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Audiovector QR7

Audiovector QR 7

Der Klarzeichner

Audiovector QR 7

Was einen Gebrauchsgegenstand vom Genussmittel unterscheidet? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich subjektiv. Bei der neuen Audiovector QR 7 waren wir uns allerdings ziemlich schnell einig …

Audiovector QR7

In aller Kürze:
Die Audiovector QR 7 ist ein Lautsprecher für audiophile Feingeister, der auch Blues- und Rockfans begeistern dürfte, weil er zupackend und dennoch detailreich klingt.

Audiovector QR7


In Dänemark macht man vieles anders, manches auch besser als in Deutschland. Speiseeis zum Beispiel. Oder Schokolade: Der amtierende Chocolatier-Weltmeister residiert in der Nähe von Roskilde und hat kein Problem damit, für eine Tafel Bitterschokolade so viel zu verlangen wie andere für ein ganzes Pralinensortiment. Das Ergebnis? Unbeschreiblich gut und fein.

Das Gleiche könnte man auch über Audiovectors neues Lautsprecher-Flaggschiff QR 7 sagen. Nur dass die schlanke Standbox mit ihrem unverkennbar skandinavischen Minimaldesign im Verhältnis deutlich erschwinglicher ist als besagte Schokoladentäfelchen. Mit 5700 Euro pro Paar zählt die Audiovector QR 7, die im Alles-andere-als-Niedriglohnland Dänemark von Hand gefertigt und hierzulande von in-akustik vertrieben wird, zumindest in der Bepreisung noch zur oberen Mittelklasse. Audiovector freilich will mit der auf den ersten Blick recht unspektakulären Dreiwege-Bassreflex-Konstruktion – zwei Achtzoll-Tieftöner, ein Sechszoll-Mitteltöner und ein AMT-Hochtöner pro Kanal – weit oben mitspielen. Motto: Mehr sein als scheinen. CEO und Firmeninhaber Mads Klifoth nennt sie „die natürliche Erweiterung der QR-Serie nach oben, größer, muskulöser und kraftvoller als der Rest der Familie“.

Audiovector QR7
Die beiden antrittstarken Bassmembranen (unten) werden durch den extrem transparenten, gleichwohl seidig feinen AMT gekontert. Dessen Auflösung erreicht beeindruckende Sphären bis 52 Kilohertz. Auf der kommenden Doppelseite sehen Sie einige Detailaufnahmen des herausragenden Tweeters und einen Blick auf die vergleichsweise schlichte, jedoch hervorragend effektive Innendämmung des Gehäuses.

Es ist so eine Sache mit Folientreibern. In der Theorie sorgen sie für luftige, sauber durchgezeichnete Höhen, was nicht nur der Wiedergabe von Frauenstimmen guttut. Zumal die fragilen Hochtöner, bei denen eine hauchdünne Folie zum Schwingen gebracht wird, auch noch richtig „schnell“ sind, also auf Impulse quasi ohne Verzögerung reagieren. Warum die edlen Teile dann nicht in jeder Brot-und Butter-Box vom HiFi-Discounter auftauchen? Weil die Konstruktion alles andere als trivial ist. Und weil die Anbindung an den Rest des Frequenzbereichs zu den besonders trickreichen Bereichen der Lautsprecherentwicklung zählt.

Bei Audiovector weiß man gleichwohl, wie die Sache funktioniert. „Wir waren immer der Ansicht, dass der Hochtöner maßgeblich für einen natürlichen, offenen und detaillierten Klang ist“, betont Klifoth. Weil man sich auf Lautsprecher mit einem hohen Wirkungsgrad konzentriere, sei ein AMT in diesem Konzept das sinnvollste Bauprinzip, „weil praktisch keine Masse bewegt werden muss, wenn man eine Mylarspule verwendet“, so Klifoth. Schon 1983 habe man die ersten eigenen Hochtöner produziert und sie seitdem stetig weiterentwickelt. „1991 wurde der erste selbst entwickelte und im eigenen Haus handgefertigte AMT von Audiovector auf den Markt gebracht“, sagt Mads Klifoth hörbar stolz.

