LoftSonic – Unsichtbare Urgewalt
Eine unsichtbare Anlage, die sich unaufdringlich in die Umgebung einfügt und trotzdem mit ausgewachsenen High-End-Systemen mithalten kann? Bislang hielt man das für reine Spinnerei. Doch ein Besuch im Showroom von LoftSonic könnte diese (bislang durchaus begründete) Haltung ändern.
Irgendwie habe ich immer geahnt, dass dieser Moment kommen würde: Regelrecht benommen sitze ich im Sessel und starre auf eine Wand, deren Klangwucht mir soeben die Sprache raubte. Zugegeben, es handelt sich um ein ziemlich hübsches Exemplar von einer Wand. Holzpaneele ziehen sich vertikal über die gesamte Länge, das von hinten einfallende Licht wirft an diesem Vormittag interessante Schatten auf den schwarzen Stoff dahinter. Teils handelt es sich um die Tarnung dämmender Akustikmodule, teils um Öffnungen für den Schall, wie ich später lerne. Die Szene könnte aus einem Musterkatalog für modernes Wohnen stammen.
Karl-Heinz Theis hat meine Verblüffung erwartet. Unter dem Label LoftSonic fertigt er In-Wall-Lautsprecher und ersinnt Lösungen für unsichtbare Anlagen. Die dezente Integration von HiFi-Systemen ist in der Regel kompromissbehaftet. Doch das wollte Theis nicht so einfach hinnehmen. Ziel seiner Entwicklungen war es, In-Wall-Systeme mit der „Klangsignatur“ ausgewachsener High-End-Ketten zu realisieren. Ich will ehrlich sein: Mit diesem Versprechen haben mich schon andere gelockt. Vieler dieser Konzepte arbeiten auch recht befriedigend. In Konferenzräumen, Restaurants oder in Bad und Esszimmer passt das, eine HiFi-Kette ersetzen sie aber nicht. Entsprechend skeptisch folgte ich dem Ruf nach Köln-Wahn, wo LoftSonic in unmittelbarer Nähe zum Flughafen den faszinierenden Showroom betreibt.
Eine erste Überraschung war für mich die Bandbreite des Unternehmens. LoftSonic bietet nicht ein fixes System an, sondern fertigt je nach Bedarf, Umgebung und Anspruch des Kunden unterschiedliche Lautsprecherkonzepte. Das kleinste System gleicht einschlägig bekannten Vorbildern: Im Zentrum des Showrooms steht eine drei Meter breite Wand, in der Flachmembranen verbaut sind. Zur Demonstration von LoftSonics Fähigkeiten hat Theis die Schallwandler mit Marmorplatten abgedeckt, der unvermeidliche DSP übernimmt das Glattziehen der Frequenzen. Klanglich präsentiert sich die „Anlage“ erstaunlich ausgewogen und linear, wenngleich die bekannten Kompromisse hervortreten: Statt einer definierten Bühne erzeugt das System eine mehr oder weniger flächige Klangwolke, wenngleich ich die Panoramaverteilung der einzelnen Schallereignisse gut zuordnen kann.
Kurz darauf lauschen wir System Nummer zwei, das mir erstmals die Kinnlade runterklappen lässt. Um einen großen Fernseher herum haben Theis und sein Team Flachmembranen verbaut, deren Schallflächen unsichtbar, jedoch nicht abgedeckt sind: Als ich während der Wiedergabe meine Hand an die Wand halte, werden meine Finger vom Hub der Membranen zum Tanzen gebracht. Der auch hier erforderliche EQ kann merklich dezenter zupacken, was sich positiv auf die Griffigkeit der Anlage und auf die Breite, Tiefe sowie Plastizität der Bühne auswirkt. In meiner Erinnerung überwiegt jedoch ein anderer Faktor: Die sechs Flachmembranen werden von mehreren Subwoofern unterstützt. Das System erreicht damit eine Membranfläche von mehr als einem Quadratmeter, was man seiner „Power“ und Energie auch anmerkt. Die Impulse dieser Anlage – und wir sprechen hier nach wie vor von der „goldenen Mitte“ – sind beeindruckend.
Anschließend führt mich Karl-Heinz Theis in die eingangs beschriebene Druckkammer. Die versteckte Anlage lässt sich aus unterschiedlichen Quellen speisen. Neben einem Medienserver, der stilgerecht über Roon gesteuert wird, gibt es einen 1210er-Technics, der mit einer Schublade in die Wand versenkt werden kann.
Wir setzen uns und Theis startet die Wiedergabe eines üppig instrumentierten orchestralen Werkes. Augenblicke später befinden wir uns mitten in einem Konzertsaal, lauschen sämigen Streichern, blechigen Blechbläsern und Kesselpauken, deren tiefes Grollen alles um uns herum erbeben lässt. Das Spektakel tönt jedoch derart ausgewogen, natürlich und plastisch, dass ich nicht für eine Sekunde das Bedürfnis verspüre, leiser zu regeln. Im Anschluss grabsche ich das iPad und starte Fleetwood Macs „The Chain“. Immer die gleiche Leier, können Sie mir gern vorwerfen, doch der Titel beginnt mit einer der plastischsten Kickdrums, die ich kenne – und genau die will ich jetzt hören. Um es kurz zu machen: Die Impulse sind fundamental, ja geradezu brutal – und doch sitzt alles genau dort, wo es hingehört.
Mit merklicher Freude über meine Beinaheohnmacht erläutert mir Karl-Heinz Theis später das Geheimnis der Superanlage: Statt zu den kleineren Flachmembranen greift er für die Oberliga zu seiner neusten Spezialität. Die „echten“ Line Source Breitbänder sind in ihrer Konstruktion über zwei Meter lang und besitzen zu ihrer überragenden Membranfläche eine sensationelle Durchsetzungskraft. Jede der beiden DSP-entzerrten aktiven Linien wird im Zusammenspiel mit den dazugehörigen Subs mit einer Leistung von 6400 Watt angetrieben. Das erklärte jene Impulse und Stabilität, die mir beinahe die Brille aus dem Gesicht fegten.
Damit war für mich abgemacht, dass wir uns intensiver mit dem LoftSonic-Konzept auseinandersetzen müssen. Karl-Heinz Theis lud mich zu einem Besuch bei seinem Partner Ernst Schmid ein. Der Inhaber der Hifi-Profis in Frankfurt und Urgestein der Szene hat gerade ein „Ultra High End Studio“ in Frankfurt-Eckenheim eröffnet. Dort sind die Linienstrahler vorerst in Form einer Studie ganz ohne Verkleidung zu bewundern. Doch bis dahin ist noch ein klein wenig Geduld erforderlich. Unsere Eindrücke folgen in Kürze …
LoftSonic
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