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Nubert nuLine 284

Nubert nuLine 284

Everybody’s Darling

Nubert nuLine 284

Die Nubert nuLine 284 ist ganz unprätentiös nur der Musik und dem Hörer verpflichtet.

Nubert nuLine 284

In aller Kürze:
Nuberts nuLine 284 ist ein Lautsprecher für all diejenigen, die ohne großes Kopfzerbrechen und ohne große High-End-Flausen einfach nur gute Musik in bestmöglicher Wiedergabequalität hören möchten.

Nubert nuLine 284


Die Garage muss ein magischer Ort für technologische Erfindungen sein. Nicht nur Bill Gates und andere Heroen des Silicon Valley starteten ihre technologische und wirtschaftliche Reise in einem solchen Unort, auch Günther Nubert entwickelte dort 1975 seine ersten Lautsprecher. Bereits zwei Jahre später wagte er den Sprung an den Markt, mit dabei im Gepäck damals schon die bis heute legendären nuPyramiden. Ein besonderes Markenzeichen der Lautsprecher aus Schwäbisch Gmünd ist seit jeher die Kombination aus Innovation und Produkttreue: Einerseits ist man stets am technologischen Puls der Zeit, entwickelt Bauteile neu, optimiert Bewährtes, verfällt dabei aber nicht in einen hektischen Modellwechsel, der dem Kunden suggeriert, dass alle zwei Jahre das Rad neu erfunden würde. Ein gerade heute unter Nachhaltigkeitsaspekten sehr sympathischer Ansatz.

Und als Bonbon für den Kunden kommt hier noch eine ungewöhnlich lange Preisstabilität hinzu. So auch bei der wunderbar wohnraumfreundlichen nuLine 284, die seit elf Jahren für knappe 2000 Euro erhältlich ist, ohne dass sich technische Modifikationen im Preis bemerkbar gemacht hätten. So haben wir es hier mehr oder weniger mit einem Modell der Kategorie Mk III oder gar Mk IV zu tun. Neben einer verbesserten Frequenzweiche, die vor allem im Hinblick auf Zeitrichtigkeit und Räumlichkeit optimiert wurde, kommt aktuell ein komplett überarbeiteter und in Teilen neu entwickelter Hochtöner zum Einsatz. Hier erweist sich das Inhouse-Konzept des Direktvertrieblers als unschlagbarer Vorteil, da man sich weitgehend unabhängig von internationalen Lieferschwierigkeiten und Preisschwankungen gemacht hat.

Nubert nuLine 284
Schlicht und auf den Punkt: In bester Nubert-Manier enthält sich die nuLine 284 jeglicher optischen (und auch klanglichen) Effekthascherei – interessanterweise ist sie dennoch an kleinen Details wie der asymmetrischen Hochtöner-Montageplatte auf den ersten Blick als eine Nubert zu erkennen.

Vorbildliche Accessoires

Wollte man für die nuLine 284 ein Synonym finden, so fiele sofort der Begriff „Lautsprecher für jedermann“ ein, da es sich um einen Schallwandler handelt, der problemlos in den meisten deutschen Haushalten Einzug halten könnte, und zwar gleich aus einem ganzen Bündel von Gründen: Neben dem bereits angesprochenen Preis ist da zunächst einmal die superbe Verarbeitung, die sicherstellt, dass man sich hier eine kundenfreundliche Langlebigkeit ins Haus holt. Hinzu kommt ein ausgesprochen wohnraumfreundliches Äußeres. Auch wenn die nuLine 284 immerhin auf eine Höhe von 115 Zentimetern kommt, so fällt sie aufgrund ihrer Breite von nur 18 Zentimetern und ihrer betont unspektakulären Ästhetik auch in vollen oder kleineren Räumen kaum störend auf. Und je nach Wohnraumbeschaffenheit lassen sich Bass- oder Höhenabstimmung noch über drei Abstimmungsgrade am Anschlussterminal regulieren, das zudem äußerst vorbildlich gestaltet ist.

