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Audiolab 9000N

Audiolab 9000N

Schöner Schafspelz

Audiolab 9000N

Die 9000er-Serie der britischen Marke Audiolab hat jetzt einen Streamer.

Audiolab 9000N

In aller Kürze:
Dank 18-facher Spannungsversorgung, symmetrischer Signalführung und Class-A-Schaltung in der Analogsektion zeigt der Audiolab 9000N alle Qualitäten des hochwertigen ESS-Wandlers.

Audiolab 9000N


So weit, so profan. Doch was unter dem stabilen und strahlend schicken Gehäuse zu finden ist, ist ein Schaltkreis von einem der Alpha-Wölfe der Streamingzunft. Die Streamingtechnologie für den Audiolab 9000N stammt nämlich von Lumin, und die wissen ja schon seit einiger Zeit, wie das Abspielen von Musik im Netzwerk und aus dem Internet geht. Insgesamt stecken rund drei Jahre Entwicklungsarbeit (und neue Layouts aufgrund von Chip-Knappheit) im Gerät, und es gab insgesamt fünf Versionen, bis das endgültige Seriengerät dem Audiolab-Team um Chefentwickler Jan Ertner gut genug zur Veröffentlichung war. So geht der Top-Streamer nicht nur klanglich, sondern auch in der Bedienung neue (zugänglichere) Wege.

Die Einrichtung des Audiolab-Netzwerkspielers ist dank der auf den 9000N zugeschnittenen App ein Kinderspiel. Mit der WPS-Taste verbindet sich das Gerät ganz ohne Steuerungsprogramm mit ihrem Router. Auch sonst ist die Bedienung logisch. Zwei Drehgeber mit Druckfunktion ermöglichen die Konfiguration des Streamers und die Regelung der Ausgangslautstärke, die beigelegte Fernbedienung (übrigens in Schwarz bei der silbernen Gehäuseversion) bietet einen schnellen Zugriff auf die Abspielfunktionen, sodass der Betrieb auch ohne App reibungslos funktioniert. Die Auswahl der Musik beim jeweiligen Streamingdienst sollte mithilfe des kleinen Programms auf dem eigenen Smartphone erfolgen. Zwar steht „Audiolab“ auf der App, aber es ist ganz ohne Zweifel eine angepasste Lumin-App. Damit setzt sich das Spitzenmodell der britischen Marke auch technisch von den kleineren Streamern des Hauses ab, die auf die Play-Fi-Steuerung setzen. Das geht zwar auch ganz ordentlich, war aber nie wirklich komfortabel. Die native Einbindung meines Qobuz-Zugangs auf dem großen 9000N erledige ich ganz unkompliziert über das Smartphone. Bin ich schon drin? Ja, und es kann direkt losgehen.

Audiolab 9000N
Klassik und Moderne: Wie alle Audiolab-Geräte pflegt auch die 9000er-Serie eine betont klare Linienführung, die auf den ersten Blick nicht verrät, in welcher Preisklasse man sich bewegt – perfekt für Hörer, die vornehmes Understatement bevorzugen. Absolut auf der Höhe der Zeit sind die Bedienung und das hochauflösende Display.

Am symmetrischen Analogausgang hängt zunächst der musikalisch kraftvolle Verstärker aus der gleichen Baureihe, der 9000A. An den angeschlossenen Klipsch Heresy IV öffnet sich mit der neuen Platte des Jazzmusikers Torsten Goods (Soul Searching) sofort eine breit aufgefächerte Bühne mit klar definierter Basswiedergabe und fein aufgelöstem Hochtonbereich, der aber niemals vorlaut wird. Pete York, Schlagzeuger der Spencer Davis Group, ist als Gast auf der groovenden Neueinspielung von „Keep On Running“ zu hören. Die Stimme des britischen Musikers klingt authentisch gealtert und doch immer mit einem verschmitzten Lächeln, zum Beispiel wenn er mit Goods darüber sinniert, ob das nicht vielleicht nochmal eine Nummer eins werden könnte … Der 9000N liefert ein durchaus großes Klangbild über seine Analogausgänge ab. Dabei habe ich minimale Unterschiede zwischen dem unsymmetrischen und dem symmetrischen Ausgang ausgemacht. Letzterer kommt mit etwas mehr Schub aus dem tiefsten Frequenzkeller.

