WOLF VON LANGA Serendipity
Die WOLF VON LANGA Serendipity offenbart entwicklungstechnische Finesse jenseits ausgetretener Pfade.
In aller Kürze:
Ein ungewöhnlicher Lautsprecher für außerordentliche Ansprüche: Wolf von Langa beweist mit der Serendipity, dass Entwicklermut für das gewisse Etwas sorgen kann.
Bereits beim Entnehmen der WOLF VON LANGA Serendipity aus ihrer Transportbox wird klar, dass wir es hier nicht mit einem gewöhnlichen Lautsprecher zu tun haben: Auf immerhin drei Gehäuseseiten verteilen sich die Chassis, ein für das Volumen unerwartetes hohes Gewicht und ein in der Haptik ungewohntes Korpusmaterial. Dies alles macht schnell deutlich, dass WOLF VON LANGAs neue Kleine kein Produkt von der Stange ist. Natürlich gehören die Lautsprecher mit der Frontgröße eines Plattencovers auf ein ordentliches Paar Ständer, wobei das hervorragend verarbeitete und vorbildlich versteifte Gehäuse aus teilkarbonisiertem Faserverbund- und acrylgebundenem Mineralwerkstoff die Ständerwahl auch nicht zur Raketenwissenschaft macht. Schwer und stabil sollten sie sein, denn eine einzelne Serendipity bringt immerhin elf Kilogramm mit sich, aber gegenüber solchen Spielereien wie Ankopplung oder Abkopplung haben sich die LANGAschen Würfel bei mir erstaunlich immun gezeigt. Diese Unbekümmertheit gilt auch grundsätzlich für die Aufstellung. Hier bringt die Serendipity eine Eigenschaft mit, die man auch aus dem Studiobereich kennt: Die Qualität eines Lautsprechers bemisst sich nicht daran, wie mimosenhaft er sich verhält, sondern daran, wie unkompliziert er im Alltag zu hervorragenden Ergebnissen führt.
Stimmen sind nicht einfach Stimmen
Und ganz hervorragende Ergebnisse werden bereits beim ersten, eher unbedarften Hören ohrenfällig. Leonard Bernsteins Divertimento in der formidablen Aufnahme von Reference Recordings klingt in allen Bereichen wesentlich größer und wuchtiger, als es die Größe der Serendipity vermuten lässt. Die Streicher spannen sich weit in den Raum, die Holzbläser spielen auf den Punkt, Posaunen und Schlagwerk machen sich mit echtem und vor allem präzisem Tiefbass bemerkbar, der dennoch wunderbar ausschwingt. Ein Klangereignis, das ich umso erstaunlicher fand, als ich die Lautsprecher noch nicht einmal perfekt ausgerichtet hatte. Nachdem ich dann mit Zentimeter- und Augenmaß die offenbar passende Aufstellung gefunden hatte, tat sich gar Erstaunliches auf … Es gibt ja die ein oder andere Floskel, für die man eigentlich immer fünf Euro in das Phrasensparschwein des HiFi-Journalismus werfen müsste. Eine dieser Floskeln lautet, dass man dieses oder jenes Musikstück so noch nie gehört habe. Nicht selten wird dieser Satz dann auch als Darstellung des Nonplusultra interpretiert, dabei steht diese Formulierung doch eher für das Erstaunen, für eine neue akustische und auch ästhetische Wahrnehmung. Und so gebe ich an dieser Stelle erstaunt und auch begeistert kund, dass ich Stimmen so noch nie vernommen habe wie mit der Serendipity. Dabei meine ich nicht die berühmten highendigen Frauenstimmen mit ihrem ach so betörenden Schmelz oder Baritonstimmen mit sonorem Brustkorbtimbre, nein, ich ziele schlichtweg auf die Stimmverständlichkeit, insbesondere dann, wenn wir uns im Bereich Sprechgesang bewegen, sei es beim Opernrezitativ, avantgardistischen Melodramen, Rap oder Spoken Word.
