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Linn Selekt LP12

Linn Sondek LP12 Selekt

Evolution des Ursprungs

Linn Sondek LP12 Selekt

Für Linn-Gründer Ivor Tiefenbrun war klar: Was vorne an Klangqualität nicht in die Kette kommt, kann der beste Lautsprecher nicht wieder herausholen! Die Quelle war für den Schotten entscheidend, auch wenn der Rest der HiFi-Welt Anfang der 1970er den Lautsprechern den größten Stellenwert zuschrieb! Ein exzellenter Plattenspieler – da war sich Tiefenbrun sicher – bringt auch auf durchschnittlichen Lautsprechern sehr gute Ergebnisse. Mit dieser Prämisse hat der Schotte mit seiner Firma Linn einen Plattenspieler entwickelt, der immun gegen jegliche akustische Rückkopplung sein sollte und seit rund fünf Jahrzehnten den Standard setzt – der Subchassis-Plattenspieler Linn Sondek LP12 Selekt.

Linn Selekt LP12

In aller Kürze:
Die Komponenten des Gesamtpakets Linn Sondek LP12 Selekt sind perfekt aufeinander abgestimmt. Vor allem der mit engsten Toleranzen gebaute Arko-Tonarm hebt diese Variante des Subchassis-Plattenspielers auf ein neues Niveau.

Linn Selekt LP12


Der Linn Sondek LP12 Selekt ist die neueste Variante des klassischen Plattenspielers, die die Nachfolge des Akkurate LP12 antritt. Damit reiht er sich zwischen dem Einsteigerpaket Majik und dem großen Klimax ein.

Auf den ersten Blick fällt eine Änderung besonders auf: Der Selekt wird zusammen mit dem in Schottland bei Linn gefertigten neuen Tonarm Arko ausgeliefert. Auch der Tonabnehmer Kendo ist neu im Portfolio der Schotten und gehört ebenfalls zum Selekt-Paket. Nach wie vor ist der LP12 in jeder seiner Komponenten upgradefähig – aus dem Selekt eine Klimax-Version zu machen, ist absolut möglich.

Die Standardzarge ist bei unserem Testgerät mit gefrästen Rillen versehen(„fluted“), was dem Plattenspieler aus meiner Sicht eine filigranere und gleichzeitig hochwertigere Anmutung verleiht. Nachdem alles korrekt eingestellt ist – für den Endkunden übernimmt das der Linn Fachhändler –, stecke ich das Kabel für die Stromzufuhr in das vor einiger Zeit von Linn überarbeitete Netzteil Lingo 4. Ein Klick und es sitzt bombenfest. Dabei ist das externe, schmale Gehäuse nur die eine Hälfte des Antriebs. Hier befindet sich das reine Netzteil, die Motorsteuerung ist hingegen direkt in die Zarge eingebaut, ebenso wie ein passender 12-Volt-Wechselstrommotor. Ein Sensor auf der Aluminiumplatte hilft der Steuerung bei der fortlaufenden Drehzahlregulierung.

Linn Selekt LP12
Nur ihre Mutter konnte sie unterscheiden … Auf den ersten Blick sieht der Selekt dem vollausgebauten Klimax erstaunlich ähnlich. Auch klanglich ist der “Mittlere” seinem großen Bruder auf den Fersen.

Ein kurzer Druck auf den elektronischen Einschalter reicht, und der schwere Teller des LP12 setzt sich in Bewegung, das Kendo-MC-System taucht in die Rille ab. Yogi Lang ist Sänger und Keyboarder der Band RPWL, die schon immer eine große musikalische Nähe zu Pink Floyd auszeichnete. Das gilt auch für das Soloalbum A Way Out Of Here. Gitarren, Gesang, Arrangement, alles erinnert vor allem an die durch David Gilmour geprägte Phase. Der Selekt LP12 übermittelt diese Atmosphäre sehr emphatisch. Dabei fällt die Akribie in der Darstellung der tiefsten und höchsten Frequenzen auf. Das mühelos auf jeder Gilmour-Scheibe unterzubringende Instrumental „Early Morning Light“ zeigt über das Selekt-Paket fein nuancierte Unterschiede zwischen E- und Akustikgitarre, lässt die Basslinie quasi singen und verschleift dabei niemals eine Transiente des kraftvollen, aber nicht überproportional groß aufgenommenen Schlagzeugs. Eine Hammondorgel schwebt durch den Raum, die Becken können strahlen, ohne unsauber oder zu breit zu werden. Zudem fällt die äußerst saubere Abtastung des neuen Kendo-MC-Tonabnehmers auf. Durch Linns Dreipunkt-Montage an der Headshell des Arko-Arms ist die Justage im Arm selbst schon vorgegeben und in jeder Hinsicht korrekt gemacht. Wenn Lang dann in „The Sound Of The Ocean“ wieder selbst ans Mikrofon tritt, klingt seine Stimme angenehm natürlich über einem Bett aus Pedal-Steel- und Akustikgitarren. Die Trennung der einzelnen Instrumente gelingt dem schottischen Plattenspieler zu jeder Zeit. Das gilt auch für das saubere Timing dieser langsamen Halftime-Nummer. Überhaupt, das Timing des LP12 ist aus meiner Sicht erstklassig. Selbst ruhigeren Tempi merkt man den Groove an. Chorus-geschwängerte Gitarren oder lang ausklingende Klaviertöne neigen nicht zu hörbaren Gleichlaufschwankungen, was man auch heute immer noch nicht von allen mir bekannten Laufwerken sagen kann.