Audiovector QR7
Oben glatt, links gerade, von rechts schnörkellos: Audiovectors QR7 punktet mit ihrem durchweg unauffälligen Design. Die weiße Lackierung unseres Testmusters kaschiert zusätzlich, wie groß und mächtig die schweren Lautsprecher in wirklichkeit sind. Divenhaft bei der Aufstellung ist die basspotente Box deshalb aber nicht: Ihr Bassreflex-Port strahlt nach unten ab, sie kommt mit „geringen“ Wandabständen von 40 bis 70 Zentimeter einigermaßen klar.

Der auch in der QR 7 verbaute AMT (was für „Air Motion Transformer“ steht) wurde von dem deutschen Physiker Oskar Ernst Heil konstruiert und schon 1969 patentiert. Seinerzeit trat die Entwicklung des AMT eine kleine Revolution los. Erstmals gab es einen Hochtöner, der keine Strömungsgeräusche und keine Überschwinger produzierte und sich in seinem Frequenzverlauf sehr gesittet gebärdete. Oskar Heil setzte sich mit den grundlegenden Charakteristiken des menschlichen Gehörs auseinander und verließ sich auf seine Ohren statt auf Messgeräte. Bei Audiovector kommt in der QR 7 eine auf die Bedürfnisse der dänischen Entwickler abgestimmte Spezialversion mit blattvergoldeten Folien zum Einsatz, die sich „Gold Leaf AMT 2“ nennt und über einen „S Stop“ verfügt. Dabei handelt es sich nach Herstellerangaben um ein Diffusionsgeflecht vor dem Hochtöner, mit dem die Verzischelung von S-Lauten (Sybillanten) unterdrückt werden soll – mit Erfolg, lässt sich hinzufügen. Scharfe Konsonanten gehören hier der Vergangenheit an. „Mein Vater und ich haben rund zwei Jahre Entwicklungszeit und über 1000 Hörstunden in den AMT investiert“, erzählt Mads Klifoth und fügt hinzu: „Wir vertrauen unseren Ohren und hören zu!“

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Zu sagen, dass sich diese Hingabe an die hohen Frequenzen des Hörspektrums unmittelbar auf den Gesamtklang auswirkt, ist so banal wie richtig. Die QR 7 ist kein Lautsprecher, der sich durch tonale Extravaganzen von den Mitbewerbern abzuheben versucht, keine zickige Diva mit Niedrigimpedanzen jenseits von Gut und Böse, bei der die Suche nach passend strompotenter Verstärkerelektronik einer endlosen Versuchsreihe gleichkommt. Sondern ein unspektakulärer Allrounder, mit dem sich praktisch jede Art von Musik so stimmig hören lässt, dass innerhalb kürzester Zeit das Gefühl völlig in den Hintergrund rückt, kunstvoll zubereiteten Konserven zu lauschen. „Der Doppelkammer-AMT, den wir in der QR 7 verwenden, hat geringere Verzerrungen und einen stimmigeren Klang als der Großteil der AMTs auf dem Weltmarkt – was wir durch unsere über 20-jährige Erfahrung und mit ein wenig Hilfe von Oskar Heil erreichen konnten“, meint Klifoth augenzwinkernd.

Mit 90,5 Dezibel Wirkungsgrad pro Watt und Meter stellt sie auch schwächere Verstärker nicht vor unlösbare Aufgaben. Beim FIDELITY-Hörtest stöpselten wir die Lautsprecher interessehalber an den winzigen Audio-Note-Röhrenvollverstärker I Zero mit seinen nur acht Watt pro Stereokanal. Und freuten uns an einem Feuerwerk von Klangfarben und erstaunlich druckvoller Performance mit wuchtigen Bassschlägen und ganz viel „Schub“ etwa bei hautnah aufgenommenem Blues, wie ihn beispielsweise das Jens Filser Organic Blues Project bei seinem Liveauftritt in den Ludwigsburger Bauer Studios zelebrierte.

Bildergalerie
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Ein wenig Aufwand sollte man allerdings bei der Aufstellung der Audiovector QR 7 treiben. Die ist nämlich nicht ganz trivial, sofern die Stärken dieses Lautsprechers – eine breite, wenngleich nicht übermäßig tief gestaffelte Bühne, saubere Räumlichkeit mit glaubwürdigen Größenverhältnissen sowie ein reiches, homogenes Klangfarbenspektrum, wie es unter anderem Klassik- und Jazzfans zu schätzen wissen – in vollem Umfang zum Tragen kommen sollen. Im FIDELITY-Hörraum platzierten wir das Testpaar der QR 7 zunächst leicht eingewinkelt, wie es uns die Erfahrung mit diversen AMT-Konstruktionen diktiert hatte. Damit lagen wir falsch. Zwar brillierte die Audiovector QR 7 mit ganz viel sattsauberem Punch im Tiefton, aber die Durchzeichnung des Raumes gerade bei Orchesteraufnahmen, die nicht im Studio, sondern im Konzertsaal entstanden waren, geriet mäßig. „Das klingt aber dünn und flach“, meinte dazu ein nicht als überkritisch bekannter Redaktionskollege.

