Acoustic Signature Maximus Neo und TA-1000 Neo – Der große Kleine
Ein Einstiegsmodell „Maximus“ (lat. „der Größte“) zu nennen, zeugt von Selbstbewusstsein. Schon beim ersten Kontakt mit dem kleinsten Modell von Acoustic Signature beschlich uns allerdings der Verdacht, dass der Plattenspieler diesem Anspruch tatsächlich gerecht wird.
In aller Kürze
Laufwerk wie Tonarm des Acoustic Signature Maximus setzen bei Verarbeitungs- und Materialqualität in ihrer Preisklasse Maßstäbe. Klanglich neutral agierend bieten sie ideale Voraussetzungen für herausragenden analogen Musikgenuss.
Geschäftsführer und Entwickler Gunther Frohnhöfer ist kein Freund exotischer Experimente. Er bevorzugt die kontinuierliche Evolution seiner Kreationen und konzentriert sich vornehmlich auf messtechnisch nachvollziehbare Verbesserungen. Damit ihm bei diesem Ansatz nicht die Musikalität auf der Strecke bleibt, vertraut er nicht nur seinen eigenen Ohren, sondern zieht regelmäßig Musiker und andere Fachkundige hinzu. Unter den Produkten herrscht brüderliche Gleichheit: Das gesamte Sortiment kann sich neben der zielsicheren Gestaltung von Designer Burkhard Schlee auf einen festen Bestand an Kerntechnologien verlassen, die natürlich auch beim kleinen Maximus Neo an Bord sind. Lediglich auf die Resonanzunterdrückung durch in den Plattenteller eingelassene Messingrundstücke namens „Silencer“ muss er verzichten – sein Teller wird durch eine eingelagerte Kunststoffmasse gedämpft, was hörbar effizient funktioniert.
Das Chassis des kompakten Drehers besteht aus zwei Schichten einer abgestimmten Aluminiumlegierung, die durch eine zwischengelagerte Folie voneinander getrennt sind. Der CLD(„Constraint Layer Damping“)-Sandwichaufbau schluckt zuverlässig Resonanzen. Um die Vermeidung von Motorvibrationen kümmert sich eine Technologie namens „AVC“ (Anti-Vibration Control). Dabei handelt es sich dabei um einen Prozessor, der einen perfekten Sinus generiert. So besitzt der Antrieb unabhängig von der Netzspannung einen perfekten Gleichlauf. Und wo wir schon von Abkürzungen sprechen: Das DTD(„Dura Turn Diamond Bearing“)-Lager ist eine Weiterentwicklung von Acoustic Signatures hervorragendem Tidorfolon-Lager. Die Achse aus gehärtetem Stahl mit spezieller Oberflächenbehandlung soll nach Herstellerangaben einen um 60 Prozent reduzierten Reibungskoeffizienten aufweisen, was eine signifikante Verbesserung verspricht.
Obwohl sich das grundlegende Design bewährt hat, fand Frohnhöfer für die Neo-Generation schließlich auch am Tonarm Angriffspunkte für Optimierungen, die man von außen aber nicht erkennen kann. Vor allem Lager und Aufhängung wurden verbessert, die Innenverkabelung stammt nun von Mogami, und als Zuführung zum Entzerrer befindet sich ein solides Phonokabel von AudioQuest im Lieferumfang.
