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Cambridge Audio Edge M

Cambridge Audio Edge M Mono-Endverstärker

Brückenschlag

Cambridge Audio Edge M – Brückenschlag

Edge klingt super, Edge sieht hervorragend aus, Edge fasst sich prima an, kurz: Edge ist einfach cool! Doch irgendwie fehlte Cambridge Audios Top Line bisher noch etwas. Bisher …

Cambridge Audio Edge M

In aller Kürze

Kontrolliert und dynamisch sowie tonal herrlich samtig aufspielende Mono-Endstufe mit vorzüglicher Musikalität. An der Cambridge Audio Edge M stimmt einfach alles! Preis um 4500Euro (Stück).

Cambridge Audio Edge M Navigator


Erst die Musik, dann die Technik – sechs Worte bilden eine knappe Formel, mit der sich das Grundgerüst von Cambridge Audio vollumfänglich darstellen lässt. Wir haben Ihnen diese Argumente schon bei verschiedenen Gelegenheiten vorgekaut, das ist mir klar, aber sie sind nun mal essenziell für das Verständnis der sympathischen Briten: Die betreiben zur Untermauerung ihrer Musik-Obsession ein eigenes „Venue Space“, ein Musiklokal im zentral gelegenen Londoner Firmensitz, das regelmäßig zu Events oder zum klangvollen Abhängen einlädt. Die Mitarbeiter tragen Wellenformdarstellungen der „Herzschlagmomente“ ihrer Lieblingssongs auf den Visitenkarten und nutzen auch sonst jeden Twist, um ihre Vernarrtheit in Musik, Musikkultur oder schlicht „gute Schwingungen“ auszudrücken. Etwa, indem sie zu gebotenen Anlässen wie Jubiläen Pin-back Buttons mit dem Union Jack oder dem CA-Firmenlogo für die Jeansjacke verteilen. Der natürliche Zyniker in uns möchte das als geschicktes Marketing brandmarken. Cambridge Audio ist nicht der erste und beileibe auch nicht der einzige Hersteller, der seine Produkte mit purer Leidenschaft rechtfertigt. Doch wer die Herrschaften kennenlernt, ahnt schnell, dass am Image der Überzeugungstäter wirklich was dran sein könnte. Und wer ihre Komponenten erleben durfte, ist restlos überzeugt, dass „Musikalität“ die oberste Maxime der Briten ist – und das bereits seit Generationen.

Cambridge Audio Edge M

Das Unternehmen wurde 1968 gegründet. Es war die Zeit, als der hypnotische Singsang von Canned Heat und Bands wie die Rolling Stones die Musikwelt umkrempelten. Man mag sich gern ausmalen, dass die Beatles nur wenige Stadtbezirke entfernt gerade ihr legendäres Abbey Road-Album produzierten. Diese Zeit erlebte zudem die Geburt des 43-Zentimeter-Gardemaßes und die Normierung des Begriffs „High Fidelity“. Von Anfang an schrieben sich die Tüftler von Cambridge Audio auf die Fahne, hochwertige Musikelektronik zu vertretbaren Preisen an den Mann zu bringen – das scheint auch damals schon ein Thema gewesen zu sein. Legenden wie der Verstärker-Erstling P40, die Azur-Baureihe oder die hochgelobten 800er belegen, dass die Briten der Herausforderung gewachsen waren und bis heute sind. Eingefleischte Liebhaber des erschwinglichen „Great British Sound“ mussten jedoch Ende 2017 tief durchatmen. Ausgerechnet am Vorabend des halben Jahrhunderts, kurz vor ihrem 50sten Jubiläum, veröffentlichten die Londoner erste Bilder und kryptische Infos zu einer völlig neuen Baureihe – geschwungene Aluminiumwangen, großkalibrige Kühlrippen, edelste Oberflächen, ein Blick auf das riesige Farbdisplay und den aufwendigen Mehrweg-Encoder der Netzwerkvorstufe NQ. Praktisch alles an diesen Fotos schrie: Mit preiswert ist es ab jetzt vorbei!