Linn Selekt LP12
Dürfen wir vorstellen: Herr Arko und das MC-System Kendo. Beide werden vom Hersteller eigens für die Selekt-Variante des LP12 angefertigt.

Hierbei spielt das Lingo-4-Motorpaket eine entscheidende Rolle, nicht zuletzt dank der fortlaufenden Kontrolle der Drehzahl durch den Lingo-Tachometer unterhalb des Plattentellers. Runde für Runde wird die Drehzahl kontrolliert und gegebenenfalls nachgeregelt. Wenn korrigiert wird (zum Beispiel beim Hochdrehen nach dem Start), leuchtet die jeweilige LED im Starttaster auf der Zarge jeweils heller als im Normalbetrieb. Ist die Drehzahl korrekt, wird die LED wieder gedimmt. Dabei signalisiert Rot, dass wir mit 33 Umdrehungen unterwegs sind, bei 45 Umdrehungen leuchtet es grün.

Bassist Ron Carter zupft seit rund 60 Jahren die mächtigen Saiten seines Kontrabasses. Da wurde es Zeit, einen Film über einen der wichtigsten Bassisten der Musikgeschichte zu drehen. Dazu passend erscheint der Soundtrack zur Dokumentation Finding the Right Notes auf einer hervorragend klingenden Doppelvinyl. Und genau der dreht sich nun auf dem Linn Selekt LP12. „Bag’s Groove“ zeigt den Maestro mit akzentuiertem Spiel und gleichzeitig holzig-warmem Ton. Der Korpus des Instruments erklingt angemessen groß und realistisch, der Swing auf dieser Liveaufnahme im Zusammenspiel mit Gitarrist Russel Malone und dem zweiten Bassisten Stanley Clarke ist zudem unbeschreiblich mitreißend. Zum einen liegt es aus meiner Sicht am schon erwähnten gelungenen Motormanagement, zum anderen aber an der mechanischen Gesamtkonstruktion mit dem hier genutzten Kore-Subchassis, einem Aluminium-Hohlkammerchassis mit fest verklebtem Tonarmboard, das für diese Übersicht im Klangbild mitverantwortlich zeichnet. Dort montiert ist der Arko-Tonarm, der ebenfalls in Glasgow gefertigt wird.

Linn Selekt LP12

Das kaltgezogene Tonarmrohr wird aus einer 7075er-Aluminium-Legierung hergestellt, die üblicherweise in der Luftfahrt verwendet wird. Dem Aluminium werden Zink, Magnesium und Kupfer beigefügt. Diese Legierung zeichnet sich unter anderem durch hohe Bruchfestigkeit und Verwindungssteifigeit aus. An einem Ende geht das Rohr in die Headshell über, die die entsprechende dritte Bohrung für die exakte Montage eines Linn-Systems besitzt, aber auch jedes andere System aufnehmen kann. Gleichzeitig sorgen maschinelle Fräsungen dafür, dass das Eigengewicht der Headshell möglichst gering ausfällt. Das andere Ende des Armrohrs findet seine Aufnahme im optisch eher unspektakulären Lagerblock. Das kardanische Lager mit engsten Toleranzen sorgt für minimalen Widerstand und führt den Neunzöller mit professioneller Ruhe über die gesamte Plattenseite. Der Verzicht auf zu viele (resonierende) Bauteile zugunsten der Material- und Fertigungsqualität ist den Schotten beim Arko mehr als gelungen, und ich würde mich nicht wundern, den Arm künftig auch auf anderen Laufwerken zu sehen und zu hören – klanglich ist der ein ganz Großer! Bevor ich zu sehr ins Schwärmen komme, doch noch zwei konstruktive Anmerkungen zum Arko. Die Halterung für das Tonarmrohr in der „Parkposition“ besteht aus einer einteiligen Klammer aus Kunststoff, die aus meiner Sicht vielleicht ein wenig zu fest zupackt, sodass ich beim Anheben des Arms zum Abspielen vergleichsweise viel Kraft aufwenden muss, um ihn aus der Halterung zu nehmen. Bei der Qualität des verwendeten Aluminiums sicher kein Problem, aber ich setze meine Tonarme ungern physikalischen Kräften aus, wenn es nicht notwendig ist. Punkt zwei betrifft die Gleitfläche des Tonarmlifts, die ebenfalls mit einem Kunststoff belegt ist, der beim Rückführen des Arms auf dieser Oberfläche leichte Geräusche erzeugt und ihn nicht wirklich gleiten lässt. Auf den Klang hat beides keinerlei Einfluss, hinweisen möchte ich allerdings schon darauf.

