen über den zwischenzeitigen Geschäftsführer Mikal Dreggevik bis zum aktuellen Team hat EC zahllose Veränderungen durchlebt – und ist sich im Kern doch immer treu geblieben.

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Impressionen des farbenfrohen Stavanger.

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Die alte Königsstadt veranstaltet jährlich ein Graffiti-Festival, dessen Spuren überall sichtbar sind.
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Unsere Gastgeber (v.l.n.r.): Geir Svihus (Entwicklung), Matthias Roth (MRV Audio), Volker Hunger (Entwicklung, Technische Leitung), Lasse Danielsen (Sales) und Bjorn Kindingstad (CEO)

Es sei tatsächlich nicht immer einfach, mit diesem Erbe umzugehen, erklärt uns der langjährige Entwickler Geir Svihus. Er ist verantwortlich für Verstärkerschaltungen und „alles Analoge“. Häufig kämen ihm Ideen, wie sich dieser oder jener Aspekt der Komponenten deutlich effizienter umsetzen lasse. Doch dann gäbe es Diskussionen, ob die umgekrempelte Schaltung noch wie Electrocompaniet klinge. Meist greift der Norweger nach solchen Gesprächen seine Jacke und wandert ein paar Kilometer bis zur nächsten Erhebung. „Ich gehe einfach auf einen Berg“, schmunzelt er. Direkt neben dem Firmengebäude der Westcontrol Holding, Mutterkonzern von EC, liegt eins seiner liebsten Ziele. Die Felsen, der Wald und der atemberaubende Blick über die riesige Bucht von Stavanger helfen ihm, die Gedanken zu ordnen.

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Hätten Sie es erkannt? Westcontrol-Fertigungsleiter Torfinn Fiskå zeigt uns das Live-Röntgenbild eines winzig kleinen DAC-Chips. Die abschließende Tiefenkontrolle ist unerlässlich, da sich die komplexe, vollautomatisierte Arbeit der Bestückungsautomaten nicht „im Vollzug“ beobachten lässt.
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Die Maschinen arbeiten mit nicht ganz ungefährlichen Lasern und Heizelementen, die Bauteile auf den Platinen fixieren – und ein guter Teil der verbauten Komponenten lässt sich mit bloßem Auge gar nicht sehen.

Mit dieser Anekdote im Hinterkopf gehen wir über zum zweiten Punkt der Tagesordnung. Sales Manager Lasse Danielsen hat eine Spritztour ausgearbeitet – als offizieller Teil des Firmenbesuchs. Wir machen Halt in Norwegens einzigem Vinyl-Presswerk (mehr dazu im Anschluss) und bei den „Schwertern im Berg“ am Hafrsfjord. Harald Schönhaar legte hier im 9. Jahrhundert den Grundstein für die norwegische Einigung, indem er die Flotten mehrerer verfeindeter Stämme auf den Grund des Gewässers beförderte. Wenig später sind wir auf dem Weg in die Abgeschiedenheit der Berge. Nach knapp zweistündiger Autofahrt durch eine atemberaubende Landschaft erreichen wir das östliche Ende des berühmten Lysefjords – auf der Startseite des deutschen EC-Vertriebs MRV ist einer der bekanntesten Spots zu sehen. Von dort brachte uns eine kleine Autofähre wieder nach Stavanger. Abschließend war eine Stadtführung an der Reihe: Farbenfrohe Holzhäuser und die ausgelassene Atmosphäre des Hafenviertels bilden einen eigenartig harmonischen Kontrast zur allgegenwärtigen (in dezentes Understatement gekleideten) Ölindustrie – der Motor der norwegischen Wirtschaft ist in Stavanger heimisch. Die Tour habe viel Zeit beansprucht, doch sei sie ihm wichtig gewesen, erklärt uns Lasse Danielsen. Das Umland sei ein Teil von Electrocompaniet. Viele der Mitarbeiter von Westcontrol, so etwa Bjorn Kindingstad, der CEO von EC, hätten Häuser an den kleinen Bergseen, in denen Sie viel Zeit verbrächten. Die Norweger versuchen bei allem, was sie tun, bodenständig zu bleiben und sich an ihre Wurzeln zu erinnern.

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Anschließend geht es ans „Grobe“ – oder das, was man bei Westcontrol so nennt. Hier platziert eine Mitarbeiterin Spulen, Kondensatoren und andere Bauteile auf dem Mainboard eines ECI 6 DX.
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Selbiges wird anschließend mittels Schiene in einer Vorrichtung fixiert und läuft durch den Lötautomaten…
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…vorher (unten rechts) schöpft ein Mitarbeiter noch oxidierte „Schlacke“ vom flüssigen Zinnbad ab. Auch hier sollte man genau wissen, was man tut.
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Geht etwas schief, kann der Geschädigte sich im Beschwerde-Briefkasten des Unternehmens Luft machen …

