Signal Projects Gondor
Ein schwerer Vogel in federleichtem Flug: Der Signal Projects Gondor, Spitzenmodell im Stromversorgungsportfolio der Britisch-Griechischen Profis, scheint die Gesetze der Physik auf den Kopf zu stellen. Und schubst seinen kleinen Bruder Phoenix im Vorbeifliegen vom Thron des ultimativen Klangverbesserers.
In aller Kürze:
Stabile Stellfläche suchen, Abstand zur Anlage wahren, für eine vernünftige Absicherung des Gondor im Hausstromnetz sorgen – dann kann der Spaß losgehen.
Rückblende: Vor etwas über einem Jahr war die FIDELITY-Redaktion nachhaltig begeistert vom Signal Projects Phoenix Isolator. Er war eine der besseren Antworten auf die ewige Frage nach der Stromversorgung einer High-End-Anlage. Ein aus dem Vollen gefräster Klotz von freundlichen 37 Kilo Gewicht, gefertigt aus akustisch totem T9-Flugzeugaluminium, drinnen vier vibrationshemmend mit Epoxy-Spezialharz vergossene, symmetrisch angeordnete Ringkern-Trenntrafos, mit denen man vermutlich auch ein Schweißgerät speisen könnte. Schnell wurde dem Redaktionsteam der Namenszusatz „Isolator“ klar: Der Phoenix und auch sein großer Bruder Gondor koppeln die angeschlossenen Komponenten kanal- und phasengetrennt vom direkten Kontakt mit dem Stromnetz zuverlässig ab. Außerdem wird der Strom, der an die beim Gondor gefühlt noch einmal hochwertiger gewordenen Ausgangs-Netzdosen geschickt wird, mit fetten Puffer-Elkos zusätzlich stabilisiert.
Und obwohl Signal-Projects-Geräte nicht den Netzstrom völlig neu aufbauen, wie es manche Mitbewerber im Hochpreis-Segment tun, sprechen die Ergebnisse für sich. Die klangliche Verbesserung, die der Phoenix und nun auch der Gondor erreichen, war im Blindtest jederzeit nachvollziehbar und bestimmt nicht das Ergebnis psychoakustischer Effekte auf der Suche nach vermeintlicher Verbesserung.
Die beiden Gehäuse des Gondor – der Referenz-Isolator der britisch-griechischen High-End-Schmiede kommt zweiteilig daher – wurden auf einer Hochpräzisions-CNC-Maschine gefräst, inklusive der schön anzuschauenden vertieften Signal-Projects-Schriftzüge. Einer der beiden grauen Quader ist mit „PCU“ beschriftet, der andere mit „HCFU“. Die Idee der beiden per Spezialkabel verbundenen Stromzentralen: In den PCU kommen normale Verbraucher wie Vor- und Endverstärker mit überschaubarem Stromhunger, außerdem digitales Equipment wie CD-Laufwerke, DACs und Streamer. Der HCFU ist echten Stromfressern wie Class-A-Endstufen vorbehalten. Und weil das Gesamtsystem doch recht heftig Strom zieht, empfiehlt Chefentwickler Nick Korakakis, den Gondor im Hausstromnetz mindestens mit einer 36-Ampere-Sicherung zu schützen. Ein kleiner dimensionierter Automat könnte nämlich herausfliegen, warnt Korakakis, der in Sheffield studiert hat und von Technik-Voodoo rein gar nichts hält.
Umso wichtiger ist ihm, was im Hause Signal Projects als klangentscheidender Faktor längst erkannt wurde: die Eliminierung von Störstrahlung und Vibrationen, auch und gerade in der Stromversorgung. Deshalb schmissen Nick und sein Team bei der Entwicklung des Flaggschiffs auch die früher verwendeten Bodenplatten aus Aluminium aus der Gehäusekonstruktion und ersetzten sie durch ein „NUDEC“ genanntes Polycarbonat, dem der Signal-Projects-Chef deutlich bessere Schwingungshemmungs-Eigenschaften bescheinigt. Kommt von irgendwoher – innen oder außen – eine Vibration daher, dann soll sie sich idealerweise schon in der Bodenplatte totlaufen. Dass die fünf großzügig dimensionierten Trafos wie schon beim „kleinen Bruder“ Phoenix mit speziellem Epoxidharz vergossen werden, um auch in diesem Bereich sicher vor unerwünschten Störfrequenzen zu sein, ist schon fast nicht mehr der Erwähnung wert.