Der Bi-Wiring-Anschluss ist eben nicht wie sonst häufig üblich mit klangstörenden Blechbrücken oder sonstigen Metallplatten bestückt, die den Kunden dazu nötigen, sich entweder selbst vernünftige Kabelverbindungen zu stricken oder aber zu teuren Jumpern aus dem Handel zu greifen, will man nicht in den Bi-Wiring-Betrieb gezwungen werden – nein, Nubert liefert die nuLine 284 mit einer vernünftigen Kabelverbindung zwischen den Terminalanschlüssen aus. Auch sonst braucht man kein Audiospezialist zu sein, um schnell mit dem Lautsprecher ins Reine zu kommen. Da hilft vor allem die vorbildliche Bedienungsanleitung, die neben technischen Hinweisen auch ein kleines Einmaleins der Aufstellungsvariablen inklusive einer kurzen Einführung in die wichtigsten Aspekte der Raumakustik enthält. Warum hier so viele Hersteller in Sachen erklärendes Begleitmaterial geizen, wird mir immer ein Rätsel bleiben.

Nubert nuLine 284
Ein erfreulicher Trend: Auch bei Nubert sagt man “nein” zu vermeintlich schicken, auf jeden Fall aber klanglich fragwürdigen Blechbrücken und stattet die Bi-Wiring-Terminals mit ordentlichen Kabelverbindungen aus. Mit den beiden Kippschaltern zwischen den Klemmen lässt sich die Klangbalance feintunen – dreistufig im Hochton, zweistufig im Bass.

Auch was die Aufstellung anbelangt, erweisen sich die schwäbischen Klangsäulen als ausgesprochen handzahm. Mit einschlägiger Ikea-Erfahrung sind die Standtraversen fix montiert, und das Klangvergnügen kann starten. Ob eingewinkelt oder nicht, diese Gretchenfrage kann man zumindest während der (kurzen) Einspielphase beiseiteschieben, so groß sind die Unterschiede bei einigermaßen normal dimensionierten Hörräumen zwischen 20 und 30 Quadratmetern nicht. Auch wenn die Entwicklungsabteilung bei Nubert eine gerade Ausrichtung bevorzugt, so hat in meinem Fall eine leichte Einwinkelung ein wenig mehr an Bühneninformationen gegeben, die Aufstellung eines Streichquartetts oder eines Jazztrios wirkte minimal dreidimensionaler. Ohnehin tendiert die nuLine zu einer ehrlichen Klangwiedergabe, da wird nichts beschönigt, da werden keine Räume gezaubert, die nicht vorhanden sind, da wird kein künstlicher Seidenglanz auf die Streicher gemogelt, ohne dabei jedoch in die kühle Analytik mancher Studiomonitore abzugleiten.

Nubert nuLine 284
Traditionell setzt Nubert auf recht komplexe Filternetzwerke mit einer hohen Bauteilezahl. Das erlaubt nicht nur eine präzise Kontrolle des Treiberverhaltens, sondern ebenso die bereits erwähnte Anpassbarkeit der Abstimmung an den Hörraum und den persönlichen Hörgeschmack.

Mit allen Wassern gewaschen

Im konkreten Detail heißt dies, dass das fantastische Comeback-Album von Everything but the Girl mit seiner unnachahmlichen Mischung aus vokaler Melancholie und komplexen Elektrofrickeleien bei mir in Heavy Rotation gegangen ist und dabei mir immer neue Details offenbart hat, ohne dass sich eine Spur der Ermüdung zeigte. Tracey Thorns erstaunlich abgedunkelte Stimme lag geradezu schwebend über den Beats ihres Partners Ben Watt, die mich bei einigen Tracks aufreizend dazu aufforderten, die Pegelfestigkeit der nuLine 284 zu testen. Um es vorwegzunehmen: Verzichten Sie bitte auf dieses Experiment, es wird nur dazu führen, dass Ihr Kanarienvogel im Nachbarzimmer ohnmächtig von der Stange fällt oder der Obermieter mit dem Ordnungsamt droht.

