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Albedo Acclara Diamond SGS

Albedo Acclara Diamond SGS

Gefühlvolles Kraftpaket

Albedo Acclara Diamond SGS

Ein Lautsprecher ist ein technisches Konstrukt? Grundsätzlich schon. Wenn jedoch alle Variablen stimmen, dann treten die physikalischen Aspekte dezent zurück und zum Vorschein kommt der reine Klang. Eine Lehrstunde mit der Albedo Acclara Diamond SGS.

Albedo Acclara Diamond SGS

In aller Kürze:
Die Albedo Acclara Diamond SGS ist eine kompromisslos verarbeitete Standbox, die ohne zu große Ansprüche an die Kette Urgewalten und samtige Klangfarben in den Hörraum zaubert.

Albedo Acclara Diamond SGS


Ab wann sprechen wir über reinen Luxus? Die einen halten es gern abstrakt, sagen, es gehe um Objekte, die man nicht braucht, die man aber trotzdem begehrt. Andere verbinden den Begriff mit sehr subjektiven Vorstellungen hinsichtlich Haptik und Verarbeitungsqualität. Die wohl pragmatischste Sichtweise zieht einfach eine monetäre Grenze – je nach individuellem Budget und Ermessen. Mir gefällt der Ansatz der Albedo Acclara Diamond SGS: Mit einem Preis deutlich oberhalb von 50 000 Euro und einem Finish, das man mit Fug und Recht als überirdisch bezeichnen darf, erfüllt sie sämtliche Kriterien. Sie lässt ihrem Zuhörer allerdings keine Chance, sich an solchen Fragen abzunutzen. Schon Sekunden nach den ersten Klängen versinkt man bereitwillig in ihrer Musik – eingehüllt in eine Wolke aus fundamentaler Kraft, die sie mit geradezu überirdischer Liebe zum Detail und purer Emotionalität kontert. Luxus ist nach Albedos Lesart, wenn man für eine Weile alles um sich herum vergisst …

Albedo Acclara Diamond SGS
Die Acclara Diamond SGS in ihrer vollen Pracht und Erhabenheit. Deutlich erkennt man auf den Abbildungen die lederbezogenen Stahlplatten an den Gehäusewänden. Beide Platten sind miteinander verbunden und „zwingen“ das Gehäuse sprichwörtlich zur Ruhe. Für die Bilder – bitte verzeihen Sie – haben wir die Lautsprecher auf ihren praktischen Rollen belassen. Im Hörraum gehören sie natürlich unbedingt auf Spikes!

Natürlich schlummert hinter dem anmachenden Großkaliber eine nicht zu knappe Portion Ingenieurskunst. Anlass für die Konstruktion des emotionalen Lautsprechers war eine nüchterne Aufgabenstellung: Die Macher der Acclara wollten herausfinden, wie kompakt sich der grenzenlos erwachsene Tonfall ihres Topmodells Atesia verschnüren lässt. Offenkundig möchte (oder kann) sich nicht jeder einen turmhohen Lautsprecher ins Wohnzimmer stellen. Die Bedingungen für eine befriedigende Lösung hätten kaum besser sein können. Das Unternehmen wurde von zwei erfahrenen Profis gegründet. Der eine, Massimo Costa, war einst Chefredakteur eines renommierten italienischen Selbstbau-Magazins. Sein Partner, der mittlerweile ausgeschiedene Giuseppe Pucacco, war Physiker an der Universität Rom. Kaum verwunderlich, dass mich der heutige CEO Christiano Bastianelli mit einem ganzen Stapel von Ausarbeitungen, Formeln und Konzepten beliefern konnte. Die grundlegenden Philosophien der beiden Entwickler finden bis dato Anwendung in allen Modellen des Herstellers. Die wichtigsten drei sehen wir uns näher an.

