Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte
Das Ding ist unverschämt gut gemacht. Unverschämt effizient. Und unverschämt preiswert. Wer sich die Kork-Plattenmatte Lehmannaudio Stage 1 nicht gönnt, hat etwas verpasst.
In aller Kürze:
Die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte stellt eine der preiswertesten Möglichkeiten dar, den Klang eines Plattenspielers zum Positiven zu beeinflussen. Vor das Klangglück haben die Entwickler allerdings den Justage-Schweiß gesetzt.
Achtung: Glaubensdiskussion. Dogmatiker, denen die direkte Ankopplung der Vinylscheibe an den Plattenteller über alles geht, sollten an dieser Stelle weiterblättern. Allen anderen Analogfans sei eines der effektvollsten und dabei bezahlbarsten Klang-Tuninginstrumente ans Herz gelegt, die je den Weg in meine Heimanlage gefunden haben. Die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte ist für unglaublich günstige 69 Euro zu haben. Da würden manche Mitbewerber vermutlich eine Null an den Preis anhängen, ehe sie ihr Produkt in den innovationsgierigen High-End-Markt werfen.
Das Päckchen, das da aus Köln kam, ich hielt es zunächst für eine Schallplattenlieferung. Denn die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte kam in einem jener stabilen Kartons, in denen man gemeinhin Vinyl-Schätze verschickt, damit sie auf dem Postweg keinen Schaden nehmen.
Schnell lernte ich, dass ein solcher Transportschutz durchaus auch bei dieser Plattenmatte sinnvoll ist. Denn die besteht bei Lehmannaudio eben nicht aus beliebig biegbarem Gummi oder Filz, sondern aus „feinem Presskork“, wie der unter anderem durch seine Phonoverstärker bekannte Hersteller das verwendete Material nennt.
Und Kork, im Fall der Lehmannaudio-Plattenmatte 29,5 Zentimeter im Durchmesser und sechs Millimeter dick, er ist zwar in Grenzen strapazierfähig und auch nicht völlig starr, mag aber nicht gebogen oder geknickt werden – dann bricht die nette Matte und ist für alle Zeiten hinüber.
Warum das Ding so dick ist, dass der Schreiber dieser Zeilen erst einmal die Tonarme an seinen Plattenspielern massiv in der Höhe justieren musste, ehe das schwarze Gold wieder abspielbar wurde und die Nadel des Systems nicht mehr gegen die Plattenkante schlug? Schuld hat Technics-Markenbotschafter Reiner Pohl, der bei Lehmannaudio-Mastermind Norbert Lehmann vorstellig wurde und anregte, für die Technics-typischen DJ-Boliden vom Schlag eines SL-1210 und seinen Abkömmlingen eine passende Plattenmatte zu entwickeln. Das Original besteht bekanntlich aus (ziemlich schwerem) Gummi, über dessen Resonanzverhalten in High-End-Kreisen nicht wenige Verfechter der reinen Lehre die Nase rümpfen.
Norbert Lehmann und sein Team gingen ans Werk und schufen eine Plattenmatte, die nicht nur Besitzer der Club-erprobten Technics-Direkttriebler (auf denen die Lehmann-Korkmatte ohne Justage sofort passt) glücklich machen dürfte. Dass im FIDELITY-Hörraum zum Testzeitpunkt noch einer jener klanglich stark feingeschliffenen „Urenkel“ des Technics 1210 stand, wurde natürlich sofort genutzt, um Passform und Wirksamkeit der Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte zu erproben.
Der Tausch gelang in Sekundenbruchteilen, die Wirkung war frappierend. Dass die aktuelle Generation der einstigen DJ-Werkzeuge längst highendige Klangsphären erklommen hat, war vorab klar. Dass eine Matte aus Feinkork allerdings ein derart hohes Verbesserungspotenzial in sich bergen würde, war vor allem angesichts des Preisschildes nicht zu erwarten gewesen.
