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Nyckelharpa

Nyckelharpa

Spätmittelalterliches Saiteninstrument

Nyckelharpa

„Man hat immer so eine kleine Akustik dabei – eine Taschen-Kirche“, erzählt der Nyckelharpa-Virtuose Marco Ambrosini zu seinem im Spätmittelalter entstandenen Instrument.

Nyckelharpa
Virtuose Marco Ambrosini mit seiner Nyckelharpa. Fotografie: Volker Dautzenberg

Der obertonreiche, ätherische Sound der Nyckelharpa wird von Resonanzsaiten bestimmt. Sie fungieren als Hall-Element – „… aber nur, wenn sie gut gestimmt sind“, so Ambrosini. Ein Hingucker sind die seitlich am Griffbrett angebrachten Reihen schmaler Holztasten nebst den darauf sitzenden Tangenten, mit denen die Tonhöhe der – hier in Bratschenstimmung a-d-g-c aufgezogenen – Spielsaiten gegriffen wird. Das schwedische Wort „nyckel“ bedeutet übrigens „Schlüssel“, und so heißt die Nyckelharpa im deutschen Sprachraum auch Schlüssel- oder Tastenfidel (im Lateinischen und Englischen gibt es für Schlüssel und Tasten jeweils nur ein Wort: „claves“ bzw. „keys“). Die Nyckelharpa wird mit einem kurzen Bogen gestrichen; auch gezupft tönt sie erstaunlich voll; eine weitere Spieltechnik ist das „tasteggiato“, bei dem die Töne allein mit der linken Hand durch Anschlagen bzw. „Hämmern“ der Tasten erzeugt werden. Dabei entstehen natürlich auch – Highender, aufgemerkt! – jede Menge rhythmischer Spielgeräusche.

Derzeit erlebt die Nyckelharpa eine wahre Renaissance auch jenseits der Mittelalter- und (schwedischen) Folklore-Nische. Zu den Musikern, die mitverantwortlich sind für diese Entwicklung, gehört der Italiener Marco Ambrosini, ein kreativer und bisweilen visionärer Grenzgänger zwischen Genren, Stilen und Epochen. Er spielt Bach, Bartók und Jazz auf der chromatischen Nyckelharpa, beherrscht das Saiteninstrument virtuos in verschiedenen Größen und Bauweisen mit notierter und improvisierter Musik, unterrichtet und forscht, spielt alte und neue Weltmusik und Barockoper, trat in der Scala wie in der Carnegie Hall auf und ist als Komponist, Arrangeur und Produzent im eigenen Tonstudio zugange. Wer neugierig geworden ist, mag in die Aufnahmen mit dem Ensemble Oni Wytars (bei Deutsche Harmonia Mundi, Raumklang und Naxos) hineinhören, in das Album Inventio mit Akkordeonist Jean-Louis Matinier oder in Resonances mit dem Ensemble Supersonus (beide bei ECM).

(Nicht ganz) 700 Jahre Nyckelharpa
  • 1350: Abbildung einer Frühform der Nyckelharpa an einem Kirchenportal auf Gotland/Schweden
  • 1408: Relief des Taddeo di Bartolo in Siena/Italien mit Viola a chiavi spielendem Engel
  • 1532: Darstellung einer Schlüsselfidel bei Johann Agricola in Musica instrumentalis deudsch
  • 1619: Detaillierte Zeichnung einer Schlüsselfidel im Syntagma Musicum von Michael Praetorius
  • 1912: Der schwedische Nyckelharpaspieler und Komponist Eric Sahlström wird geboren
  • 1929: August Bohlin entwickelt in Schweden die chromatische Nyckelharpa
  • Ab ca. 1980: Renaissance der Schlüsselfidel

www.marcoambrosini.eu

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