Aspetto numero uno ist der unbedingte Wille, die Abstrahlung so phasenlinear wie möglich zu gestalten. Timing … schon klar, das sagt letztlich jeder Hersteller. Albedo geht jedoch erstaunlich ganzheitlich an die Sache heran. Bei der Acclara verzahnen sich mehrere Faktoren, die sich gegenseitig stützen und ergänzen. Die fünf Treiber des Dreiwege-Konzepts sind auf der merklich nach hinten geneigten Schallwand so angeordnet, dass sich die Notwendigkeit einer Zeitkontrolle ohnehin fast erübrigt – zumindest, wenn der Hörer einigermaßen aufrecht vor den Boxen sitzt. Die Bestückung folgt dem Familiengedanken. Die Acclara vertraut den vorzüglichen Cell-Keramiktreibern von Accuton: Drei Siebenzöller (ca. 18 cm) übernehmen den Bass, ein Fünfzöller (ca. 13 cm) ist für das güldene Leuchten in den Mitten verantwortlich. Nach oben wird das Quartett von einem Einzoll-Diamanthochtöner (2,5 cm) komplettiert. In der Urversion handelte es sich noch um einen Keramiktweeter, „Diamond SGS“ kennzeichnet die aufgewertete Revision 2 der Acclara.

Albedo Acclara Diamond SGS
Die Treiber stammen abgesehen vom Tweeter aus der Cell-Familie von Accuton.

Das Setup harmoniert von Haus aus so hervorragend, dass der Frequenzweiche lediglich der letzte Feinschliff zufällt. Getreu dem Motto „Die beste Weiche ist keine Weiche“ muss man hier kaum Sorgen haben, dass das Filternetzwerk seinerseits Phasenfehler beisteuert. Zwar sieht die Weichenplatine auf den ersten Blick proppenvoll aus, doch liegt das an den hochkarätigen und vergleichsweise großen Zutaten. Schon das zeigt: Design, Konstruktion, Bestückung und Abstimmung bilden bei Albedo eine logische Formation. Die Kombination aller Faktoren beschert der Box übrigens einen Wirkungsgrad von 86 Dezibel. Damit ist sie kein zaghafter Lautsprecher und schon gar keine Diva. Trotzdem nimmt sie jedes Watt gerne entgegen und dankt den vergrößerten Headroom mit einem Gewinn an Dynamik. Der Betrieb an standesgemäßen Endstufen oder einem kräftigen Vollverstärker ist also naheliegend.

Aspetto numero due ist die Bandbreite. Die Acclara sollte das vollständige Spektrum bedienen. Eigentlich keine Herausforderung für einen brusthohen Koloss. Um mit Vorbildern wie der Atesia mitzuhalten, muss sie sich trotzdem auf die Zehenspitzen stellen. Das gelingt ihr durch einen klugen Kniff: Albedo schwört auf das Konzept der Transmission Line. Im Inneren des Lautsprechers stecken gleich zwei dieser Schallkanäle, die völlig identisch aufgebaut wurden. Man sieht es dem nach hinten geneigten Lautsprecher nicht auf den ersten Blick an, doch ist das Gehäuse absolut symmetrisch konstruiert. Da die Bässe nicht exakt im Zentrum der Schallwand sitzen, mussten die Entwickler mit dem Kniff einer Druckkammer arbeiten, von der die beiden Schallkanäle abzweigen – eine Lücke zwischen den Basstreibern und dem Mitteltöner verrät, wo die obere Innenwand dieser Kammer liegt.

Albedo Acclara Diamond SGS
Hier sehen Sie einen der bereits erwähnten Spikes – nebst Größenvergleich. Die Stahlspieße lassen sich auch nach der Aufstellung der Acclara über Sechskantbohrungen von oben feinjustieren, ehe schwarze Abdeckungen aufgesetzt werden.

