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Mutec REF10 Nano Master Clock

Mutec REF10 Nano

Tick, Tack, Tick, Tack

Mutec REF10 Nano

Die Clock zählt zu den letzten weißen Flecken auf der HiFi-Landkarte: Man weiß, dass es sie gibt und dass sie hilft. Doch auf welche Weise ein Taktgeber den Rhythmus angibt und wie es sein kann, dass die eine Uhr exakter tickt als eine andere, bleibt den meisten Anwendern schleierhaft. Eine Exkursion in (weitestgehend) unbekannte Regionen.

Mutec REF10 Nano Master Clock

In aller Kürze:
Der Mutec REF10 Nano ist ein hochpräziser Einstieg in die Welt der audiophilen Taktung. Gespart hat der Hersteller an einer verschmerzbaren Stelle: Abgriffe, die man in HiFi-Ketten nicht benötigt.

Mutec REF10 Nano Master Clock


Sehen wir uns zum besseren Verständnis die entgegengesetzten Pole an. Beim Blick unter die Haube vieler CD-, SACD- oder Netzwerkplayer werden Sie gleich mehrere silbrig glänzende (weil wärmeisolierte) „Taktgeneratoren“ entdecken. Die Laufwerkssteuerung besitzt einen, im D/A-Wandler können es mehrere für 44,1 und 48 Kilohertz nebst Vielfachen sein. Etwaige DSPs und Signalprozessoren im Gerät werden über weitere dedizierte Taktgeber synchronisiert. Allein die Aufzählung verdeutlicht, dass es nicht trivial ist, all die kleinen Uhren in den Gleichtakt zu zwingen und dafür zu sorgen, dass die Baugruppen eines Players mit- und nicht gegeneinander spielen.

Hochkarätige Komponenten setzen deshalb auf zentrale Taktgeber: Eine einzelne Hochleistungs-Clock, die alle Bestandteile des Geräts im Griff hat. Dass es lediglich einen Dirigenten gibt, macht solche Geräte aber nicht weniger aufwendig. Immerhin müssen die unterschiedlichsten Takte zeitgleich und jitterfrei von ein und derselben Quelle abgeleitet werden. Als Benefit spielen diese Komponenten vorbildlich zusammenhängend und „wie aus einem Guss“ – ich sage nur Esoteric, falls Sie nach einem prominenten Beispiel für diesen Lösungsansatz suchen. Doch wenn hier Probleme auftreten, dann gleich mit Multiplikator: Ein trivialer „Stolperer“ des Taktgebers wirkt sich schließlich synchron auf alle Bestandteile und Baugruppen aus. Das gilt umso mehr in Studioumgebungen, wo nicht nur ein Gerät, sondern ein gesamter Fuhrpark nach dem Rhythmus einer Referenz-Clock tanzt.

Mutec REF10 Nano Master Clock
Die Uhr in ihrem Habitat: Die gewaltige OCXO-Clock (der auffällige silberne Block) wird von einem gekapselten Schaltnetzteil gespeist. Das funktioniert im Rahmen der räumlichen Gegebenheiten hervorragend. Wer mag, kann ein externes Booster-Netzteil verwenden. Der Anschluss für den optionalen Stromsupport liegt direkt neben der Kaltgerätebuchse.

Sollten Sie sich fragen, was den Fluss so eines Taktgebers überhaupt zu beeinträchtigen vermag, kann ich Sie beruhigen. Es handelt sich um die „üblichen Verdächtigen“: Rauschen, Temperaturschwankungen, mechanische Beeinflussung und Resonanzen sowie das tückische Wechselspiel mit dem Netzteil. Und stellen Sie sich unter so einem „Stolperer“ bitte kein kurzzeitiges Aussetzen oder Verheddern der Clock vor. Ein Taktgeber sollte idealerweise ein Rechtecksignal mit maximaler Flankensteilheit ausgeben, dessen Frequenz dem angepeilten Takt entspricht – felsenfeste 10 Megahertz im Fall von Mutecs REF10-Familie. Die genannten Einflüsse können jedoch zu Jitter führen, die Flanken des Rechtecks verformen sich im Extremfall so stark, dass die synchronisierte Komponente interpretieren muss, wo genau der Schaltpunkt liegt.