Die Anfassqualität der in noblem Hellgrau hammerschlaglackierten Aluminiumblöcke ist grandios, das Gewicht auch: 37 Kilogramm bringt die „normale“ PCU-Einheit auf die Waage, flankiert von der 35 Kilo schweren HCFU; beim Gondor S sind es 39 beziehungsweise 37 Kilo. Auch die Trafogrößen differieren leicht zwischen Normal- und „S“-Klasse: 800 beziehungsweise 1000 Volt liefern die Ringkern-Boliden. Gleich bleibt der Arbeitsstrom. Die Gondor arbeiten mit 50 Ampere – und zwar ganz egal, ob an der Hauptstromleitung nun die unter anderem in den USA und Japan üblichen 120 Volt/60 Hertz oder die 230 Volt/50 Hertz der europäischen Stromnetze anliegen. Wer einen Gondor besitzt, kann ihn also bei eventuellen Auslandsaufenthalten getrost mitnehmen, denn diese feine Maschine stellt sich selbst auf das Stromnetz vor Ort ein.
Bei der Aufstellung sollte man gleichwohl Sorgfalt walten lassen, um die durchdachten Antiresonanz-Maßnahmen nicht zunichte zu machen. Für die beiden Gondor-Blöcke empfiehlt sich ein stabiler Platz in einem ebenso stabilen Rack, bitte etwas abseits der restlichen Anlage. Erfreulich unempfindlich sind die Anschlussdosen aus rhodiniertem Feinkupfer, für die Korrosion praktisch kein Thema ist. Innenverseilt wurden die Gondor mit dem hauseigenen „Avaton“-Referenzkabel (besteht aus Kupfer-, Silber- und Goldleitern), das auch im Rest der Anlage keine schlechte Figur macht. Was vielleicht an der hauseigenen Oberflächenveredelung des Kabels liegt, die Wirbelströmen den Garaus machen soll.
Filter setzt Nick Korakakis im Gondor ebenso gezielt wie sparsam ein, weil er um ihre Bremswirkung auf kurze, schnelle Impulse weiß. Es gibt eine „DC Blocking Stage“, die klangschädliche Gleichstromanteile im Wechselstrom ins Jenseits schickt, ehe sie zum Problem werden. Genauso wichtig (und sehr effizient) ist das „Virtual Grounding“, eine Über-alles-Erdung, die schon beim Phoenix erstaunlich wirksam war.
Im FIDELITY-Hörraum stellten wir die Signal Projects Gondor auf stabile Spikes und gönnten ihnen einen gesunden Respektabstand zur Testanlage – eine Vor-/Endstufen-Kombination von Luxman, gespeist aus digitalen und analogen Quellen, die natürlich auch am Gondor ihren Strom nuckeln durften. Verbunden mit Wilson Beneschs turmhohen Resolution 3Zero.
Die Hörergebnisse? Irgendwo zwischen „höchst erstaunlich“ und „unfassbar“. Und vor allem auch ohne hartvergoldete Tester-Ohren mit Platinbeschichtung der Gehörgänge problemlos und einleuchtend nachvollziehbar. Der Test, er war mit einiger Stöpselei verbunden und körperlich nicht unanstrengend, weil die von Signal Projects verwendeten Stromdosen auf besonders niedrige mechanische Toleranzen hin optimiert und daher per se ein wenig schwergängig sind. Auch galt es, den Geräten aus Gründen der Nachvollziehbarkeit und Chancengleichheit nach dem Wechsel der Stromversorgung von einer hochwertigen Steckerleiste auf den Gondor ein wenig Wiederaufwärmzeit zu gönnen.
