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Dr. Feickert Analogue Vero S

Dr. Feickert Vero S

Klare Linie

Dr. Feickert Vero S

Aus vier mach eins – oder die konsequente Reduktion auf das Wesentliche. Das ist verkürzt gesagt das Konzept von Dr. Feickerts Vero S. War die Vero eine ausgewachsene Vorstufe mit zwei Line- und vier Phonoeingängen, beschränkt sich die Vero S auf das, was in einer normalen HiFi-Anlage wichtig ist: ein Eingang und ein Ausgang. Selbst die Anpassung an ihr individuelles MC-System ist nach wie vor möglich, allerdings nicht per Fernbedienung. Und der MM-Zug ist nicht eigenständig, wie in der großen Vero. Trotzdem nimmt die S-Variante gerne die Signale bewegter Magneten entgegen. Ergibt Sinn!

Dr. Feickert Analogue Vero S

In aller Kürze:
Die hörbar guten dynamischen Fähigkeiten sowie die feine Detailzeichnung machen aus der Dr. Feickert Vero S eine lebendige, aber immer saubere Phonovorstufe für Dauerhörer.

Dr. Feickert Analogue Vero S


Das hochwertige Gehäuse der Vero S hat im Rack Platz genommen. Das externe Netzteil ist in diesem Fall das speziell auf diesen Entzerrer-Vorverstärker angepasste Netzteil „Linear“. Der Standardversion liegt ein 24-Volt-Steckernetzteil bei (damit ist das Gerät stets im Standby). Ist das optional erhältliche Linear-Netzteil eingeschaltet, leuchtet die mittlere LED sanft auf der gebürsteten Alu-Front, ein Druck auf den darunterliegenden Taster schaltet die Vero S vom Standby in den eigentlichen Betriebsmodus. Kabel anschließen, läuft! Bevor ich meine ersten Klangeindrücke beschreibe, noch ein paar Worte zu den weiteren Optionen, denn insgesamt befinden sich drei Drucktaster auf der Frontplatte. Zur Linken des Power-Knopfs ist die Taste „XGain“ angebracht – hier wird das Ausgangssignal um zusätzliche 12 Dezibel verstärkt. Die Ausgangsspannung steigt dann von 500 Millivolt auf 2 Volt (Pegel einer normalen Line-Quelle). Das mag in Einzelfällen sinnvoll sein, hebt aber logischerweise auch das Grundrauschen mit an, das ich im Normalbetrieb (ohne XGain) übrigens nicht wahrnehmen konnte.

Dr. Feickert Analogue Vero S
Die beiden kompakten Gehäuse haben es in sich: Knapp sechs Kilogramm wiegt das dynamische Duett – mehr als zwei Drittel davon entfallen natürlich auf das Netzteil Linear (rechts).

Die rechts angebrachte „SBSNC“-Taste schaltet wahlweise einen Subsonic-Filter zu. Konkret handelt es sich hier um einen Hochpassfilter, der mit 12 Dezibel/Oktave Flankensteilheit unterhalb von 20 Hertz das Signal nicht mehr durchlässt und damit tieffrequente Anteile durch den Abtastvorgang nicht an den Verstärker weiterreicht. Hört man das? Nun, es ändert nichts an der musikalischen Darstellung, da es ja auch unterhalb unserer Hörschwelle erst wirksam wird. Es entlastet aber auf jeden Fall den nachfolgenden Verstärkerschaltkreis und darf meines Erachtens ständig aktiv sein.

Die Rückseite des Gerätes bietet neben zwei Paar Cinchbuchsen für Ein- und Ausgang eine Erdungsklemme und die Buchse für das Netzteil. Der harte Netzschalter sowie die Kaltgerätebuchse sind Bestandteil des Linear-Netzteils, das mit seinem 40-VA-O-Core-Trafo für mehr Substanz und noch präziseres Timing im Klangbild sorgt.

Die Feickert Vero S kann ich intern mithilfe von Jumpern auf mein System anpassen. Eine hilfreiche und leicht verständliche Tabelle in der gut geschriebenen Bedienungsanleitung erläutert, welche Jumperposition ich für welche Verstärkung in Dezibel setzen muss. Der Bereich reicht von 38 Dezibel bis hin zu 66 Dezibel in sechs Stufen. Ebenfalls mit Jumpern lassen sich die Abschlussimpedanz in 28 Stufen (zwischen 8 Ohm und 1,8 kOhm für MC bzw. 47 kOhm für MM-Systeme) und auch die Eingangskapazität für MM-Systeme (zwischen 100 pF und 790 pF) anpassen. Zusammen mit der Induktivität des MM-Systems und den genutzten Kabeln ergibt sich ein Tiefpassfilter, dessen obere Eckfrequenz mit steigender Kapazität sinkt, daher sollte in der Regel die Standardeinstellung von ca. 100 Pikofarad optimal sein. Trotzdem, im Fall der Fälle lassen sich mit dieser Anpassung eventuelle Störungen minimieren. Die RIAA-Entzerrung erfolgt teilaktiv. Tiefton und Mitten werden dabei aktiv, die Höhen passiv entzerrt.