Das Gehäuse aus verschraubten, sehr soliden Aluplatten wirkt hochwertig, auch wenn ich persönlich das leicht perlig glänzende Finish für zu viel des Guten halte, aber das ist Geschmackssache. Mit älteren Audiolab-Geräten gemein hat der neue Streamer die Herkunft des Wandler-Chips. Der stammt nämlich auch hier wieder aus der ESS-Sabre-Wandlerreihe. Konkret ist das ein ESS Sabre ES9038Pro 32-Bit-DAC (PCM und DSD). Die integrierte Antijitter-Schaltung verringert die ohnehin schon geringen Verzerrungen. Der achtkanalige Wandler wird komplett genutzt mit je vier Einheiten für den linken und rechten Kanal. So kann der Signal-Rausch-Abstand nochmals verringert werden.

Für die Verwaltung der Abspielvorgänge ist ein ARM Cortex A53 verbaut, und dieser Prozessor ist verlässlicher Industriestandard. Tatsächlich hatte ich keinerlei Abstürze oder Probleme im normalen Spielbetrieb. Apropos Spiel(be)trieb: Das sehr gut lesbare 4,3-Zoll-Farbdisplay liefert mir alle Informationen zur gespielten Musik und führt mich auch durch die Einstellungen wie zum Beispiel die Auswahl der fünf Ausgangsfilter zur individuellen Klanganpassung. Wissend, dass meine alte Audiolab-Kette schon viele Jahre auf dem Buckel hat, ist mir klar, dass die Entwickler in Huntingdon bis heute sehr viel Erfahrung mit den Wandlern dieser Reihe gesammelt haben. Und das hört man an der sorgfältigen, musikalischen Abstimmung des Geräts. Die liegt auch in der Stromversorgung und der Class-A-Analogsektion begründet. Ein 50-VA-Noratel-Ringkerntrafo füttert die insgesamt 18 internen Spannungsversorgungen. So bekommt sogar der linke und rechte Kanal des DACs jeweils eine eigene Versorgungsleitung spendiert.

Audiolab 9000N
RCA, XLR, Coax und Toslink, dazu Ethernet und USB – die Anschluss-Suite des Audiolab 9000N lässt weder Raum für Wünsche noch für Überraschungen. Was das Panel nicht verrät, ist, dass unter der Haube Streamingtechnologie der Experten von Lumin werkelt.

Das klanglich herausragende Album Luminescence von Bruce Soord erklingt. Die Akustikgitarre füllt den tief ausgeleuchteten Hallraum, bevor elektronisch generierte Rhythmuselemente zusammen mit Soords sanfter Stimme das eingängige „Dear Life“ einleiten. Über den Audiolab-Verstärker hat das eine warme, offene Grundausrichtung. Räumliche Details der Produktion sind für mich klar nachvollziehbar, die Länge der Hallfahne verdeckt nichts und darf trotzdem artefaktfrei ausklingen. Ich wechsle via unsymmetrische Verdrahtung zu meiner Luxman-Röhre, und dasselbe Stück erklingt auf ähnlich hohem Niveau wie über den Audiolab-Verstärker 9000A. Jetzt öffnet sich das Klangbild aber nochmals weiter in den Höhen, die Transienten der Akustikgitarre sind klarer umrissen und die beschriebene Hallfahne setzt sich noch deutlicher vom Direktschall der Instrumente ab. Der Netzwerkspieler 9000N liefert in dieser Kombination unglaublich stimmig ab. Die Balance zwischen Schnelligkeit, Dynamik, Fundament, Breitbandigkeit ist dabei auf einem sehr hohen Niveau. Hier spielt der Streamer seine Fähigkeiten an meiner über Jahre sorgfältig zusammengestellten Kette noch kompletter aus als am ebenfalls guten Verstärker aus eigenem Hause. Das bedeutet, die 9000er-Familie spielt in sich schon sehr schlüssig, der Streamer selbst kann aber im Zusammenspiel mit noch hochwertigeren Komponenten nochmals mehr musikalische Details abliefern, die den aufgerufenen Preis mehr als rechtfertigen, zumal ja tatsächlich originale Lumin-Technologie unter der Haube mit den Streamingdaten umgeht – ein genialer Schachzug der Entwickler, und das macht den 9000N tatsächlich zu einem Wolf im zugegebenermaßen schicken Schafspelz, um dieses etwas abgegriffene, aber verständliche Bild zu gebrauchen.

Neben der Integration von Qobuz werden nativ auch Tidal, TuneIn-Radio und Spotify bedient sowie MQA-Dateien dekodiert. Auch als Airplay-2-Empfänger macht der 9000N eine sehr gute musikalische Figur, zeigt aber natürlich auch den etwas runderen Grundklang des Apple-Übertragungsprotokolls. Neben der drahtlosen und drahtgebundenen Annahme von Musikdaten aus Streaming- und UPnP-Quellen lässt sich via USB digitales Audio von einem PC zuführen. Weitere Digitaleingänge gibt es nicht. Dafür sind neben dem symmetrischen und unsymmetrischen Ausgang jeweils ein koaxialer und ein optischer Digitalausgang vorhanden, sollte einem die Klangqualität des ESS Sabre ES9038Pro als Wandler nicht reichen. (In der Welt der sozialen Medien würde an dieser Stelle jetzt übrigens ein Emoji mit über dem Kopf zusammengeschlagenen Händen stehen, Sie verstehen, was ich meine.)