Die Unterschiede hört man auf Anhieb, dazu muss man kein durch Tausende von Hörtests gegangener High-End-Journalist sein. Mit der Korkmatte nahm beim Technics der Farbenreichtum der Grundtöne zu (immer ein leichter Schwachpunkt der Originalkonfiguration), der Bass reichte gefühlt eine halbe Oktave weiter in den Keller und auch der Hochtonbereich zeigte mehr Präzision und weniger Hang zur Überbetonung.
Fragt man Norbert Lehmann, wohin die Reise mit der Stage 1 Plattenmatte gehen soll, beginnt er eine kleine Aufzählung: „Es geht um die Verhinderung von unerwünschten Resonanzen, um mehr Klangfülle und Präzision, um plastischere Raumabbildung und ein insgesamt beruhigtes Klangbild“, so der Entwickler. Vagabundierende Vibrationen, die selbst bei schweren Plattentellern je nach verwendetem Material gerne einmal auftreten und manche Frequenzbereiche gnadenlos verzerren und verbiegen, beabsichtigt man so ein für alle Mal in den Griff zu bekommen.
Lehmann will die Schallplatte so weit wie möglich vom Untergrund, also vom eigentlichen Plattenteller, entkoppeln und dadurch eventuelle Einflüsse des Antriebs eliminieren. Das ist mit der Stage 1 hörbar gelungen – und funktioniert nicht nur bei Technics-Modellen, sondern sogar bei Konstruktionen, bei denen die Philosophie ihrer Konstrukteure eigentlich in eine andere Richtung geht.
So sollen beispielsweise bei Clearaudios „Innovation“-Plattendrehern die Schallplatten möglichst ohne jegliche Zwischenlage auf die Plattenteller gelegt werden, die ein dem Vinyl sehr ähnliches Schwingungsverhalten aufweisen. In der Theorie sorgt dies für eine Auslöschung unerwünschter Störfrequenzen. In der Praxis lohnte der Aufwand, die Tonarme der überaus stabilen Masselaufwerke an die über einen halben Zentimeter hohe Lehmann-Korkmatte anzupassen. Denn der Lohn der Fleißarbeit war, dass das Ausgezeichnete noch besser wurde. Verbesserungen bei ausgefeilten High-End-Geräten sind bekanntlich meist sehr subtil, und die letzten drei Prozent an Klanggewinn können mehr Geld als der gesamte Rest der Anlage verschlingen. Insofern sind es schon kleine Wunder, welche die Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte vollbringt.
Ein besonders cleveres i-Tüpfelchen stellt eine präzise zentrierte Mittenvertiefung für das Plattenlabel dar, die im Zusammenwirken mit einem Plattengewicht oder einer Plattenklemme dafür sorgen soll, dass die schwarze Scheibe absolut plan auf der Matte aufliegt und leichte Verwellungen kein Thema mehr sind. Und weil man bei Lehmannaudio auch bei Details auf maximale Perfektion Wert legt, wird besagte Vertiefung mit der CNC-Fräse aus den Rohlingen ausgefräst.
Welche Art von Musik davon profitiert? Praktisch jede. Grigory Sokolovs Salzburg Recital, von der Deutschen Grammophon vor ein paar Jahren in kleiner Stückzahl als opulente LP-Fassung in 180-Gramm-Sammlervinyl veröffentlicht, klingt lebendiger und präsenter denn je. AC/DCs „Rock’n’Roll Train“ donnert erschreckend fetzig durch meinen Hörraum. Und die Frau, die auf Loreena McKennitts The Visit (Virgin) vom traurigen Schicksal der „Lady Of Shalott“ singt, ist kein Mensch, sondern eine Fee aus fernen Dimensionen. Was ein Stück Kork ausmachen kann …
Info
Plattentellerauflage Lehmannaudio Stage 1 Plattenmatte
Material: feiner Presskork
Durchmesser: 29,5 cm
Höhe: 6 mm (1 mm Labelvertiefung)
Preis: um 69 €
Kontakt
Lehmannaudio Vertriebs GmbH
Waltherstraße 49–51
51069 Köln
Telefon +49 221 29493320
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