Und damit sind wir bei unserem Testkandidaten angelangt, der so ziemlich alles unternimmt, um seine 10 Megahertz mit Vorbildcharakter auszuschütten. Wie Sie vielleicht wissen, fertigen die Berliner eine ganze Armada an Clocks und Digitaltools. Für HiFi besonders spannend sind drei Referenztaktgeber, die auf dem jeweils selben Grundgerüst fußen und sich mit ihren Preisen von rund 2000 (REF10 Nano), 4000 (REF10) und 6000 Euro (REF10 SE 120) wunderbar staffeln. Der Funktionsumfang der Geschwister ist identisch: Eine hauseigene Clock – dazu gleich mehr – gibt ihre scharfkantigen Signale über 50- und 75-Ohm-Abgriffe aus. REF10 und REF10 SE 120 besitzen gleich acht arretierbare BNC-Ausgänge (je 2 x 50 Ω, 4 x 75 Ω), bei der Nano sind es je zwei – immer noch mehr als ausreichend für jeden HiFi-Fuhrpark. Die zentralen Unterschiede, erklärte mir Mutecs Entwickler und Geschäftsführer Christian Peters, lägen neben unterschiedlich strengen Bauteiltoleranzen in der Architektur der Netzteile. Die Trafos der beiden „Non-Nanos“ seien leistungsfähiger und in den größeren 2HE-Gehäusen (auch räumlich) besser vom Taktgenerator abgeschirmt. Die Gefahr von Interferenzen sei aber auch beim Nano ausgeschlossen. Im Gegensatz zu den Großen wird hier ein Schaltnetzteil verwendet. Das sei günstiger und mache weniger Platzbedarf geltend. Für geringste Interferenzen seien die Schaltkreise des Netzteils und des Taktgebers sowie die der zugehörigen Steuerung galvanisch voneinander getrennt.

Mutec REF10 Nano Master Clock
Vier BNC-Abgriffe bietet die kleine Nano – mehr als genug fürs HiFi-Frontend. Die Anschlüsse lassen sich mit dem griffigen Encoder an der Gehäusefront individuell aktivieren und deaktivieren.

Wer möchte, kann das 15-Volt-Netzteil überbrücken und durch ein externes ersetzten – es gibt da eine farbenfrohe audiophile Auswahl bei Marken wie sBooster, SotM und anderen. Der kreisrunde DC-Stromanschluss, der rückseitig direkt neben der Kaltgerätebuchse liegt, macht das optionale Upgrade-Boost zum Kinderspiel.Statt auf einen der momentan gehypten Rubidium-Taktgeber setzt Herr Peters auf gekapselte Quarze in OCXO-Bauweise (das Kürzel steht für „Oven Controlled Quartz Oscillator“). Hier liege ein Missverständnis vor, wie mir der Entwickler erklärt: Rubidium und Cäsium seien vor allem für Langzeitanwendungen interessant – die Taktabweichungen seien über Monate und Jahre extrem gering, was den exzellenten Ruf der Kristalle erkläre. Doch Musikhören spiele sich in vollkommen anderen Zeitintervallen ab. Und da sei eine beheizte Clock hinsichtlich Konstanz und Jitterfreiheit unübertroffen. Der gekapselte, mit „Mutec“ bedruckte Quarz steckt in einem isolierten Metallgehäuse. Hergestellt wird das erstaunlich große Bauteil von einem Spezialisten, der die Kristalle nach den Spezifikationen der Berliner schleift und mit allen anderen Zutaten zur Clock zusammenfügt. Der kleine Quarz teilt sich sein Zuhause mit Temperaturfühlern und einem Schaltkreis, der für konstante 80 °C sorgt – bei behaglicher Saunatemperatur arbeitet der Oszillator am stabilsten. Durch die Anordnung der Clock im Gehäuse des Mutec REF10 Nano (sie liegt direkt vor den Abgriffen) erreichen die lupenreinen Rechtecksignale die vier Ausgänge ohne jede Verformung. Im Signalweg liegen lediglich vier Relais, mit denen sich nicht benötigte Ausgänge abtrennen lassen.

Damit sind wir bei der einigermaßen spannenden Frage, was man mit 10-Megahertz-Signalen überhaupt anstellen kann. Eine ganze Staffage von Playern und D/A-Wandlern lässt sich über rückwärtige Zugänge (meist BNC) „fremdtakten“. Zur Orientierung führt Mutec auf seiner Homepage eine ständig aktualisierte Liste kompatibler Geräte inklusive der Impedanzen ihrer Wordclock-Eingänge – es lohnt sich ein Blick ins bereitgestellte Register der REF10-Geschwister. Wie es Gevatter Zufall wollte, standen uns gleich mehrere der dort gelisteten Produkte zur Verfügung, unter anderem Esoterics K-05XD, ein Munich von Silent Angel sowie der Evo DAC Two Plus von M2Tech, der (vor allem wegen seiner Mobilität) im Lauf unserer Versuche zum wichtigsten Spielpartner wurde. Tatsächlich zeigte der große SACD-Spieler von Esoteric eine bestenfalls winzige Reaktion auf den Anschluss der externen Referenz-Clock. Unsere erste Erklärung lag in der hohen Qualität des verbauten Taktgebers. Das sei aber nicht zwingend alleiniger Grund, wie Herr Peters erläuterte. Einige Hersteller hielten sich nur grob an die Vorgaben des Wordclock-Standards, verwendeten eigene Spannungswerte, was zur Folge habe, dass die Taktimpulse einer angeschlossenen Clock gar nicht erst erkannt würden. Aus genau diesem Grund tauche die (auf dem Papier kompatible) Flotte von RME nicht in den Listen der Berliner auf. Wir hielten uns mit dem Phänomen nicht lang auf, weil sich der mittlerweile leider nicht mehr erhältliche Evo DAC als ohnehin praktikablerer Volltreffer erwies.