Bei einer Transmission Line handelt es sich im Grunde genommen um eine Abwandlung des Waveguides, dessen Länge in einem harmonischen Verhältnis zu den wiedergegebenen Bassfrequenzen steht. Durch ihre Abstimmung ziehen die Schallkanäle das Fundament der Acclara auf stattliche 33 Hertz nach unten. Zum Vergleich: Bei der riesigen Atesia sind es 27 Hertz. Eine Transmission Line tönt bei korrekter Anwendung zudem auch schneller, direkter und präziser als mit einer Bassreflexöffnung. Wie jede Art von Schallführung kommt sie allerdings nicht ohne tonale Eigenheiten daher. Den etwas welligen Frequenzgang kontert Albedo durch die Einbringung filternder und linearisierender Resonatoren. Diese spezielle Auslegung der Transmission Line nennen die Italiener augenzwinkernd „Helmoline“ – nach dem deutschen Physiker und Akustik-Pionier Hermann Ludwig von Helmholtz.

Mit aspetto numero tre wären wir schließlich beim Gehäuse angekommen. Das kann ich im positiven Sinn für tot erklären. Tatsächlich setzten die Italiener auf die reinste Materialschlacht, um den bildschönen Körper ihrer Acclara klanglich auszublenden. Die Materialdicke ihres mehrschichtigen Sandwich-Holzrahmens beträgt durchgehend 40 bis 50 Millimeter. Gehäuseboden und -decke bestehen genau wie der gefurchte Rücken aus schweren Metallelementen. An den herrlich furnierten (bei uns lackierten) Seitenwänden werden zwei dämpfende und mit Leder bezogene Stahlplatten aufgehängt, die über durchgehende Träger miteinander verzurrt sind. Mit dieser optisch wunderbar realisierten Konstruktion werden die Gehäusewände regelrecht zur Ruhe gezwungen. Im Inneren sorgen die Kanäle der Transmission Lines für zusätzliche Stabilität. Führt man sich alle Faktoren vor Auge – hinzu kommen ja noch die bulligen Treiber, die schwere Weiche sowie die Handvoll Van-den-Hul-Strippen der Innenverkabelung, dann fällt die kompromisslos wuchtige Acclara mit ihren 140 Kilogramm eigentlich noch überraschend „leicht“ aus.

Albedo Acclara Diamond SGS

Ausgeliefert wird die Box übrigens mit mehreren Kartons voller Zubehör. Neben Fußauslegern, gewaltigen Spikes und passenden Bodenschonern gehört dazu auch ein Satz leichtläufiger Rollen. So kann man die Box in aller Ruhe im Raum platzieren und einwinkeln, ehe man sie – unbedingt gemeinsam mit wenigstens einem nicht zu leichten Helfer – endgültig auf ihre Spikes bettet.

Eine Fügung des Schicksals wollte es, dass wir die exzellenten Lautsprecher in verschiedenen Umgebungen genießen konnten. Vertriebsleiter Thorsten Fennel hatte mich nach Fulda in den Hörraum seines Ladens „Raum und Ton“ eingeladen, um „mal zu überlegen“, welchen Albedo-Lautsprecher wir uns nach München holen. Eigentlich hatte ich des Handlings wegen ein kleineres Modell im Sinn. Doch dann stach mir die unglaubliche Lackierung der Acclara ins Auge. Neben einem erlesenen Walnussfurnier bietet der Hersteller den Lautsprecher in beliebigen RAL-Farben an. Das dunkle Blau unseres Musters lässt sich bei gedämpfter Beleuchtung kaum von Schwarz unterscheiden. Die Tönung wechselt ihren Charakter aber je nach Tageszeit und Lichteinfall bis hin zu einem strahlenden Farbton. Da die Acclara gerade mit ihren Rollen ausgestattet war, hatten wir sie nach wenigen Minuten für einen ersten Eindruck spielbereit. Als Frontend diente eine Kette aus Linns Klimax DSM (Streamer/Vorverstärker) und zwei Klimax-Solo-Endstufen – eine durchaus angemessene Kombination. Ich kann mich noch lebhaft erinnern, wie ich die ersten Töne von Agnes Obels „Riverside“ hörte. Das Klavier perlte herrlich warm und mit sanften Anschlägen durch den Raum, während die eigenwillig gedoppelte Stimme von der Mitte ausgehend eine breit gefächerte Bühne einnahm – wer den Titel kennt, weiß, was ich meine. Wer beim samtigen Timbre der Italienerin nicht augenblicklich eine Gänsehaut bekommt, ist entweder völlig abgestumpft oder hat den Song in den letzten Tagen entschieden zu oft gehört.