Die es wahrscheinlich nicht einmal gebraucht hätte. Denn die Unterschiede waren wie gesagt nicht subtil, mussten nicht mit der Lupe gesucht werden, sondern erwiesen sich als extrem deutlich. Da wanderte beispielsweise Careless Love von Madeleine Peyroux in das CD-Laufwerk. Schon deshalb eine ideale Testscheibe, weil die Tonmeister sich bei der Abmischung der zugrunde liegenden Jazz-Session viel Mühe gegeben haben und der leichte Loudness-Charakter der Scheibe (künstlich angehobene Bässe und Höhen) seit dem Remastering vor ein paar Jahren kein Thema mehr ist. Knackig aufgenommener Fusion-Stoff mit einer unverwechselbaren, sehr eigen timbrierten Frauenstimme, der schon über besagte Steckerleiste sehr ausgeglichen und punktgenau tönt. Denkt man zumindest. So lange, bis der Wechsel auf Gondor, den Überflieger, erfolgt. Denn plötzlich weitet sich der virtuelle Raum – nicht ein bisschen, sondern gleich ein paar Meter –, zugleich werden den Musikern des kleinen Jazz-Ensembles, von dem sich Madame Peyroux begleiten lässt, ihre Plätze sehr viel deutlicher als zuvor zugewiesen. Und Madeleines lasziver Pop-Alt legt auf der nach oben offenen Gänsehaut-Skala wichtige Prozentpunkte zu.
Wechselt man aus dem Pop in die Klassik, von der sorglosen Liebe auf das schlichte Marienlob, das Charles Gounod über das C-Dur-Präludium von Johann Sebastian Bach komponierte, werden die Verbesserungen, die der Gondor bewirkt, noch spürbarer. Wenn ein in hoher Tessitur geführter Sopran, dessen Härte in den oberen Lagen der Rezensent bislang auf eine gewisse Angestrengtheit der Sängerin zurückführte, plötzlich ganz frei und gelöst klingt, dann ist das ein Indiz dafür, dass die Anlage der klanglichen Wahrheit ein Stück näher gerückt ist. Und diese Wahrhaftigkeit, dieses Mehr an Authentizität bleibt erhalten, ganz gleich, ob es harter Rock sein soll oder Großsinfonik à la Gustav Mahler. Natürlich ist so ein Stromverteiler der pure Luxus. Doch einer, der sich auszahlt: Mit dem exklusiven Gondor heben ebensolche High-End-Ketten garantiert ab!
Info
Mehrfach-Trenntrafo Signal Projects Gondor/Gondor S
Leistung: 800/1000 W (Gondor/Gondor S)
Ausstattung: 6 Ringkerntrafos, Pufferkondensatoren, Steuerelektronik
Ausgänge/Stromabgriffe: 10/4 für Hochstrom-Bedarf, 6 für mittleren Strombedarf (bei Gondor S: 6 für Hochstrom)
Anschluss: C16-Kaltgeräte-Netzsteckdose mit hartem Netzschalter
Ausführung: Mattgrau
Ausstattung: Verbindungskabel aus der Serie Atlantis als serienmäßiges Zubehör, Verbindungskabel höherwertiger Serien können gegen Aufpreis bereitgestellt werden; Auslieferung des Gondor erfolgt – wie bei allen Power Management Units von Signal Projects – ohne Netzkabel!
Maße (B/H/T): 43/7/47 cm (ohne Spikes)
Gewicht: ca. 37/35 kg (PCU/HCFU), Gondor S 39/37 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: ab 25 000 €
Kontakt
Applied Acoustics
Brandensteinweg 6
13595 Berlin
Telefon +49 30 4614874
kontakt@applied-acoustics.de
www.applied-acoustics.de
Mitspieler
Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Artkustik Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Phonoverstärker: Clearaudio Balance V2
Vorverstärker: Cambridge Audio Edge NQ, Mark Levinson No. 38S
Vollverstärker: Mark Levinson No. 5805, Aavik U-380, Trigon Exxceed
Endverstärker: Cambridge Audio Edge M, Mark Levinson No. 27
Lautsprecher: Wilson Benesch Resolution 3 Zero, DALI Kore
Kabel: in-akustik, AudioQuest und Silnote Audio u.a.