Da ich mit dem Barzetti, einem Altvorderen des Maximus, gute Erfahrungen gemacht habe, erwartete ich das Eintreffen des Testmusters mit Vorfreude. Da mir der Neo mit aufgesetztem TA-1000 Neo und dem MC-Tonabnehmer MCX2 praktisch als „Plug’n’Play“-Einheit geliefert wurde konnte ich den Dreher ohne größere Montagearbeiten in Betrieb nehmen. Überhang, Kröpfungswinkel und Auflagekraft waren vorjustiert. Das ist nicht die Regel und liegt in unserem Fall daran, dass es sich beim Testmuster um ein bereits eingespieltes Entwicklungsmuster handelte. Der Maximus darf sich mit seinen 18 Kilogramm Gewicht trotz seiner zierlichen Erscheinung als ernstzunehmendes Masselaufwerk vorstellen. Beim Anheben des „Kleinen“ ist man jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie schwer und wuchtig sich das Chassis anfühlt. Man hat übrigens die Wahl zwischen einer Alu-silbernen, schwarz eloxierten oder Bicolor-Ausführung. Die letzte Variante ist mein Favorit, da sie das Designkonzept auf den Punkt bringt. Mir kommt hier unweigerlich der Vergleich mit einem Sportwagen aus den Sechzigern in den Sinn: Elegant, kompakt, flach auf breiten Reifen agil unterwegs. Und wo wir von den Reifen sprechen: Die höhenjustierbaren Laufwerksfüße sind Gel-bedämpft und lassen sich dank ihres großen Durchmessers und den eingefrästen Griffmulden bequem von außen erreichen und drehen. So kann das Chassis in Sekunden präzise ausgerichtet werden. Über winzige eingelassene Metallkugeln wird der Kontakt zur Aufstellfläche hergestellt.
Nachdem ich die Plattentellerachse in zwei Tropfen des mitgelieferten Lageröls gebadet hatte, führte ich sie in das Lager ein. Anschließend legte ich die beiden geschliffenen Vierkant-Antriebsriemen auf, platzierte die Ledermatte auf dem Teller und schloss das Netzteil sowie die Phonovorstufe an. Schon war das Laufwerk spielbereit. Die Bedienung erfolgt über zwei Taster, wobei einer für Start/Stop, der andere für die Umdrehungszahl (33/45 U/min) zuständig ist. Eine blinkende LED illustriert den Beschleunigungsvorgang, der etwa 15 Sekunden dauert. Leuchtet die Lampe kontinuierlich, ist die Sollgeschwindigkeit erreicht. Beide Schalter sind auf einer Metallplatte untergebracht, die sich abschrauben lässt. Darunter findet sich die Feinjustage des Plattenspielers, die in der Anleitung allerdings keine Erwähnung findet. Auf Nachfrage verriet mir der Entwickler, dass die Geschwindigkeit korrekt voreingestellt sei und sich normalerweise nicht verstelle, was ich nach einer Prüfung mittels Stroboskopscheibe auch bestätigen kann.
Der schlanke Tonarm besteht aus zwei ineinander geführten Carbonrohren, die zur Unterdrückung von Resonanzen punktuell verbunden sind. Das kardanische Lager besteht aus einer massiven Aluminiumkonstruktion, in der Präzisionslager für die saubere Führung des Abtasters sorgen. Nach dem Lösen zweier Schrauben lässt sich der Tonarm zur Azimut-Einstellung ausrichten. Die Auflagekraft wird über zwei Messinggewichte eingestellt. Hierzu wird natürlich eine Tonarmwaage benötigt. Bei Verwendung leichter Abtaster kann man das hintere Gewicht einfach entfernen. Das an einem Faden hängende Antiskating-Gewicht verbannte der Entwickler in ein enges Gehäuse, das wie ein Wehrturm aus der Tonarmbasis aufragt. So kommt das Gewicht schnell zur Ruhe und ist vor Widrigkeiten (zum Beispiel Druckwellen aus Subwoofern) geschützt. Der Antiskating-Wehrturm lässt sich passend zur eingestellten Kraft auf einer Schiene verschieben. Selbst eine scheinbar schnöde Kleinigkeit wie die Seilführung der Antiskating-Vorrichtung wird bei Acoustic Signature optimiert: Um die vermeintliche Unbestimmtheit eines Knotens zu normieren, ist die Schlaufe zur Befestigung des Fadens zusätzlich mit einer winzigen Metallperle fixiert, was die Zugkraft des Gewichts perfekt zentriert. Die Headshell besteht aus einem kleinem Metallriegel, an dem sich der Tonabnehmer mit zwei Schrauben befestigen lässt, die Trägerplatte selbst ist mit nur einer Schraube im Alukopfstück des Tonarms befestigt. Ist der Überhang eingestellt, lässt sich so recht einfach der Kröpfungswinkel justieren.