Dr. Feickert Analogue Vero S
Das Anschlussfeld offenbart den schnörkellosen Charakter des Vero S: Genau einen Plattenspieler kann man an den Entzerrer anschließen. Dass Feickert Analogue eher an „Setups von Bestand“ denkt, verdeutlicht ein weiteres Detail …

Das Gehäuse selbst öffnet man mit einem 2-Millimeter-Inbus. Der Blick auf das Innere bestätigt die Erwartungshaltung an die Vero S. Hier wurde sauber und präzise gearbeitet. Jeder Kanal hat einen eigenen Verstärkerzug, umgesetzt mit ICs (Class-A-Betrieb) in SMD-Bauweise. Die Jumper sind mit ein wenig Fingerspitzengefühl gut wechselbar. Und wenn die Einstellung einmal für das System getroffen wurde, müssen Sie da auch nicht mehr ran.

Nach den ersten entspannten Platten mit der Feickert-Analogue-Vorvorstufe schält sich die eine oder andere Charaktereigenschaft heraus. Zuerst fällt das präzise Timing der Vero S auf. Egal ob Jazz, Rock oder Pop, stets sind die Transienten klar umrissen, direkt und nicht verschliffen zu hören. Eine Basstrommel auf Roxy Musics Flesh & Blood klingt dann griffig, mit leichtem Höhenanteil, der den Anschlag auf dem Fell eine exakte Zeitsignatur gibt. Das können andere Vorvorverstärker ähnlich. Was der Feickert-Entzerrer aber besonders gut macht, ist, die Transiente nicht in der nachfolgenden tonalen Energie untergehen zu lassen. Hier ist eindeutig der Dynamikunterschied zwischen erstem Impuls und dem Ausklingen des Instruments zu hören. Das ergibt unter dem Strich Platz für die Details einzelner Instrumente und Feinheiten in der Mischung. So kann Bryan Ferrys Stimme – egal ob mit oder ohne Effekt – solide und frei in der Stereomitte auftauchen und sich von den Instrumenten seiner Band umrahmen lassen. Das zeittypisch produzierte „Rain, Rain, Rain“ ist ein gutes Beispiel dafür. Alan Spenners Fretless Bass singt die Tieftonlinien mit Hingabe, Neil Hubbard lässt seine Gitarreneinwürfe an den Rändern der Stereobühne aufblitzen. Und alle Instrumente haben Platz und grooven aufgrund der schnellen Anstiegszeit der Feickert-Schaltung. Eine Charaktereigenschaft, die ich bereits von Chris Feickerts Laufwerken kenne, ist ja gutes Timing, und das hat er gekonnt auch mit der Vero S und (soweit ich mich an eine vergangene Hörsession erinnern kann) der großen Vero-Vorstufe hinbekommen.

Dr. Feickert Analogue Vero S
Die Jumper-Phalanx für die Feinabstimmung des Abtasters liegt unter dem Gehäusedeckel verborgen. Sie können die kleinen schwarzen Setup-Klemmen im linken Gehäuse direkt oberhalb der Rückwand entdecken.

Mein Audio-Technica AT33-PTG/II zieht seine Bahnen durch die Reissue von Steely Dans Pretzel Logic. Der damalige Hit „Rikki Don’t Lose That Number“ wird trotz der etwas dichteren Kompression der Neuauflage an den mitwippenden Autor groovebetont durchgereicht. Das klingt anders als bei Roxy Music, und so muss es ja auch sein. Becker & Fagens Stücke klingen erdiger, die Instrumente natürlicher als auf Ferrys Achtzigerjahre-Meisterwerk. Zwischen den einzelnen Songs und in Piano-Passagen ist es mucksmäuschenstill. Da toppt die Feickert nochmals meine schon rauscharme Luxman E-250, die sich preislich in der gleichen Region bewegt. Die im Testgerät eingestellten 62 Dezibel Verstärkung bei 370 Ohm Abschlusswiderstand passen exakt zu dem von mir verwendeten MC-System. Ich ändere den Abschlusswiderstand auf 47 Kiloohm, um die Vero S mit Signalen meines MM-Systems zu beschicken (Audio-Technica VMN50SH mit Shibata-Nadel). Die Verstärkung setze ich auf 42 Dezibel herunter. Das geschieht kanalgetrennt mit kleinen, aber leicht zu handhabenden Jumpern im Inneren des Gehäuses. Dazu müssen Sie lediglich vier Inbusschrauben des exakt gefertigten Gehäuses lösen und den Deckel abheben. Steely Dan spielen ähnlich im Timing, das insgesamt ein wenig „gemütlichere“ MM-System wärmt dafür aber das Klangbild in den unteren Mitten im Vergleich zum MC-Tonabnehmer ein wenig an. Die Abtastfähigkeit der Shibata-Nadel holt ähnlich viele Details aus der Rille, und der Hochtonbereich klingt seidig offen, so wie ich es von einem MM erwarte. Die Unterschiede von System und Laufwerk sind gut herauszuhören, Testautors Liebling quasi! Auch wenn die Vero S im Vergleich zur großen Schwester keinen eigenen MM-Verstärkerzweig hat, vermag sie auch hier die Musik rhythmisch, mit guter Trennung der Instrumente und dem richtigen Gespür für bewegte Magneten an die Anlage weiterzugeben.