Folgen Sie mir dafür für einen Moment in die wunderbaren Songs For Drella des Meisterduos Lou Reed/John Cale aus dem Jahr 1990. Wenn sich Reeds Stimme bei „Open House“ vor einem tieffrequenten Synthesizer-Teppich erhebt, dann ist nicht nur jede Silbe absolut trennscharf zu verstehen, es scheint auch, als trete diese minimal in den Vordergrund, um nicht bloß ein Organ zwischen den Instrumenten zu bleiben. Das geschieht aber vollkommen unaufdringlich, ohne irgendein der Linearität und Neutralität der Lautsprecher widersprechendes Sounding. Die Stimme ist nur ganz einfach da und hat uns mit ihrer ganz eigenen Qualität etwas mitzuteilen. Hören wir anschließend die hervorragende Neueinspielung der Serenade für Tenor, Horn und Streichorchester von Benjamin Britten mit Andrew Staples und dem Swedish Radio Symphony Orchestra unter Daniel Harding, dann gelingt es mühelos, die feinen affektiven Schattierungen der Gesangsstimme den textlichen Facetten zuzuordnen. Und in diesem Kontext hört man tatsächlich liebgewonnene Aufnahmen, die einen seit Jahren begleiten, auf wundersame Weise ganz neu und anders. Bleibt die Frage: Warum ist das so?
Frei von Zwängen aller Art
Spricht man mit Wolf von Langa über diesen subjektiven Höreindruck und sucht nach objektiven technischen Kriterien für diese Lautsprecherspezifik, kommt von Langa vor allem auf die Vermeidung auch kleinster Verzerrungen im gesamten System zu sprechen, die die klangliche Reproduktion in irgendeiner Form gegenläufig beeinflussen könnten. Da von Langa diesen Ansatz konsequent auf allen Ebenen des Lautsprechers verfolgt, erhält man in der Summe eben diesen Höreindruck absoluter Klarheit vor allem im Stimmbereich. Dass neben dieser Transparenz Stimmen und Soloinstrumente aber auch ausgesprochen klangschön und alles andere als analytisch oder gar aseptisch klingen, liegt an der geschickten Kopplung des Tiefmitteltöners mit den beiden Passivmembranen, die diesen im Bassbereich entlasten, sodass sich der für die Farbigkeit so wichtige Mittenbereich voll entfalten kann. Im konkreten Detail haben wir es mit folgendem stringent durchdachten System zu tun: Das Tieftonfundament wird durch zwei gegenüberliegend angeordnete Membranen reproduziert, die das aktive Tiefmitteltonsystem im unteren Frequenzbereich mechanisch von seiner Arbeit weitgehend befreien, wodurch die mittleren Frequenzen befreiter aufspielen können. Die gegenüberliegende Positionierung der Tieftoneinheiten mit großem Bewegungshub führt zudem zu einem Kräfteausgleich der unerwünschten Gehäusevibration. Gleichwohl ist die freiwerdende Energie so bemessen, dass die nach innen gerichteten passiven Membranen auch bei großer Lautstärke nicht interagieren.
Bitte einen Bass
Was den Bassbereich selbst anbelangt, kann man im Gegensatz zur Gehäusegröße wirklich von ganz großem Kino sprechen. Bereits das Gewicht lässt ja erahnen, dass wir es hier nicht mit einem leichtgewichtigen Fliegenfänger aus der Kategorie Kompaktbox zu tun haben. Auch wenn der Lautsprecher bei 48 Hertz nach unten gedeckelt ist, so erklingt dieser Frequenzbereich dennoch dermaßen präsent, dass sich in einem Hörraum mit ca. 30 Quadratmetern das Problem Tiefbass ein für alle Mal erledigt haben sollte. Ob nun das tumultuöse Paukensolo zu Beginn des Finales aus Mahlers Siebter Sinfonie in der straffen Interpretation Georg Soltis uns in den Sessel drückt oder die typischen gebrochenen Electro-Beats LTJ Bukems ohne jede erkennbare Kraftanstrengung durch den Raum hüpfen, immer schiebt die Serendipity tiefste Frequenzen vor sich her, die einen Kollegen zu der Frage verleiteten, wo ich denn den Subwoofer versteckt habe.