Und genau diese Besinnung sei es, die den unverwechselbaren Charme von Electrocompaniet bewahre, erklärt uns Geir Svihus. Gerade entwickelte er eine neue Generation von Verstärkern. Den AW 800 haben wir Ihnen in FIDELITY 70 bereits vorgestellt, die Mono-Version AW 300 kommt aktuell in den Handel. Beide Amps seien von Grund auf neugestaltet und erreichten ein Maß an Fertigungspräzision, das Maßstäbe setzt. Das sei vor allem der engeren Verzahnung mit Westcontrol zu verdanken. Der Konzern ist Spezialist für Platinenbestückung und für die Montage komplexer Technologien. Bei einem Rundgang durchs Gebäude erspähen wir unter anderem einen kleinen „Roboter“, der als Gefährte für kranke Kinder entwickelt wurde. Obwohl sich die Platinen-Experten nicht in die Angelegenheiten von Electrocompaniet einmischen, stehen sie doch beratend zur Seite, wenn es um die Steigerung der Produktionseffizienz geht. Die beiden Endstufen sind modular aufgebaut. 800er und 300er basieren nicht nur auf identischen Prinzipien, sondern setzen sich aus den gleichen Baugruppen zusammen. Nur so, erklärt uns der technische Direktor Volker Hunger, könne man ein weiteres Merkmal der Marke gewährleisten: Bei aller Verarbeitungs- und Klangqualität waren und sind EC-Komponenten stets fair bepreist. Dass die neuen Endverstärker einen gehörigen Sprung nach oben machen, liegt einfach daran, dass die Norweger bedingt durch die aufwendige Entwicklung ihrer EC-Living-Familie eine längere Verstärker-Pause einlegen mussten.

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Electrocompaniet hat einen eigenen Fertigungssaal, in dem gerade eine ganze Legion von AW 300 M auf ihre Vollendung wartet. Volker Hunger (im Bild) griff sich eins der Module,…
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um uns einige Details der vollmodularen Endstufe zu erklären.
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Entwickler Geir Svihus war derweil gedanklich bei der kommenden Vorstufe: Statt viele Worte zu machen, griff er zu Zettel und Stift und skizzierte uns den Grund, weshalb er nicht viel von Gegenkopplung hält – auf stilgerechter Lektüre.

Das Konzept beider Amps folgt immer noch den Prinzipien der Gründungsväter. Per Abrahamsen arbeitete eng mit dem finnischen Theoretiker Matti Otala zusammen, der die sogenannten TIM-Verzerrungen (Transient Inter-Modulation) entdeckte und mathematisch beschrieb. EC hatte Intermodulation bereits im Visier, als andere Hersteller den Begriff noch gar nicht kannten. Das Ideal Abrahamsens sei ein „verstärkter Draht“ gewesen, ein Signal, das ohne jeden Eingriff in seine Güte in Leistungsstrom umgewandelt wird. Dieser Grundsatz findet sich bis heute in den Gerätebeschreibungen: „AW“ steht für „AmpliWire“.

Im Gespräch mit Geir Svihus und Volker Hunger, der alle Digitalentwicklungen betreut, landen wir ziemlich schnell bei den allgegenwärtigen Entwicklungszwängen: Die Vertriebe und Märkte verlangten nach immer neuen Produkten, was bisweilen absurd sei: Schließlich musiziere ein ausentwickelter Vollverstärker von 2007 auch heute noch auf konkurrenzfähigem Niveau. Und so begegnet das im Kern nur vierköpfige Team von EC dem Druck mit norwegischer Ruhe und Konzentration: Die beiden Endverstärker bilden den Auftakt einer neuen Classic-Familie. Als nächstes folgt ein Vorverstärker, ein Nachfolger des EC 4.8 MKII, der wahrscheinlich noch vor Jahreswechsel in den Markt komme. Dann habe man alle Grundbausteine zusammen, um die Vollverstärker-Flotte in vergleichsweise schneller Abfolge zu modernisieren. Nur so, erläutert Volker Hunger, könne das kleine Team alle Forderungen erfüllen.

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Beim anschließenden Gang durch die Westcontrol-Fertigung staunen wir über die Effizienz, mit der das Unternehmen an vielen unterschiedlichen Produkten gleichzeitig arbeitet. Den Anfang macht ein riesiges Teilelager, in dem wir unzählige Bauteile und kleine Rollen mit „Komponentenbändern“ entdecken. Gerade laufen Hauptplatinen des Vollverstärkermodells ECI 6 DX MKII durch eine der minutiös abgestimmten Bestückungsstraßen. Mit winzigen Mechaniken, Elektromagneten und Lasern werden Bauteile auf die Platinen gesetzt und verbacken, die ich mit bloßem Auge nicht erkennen kann. Erst danach sind „grobe“ Strukturen an der Reihe. Wir werden Zeugen, wie ein Team von Mitarbeiterinnen Elkos und Spulen auf den ECI-Platinen positioniert, ehe diese durch eine Lötmaschine fahren. Am Ende ist die Qualitätskontrolle an der Reihe. In einem Parcours aus optischer Kontrolle und messtechnischem Check werden die fertigen Platinen auf Hertz und Nieren geprüft. Weil Westcontrol es ganz genau nimmt, legte sich der Konzern ein riesiges Röntgengerät mit geradezu aberwitziger Vergrößerungsfunktion zu. Fertigungsleiter Torfinn Fiskå zeigt uns feinste Strukturen auf einem der Monitore und erklärt, dass die Abbildung Leiterbahnen eines Prozessors im D/A-Wandler des ECI 6 DX zeige.

Zuletzt besuchten wir eine kleine Werkshalle, in der dutzende Verstärkermodule auf ihre Montage warten; es handelt sich hier um die AW-300-Endstufen. Die Module müssen mit ihren langen Steckkontakten im Grunde genommen nur noch in die vorgefertigten Gehäuse gesteckt werden, die bereits samt Netzteilen und Trafos bereitstehen. Vielleicht ist darunter ja auch ein Pärchen, das wir unbedingt mal in unserem Hörraum ausprobieren sollten …

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Kontakt

MRV Audio – Inh. Matthias Roth

Vertrieb für Electrocompaniet und EC Living

Hauptstraße 14
82467 Garmisch-Partenkirchen
Telefon +49 8821 7309958
info@mrvaudio.de

www.mrvaudio.de

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