Velodyne Deep Blue DB-10 – Alte Schule
Der Velodyne DB-10 sieht aus wie ein ganz klassischer Subwoofer. Unter der Haube geht es indes ziemlich modern zu.
In aller Kürze
Hier ist kein EDV-Studium nötig, der DB-10 ist binnen weniger Minuten konventionell justiert und spielt auf den sprichwörtlichen Punkt.
Nein, ich möchte nicht als elender Grantler die kleine Welt der Subwoofer schlechtreden, aber ein wenig haben mich die hoch technisierten Produkte der letzten Jahre schon überfordert. DSP-kontrollierte Subs, die alles können, auf jeden Raum eingestellt werden und vermeintlich jedes Raumproblem lösen können. Mithin grandiose Produkte engagierter Ingenieure, die endlich alles gut machen?
Nochmals nein, das wäre zu kurz gesprungen. Ja, diese modernen Hightech-Woofer können enorm viele Probleme lösen, allerdings auch nicht alle, sind daher ein erstklassiges Werkzeug, nicht aber der heilige Gral. Und einige der in bestimmten Konstellationen segensreichen Funktionen verpuffen in Wirkungslosigkeit oder verursachen sogar neue Probleme, wenn die Peripherie nicht stimmt. Als kleines Beispiel: Was bringt die hertzgenaue Phasenregelung, wenn der Hauptlautsprecher gleichzeitig den Raum mit allen möglichen Problemen zuschmiert, weil er leider nicht DSP-gesteuert ist und dem kompetenten Tieftonarbeiter lustig ins Handwerk pfuscht?
Und auch gewisse Raumprobleme lassen sich nicht oder nur sehr bedingt beheben: eine zu große Nachhallzeit kann kein Sub der Welt reduzieren, ihm steht es lediglich zu, mit einigen Tricks einigen daraus resultierenden Pegelspitzen entgegenzuwirken und sie so zu entschärfen. Damit ist allerdings nur ein Symptom bekämpft, nicht die Ursache bereinigt, was wiederum nicht der Weg zur besten Wiedergabe ist.
Da der Markt allerdings nach diesen DSP-gestützten Subs schreit, werden sie gebaut. Und die geraden Konzepte alter Schule geraten etwas ins Abseits, werden von vielen Herstellern stiefmütterlich behandelt. Die besten und neuesten Chassis oder Verstärker findet man folglich nicht in diesen Konstruktionen. Schade, verfügen doch diese einfacher gehaltenen Subs über einige Qualitäten, die nicht von der Hand zu weisen sind. Beispielsweise ist ein solcher Tieftöner mit etwas Erfahrung in nur wenigen Minuten platziert und eingestellt. Und bringt dann Ergebnisse, die für die allermeisten Ohren nicht schlechter als die DSP-gestützte Variante sein werden.
So war ich sehr froh, als Velodyne seine Deep-Blue(DB)-Serie ankündigte. Subwoofer alter Schule, jedoch mit besten Zutaten und allen Segnungen moderner Chassistechnologie.
Dass in dieser unscheinbaren Kiste einiges an Hightech steckt, sieht man schon an ihrer Physis, die die angekündigten Messwerte offenbar Lügen strafen möchte. Aus diesem Lautsprecher, dessen Front gerade einmal LP-Cover-Format erreicht und der lächerliche elf Kilogramm wiegt, sollen Frequenzen unterhalb von 20 Hertz mit nennenswertem Pegel kommen? Und das noch kontrolliert? Skepsis scheint berechtigt.
Eine Skepsis, so viel sei schon verraten, die sich nach den ersten Tönen rückstandsfrei in Luft auflöst. Denn der Kleine langt zu, dass es eine wahre Freude ist. Die schwere, hochdämpfende und durch einen mehrlagigen Aufbau angeblich sehr verwindungssteife Membran aus Polypropylen steuert sicherlich ihren Anteil bei, ebenso wie die mit 52 Millimetern üppig dimensionierte vierlagige Schwingspule. Der Magnet am Ende des Antriebs wurde zur Erhöhung der Leistung aufgedoppelt und zur Temperaturregulierung und der Linearisierung des Magnetfeldes mit einer massiven Polbohrung versehen. Alles zusammen sitzt in einem mit reichlich Lüftungslöchern versehenen Blechkorb, was zwar nicht besonders fancy wirkt, allerdings für diesen Zweck wegen der dem Material eigenen Elastizität eine bessere Wahl als jeder Guss darstellt. Dass alles auf extreme Hübe ausgelegt ist, versteht sich von selbst, denn bei so tiefen Frequenzen und ordentlichen Pegeln muss schlichtweg eine ganze Menge Luft bewegt werden. Was letztlich wieder ein paar Probleme mit sich bringt: Das Gehäuse muss stabil genug sein, um diesen Kräften etwas entgegensetzen zu können. Andernfalls zerlegt sich die Box im laufenden Betrieb selbst. Oder wer erinnert sich noch an den kleinen Sunfire-Subwoofer, der sich in den 90er Jahren bei höheren Pegeln hüpfend durch den Raum arbeitete?