Dr. Feickert Analogue Vero S

Eine interessante aktuelle Produktion ist das neue Album der amerikanischen Formation Lo Moon. Auf I Wish You Way More Than Luck sind trotz dichter Mischung von Alan Moulder (u. a. Depeche Mode, U2 etc.) die einzelnen Frequenzbereiche gleichwertig repräsentiert. Via MM klingt es vollmundig mit Druck und trotzdem genügend Details, um die Feinheiten der Rhythmusgruppe, der perkussiven Elemente und der großflächigen Keyboards von den songdienlichen Linien der E-Gitarre zu trennen. Matt Lowell orientiert sich hier stimmlich eher am frühen Peter Gabriel als wie bisher an Mark Hollis (Talk Talk). „Borrowed Hills“ ist so ein Stück, das all diese Facetten herausarbeitet. Und ja, so mag ich den Schlagzeugsound. Ich gehe nochmals zurück auf das andere Laufwerk mit MC-System. Ich schließe dieses Mal ein wenig tiefer bei 318 Ohm ab. Die Platte ist dieselbe. Die Bühne öffnet sich ein wenig weiter als beim MM-System und die dynamische Struktur der Produktion rückt ein wenig mehr in meinen persönlichen Fokus. Der Groove und die direkte Ansprache bleiben bestehen. Auf den Punkt und ohne die bei der Aufnahme festgehaltene Hüllkurve des Instruments aufzuweichen, holt die Vero S die musikalische Essenz aus der Platte. Ich lasse sie einfach mal durchlaufen.

Mit extrem variabler Anpassung an MM- und MC-Systeme und einer schnellen, rhythmisch und dynamisch exakten Umsetzung der angelieferten Signale überzeugt mich die kleine Phonovorstufe aus dem Hause Dr. Feickert Analogue. Wer nur ein Laufwerk zu Hause hat und selten das System wechselt, für den kann die Dr. Feickert Vero S die optimale Lösung sein, zumal es schön zu wissen ist, dass diese piekfein gefertigte und sauber aufgebaute Entzerrervorstufe made in Germany ist!

Info

Phonovorverstärker Dr. Feickert Analogue Vero S mit Netzteil Linear

Konzept: Phonostufe mit RIAA-Entzerrung
Besonderheiten: 12 dB Zusatzverstärkung möglich, 28-stufige Impedanzanpassung über Jumper im Gerät, wählbare Eingangskapazität (MM), Subsonic-Filter, deutsche Bedienungsanleitung; optionales Netzteil Linear (123/65/285 mm, 4 kg), im Bundle mit Vero S um 749 €
Eingänge: 1 x unsymmetrisch RCA
Ausgänge: 1 x unsymmetrisch RCA
Ausführungen: Schwarz, Silber
Maße (B/H/T): 123/65/285 mm
Gewicht: 1,75 kg
Preis: um 1490 €

Kontakt

SWS-audio GmbH

Stegenbachstraße 25b
79232 March
Telefon +49 231 126748 oder +49 172 5307700
swsnord@t-online.de

www.feickert.de

Mitspieler

Phonovorverstärker: Luxman E-250
Kopfhörerverstärker: Graham Slee Solo
Kopfhörer: Shure SRH 1540, Austrian Audio Hi-X60
Laufwerke: Elac Miracord 70, Rega Planar 3
Tonabnehmer: Audio-Technica AT33-PTG/II, Audio-Technica VMN50SH
Vollverstärker: Luxman SQ-N150, Linn Majik
Lautsprecher: Klipsch Heresy IV
Kabel: Ecosse, Supra, Graham Slee, TaraLabs, Furutech

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.