Eckart Altenmüller – Vom Neandertal in die Philharmonie
Warum kann der Mensch ohne Musik nicht leben?
Weil Musik uns geformt hat und genetisch in uns angelegt ist – in der Struktur unseres Gehirns, in der Art unserer Wahrnehmung, in unserer sozialen Welt, unserer Kommunikation und unseren Gefühlen. Der Musikmediziner Eckart Altenmüller gehört zu den renommiertesten Musikforschern auf dem Gebiet der Neuropsychologie und Neurophysiologie. In seinem gut lesbaren Buch von 2018 erläutert er fünf Aspekte der Frage: Inwiefern macht Musik den Menschen aus?
Aspekt eins: Musik, evolutionär aus einer Kommunikation durch Affektlaute hervorgegangen (und damit womöglich älter als die Sprache), bildet eine wichtige emotional-soziale Basis der menschlichen Gemeinschaft. Aspekt zwei: Unsere Fähigkeiten der Wahrnehmung (Gehör und Gehirn) schulen sich an Musik – Musikhören eröffnet uns einen „Weg zum Verstehen der Welt“. Aspekt drei: Die sensomotorische Leistung des Menschen wird durch Musik angespornt und erreicht ihre Höhepunkte im Musizieren. Aspekt vier: Unser Gefühlshaushalt wird geformt, trainiert, differenziert und wachgehalten durch das emotionale Erleben von Musik. Fünf: Weil Musik tief in unserer Hirnstruktur steckt, ist sie unverzichtbar bei der Therapie, Heilung und Instandhaltung unseres Geistes. „Musik ist eine menschliche Notwendigkeit“, schreibt Altenmüller. Vielleicht wäre ein Mensch ohne Musik vorstellbar – aber er wäre definitiv nicht das Wesen, das wir kennen.
Eckart Altenmüller – Vom Neandertal in die Philharmonie bei Springer