Nach den ersten Hörproben empfand ich einen vorübergehenden Anflug von Ernüchterung. Obwohl die opulente Tonalität zu gefallen wusste, die Instrumente im Stereopanorama scharf umrissen wurden und gut ortbar waren, machte das Klangbild insgesamt einen etwas verhaltenen Eindruck. Das dürfte an der recht hohen Dämpfung meines Hörraums gelegen haben (etwa 0,3 bis 0,4 Sekunden Nachhallzeit im Mittel- und Hochtonbereich) sowie an der linearen, leicht „englischen“ Abstimmung der Wiedergabekette. Auch Versuche mit Eingangsimpedanz, Auflagekraft und VTA brachten nur geringfügige Erfolge. Gunther Frohnhöfer betonte, dass der MCX2 bewusst neutral abgestimmt sei und noch Einspielzeit benötige. Der Wechsel auf mein Excalibur Platinum sollte hier Gewissheit schaffen und erwies sich als derartige Punktlandung, dass er für den Rest des Tests auf dem Dreher verblieb. Obwohl die zum Lieferumfang gehörende Einbaulehre dem Testgerät nicht beilag, war die Montage des Abtasters mithilfe einer Schön-Schablone und eines Laserliners schnell erledigt.
Kurz darauf fetzt vollkommen ungebremst „Twist & Crawl“ von The Beat durchs Zimmer. Ich vernehme einen treibenden E-Bass, das hitzige Schlagzeug mit markanten Rimshots sowie rasante Gitarren im Offbeat, die den zackigen Gesang untermalen: „Cick, click, click … faster, faster, faster, faster … stop!!“ Das weckt Erinnerungen an hektische Tanzbewegungen in engen schwarzen Anzügen und kiloschweren, moosgummibesohlten Creepers – a long time ago. Jene Trägheit, die Masselaufwerken manchmal unterstellt wird, lässt sich beim Maximus nicht ansatzweise diagnostizieren. Eines der letzten Konzerte von Miles Davis wurde 1991 im römischen Amphitheater von Vienne aufgenommen. Die an der Rhône gelegene Stadt ist nicht nur als Keimzelle der europäischen Haute Cuisine (Fernand Point) bekannt, sondern auch durch das berühmte Festival „Jazz à Vienne“. Die erst 2021 erschienene LP Merci Miles! fängt in hervorragender Qualität die Atmosphäre der Livesituation ein. Tiefe, knochentrockene Bassattacken und heftige Drumbeats werden ansatzlos und mit messerscharfen Transienten in den Raum geschleudert. Die Becken klingen mit ihrem metallischen Glanz fein aufgelöst. Über all dem spielt Miles seine Trompete mal sanft, fast zärtlich, dann wieder kraftvoll klagend, jeder Weltlichkeit entrückt. Die akustische Abbildung des Bühnengeschehens und der Geräuschkulisse aus dem Publikum gelingt dem Duo Maximus Neo und Tonarm TA-1000 Neo derart realistisch, dass man sich sprichwörtlich im Geschehen wähnt. Ottorino Respighis Ballettsuite Belkis, Queen of Sheba, interpretiert vom Minnesota Orchestra unter der Leitung von Eiji Oue (Halfspeed-Mastering, Reference Mastercuts) zeigt die herausragende Fähigkeit des Plattenspielers, selbst komplexe dynamische Klanggebilde stimmig und mit korrekter (in diesem Fall immenser) Räumlichkeit abzubilden.