Linn Selekt LP12

Eine Platte, die bei vielen von uns im Regal stehen dürfte, ist Pink Floyds Meddle mit dem großartigen „Echoes“, das die komplette B-Seite des Albums einnimmt. Das über 50 Jahre alte Album stellt der LP12 schon während der ersten Takte ins richtige Licht. Da füllt der Bass von Roger Waters die unteren Register, Richard Wright entlockt der Hammondorgel rhythmisch dichte Sequenzen, und das Leslie-Kabinett überformt die Orgel so, wie es sein soll. Übrigens ist auch der Echolot-Ton zu Beginn ein über das Leslie gespieltes Klavier. Nick Mason bekommt ebenfalls genügend Raum für strahlende Becken und eine akzentuierte Snare-Arbeit. Die nicht sonderlich fett aufgenommene Basstrommel hält sich auch über den Linn dezent zurück. David Gilmours Gitarre singt und sorgt durch ungewöhnlich verwendete Effektgeräte für Klänge, die an kreischende Möwen erinnern. Der Selekt zeichnet all diese klanglich wegweisenden Elemente der Aufnahme in gewohnter Akkuratesse und Transparenz bei gleichzeitigem Swing und makellosem Timing nach. Mir gefällt hier vor allem die gleichwertige Wiedergabe aller Frequenzbereiche, nicht nur in ihrer Lautstärke, sondern auch in ihrer feinen Auflösung von Details. Daran hat das neue MC-System Kendo mit Super-Fine-Line-Schliff und langem, frei aus dem Gehäuse ragenden Boron-Nadelträger sicher einen Anteil. Das Kendo harmoniert übrigens hervorragend mit meiner Übertrager-Vorstufe. Um den jeweiligen Anteil von Arm und System besser beurteilen zu können, habe ich das Kendo für ein paar Platten gegen mein (ungleich günstigeres) Audio-Technica-System mit Line-Contact-Schliff getauscht. Das Ergebnis hat mich durchaus verblüfft, denn Timing und saubere Abastung blieben auf demselben Niveau, was nachdrücklich für die Qualität des Tonarms spricht. In Sachen Bandbreite und Dynamik war das Linn Kendo dann aber wiederum klarer Sieger gegen das kleinere AT.

Bildergalerie
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Da ist sie wieder, die Summe, die mehr ist als ihre einzelnen Teile. Der Linn LP12 ist in seiner jüngsten Variante Selekt ein in sich stimmiger, äußerst musikalischer Plattenspieler, der ganz deutlich zeigt, wo der Unterschied zwischen einem Spitzenklasse-Laufwerk und echtem High End liegt. Der Schotte überzeugt mich auf ganzer Linie und beweist, dass das Subchassis-Konzept Sondek LP12 noch lange nicht ausgereizt ist. Dabei spielen die beiden hervorragenden Neuentwicklungen Kendo und vor allem Arko eine wesentliche Rolle.

Linn Selekt LP12

Info

Plattenspieler Linn Sondek LP12 Selekt

Konzept: Subchassis-Plattenspieler mit Riemenantrieb
Paketbestandteile: Subchassis-Laufwerk Sondek LP12 Kore, Netzteil Lingo 4 mit Motorsteuerung, Trampolin-Bodenplatte, Tonarm Arko, MC-System Kendo, Linn-Phonokabel
Besonderheiten: alle Komponenten upgradefähig bzw. jeweils als Upgrade für ältere oder günstigere LP12-Versionen erhältlich
Maße (B/H/T): 45/14/36 cm
Gewicht: 10 kg
Preis: ab 12 640 €

Kontakt

Linn Products Limited
Glasgow Road
Waterfoot, Eaglesham
Glasgow G76 0EQ
Schottland

www.linn.co.uk

Mitspieler

Phonovorverstärker: Luxman E-250
Plattenspieler: Elac Miracord 70 mit Audio-Technica AT33-PTG/II, Rega Planar 3
Vollverstärker: Luxman SQ-N150
Kopfhörerverstärker: Graham Slee Solo, SPL Phonitor One
Kopfhörer: Shure SRH 1540, Austrian Audio Hi-X60
Lautsprecher: Klipsch Heresy IV, Mission 700
Kabel: Ecosse, TaraLabs, HMS, Furutech, Supra

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