Silent Angel Munich M1 – Im Zweifelsfall: Das kleine Schwarze
Streaming ist so populär wie nie zuvor, der Bedarf an passender Hardware entsprechend groß. Wer unauffällige Eleganz bevorzugt, sollte sich mal den Munich M1 von Silent Angel ansehen. Das kleine schwarze Kästchen könnte passen.
In aller Kürze
Klein, praktisch, einfach gut: Silent Angels M1 entpuppt sich als unkomplizierter und vor allem schwungvoller Musikbegleiter, mit allen Fähigkeiten, die zeitgemäßes Streaming verlangt.
Silent Angel ist ein junges Unternehmen, das im Jahre 2014 gegründet wurde, um die digitale Audiowelt zu revolutionieren. Als Subunternehmen von Thunder Data, die sich unter der Leitung des promovierten Informatikers Dr. Eric Jian Huang mit allerhand Netzwerk-Lösungen befassen, entstehen unter der Federführung des Elektroingenieurs Chorus Chuang Wiedergabegeräte für den digitalen Hörgenuss. Das Topthema der Chinesen ist das bestmögliche Streaming von diversen Quellen und die Transformation der Nullen und Einsen in reinen Wohlklang. Deswegen gibt es inzwischen drei Streamer, die für fernöstliche Geräte ausgefallene Namen tragen: Rhein, Bremen und Munich. Der neue Streamer Munich M1 ist nicht nur unser heutiger Prüfling, sondern der Spezialist fürs Streamen via Netzwerk. Typisch für Silent Angels handelt es sich um ein kleines schwarzes Kistchen, das auf seine inneren Werte baut und, auch nicht zu verachten, mit rund einem Tausender noch erschwinglich ist. Dann aber mal flugs den Kleinen auf die Hand genommen und mit Röntgenblick durchleuchtet.
Bedienung ausschließlich über App
Der Munich M1 – im Folgenden nur noch „M1“ genannt – ist ein Roon-ready-Streamer mit integriertem DAC, einem Vorverstärker und einem Kopfhörerverstärker. An Aktivlautsprecher ist er direkt anschließbar, dank seiner geringen Größe eignet er sich bestens als Streaming-Kopfhörerverstärker. Der Hersteller empfiehlt das Kistchen ausdrücklich als audiophile Alternative zum Rechner, und tatsächlich steckt jede Menge eigener Computertechnik im Inneren. Das Betriebssystem ist hausgemacht, nennt sich „VitOS“ und wurde für das Selbstbausystem Raspberry Pi 4 entwickelt. Dazu gehört die Steuersoftware VitOS Orbiter – kostenlos für Android und iOS erhältlich –, womit sämtliche Funktionen des Geräts via Smartphone oder Tablet gesteuert werden. Damit ergibt sich ein autarkes System aus Hard- und Software, was Sie wortwörtlich nehmen müssen: Bedienelemente oder Anzeigen am Gerät selbst, abgesehen von den vier kleinen Status-LEDs, gibt es nicht. Ein mobiles Endgerät ist also unverzichtbar.
Bevor wir uns näher mit der Bedienung befassen, seien die Hardwareausstattung und die Leistungsdaten genannt. Auf der Geräterückseite herrscht Anschlussvielfalt: Mit AES/EBU, S/PDIF, I2S sowie USB-Audio zur Verbindung mit USB-DACs sind vergleichbar viele Digitalausgänge vorhanden, die der Kenner wohlwollend zur Kenntnis nimmt. Denn externe High-End-Wandler, die oft auf das professionelle AES/EBU-Format setzen, sind ohne Weiteres mit dem Munich verbindbar. Die Analogsektion beschränkt sich auf zwei RCA-Buchsen für den Stereo-Ausgang und den frontseitigen Kopfhöreranschluss. Wer seine digitalen Musikschätze auf Wechselmedien hortet und mit sich führt, findet gleich drei USB-Anschlüsse, instruktiv mit „Storage“ (Speicher) beschriftet. Ins Netzwerk gelangt der Munich ausschließlich via Ethernet. Auf Drahtlos-Optionen hat der Hersteller verzichtet. Wer diese bevorzugt, findet im Bruder Bremen B1 das passende Kistchen.
Der integrierte DAC des Streamers ist in puncto Auflösung auf dem Stand der Technik: Die Maximal-Abtastrate für PCM beträgt 768 Kilohertz bei einer Wortbreite von 32 Bit, DSD kann der Wandler bis 11,2 Megahertz verarbeiten.
Die beiden mit „M-IO“ beziehungsweise „M-LINK“ beschrifteten Buchsen sind rätselhaft. Um Ihnen das Raten und Googeln zu ersparen: Die sind für künftige Erweiterungen eigener Entwicklung vorgesehen. Möglichweise gibt es bald einen Touchscreen, der an M-LINK angeschlossen würde? Warten wir ab.
Zum Schluss finden wir neben dem Hauptschalter noch die Anschlussbuchse fürs mitgelieferte Netzteilchen. Wer das Thema Strom besonders ernst nimmt, kann die Wandwarze gegen das knapp 470 Euro kostende Linearnetzteil Forester F1 ersetzen. Für den Test steht uns das ebenso große und vergleichbar gewandete Netzteil zur Verfügung. Um es gleich zu sagen: Qualitätsfanatiker sollten die Anschaffung unbedingt erwägen. Der Klanggewinn ist durchaus hörbar.