Deutlich besser wurde es, als die Lautsprecher ganz konventionell fast rechtwinklig zum Hörplatz ausgerichtet wurden – was auch Mads Klifoth empfiehlt: „Unsere Standardempfehlung ist ein Abstand der Lautsprecher von etwa 70 bis 80 Zentimeter, gemessen von der Schallwand bis zur rückwärtigen Wand des Raumes“, erklärt Klifoth. Eine Einwickelung von wenigen Grad reicht aus – und weil das von Raum zu Raum differiert, empfehlen wir unseren Kunden, mit der Aufstellung zu experimentieren“, erläutert Klifoth. Im Hörtest nahmen nach der Umsetzung dieser Tipps Räumlichkeit und Mitteltonpräsenz zu, das Gefühl, zwei deutlich ortbaren Boxen zu lauschen, verschwand vollständig.

Audiovector QR7

Basschassis und Mitteltöner schwingen laut Mads Klifoth „perfekt kolbenförmig“ und haben im Bassbereich zudem doppelte Magnete, was Belastbarkeit und Präzision zuträglich ist. Bei den Membranen handelt es sich um eine dreilagige Sandwichkonstruktion aus ultrahartem Flugzeugaluminium und weicheren (Dämpfungs-)Materialien. Damit soll Eigenklang durch unerwünschte Vibrationen eliminiert werden. Mit den Audiovector QR 7 kann man folglich auch bei hohen Pegeln unverzerrt Musik genießen. Große Orchester in Original-Lautstärke sind kein Problem.

Für gewissenhafte Abstimmarbeit der Manufaktur im zur Gemeinde Ballerup gehörenden Skovlunde Sogn vor den Toren Kopenhagens spricht die Homogenität. „Was uns von anderen unterscheidet, ist, dass alle Entwicklungen in unseren eigenen Laboren geschehen, dass die Qualität der von uns entworfenen Teile – wir verwenden keine Standardkomponenten – bei uns geprüft wird, ehe wir die Lautsprecher selbst zusammenbauen, und einem Hörtest unterziehen, ehe sie verpackt werden“, führt Mads Klifoth aus. Eine konsequent umgesetzte „Aus einer Hand“-Philosophie, die spür- und hörbar wird.

Beim Hörtest nutzen wir im FIDELITY-Hörraum gerne analoge Quellen als Zuspieler – mit denen die QR 7 dann zu Höchstform auflief. Feines Vinyl wie die MFSL-Version von Madeleine Peyroux’ Careless Love gefiel über die QR 7 mit Lebendigkeit und jenem riesigen Gänsehautfaktor, der zu den Markenzeichen der US-amerikanischen Chanson-Jazz-Sängerin und Songwriterin zählt. Dazu sollte man sich dann mindestens eine Tafel dänischer Schokolade gönnen. Meisterlich.

Audiovector QR7

Technische Daten

Lautsprecher Audiovector QR 7
Konzept: 3-Wege-Bassreflex-Standlautsprecher mit AMT-Hochtöner
Bestückung: 2 x „Pure Piston“-Tieftöner (20 cm), „Pure Piston“-Mitteltöner mit Doppelmagnet-Antrieb, Air-Motion-Tweeter (blattvergoldet)
Bandbreite: 28 Hz bis 52 kHz
Wirkungsgrad (2,83 V/1 m): 90,5 dB
Besonderheiten: „S-Stop“-Filter zur Vermeidung unerwünschter Zischlaute
Maße (B/H/T): 25/114/40 cm
Gewicht: 36 kg
Ausführungen: Black Piano, Dark Walnut, White Silk
Garantiezeit: 2 Jahre
Paarpreis: um 5700 €

Kontakt

in-akustik GmbH & Co. KG
Untermatten 12–14
79282 Ballrechten-Dottingen
Telefon +49 7634 56100

www.in-akustik.de

Mitspieler

Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni
Kabel: u. a. von in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.