Der Maximus Neo trägt seinen Namen zu Recht! Er spielt auf wie ein Großer, sein Design ist – nicht zuletzt durch den konsequenten Verzicht auf Dekorelemente (wenn man die Fugen im Chassis als resonanzbrechende Maßnahme interpretiert) hervorragend gelungen. Die Verarbeitungs- und Materialqualität von Laufwerk und Tonarm sind (preis-)klassenunabhängig über jeden Zweifel erhaben. Selbst kleinste Details haben Substanz – oder wie man hier im Rheinland sagt: „Da jitt et nix Fimmschiges dran!“ Auch seine Laufruhe und weitgehende Unempfindlichkeit gegen äußere Einflüsse sind hervorzuheben. In Kombination mit der einfachen Bedienung macht ihn das im besten Sinne „praxistauglich“. Akustisch verhält er sich neutral, sodass der Klang im Wesentlichen von der Wahl des Tonabnehmers bestimmt wird. So sollte es sein. Gunther Frohnhöfer gewährt auf das Laufwerk 15 Jahre Garantie. Er scheint zu wissen, dass der Maximus Neo seinem Besitzer wahrscheinlich auch weit über diesen Zeitraum hinaus zuverlässig Freude an der Musik bereiten wird. Da dieser Plattenspieler Eigenschaften aufweist, die sonst nur in erheblich kostspieligeren Abteilungen zu finden sind, bin ich geneigt, von einem attraktiven Angebot zu sprechen.
Info
Plattenspieler Acoustic Signature Maximus Neo
Konzept: Masselaufwerk aus Aluminium mit digitaler Motorsteuerung
Antrieb: drehzahlregulierter Riemenantrieb
Drehzahl: 33⅓ und 45 U/min
Stromversorgung: externes Steckernetzteil
Chassis: 30 mm, Aluminiumlegierung
Standfüße: höhenverstellbare, Gel-bedämpfte Aluminiumfüße
Tonarm: kompatibel mit allen 9″-Tonarmen, TA-1000 Neo im Lieferumfang
Plattenteller: Aluminium eloxiert (Ø 300 x 34 mm; Gewicht 5,8 kg)
Besonderheiten: DTD®-Lager mit diamantbeschichteter Spindel, AVC-Technologie (automatische Vibrationssteuerung), resonanzmindernde Zarge aus Aluminiumlegierung, extra Armbord optional (280 €)
Ausführungen: Schwarz eloxiert, Silber eloxiert, Bicolor
Gewicht: 18 kg
Maße (B/T/H): 42/12/32 cm
Garantiezeit: 15 Jahre (mit Registrierung)
Preis: um 360 €
Tonarm TA-1000 Neo
Konzept: 9″-Drehtonarm mit Carbon-Dual-Layer-Tonarmrohr
Ausstattung: kardanisches Präzisionskugellager, Tonarmachse aus Edelstahl, interne Kupferverkabelung von Mogami
Lieferumfang: inkl. 5-poliges Kupfer-Phonokabel (1,5 m) von AudioQuest
Montage: SME- oder Rega-Norm
Kröpfungswinkel (abhängig vom Tonabnehmer): 23,9°
Empfehlung Gewicht: 6 bis 16 g
Gesamtgewicht: 439 g
Effektive Masse: 9,3 g
Länge: 293 mm (9″)
Gegengewicht: Messing, zweiteilig; auf Wunsch mit 24-kt-Goldbeschichtung (gegen Aufpreis)
Montage: SME- oder Rega-Norm
Ausführungen: Schwarz eloxiert, Silber eloxiert, Schwarz/Goldbeschichtung (Aufpreis 722 €), optional auch Goldbeschichtung aller Metallteile (Aufpreis 1810 €)
Garantiezeit: 2 Jahre (5 Jahre mit Registrierung)
Preis: ab 1800 €
Kontakt
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Hillenbrandstraße 10
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