Mit großer Akribie nahm man sich bei Velodyne noch einmal von neuem des Themas Gehäuseversteifungen an. Heraus kam eine gemessen an der Größe recht dickwandige MDF-Box mit zahlreichen, in vielen Messdurchläufen exakt positionierten Verstrebungen.
Im Innern sitzt – wie üblich bei solchen Konstruktionen – ein auf der Rückwand sitzender Verstärker, die wenigen Bedienelemente sind gut erreichbar. Dies ist übrigens eines der wenigen Geräte, bei dem ich den Automatik-Modus durchaus empfehlen kann. Da diese Schaltung sehr schnell reagiert und sich der DB-10 zudem völlig knackserfrei zurückmeldet, spricht hier also nichts gegen diese umweltfreundliche Funktion.
Womit wir zum Verstärker kommen. Der komplett neu entwickelte Antrieb verfügt über ein potentes Schaltnetzteil, das einen Class-A/B-Verstärker mit vier kräftigen Ausgangstransistoren versorgt. Das highendige Konstrukt stellt 350 Watt Leistung bereit, bei kurzzeitigen Impulsen sind sogar 1000 Watt drin.
Der Aufbau geht recht schnell vonstatten: Netz- und Signalkabel anschließen, den Sub etwas außermittig zwischen den Lautsprechern platzieren, und schon kann ein erster Versuch gestartet werden. Diverse Kabelexperimente führten übrigens zu keinerlei Veränderungen. Bei den Füßen tat sich allerdings doch noch etwas. Bei mir machten Finite Elementes Cerapucks und die M-Pucks von Millennium das Rennen. Die Zeichnung nahm dadurch noch einmal minimal zu.
Die goldene Regel beim Einstellen eines Subwoofers lautet immer noch, nachdem alle Einstellungen vorgenommen sind, den Pegel um zehn Prozent zu reduzieren. Denn allzu leicht erliegt man beim Justieren eines Subs einer gewissen Betriebsblindheit (-taubheit), und man konzentriert sich so sehr auf die tiefen Frequenzen, dass man deren Übermaß gar nicht mehr wahrnimmt. Bei mir stellten sich 60 Hertz als ideale Trennfrequenz heraus, darüber litt die Definition im Grundton.
Was soll ich jetzt schreiben? Einen guten und gut justierten Subwoofer hört man nicht, und so müsste ich jetzt genau über dieses Nichts referieren. Der Velodyne DB-10 fügt sich bestens ein, und ich hatte in zwei unterschiedlichen Anlagen und Räumen keine Probleme, ihn in weniger als 10 Minuten zu integrieren. Man hört ihn im Betrieb nicht heraus, ich sah mehrmals nach, ob er überhaupt angeschaltet ist. Trennt man ihn aber vom Netz, fällt das Klangbild deutlich in sich zusammen, dann merkt man so richtig, was nun fehlt, beziehungsweise was er vorher im Verborgenen leistete. Angesichts des gebotenen Preises empfehle ich gerne, zwei dieser Kollegen zu kaufen und direkt bei den Hauptlautsprechern zu positionieren. Dann kann man das Thema Subwoofer getrost abhaken. Großer Dank an Velodyne, endlich den Markt mit einem solchen vollständigen Produkt bereichert zu haben.
Info
Velodyne DB 10
Konzept: reiner Musik-Subwoofer mit manueller Einstellung
Chassis: 10″-Polypropylen-Treiber
Verstärker: 350 W, Class A/B
Trennfrequenz: 50 bis 180 Hz (12 dB/Okt.), stufenlos einstellbar
Eingänge: Cinch (Line und LFE), Polklemmen für Hochpegel
Netzschalter: On/Off/Auto
Gewicht: 11 kg
Maße (B/H/T): 30/32/35 cm
Garantiezeit: 2 Jahre (plus ein Jahr bei Registrierung)
Preis: um 990 €
Kontakt
Audio Reference GmbH
Alsterkrugchaussee 435
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