Das etwas andere Konstruktionskonzept
In unserem Gespräch verweist Wolf von Langa mehrfach darauf, dass nach seiner Überzeugung die musikalische Qualität eines Lautsprechers aus dem Antrieb heraus resultiert. Bei herkömmlichen Magnetsystemen und Schwingspulen haben seine Messungen ergeben, dass die auf die gesamte Bewegungsgruppe eines Lautsprechers wirkende Kraft bei unterschiedlicher Auslenkung stark variiert. Letztlich werde bei herkömmlichen Lautsprechern die Membran dann von unterschiedlich starken Kräften getrieben, die zu Unsauberkeiten der Musikreproduktion führten. In der Abkehr von dieser Konstruktionsphilosophie sieht er dann das Alleinstellungsmerkmal seiner Lautsprecher. Bei der WOLF VON LANGA Serendipity spricht er auch gerne von einem magnetischen „Zwölfzylinder“. Welche Entwicklungsarbeit im Detail in von Langas jüngstem Spross steckt, mag der folgende Blick auf den Produktionsprozess zeigen: Durch nanometergenaue Weißlicht-Interferometer zur absoluten Messung von Weg, Abstand und Zeitverhalten wird angestrebt, die Modulation des Kraftfaktors auf das absolute Minimum zu reduzieren. Nach idealer Ausformung der ferromagnetischen Bestandteile des Magnetsystems für die überhängige Schwingspule werden außerdem elektrisch bedämpfende Ringe und ein weiterer Magnet an entsprechender Stelle eingesetzt. Damit auch der elektromechanische Gegenpart den Qualitäten des Magnetsystems entspricht, wird die Schwingspule verschachtelt auf einen dämpfungsfreien Träger gewickelt und so positioniert, dass bei dynamischer Anregung nur geringste nichtlineare Verzerrungen entstehen. Das Resultat dieser aus dem Antrieb der Lautsprecher heraus entwickelten Klangphilosophie ist eine ungemein fokussierte und rhythmisch auf den Punkt spielende Musikdarstellung, und das vollkommen unabhängig vom gewählten Genre.
Der Blick für das Detail
Je länger man sich mit Wolf von Langa unterhält, desto mehr springt dessen Begeisterungsfähigkeit für einzelne Details auf den Gesprächspartner über. Man merkt, hier spricht kein Entwickler, der sich mit erreichten 99 Prozent zufriedengibt oder bestimmte Lösungen Intuition und Zufall überlässt. Betrachtet man Wolf von Langas jüngstes Meisterwerk, so muss man schlichtweg festhalten, dass sich Individualität im Lautsprecherbau definitiv lohnt. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob es sich um „alte“ oder „neue“ Konstruktionstechnik handelt, entscheidend ist der Blick für das Detail und der Wille, den Blick auch auf scheinbare Nebensächlichkeiten zu legen. So sind etwa Frequenzweichen und Lautsprecheranschlüsse mit einem filigranen Signalleiter aus reinem Kupfer ausgestattet. Durch die Masseoptimierung der Signalleiter sollen dann Massespeichereffekte und Wirbelströme minimiert werden. Es sind eben Details wie diese, von denen noch etliche mehr aufzuzählen wären, die zu dem spezifisch involvierenden Klangcharakter der Serendipity führen. Sicher, es gibt sehr gute Lautsprecher von der Stange, außergewöhnliche Lautsprecher verlangen aber außergewöhnliche Lösungen und einen individuellen Kopf wie Wolf von Langa, der sich traut, auch wenig bis gar nicht ausgetretene Pfade zu begehen.
Info
Lautsprecher
WOLF VON LANGA Serendipity
Konzept: passiver 2-Wege-Kompaktlautsprecherr mit vibrationshemmend angeordneten Passivmembranen
Frequenzgang (±2,5 dB): 48 Hz bis 22 kHz
Leistungsaufnahme max.: 150 W
Nominalimpedanz: 4 Ω
Kennschalldruck: 88 dB bei 2,83 V/1 m
Maße (B/H/T): 24/35/30 cm
Gewicht: 11 kg
Ausführungen: Schwarz/Davos Weiß, Schwarz/Vulkanschwarz, Schwarz/Avana Grau, Schwarz/Sterneschwarz, Rot/Vulkanschwarz
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 8960 €
Kontakt
Christine von Langa
Rödlas 54
91077 Neunkirchen am Brand
Telefon +49 9192 9969-26
Mitspieler
Vollverstärker: Cyrus Straight Line, Thöress F2A11
Endverstärker: Luxman M-03, Yamaha P2500S
Lautsprecher (passiv): Magnepan 1.5, KEF LS 50, Triangle Zerius
Aktivlautsprecher: KRK VXT 8
Kopfhörer: Focal Utopia, Beyerdynamic T5p
Kabel: Van den Hul, Vovox, Sommer
Zubehör: Oyaïde, Oehlbach, Creaktiv