Auf dem Display wird mir neben einer hochauflösenden Darstellung des Plattencovers noch die Information über das eingehende Datenformat, die digitale Auflösung, Titel, Interpret, Spieldauer und Lautstärke des regelbaren Ausgangs angezeigt – ich kann es bequem von meinem Hörplatz aus lesen. Selbstverständlich lassen sich die Inhalte der Anzeige bis hin zur Abschaltung des Displays vom Nutzer auswählen.

Die beschriebenen klanglichen Eigenschaften des 9000N zeigen sich mit einem Jazz-Album wie Leroy Walks! vom Leroy Vinnegar Sextet. Die damals noch stark nach rechts und links im Stereospektrum verteilten Instrumente dieser Aufnahme aus dem Jahr 1958 vermitteln nichtsdestotrotz das Gefühl, zusammen mit den Musikern in einem holzgetäfelten Club zu sitzen. Das Vibrafon erklingt mit glockiger Substanz aus dem linken Lautsprecher, während sich Leroy Vinnegars Bass mit feinem Swing aus dem rechten Lautsprecher schält. Nicht größer als das Original, aber mit natürlichem Korpus und klarer tonaler Nachvollziehbarkeit. Die hochauflösende Aufnahme in 192 Kilohertz und 24 Bit dekodiert der Audiolab einmal mehr ausgewogen musikalisch mit guter Dynamik und Platz zwischen den Instrumenten. So macht HiRes wirklich Spaß!

Mit einfacher Benutzerführung, ultrasolider Verarbeitung, einem informativen und schönen Display sowie natürlich großem, detailliertem Klang sammelt der jüngste Spross der 9000er-Familie ordentlich Punkte und ist aus meiner Sicht das bisher beste Gerät der Top-Linie von Audiolab.

Audiolab 9000N

Auf neuestem Stand

Das Lumin-Know-how im Audiolab 9000N bietet eine native Integration von Spotify Connect und Tidal Connect, sodass direkt aus den jeweiligen Streaming-Anwendungen die Musik abgespielt werden kann. Wer mit UPnP/DLNA-Apps wie mconnect oder BubbleUPnP arbeitet, kann mit diesen den Audiolab auch direkt ansprechen. Selbstverständlich ist der Streamer in ein vorhandenes Roon-System einbindbar. Bezüglich MQA ist der 9000N in der Lage, als reiner MQA-Renderer zu spielen und dann alle digital vorhandenen Infos aus Tidals HiFi-Plus-Abo im Passthrough-Modus ungefiltert an einen externen MQA-DAC weiterzuleiten. Die internen MQA-Fähigkeiten laufen mit der höchsten Spezifikation, also 384 Kilohertz Samplingfrequenz und eben der Nutzung aller dekodierbaren Ebenen des Spezialformats.


Info

Netzwerkplayer Audiolab 9000N

Konzept: Netzwerkspieler mit MQA-Dekodierung, Tidal Connect und Spotify Connect
Besonderheiten: wahlweise regelbare oder fixe Ausgangslautstärke, NativeDSD bis DSD 512, übersichtlich gestaltetes und anpassbares 4,3-Zoll-Farbdisplay, aufwendige Stromversorgung, Fernbedienung, gut verständliche Bedienungsanleitung in deutscher Sprache
Eingänge: Netzwerk (WiFi und Ethernet), USB-B-Eingang, USB-A-Anschluss für externe Speichermedien
Ausgänge analog: 1 x symmetrisch XLR, 1 x unsymmetrisch RCA
Ausgänge digital: ­S/­PDIF optisch und koaxial
Farbe: Schwarz, Silber
Maße (B/H/T): 44/9/33 cm
Gewicht: 6,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 2790 €

Kontakt

IAD

Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Telefon +49 2161 617830
info@iad-gmbh.de

www.audiolab-deutschland.de

www.iad-audio.de

Mitspieler

CD-Player/Wandler: Luxman D-N150
Streamer: Volumio
Vorverstärker: Audiolab 8200 CDQ
Vollverstärker: Luxman SQ-N150
Endverstärker: Audiolab 8200 P
Lautsprecher: Klipsch Heresy IV
Kabel: Ecosse, Tara Labs, Furutech, Supra, Graham Slee

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.