Capitol Records
Capitol Records verwurzelte die Musikindustrie in Hollywood, prägte mit dem berühmten Capitol Tower nachhaltig das Gesicht des Stadtteils und machte eine Heerschar von Künstlern und Bands groß, die heute aus der Musikgeschichte nicht wegzudenken sind. Eine Ikone in Bildern.
Capitol-Records-Präsident Glenn Wallichs war kein Fan des zylinderförmigen Entwurfs, den sein Architekt ihm präsentiert hatte – zu kitschig-werblich fand er das Erscheinungsbild, das nicht nur ihn an einen Stapel Schallplatten erinnerte. Am Ende gab es aber dennoch grünes Licht – zum Glück, denn wäre es anders gekommen, wäre Hollywood heute wohl um eine architektonische Ikone ärmer. Und ein monumentales Hauptquartier erscheint nur adäquat, hält man sich die musikhistorische Bedeutung des Labels vor Augen, das nicht nur die Beatles nach Amerika gebracht und die Beach Boys international berühmt gemacht hat, sondern unter seinem Dach über die Jahrzehnte hinweg unzählige Titanen der Branche versammeln konnte – und zwar ziemlich unabhängig von deren musikalischer Couleur: Nat King Cole und Frank Sinatra sind ebenso im Portfolio vertreten wie Pink Floyd, Iron Maiden und die Beastie Boys ebenso wie Duran Duran und Tina Turner.
Angemessen schwergewichtig fällt denn auch der Bildband im LP-Format aus, der auf 488 Seiten anhand von Bildern der Künstler, die der Publisher auf deren Laufbahn begleitete, die Unternehmensgeschichte zelebriert – das hier ist keine Schoßlektüre, ein stabiler Schreibtisch ist Pflicht. In fünf „Tracks“ genannten Kapiteln führt das Buch den Leser durch die Jahrzehnte. Begleittexte von Barney Hoskins betten die fotografischen Zeitzeugnisse in ihren jeweiligen Kontext ein, während die ausführlichen Bildunterschriften von Richie Unterberger den Betrachter an den eingefangenen Augenblicken teilhaben lassen.
Eingerahmt wird die Zeitreise durch ein Vorwort von Beck – ebenfalls aus dem Reigen der Capitol-Schützlinge – sowie zwei Essays von Alan Hess and Sean Wilentz. Der Band selbst ist nur in Englisch erhältlich, bietet in einem vollformatigen Beileger aber auch eine deutsche sowie eine französische Übersetzung.
Mit seinem beeindruckenden Format, der kunstvollen Gestaltung und der qualitativ hochwertigen Ausführung ist Capitol Records ein musikhistorisches Genussmittel, das man immer wieder für eine Schmökersession aus dem Regal hervorholen wird.
Info
Reuel Golden (Hg.), Barney Hoskyins | Capitol Records | Hardcover, 488 Seiten, 60 € | Taschen Verlag | ISBN: 978-3-8365-8313-8
Capitol Records vom Taschen Verlag gibt’s hier.