Bildergalerie
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Etwa eine Woche und eine LKW-Fahrt später konnte die erhabene Albedo ihr Können in unserem Hörraum unter Beweis stellen. Ihre Spielpartner hießen nun Burmester 216, Electrocompaniet AW 800, Lumin X1 sowie Esoteric K-05XD – auch nicht von schlechten Eltern. Welche Unterschiede diese Komponenten zu den Linns bewirkten, vermag ich ob des zeitlichen Abstands und der völlig anderen Umgebung nicht zu sagen. Was definitiv identisch blieb, war die Spielfreude und die mitreißende Tonalität der in unserem Raum (42 m2) wirklich großen Acclara. Ergänzend zu den eher balladesken Eindrücken aus Fulda wollte ich nun vor allem das dynamische Können der Italienerin prüfen. Opulente Orchesterwerke wie Liszts Ungarische Rhapsodie (Stokowski) schüttelte sie herausragend flüssig und mit geradezu betörenden Impulsen aus dem Ärmel. Deutlich konnten wir die verschiedenen Instrumentengruppen des Orchesters auf der riesigen Bühne verorten. Selbst kleinste Details zeichnet sie mit ihren auflösungsstarken Diamanten ins Zimmer.

Dass sie wirklich gute Aufnahmen bei solchen Qualitäten herausragend darbietet, ist kein Wunder. Was ich dem Lautsprecher allerdings besonders anrechne, ist, dass er trotz seiner unbestechlichen Transparenz und Auflösung stets gutmütig reproduziert.

Ich übersetze das mal: Man kann mit der Albedo Acclara Diamond SGS die sprichwörtliche Sau rauslassen, ohne dass rockige Aufnahmen oder komprimierter Pop kratzen oder beißen. Im einen Moment stampft Faithless mit „Insomnia“ (Reverence) wohlig grummelnd durch den Hörraum, im nächsten schmettern die brettharten Gitarrenriffs und Vocal Hooks in „Them Bones“ (Alice in Chains, Dirt) oder die coole Akkordfolge von Soundgardens „Fell On Black Days“ (Superunknown) aus den Membranen – und all das mit einer dynamischen Qualität und einer emotionalen Tiefe, dass man gar nicht mehr aufhören möchte …

Albedo Acclara Diamond SGS

Info

Lautsprecher Albedo Acclara Diamond SGS

Konzept: passiver 3-Wege-Standlautsprecher
Gehäuse: Transmission Line, zwei symmetrisch gespiegelte Kanäle
Bestückung: je drei 7″-Keramiktreiber (Bass), ein 5″-Keramiktreiber (Mitten) sowie ein 1″-Diamanttweeter; alle Treiber von Accuton
Frequenzgang: 33 Hz bis 30 kHz
Wirkungsgrad (2,83 V/1 m): 86 dB
Impedanz: 4 Ω
Ausführung: Walnuss Hochglanz, RAL-Lackierungen auf Wunsch
Maße (B/H/T): 48/130/66 cm (mit Spikes und Fußauslegern)
Gewicht: je 140 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: um 69 000 €

Kontakt

The Orange Audio

Thorsten Fennel
Frankfurter Straße 23b
36043 Fulda
Telefon +49 6619 3350800
info@orange-audio.de

www.raum-ton.de

Mitspieler

CD-Player: Audio Note CD 3.1x, Esoteric K-05XD
Streamer/Mediaplayer: Lumin X1, Aavik S-580, Soulnote Z-3, Linn Klimax DSM
Vorverstärker: Electrocompaniet EC 4.8 MKII
Endverstärker: Luxman M-10x, Burmester 216, Electrocompaniet AW 800, Linn Klimax Solo
Vollverstärker: Aavik I-880
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Monitor Audio Hyphn
Kabel: Ansuz, WestminsterLab, HMS
Rack: Finite Elemente, Solidsteel

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.