Sonoro Platinum SE – Gen-Z-Dreher
Das Vinyl-Revival begleitet uns mittlerweile seit einer ganzen Generation. Zeit, es für die nächste bereit zu machen.
In aller Kürze
Der Sonoro Platinum SE haucht digitalisierten HiFi-Umgebungen mit vorbildlicher Definition und hinreißender Musikalität die Magie des Analogen ein.
Kann man nach etwa zwei Jahrzehnten überhaupt noch von einem Revival sprechen? Ich behaupte mal: Nein. Die Schallplatte hat nach der Einführung der CD massiv geschwächelt, sich seitdem aber nachhaltig erholt und einen dauerhaften Platz in einer eigenen, nicht zu verachtenden Nische gesichert. Tatsächlich ist diese Nische so beständig, dass sich mittlerweile die ersten Hersteller darum bemühen, die nächste Generation Musikliebhaber an das schwarzglänzende Medium zu gewöhnen. Vorne mit dabei ist der Neusser Hersteller Sonoro, der mit dem Platinum einen angenehm budgetfreundlichen Plattenspieler im Angebot hat, der auf genau die richtige Art klassisch gestaltet ist: Der Sockel enthält sich jeglicher Schnörkel, kommt dafür in einem schön seidigen Mattschwarz daher. Der Drehzahlsteller und die zylindrischen Kragen der recht aufwendigen Füße, beides in mattsilbernem Echtmetall ausgeführt, komplimentieren die Zarge wirkungsvoll. Der geschwungene Tonarm ist das einzige Designelement, das dem Dreher einen leichten Retro-Anstrich verleiht. Keine Frage: der Platinum SE ist vielleicht kein Prunk-, aber auf jeden Fall ein Schmuckstück.
Der Zusatz „SE“ verrät übrigens, dass wir es hier nicht mit der Standardausführung zu tun haben, sondern mit der rund 200 Euro teureren Edelvariante, die eine Reihe von Detailverbesserungen mitbringt. Neben einem schwereren, bedämpften Aluminium-Plattenteller umfassen diese eine Plattenauflage aus Kork, einen doppelt gelagerten Tonarm und zu guter Letzt ein Tonabnehmer-Upgrade vom Ortofon 2M Red auf einen Nagaoka MP-110.
Auch wenn der Platinum SE im Kern ein klassischer, manueller, riemengetriebener Dreher ist, will die Generation Z natürlich dennoch dort abgeholt werden, wo sie steht. Deshalb verfügt er ebenso über Bluetooth-Funktionalität, lässt sich also überall im Zimmer aufstellen und kabellos etwa mit einem Streaming-Vollverstärker, einem Paar BT-fähiger Aktivlausprecher oder auch einem Bluetooth-Kopfhörer koppeln, sofern dieser über eine eigene Lautstärkeregelung verfügt. Das erspart es dem audiophilen Zoomer, unmittelbar nach dem Absenken der Nadel in seinen Lieblings-Schaukelstuhl zu hechten, bevor der Abtaster mit der Einlaufrille durch ist. Stattdessen kann er aptX sei Dank in aller Ruhe durchs Zimmer stromern – Musik ist, wo der Hörer ist. Zudem verfügt der Platinum SE über einen USB-Ausgang, sodass sich der Dreher zugleich auch als Vinyl-Ripper einsetzen lässt. Auch sonst ist er konsequent darauf ausgelegt, den Schallplattengenuss so zugänglich wie möglich zu machen, und bringt deshalb auch einen zuschaltbaren integrierten MM-Entzerrer mit. Natürlich lässt sich der Plattenspieler auch klassisch verbinden, eine RCA-Strippe mit Erdungskabel liegt bei.
Die Montage überlässt Sonoro vertrauensvoll dem Nutzer, wobei auch ein Laie mit der Prozedur nicht überfordert sein wird. Der Tonabnehmer ist dank Bajonettverschluss im Handumdrehen am Tonarm fixiert, das Gegengewicht mit separatem Skalenring erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, weil sich beides ziemlich leichtläufig um das Gewinde dreht, das Ausbalancieren geht letztlich aber doch schnell von der Hand. Beim Anschluss an den Phonoeingang eines Vollverstärkers darf man natürlich nicht vergessen, per Schiebeschalter den internen Phono-Pre des Platinum SE zu deaktivieren (ist mir definitiv nicht passiert!), mit einem Dreh am Geschwindigkeitsregler setzt der offenbar recht kräftige Motor den Plattenteller in Bewegung und der Hörspaß kann beginnen.
Bei „L’Oiseau“ des Schweizer Sängers Marc Aymon von seinem aktuellen Album Humains gefällt der Platinum SE auf Anhieb mit seiner angenehm warmen Tonalität, die hervorragend zum verträumt-melancholischen Charakter des Stückes passt. Dabei fällt mir beim Schlagzeug etwas auf, was ich in der Preisklasse nicht unbedingt erwartet hätte – höre ich da etwa Tiefenstaffelung? Zur Klärung dieser Frage lege ich Ennio Morricones Marco Polo – The Original Soundtrack auf. In der Tat baut der Sonoro eine beachtlich dimensionierte Bühne auf, platziert den Frauenchor ordentlich weit hinter die Streicher – und auch hier wieder diese musikalische Wärme. Schön, aber ich will dann doch nochmal sehen, ob der kleine Dreher auch mit einer forscheren Gangart klarkommt, also wandert jetzt mit „Abacus“ von Pete Rann Drum’n’Bass auf den Teller. Auch hier macht der Platinum SE eine prächtige Figur. Nicht nur liefert er die Bassline ebenso druckvoll wie definiert, auch bei der Auflösung lässt er nichts anbrennen: Auf der Aufnahme ist eine Menge los, dennoch verliert der Abtaster nie den Überblick und serviert mir wohlsortiert alle kleinen Klangeffektchen, aus denen der Soundteppich gewoben ist.
Der Sonoro Platinum SE funktioniert als klassischer Einsteiger-Plattenspieler hervorragend, bringt aber gleichzeitig alle nötigen Features mit, auf die man als Digital Native nicht verzichten möchte. So führt man Vinyl in die Zukunft!
Info
Plattenspieler Sonoro Platinum SE
Konzept: manueller Plattenspieler mit Riemenantrieb, integriertem MM-Phonovorverstärker, USB- und Bluetooth-Konnektivität
Antrieb: optisch regulierter Gleichstrommotor
Drehzahl: 33 oder 45 U/min, elektronisch geregelt
Tonarm: höhenverstellbar mit zwei reibungsarmen Präzisionslagern, austauschbare Headshell mit Bajonettanschluss
Tonabnehmer: Nagaoka MP-110, Nadelschliff elliptisch
Anschlüsse: RCA, USB, Bluetooth 4.0
Maße (B/H/T): 42/12,5/35,6 cm
Gewicht: 6,3 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 800 €
Kontakt
sonoro audio GmbH
Hammer Landstraße 45
41460 Neuss
Telefon +49 2131 8834141
Mitspieler
CD-Player: Audio Note CD 1.1x
Netzwerkplayer/DAC: Cambridge Audio CXN V2, Lumin P1
Verstärker: NAD Masters M33, Roksan Attessa Integrated
Lautsprecher: DALI Epicon 6, Zingali Quantum Array 2.8
Racks: Finite Elemente, Creaktiv, Solidsteel
Kabel: AudioQuest, in-akustik