Viel eigene Technik im Innern
Seine inneren Werte mag der Silent Angel Munich M1 nicht ohne Weiteres preisgeben. Schraubt man den Gehäusedeckel ab, gibt es nur eine Platinenrückseite zu sehen. Da wir das sensible Gerät nicht komplett zerlegen wollen, werden wir also erst mal nicht erfahren, welche eigenen Komponenten Silent Audio in den M1 eingebaut haben. Denn damit werben die Schöpfer: Es kommt keine Stangenware zum Einsatz, sondern Hardware eigener Entwicklung. Dabei nutzen die Entwickler die Expertise von Thunder Data, die als ausgewiesene Netzwerkspezialisten genau wissen, wie der optimale Datenfluss zu bewerkstelligen ist. Womit genau, bleibt aber verborgen. Der Prozessor des Audiocomputers ist jedenfalls ein Vierkern-ARM Cortex A72, der Arbeitsspeicher beträgt entweder zwei wie beim Testgerät oder vier, maximal acht Gigabyte. Der Aufpreis für das Speichermehr beträgt etwa 200 beziehungsweise 300 Euro und ist dann überlegenswert, wenn der Benutzer vorzugsweise die eigene Musiksammlung auf einem NAS oder Wechseldatenträger hören möchte. Fürs reine Streaming genügen zwei Gigabyte völlig.
So weit, so geheimnisvoll. Die Bedienung des M1 ist es glücklicherweise nicht. Die VitOS Orbiter App, die auch gutes Deutsch versteht, erweist sich nämlich als vorbildlich. Sprich: Der M1 ist intuitiv bedienbar und einstellbar. Via App hat der M1-Nutzer Direktzugriff auf die üblichen Verdächtigen wie Spotify, Qobuz, Tidal und HighResAudio. Seit Neuestem ist auch Amazon Music dabei. Apples AirPlay funktioniert mit dem üblichen Zusatzgerät, und DLNA findet, wie es sich für ein solches Gerät gehört, ebenfalls Unterstützung. Selbstverständlich ermöglichen App und Gerät auch den Zugriff auf den hauseigenen Netzwerkspeicher – was im Laufe des Hörtest auch weidlich genutzt wird.
Ob der M1-DAC bevorzugt wird oder lediglich die Daten über die Digitalausgänge oder USB Audio an einen externen DAC gereicht werden, muss dem M1 im Einstellungsmenü über „Audiogeräte verwalten“ mitgeteilt werden. Daran gibt es nichts zu mäkeln, denn viele ernst zu nehmende Mitbewerber sind konzeptionell ähnlich aufgestellt. Außerdem sind gerade Apple-Freaks derlei Einstellungsumstand gewohnt. Alles gut also.
Großklang aus dem Kleinen Silent Angel
Das gilt, um direkt auf den Punkt zu kommen, auch für die Wiedergabe des M1. Der liefert nämlich präzises Material aus: Was fürs Digitale und Analoge gleichermaßen gilt. Da der M1 HiRes-fähig ist, verarbeitet sein Wandler auch hochauflösendes Material klaglos. So dient der ersten Annäherung die 24-bit/192-kHz-Ausgabe des grandiosen Albums Standards Vol. 1 vom Keith Jarrett Trio. „Meaning Of The Blues“ nähert sich dem feinen Ohr, so wunderbar subtil interpretiert, dabei ist jedes kleinste Detail abgebildet. Das gilt sowohl über meine Lautsprecher wie auch über den erfreulich gut tönenden Kopfhörerverstärker. Meine eigene Referenzkombination ist zwar noch ein, zwei Quäntchen besser, allerdings gibt sie bei noch höher aufgelöstem Material auf, etwa bei den Mozart-Violinkonzerten in der Einspielung der Trondheimsolistene mit der Solistin Marianne Thorsen. Diese mit DAX-Equipment aufgenommen Produktion habe ich in der Masterversion mit 24 bit/3 2,8 kHz, weil die zu CD und SACD deutlich besser klingt. Dank des M1 kann ich diese bezaubernden Konzerte in beseelter Interpretation genießen – und vergesse dabei glatt, dass ich den M1 noch besprechen muss. Ach so, ist wie von selbst schon geschehen. Na dann. Verweilen wir drei, der M1, die Trondheimsolistene und ich, noch bei Mozart. Weil das kleine Schwarze wie maßgeschneidert für empfindsame Ohren passt.
Info
Streamer/DAC Silent Angel Munich M1
Konzept: HiRes-tauglicher Netzwerk-Streamer mit integriertem DAC
Prozessor: ARM Cortex A72
Betriebssystem: VitOS
Arbeitsspeicher: 2 GB, 4/8 GB optional
Kopfhörerausgang: 1 x 3,5-mm-Stereoklinke
Ausgänge analog: 2 x RCA/Cinch, 1 x Kopfhörer
Eingänge digital: 2 x USB 3.0 (nur für externe Speichermedien)
Ausgänge digital: 1 x AES/EBU, 1 x elektrisch S/PDIF, USB Audio (für externen USB-DAC)
Wandler: 32-bit/768-kHZ-DAC
Maximalauflösung, nativ: 24 bit/768 kHz, DSD 11,2 MHz
Formate: alle gängigen Formate
Netzwerk: Ethernet RJ45
Bedienung: ausschließlich über VitOS Orbiter App, kostenlos für Android und iOS
Besonderheiten: mit eigenem Hard- und Softwarekomponenten entwickelt und gebaut
Ausführung: Schwarz
Lieferumfang: 1 x Netzteil, Ethernetkabel
Maße(B/H/T): 16/5/11 cm
Gewicht: 561 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preise: um 1000 € (2GB RAM), um 1200 € (4GB RAM), um 1300 € (8GB RAM), optionales Netzteil Forrester F1 um 470 €
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