Mutec REF10 Nano Master Clock

Es ist gar nicht so einfach, die Wirkung eines Taktgebers in Worte zu fassen. Der Effekt auf Parameter wie Tonalität oder Abbildungstiefe und -breite der synchronisierten Komponente ist im Idealfall gleich null. Stattdessen scheinen sich die Musiker eines Ensembles plötzlich aufeinander zu konzentrieren und ein besseres Zusammenspiel zu finden. Die Musik wird regelrecht zusammengeschnürt und rückt in einen mitreißenderen Kontext. Das zeigt sich am deutlichsten, wenn nur wenige Instrumente beteiligt sind. Im lebhaften Rondo einer Cellosonate von Beethoven etwa, das über den getakteten Evo regelrecht zu swingen begann. Oder bei Tracy Chapmans „Fast Car“ (Tracy Chapman), dessen dezente, aber treibende Sechzehntel-Hi-Hats plötzlich merklich in den Vordergrund traten. Da wir uns abseits tonaler Aspekte bewegen, wirkt die REF10 Nano aber auch dann, wenn die Aufnahme nicht hundertprozentig ist. Die Wirkung entfaltet sich auch wunderbar bei Pop-Produktionen wie „Tonight, Tonight, Tonight“ von Genesis (Invisible Touch) oder im phänomenal groovigen Live At Slane Castel von den Red Hot Chili Peppers (jawohl, ausnahmsweise war mal eine DVD im Spiel!), das mit Hilfe des Referenztaktgebers auf eine fast schon magische Weise beschwingt und ineinandergefügt wurde.

Vor allem dadurch, dass die getaktete Komponente „ganz sie selbst“ bleibt, zählt das Upgrade mit einer Master-Clock für mich zu den lohnenswertesten Tuning-Ansätzen. Wir wissen natürlich aus vorausgegangenen Tests, dass Mutec mit den größeren Geschwistern noch merklich mehr aus dem Timing eines Players herauskitzeln kann. Doch ist der Mutec REF10 Nano mit seinem vertretbaren Preisniveau sicher der vernünftigste und somit auch spannendste Einstieg zur exzellenten highfidelen Taktung. Das perfekte Vehikel, um die unbekannte Welt der Referenz-Clocks zu erkunden.

Mutec REF10 Nano Master Clock

Info

Taktgenerator Mutec REF10 Nano

Konzept: 10-MHz-Referenztaktgeber mit externem Upgrade-Stromanschluss
Ausgänge: 2 x BNC (50 Ω), 2 x BNC (75 Ω)
Signalformat aller Schnittstellen: Rechteck, 10 MHz, 2 Vpp, 50:50 Tastverhältnis
Taktgenerierung: 10-MHz Low-Noise ofenkontrollierter Quarzoszillator (OCXO)
Frequenzstabilität bei Auslieferung: < ±0,01 ppm
Frequenzstabilität im Temperaturbereich von −20 °C bis +70 °C: < ±0,03 ppm
Alterung nach zehn Tagen Betrieb: < ±0,0002 ppm (pro Tag), < ±0,03 ppm (erstes Jahr), < ±0,2 ppm (10 Jahre)
Aufwärmzeit bei +25 °C: < 5 min
Leistungsaufnahme (Betrieb): 7 W
Besonderheiten: nicht benötigte Abgriffe abschaltbar; hauseigene Kabel für 50- und 75-Ω-Verbindungen erhältlich
Ausführung: Metallgehäuse silber oder schwarz
Maße (B/H/T): 20/4/30 cm
Gewicht: 2,1 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 2000 €

Kontakt

Mutec

Siekeweg 6/8
12309 Berlin
Telefon +49 30 7468800
contact@mutec-net.com

www.mutec-net.com

Mitspieler

CD-Player: Audio Note CD 3.1x, Esoteric K-05XD
Streamer/Mediaplayer: Lumin X1, Aavik SD-880, Linn Klimax DSM, Silent Angel Munich
D/A-Wandler: M2Tech Evo DAC Two Plus
Vorverstärker: Electrocompaniet EC 4.8 Mk II
Vollverstärker: Aavik I-880
Endverstärker: Luxman M-10x, Burmester 216, Electrocompaniet AW-800, Linn Klimax Solo
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW
Kabel: Ansuz, WestminsterLab, HMS
Rack: Finite Elemente, Solidsteel

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.