Ultrasone Signature Pulse – Die Kickdrum ist der Takt
Es gibt eine neue Signature-Serie von Ultrasone. Der Ultrasone Signature Pulse ist der günstige des Trios, wurde als DJ-Hörer konzipiert, soll aber auch die feinohrigen HiFi-Fans überzeugen. Wir werden sehen …
In aller Kürze:
Ultrasone gelingt mit dem Signature Pulse ein Kunststück: Der robuste Hörer musiziert kraftvoll und anmachend, ist aber zugleich so ausgewogen dass er auch audiophile Lauscher beglückt. Klasse!
Die bayerische Kopfhörermanufaktur Ultrasone gehört ohne jeden Zweifel zu den innovativsten Herstellern ihres Metiers. Fans der Marke schätzen die in aufwändiger Handarbeit gefertigten Lauscher, die in Gestaltung und Klang schon immer eigene Wege gegangen sind. Es ist bemerkenswert, dass Ultrasone bei High Endern und Tonschaffenden gleichermaßen angesagt. Denn obwohl beide Anwendergruppen notorisch klangbesessen sind, stellen sie im Einzeln doch recht unterschiedliche Ansprüche. Besonders die 2011 erschienene Signature Serie konnte in beiden Lagern überzeugen. Still und heimlich arbeiteten die Bayern an feinen Verbesserungen ihrer Bestseller. Wie gewohnt besteht die Signature-Familie aus drei Modellen und wie ihre Vorgänger wurde sie für professionelle Anwender ausgelegt. Das über 900 Euro teure Topmodell Master ist als Referenzhörer fürs Mix- und Mastering-Tonstudio gedacht, während der besonders robuste Natural (um 600 €) mobilen Musikliebhabern und Tonschaffenden Klanginformationen liefert. Unser Testkandidat, der mit 550 Euro günstigste Pulse ist derweil als DJ-Hörer ausgelegt. Ehe Sie jetzt direkt abwinken, sei gesagt: Wenn Ultrasone einen DJ-Hörer herausbringt ist der mehrere Galaxien von brülllauten Basspumpern entfernt.
Alle Signature-Modelle eint, dass sie in Handarbeit gefertigt werden und auf die Schlüsseltechnologien des Herstellers zurückgreifen. Damit ist vor allem das Markenzeichen „S-Logic“ gemeint. Diese Technologie beruht auf der Erkenntnis, dass ein Kopfhörer eine enge Wechselwirkung mit der Ohrmuschel eingeht. S-Logic führt den Schall nicht direkt ins Ohr, sondern lässt ihn unter Einbeziehung der Ohrmuschelanatomie Umwege gehen. Das Ohr wird in gewisser Weise als Miniaturhörraum aufgefasst. Um den Schall zu führen, sind die kleinen Wandler nicht mittig, sondern nach vorne und unten versetzt. Im Ergebnis führe diese Bauweise nicht zur typischen „Im-Kopf-Lokalisation“, sondern vermittle eine räumliche Wahrnehmung. Bei der neuen Signature-Serie setzt Ultrasone auf die verbesserte S-Logic 3-Technologie. Hinzugekommen sind „Doppel Deflektor Finnen“, kurz DDF. Diese kleinen schallführenden Elemente beeinflussen die mittleren und hohen Frequenzanteile des Signals nicht, maskieren und lenken aber die tiefen Mitten- und Bassfrequenzen. Die zweite Kerntechnik nennt sich Ultra Low Emission (ULE). Dabei handelt es sich um eine Abschirmung, die als elektromagnetische Trennwand zwischen dem Luftvolumen am Ohr und der Kopfhörerkapsel fungiert. Nach Angaben des Herstellers minimiert das unerwünschte Niederfrequenzfelder und ermöglicht stressfreieres Langzeithören.
Um den Hörer besonders basskompetent zu machen, lassen die Bayern ihre Treiber vollkommen ungebremst (sprich: ungefiltert) durchlaufen. Nach Herstellerangaben gibt die Bassmembran Frequenzen ab 5 Hertz wieder, was bei derart kleinen Treibern freilich zu relativieren ist. Andersherum bedeutet es aber: Alles, was die Chassis physisch hinbekommen, gelangt auch ans Ohr des Zuhörers. Auch in den Höhen besitzt der Pulse eine enorme Bandbreite. Er reicht bis 32 Kilohertz hinauf, was seine Transienten-Wiedergabe – Transienten sind impulshafte Schallereignisse – begünstigt. Dass die beiden Geschwister Natural und Master zwar nicht so weit in den Basskeller, dafür jedoch in höchste Höhen bis über 40 kHz reichen, sei indes nicht verschweigen. Aber die sind auch auf allerhöchste Detailgenauigkeit optimiert – um eben alle Informationen aus der Musik ziehen zu können.