Den Zweikampf mit einem druckvollen Verstärker wie meinem Naim SuperNait nimmt die Box lässig an und nimmt tiefste Bassschläge trocken entgegen. Die Mitten bleiben dabei durchaus klangschön präsent, während der Hochtonbereich trotz seiner deutlichen Präsenz weit entfernt davon ist, Ohrenbluten zu verursachen. Kraftwerks Klassiker „Metall auf Metall“ ließ sich auf jeden Fall problemlos in der Lautstärke rezipieren, die dem Track angemessen ist. Wie sensibel hingegen die Lautsprecher auch leiseste Töne reproduzieren können, ohne dabei an stützender Grundierung zu verlieren, zeigte sich vor allem bei klassisch-romantischer Klaviermusik. Liszts Sonate in h-Moll, dieser in allen Extremen changierende Dinosaurier der Klavierliteratur des 19. Jahrhunderts, stand in der trockenen cpo-Aufnahme mit Matthias Korstick in all seinen Facetten kristallklar im Raum. Die auf stählerne Klavieroktaven folgenden Diskantfigurationen klangen auch im Pianissimo geradezu betörend subtil. Behände folgten die Nuberts den Registerwechseln, ohne dass auch nur der geringste Bruch zwischen den Frequenzübergaben zu vernehmen war.

Bildergalerie
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Mit Blick nach oben

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie den folgenden Satz schon oft in HiFi-Publikationen vernommen haben und ihn für eine nichtssagende Floskel halten, hier muss ich ihn anbringen: Die nuLine 284 spielt weit über ihre preisliche Klasse hinaus. Ich wüsste nicht, wann ich zuletzt einen Lautsprecher um 2000 Euro gehört habe, der mich sowohl fertigungstechnisch als auch klanglich derart überzeugt hätte, dass ich so manchen weitaus teureren Lautsprecher dafür eintauschen würde. Vor allem aber das unkomplizierte Handling und die kleinen nützlichen Details als Dreingabe machen Nuberts zweitgrößtes Modell der nuLine-Serie zu einem echten Lautsprecher für jedermann. Nachteil: Sie müssen auf esoterische Weihen, den Spirit einer unentdeckten Kleinmanufaktur und extravagante Klangverbiegungen verzichten. Dafür bekommen Sie ein Lautsprecherpaar, bei dem Sie sich bei Unzufriedenheit mit dem Klang nicht an dessen Hersteller, sondern den Produzenten Ihres Tonträgers wenden müssen. Gibt es ein größeres Kompliment für einen Lautsprecher?

Nubert nuLine 284

Lautsprecher Nubert nuLine 284

Konzept: 3-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: 1 x 26-mm-Seidenhochtöner, 1 x 123-mm-Glasfaserverbund-Mitteltöner, 3 x 150-mm-Polyproylen-Tieftöner
Untere Grenzfrequenz (−3 dB): 33 Hz
Obere Grenzfrequenz (−3 dB): 23 000 Hz
Trennfrequenzen: 2152 Hz, 450 Hz
Wirkungsgrad (2,83 V/1 m): 88,5 dB
Wirkungsgrad (1 W/1 m): 85,5 dB
Dauerbelastbarkeit: 330 W
Impulsbelastbarkeit: 450 W
Schirmung: magnetisch kompensiert
Impedanz: 4 Ω
Besonderheiten: selbstrückstellende Sicherungen, Klangwahlschalter Bass-/Höhenregelung, Bi-Wiring-Terminal
Maße (B/H/T): 18/110/33 cm (mit Traverse und Frontabdeckung 24,5/112,8/35 cm)
Gewicht: 28,5 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: um 2000 Euro Paarpreis

Kontakt

Nubert electronic GmbH

Nubertstraße 1
73529 Schwäbisch Gmünd
Telefon +49 7171 87120
info@nubert.de

www.nubert.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.