Sendy Audio Peacock – Glam-Audio
Edelholz, Leder, 24-karätiges Gold – Sendy Audio demonstriert, was in dieser Preisklasse an Luxus alles möglich ist.
Sendy Audio. Schon wieder ein „new kid on the block“, möchte man meinen. Wieder einer der vielen neuen Hersteller aus China, die im Monatsrhythmus neue Produkte auf die Märkte der Welt werfen, je nach aktueller Verfügbarkeit der benötigten Bauteile? Nein, in diesem Falle sieht die Sache anders aus, denn Sendy Audio ist das edle Sublabel des schon über längere Zeit operierenden Herstellers Sivga Electronic Technology aus Dongguan in Guangdong und nicht eben neu im Kopfhörergeschäft. Die beiden Chefs von Sivga haben sich hiermit sozusagen den Lexus unter den Toyotas gegönnt.
Die Ziele der kleinen Firma sind ambitioniert: Man hat nicht weniger vor, als den ultimativen Kopfhörer zu bauen, was nicht eben eine flache Hürde darstellt. Diesen Anspruch untermauert der zum Test auftretende Peacock schon ab dem ersten Moment mit seinem edlen und vollständigen Auftritt. Die schick auf Figur geschnittene Verpackung des Kopfhörers ist schon einmal ein Hingucker, wobei ich mir noch nicht über das Material dieser Hülle im Klaren bin. Im Zweifelsfall handelt es sich um eine extrem hochwertige Art Kunstleder, die sich auch problemlos in so eine anspruchsvolle Form bringen lässt. Der Peacock selbst bezaubert sofort mit einer Verarbeitungsqualität und verschwenderischem Materialeinsatz, den man woanders weder für Geld noch für gute Worte bekommt. Alles fühlt sich wertig, griffig, langlebig an. Und sofort fallen drei Punkte auf, die zeigen, dass man sich bei Sendy Audio wirklich eigene Gedanken gemacht hat, dass man ein paar grundsätzliche Probleme fast aller Kopfhörer einfach mal anging und nicht ein bekanntes Design kopierte.
Zum einen sind beide Seiten des Kopfhörers – lachen Sie bitte nicht – gut lesbar beschriftet. Ich möchte nicht zusammenrechnen, wie viel meiner Lebenszeit ich bis jetzt verschwendet habe, um die richtige Seite des Hörers zu identifizieren. Weshalb ich im Studio die rechte Seite übrigens mit rotem Klebeband markiert habe. Das ist zwar hilfreich, allerdings ab einer gewissen Preisklasse nicht mehr standesgemäß. Oder mit anderen Worten: hässlich. Nicht so beim Peacock, auf dessen Kopfband in goldenen Lettern die Seiten deutlich markiert sind. Zum anderen dürfte jeder intensive Kopfhörernutzer das Problem mit den Kabeln und den Schultern kennen. Die Kabel verhaken sich im Kragen, was unbequem ist. Oder sie reiben bei Kopfbewegungen über die Schultern, was man als Körperschallübertragung in den Ohrmuscheln hört. Bei Sendy Audio hat man die Buchsen schlicht sehr stark nach vorne gewinkelt, weshalb die Kabel jetzt locker vor der Brust hängen, wo sie weder im Weg sind noch Geräusche verursachen. Der letzte Punkt der ersten Bestandsaufnahme gilt dem Kabel selbst, das so weich und flexibel ist, wie ich es mir seit knapp vierzig Jahren wünsche. Durch das ihm eigene Gewicht fällt das Kabel locker und liegt flach auf Oberflächen, ohne eigenmächtig Schleifen oder Loopings zu formen. Vielen Dank dafür!
Der Elefant ist im Raum und es nützt nichts, ihn weiter zu ignorieren: Dieser Kopfhörer wiegt knappe 600 Gramm ohne Strippe. Das ist eine Menge, und die spürt man. Das liegt in der Natur der Sache. Ein Peacock wird nie so leicht auf dem Kopf sitzen wie beispielsweise ein AKG 701, der mit bescheidenen 300 Gramm Kampfgewicht daherkommt. Um dieses Problem zu mildern, hat man bei Sendy Audio alle Anstrengungen unternommen, um den Peacock angenehm und bequem zu gestalten. Und in der Tat habe ich noch nie zuvor so schmeichelnd bequeme Ohrpolster erlebt. Auch das mit (natürlich goldenen) Ziernähten versehene Kopfband fügt sich mit seiner enormen Flexibilität sehr gut der jeweiligen Kopfform an und trägt zum Komfort bei.
Die große Frage bei einem solchen besonderen Produkt dreht sich aber nicht um vergoldete Applikationen oder weiches Leder, sondern um den Klang dieses Hörers. Und Zentrum dessen ist zweifelsohne der selbst entwickelte magnetostatische Treiber. Bei dem „Planar Magnetic Driver“ getauften Konstrukt gibt es nicht nur eine Leiterbahn auf der Membran, sondern aufgedampfte Bahnen auf beiden Seiten der aus mehreren Schichten aufgebauten Folie. Magnete zu beiden Seiten nehmen diese Folie vollflächig in die Zange, um größtmögliche Kontrolle zu gewährleisten.
Wie klingt es nun? Mit kurzen Worten: groß, reich, feinst austariert. Man hört dem Peacock die besonders lange Entwicklungszeit von über drei Jahren an, denn die bei Magnetostaten oft zu erlebende und mitunter anstrengend wirkende Detailflut ist in diesem Falle erstklassig domestiziert worden, damit man auch nach längerem Hören nicht von der Musik genervt wird. Gleichzeitig sind alle Details da, jede noch so feine Farbveränderung einer Oboe vor einem Tonwechsel wird präsentiert. Allerdings immer organisch als Teil des Ganzen, nie unter dem gleißenden Licht einer Operationslampe. Auch große Klangkörper wie beispielsweise das San Francisco Symphony Orchestra (SFS Audio, Mahler Symphonies) strengen nie an, werden (für einen Kopfhörer erstaunlich) räumlich weit aufgebaut, als wunderbar geschlossene Einheit serviert. Bei Bedarf kann man sich allerdings jede feine Information erhören.
Ein äußerst spannender Kopfhörer und definitiv eine Bereicherung des Marktes! Dass er mit nur 50 Ohm Eingangswiderstand die angeschlossenen Verstärker nicht vor unlösbare Aufgaben stellt, rundet das Bild ab.
Info
Kopfhörer Sendy Audio Peacock
Konzept: magnetostatischer Over-Ear-Kopfhörer
Frequenzumfang: 20 Hz bis 40 kHz
Impedanz: 50 Ω
Kabellänge 2 m
Gewicht 578 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1500 €
Kontakt
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