In puncto Impulsverhalten ist der Pulse mit ultraleichten 50 Millimeter Mylar-Membranen und einem kräftigem Neodymium-Magneten sehr gut aufgestellt. Mylar dient auch hochwertigen Studio-Mikrofonen als Membranmaterial. Der Pulse ist zudem ein ausgesprochen kraftvoller Hörer, der mit einer Empfindlichkeit von 115 Dezibel beeindruckt und definitiv auch an schwachbrüstigen Kopfhörerverstärkern ohne Not und auf dem optimalen Arbeitspunkt betreibbar ist.
Wie es sich für einen DJ-Kopfhörer gehört, ist der Pulse sehr robust gebaut. Dass seine Ohrmuscheln drehbar sind, gefällt der anvisierten Zielgruppe, denn auch das einohrige Hören ist so möglich. Kopfband und Ohrpolster sind aus Kunstleder, welches zeitgeistgemäß (und etwa überflüssig) als „veganes Leder“ bezeichnet wird. Es fühlt sich auf Ohren und Kopf sehr angenehm an. Trotz seines straffen Sitzes trägt sich der Pulse auch über längere Zeit gut. Zwei steckbare und mittels Mini-Bajonettverschluss verriegelbare Kabel gehören zum Lieferumfang, sodass der Kopfhörer an allen gängigen Eingängen Anschluss findet. Das Kabel ist einseitig geführt, was ebenfalls kennzeichnend für Profi-Hörer ist und zumindest meinerseits bevorzugt wird. Der Hörer ist einfach geschwinder auf- und abgesetzt. Der Praktiker schätzt diese Kabelführung noch aus anderen Gründen, die aber an dieser Stelle nicht nennenswert sind.
Schick ist das kupferfarbene Signature-Emblem auf den Ohrmuscheln und die Kombination aus grau und schwarz lackierten Bauteilen setzt einen eigenen Akzent. Zur Ruhe gebettet wird der Pulse nebst Kabeln im stabilen Transportköfferchen, das den wertvollen Hörer gut beschützt und zudem gut aussieht.
Doch wie immer, allentscheidend ist der Klang. Also muss der Pulse direkt ran und hat „Meaning of the Blues“ vom genialen Album Standards Vol. 1 des Keith Jarrett-Trios zu servieren. Höre da: Der Bayer ist ein ausgesprochen vornehmer Vertreter seiner Gattung. Sicher, die Bässe – in diesem Fall Gary Peacocks wunderbare Kontrabasslinien – sind prominenter als bei meinem heißgeliebten AKG K 702 Studio. Doch der Pulse hat nichts mit prolligem „Mehr Bass!“ am Hut. Der Tiefton wirkt kraftvoll und präsent, ist dabei aber stets bestens fokussiert. Mitten- und Höhenbereich sind sehr gut angekoppelt und keineswegs unterrepräsentiert. Dem Pulse ist ein ausgewogenes Klangbild zu attestieren, weswegen er eben nicht zwingend knallharte Elektro-Beats auf die Ohren pumpen muss. Der Steve Wilson-Remix des Yes-Klassikers „Yours is no Disgrace“ ist ideales Material für den Hörer. Denn der folgt dem eigentümlichen Knackbass von Chris Squire ebenso lässig wie den Rimshots von Drummer Bill Bruford, lässt gleichzeitig dank der feinen, zu keiner Zeit überspitzten Höhendarstellung auch Chöre, Gitarren und Keyboardflächen aufleuchten. Eine wirklich überzeugende Darbietung – und was besonders Gutes folgt zum Schluss: Die Raumdarstellung ist in der Tat exzellent und sorgt für das versprochene dreidimensionale Hörerlebnis, das so gar nicht nach Kopfhörer tönt. Das opulente „The Darkness“ des aktuellen Albums Bigger on the Inside von Musikwunder Rachel Flowers erklingt in seiner vollständigen symphonischen Pracht. Das ist so eindrucksvoll, dass ich den Hut … ähem … den Pulse nicht ziehe, sondern meinen gedachten vor dem Hörer und mit ihm noch sehr lange weiterhöre.
Info
Kopfhörer Ultrasone Signature Pulse
Wandlerprinzip: dynamisch
Impedanz: 32 Ohm
Treiber: 50 Millimeter Mylar
Magnete: Neodymium
Frequenzgang: 5 Hz bis 32 kHz
Ohr- und Kopfpolster: Kunstleder
Besonderheiten: S Logic 3- und ULE-Technology, handgebaut in Bayern
Lieferumfang: 2 Kabel mit 3,5/6,3 mm Stereoklinke, Transportkoffer
Gewicht: 320 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 550 €
Mitspieler
USB-Interface und D/A-Wandler: Audioquest Dragonfly, Mutec MC-3+USB, Mytek Digital Stereo192-DSD DAC, Violectric V800
Rechner: Apple MacBook Pro 16/Apple MacBook Pro M1
Kopfhörer: AKG K 702 Studio
Kopfhörerverstärker: Cambridge Audio DACmagic 200m, Violectric HPA V200, Audioquest Dragonfly Cobalt
Kabel: Vovox, Audioquest, Klotz
Kontakt
Ultrasone AG
Gut Raucherberg
382407 Wielenbach
+49 881 9011500