Cambridge Audio Edge M
Geteilte Ansichten: Die M besitzt einen umschaltbaren Doppelzugang (RCA/XLR) und schleift ihre Signale auf ein RCA/XLR-Pärchen durch. So könnte man die Monos für unkompliziertes (will sagen: adapterloses) Bi-Amping verwenden. Hinaus geht’s „Single Wire“. Trigger-Anschlüsse runden die Anschlussmöglichkeiten ab.

Das bestätigte sich bald darauf und ist zwischenzeitig durch mehrere Preisanpassungen (Brexit, Bauteilknappheit, Optimierungen in der Produktion etc.) noch deutlicher geworden: Mit Preisen von 6000 (Edge A), 5000 (Edge NQ) und 4000 Euro (Edge W) – Stand Mai 2021 – erklomm der Hersteller bis dato ungekannte Preishöhen. Doch die mittelhohen vierstelligen Kurse relativierten sich bald. Zum einen boten die neuen Maschinen eine Anmut und Haptik, die puren Genuss versprachen. Allein der vielseitige Vorverstärker/DAC/Streamer/Roon-Endpunkt Edge NQ dürfte viele Musikliebhaber zum reflexartigen Groschenzählen genötigt haben. Es folgte eine ganze Serie sich regelrecht überschlagender Tests – wir verweisen auf unseren Artikel, den Sie hier finden – die belegten, dass die neue Cambridge-Topline dem Vergleich mit deutlich kostspieligeren Wettbewerbern standhält. Die einzige gültige Folgerung: Die Liga mag für das Unternehmen und viele seiner Stammkunden ungewohnt sein, doch der eherne Vorsatz eines superben Preis-Leistungs-Verhältnisses bleibt auch bei den Edge-Produkten erhalten.

Cambridge Audio Edge M

Mittlerweile können die Briten auf stattliche drei Jahre Erfahrung mit ihren gar nicht kantigen Edges zurückblicken. So groß das Lob für die Serie auch ausfiel, waren da doch zwei kleine Mankos. Vielen Nutzern boten die beiden Verstärkervarianten (der integrierte Edge A und die Stereo-Endstufe Edge W) mit zweimal 100 Watt an acht Ohm zu wenig Leistung. Darüber kann man streiten, Fakt ist jedoch, dass es mit einem verzerrungsfreien gehobenen „Party-Level“ an kritischen Lautsprecher-Exoten eng werden könnte. Außerdem wurde von Kunden immer wieder die Diskretion aufgetrennter Endstufen gefordert. Beide Stachel wurden mit den neuen Mono-Kraftzellen Edge M gezogen. Für die gebotene Leistung braucht man keinen Rechenschieber: 200 Watt leisten die Endverstärker an acht, knapp 350 sind es an vier Ohm.

Cambridge Audio Edge M
Schauen Sie genau hin: Im Bild erspähen Sie nicht einen Ringkern, sondern zwei. Die beiden Kanalzüge für positive und negative Halbwelle werden von separaten Trafos gespeist, die – „Interferenzen go home!“ – gegenphasig ins Gehäuse verbaut werden.

Der Blick unter die Motorhaube – der Deckel lässt sich nach dem Lösen zweier Riegelschrauben einfach abheben – offenbart ein Innenleben, das sich auf den ersten Blick in nichts von dem der Edge W unterscheidet. Im Zentrum jeder Edge M liegt ein riesiger, perfekt geschirmter Ringkerntrafo, der zur Rechten und Linken von zwei Anordnungen großer Elkos und Leistungstransistoren gesäumt ist, die sich direkt an die großflächigen, entgrateten und schwarz eloxierten Kühlrippen der Seitenwände schmiegen. Der Aufbau der Kraftwerke sei derart konsequent minimalisiert, dass keine 20 Bauteile im Signalweg liegen, wie ich im Gespräch mit dem Vertrieb erfahre. Die Schaltung basiert auf Cambridges Class-XA-Konzept, das Übernahmeverzerrungen auf ein absolutes Minimum reduziert. Bei leiser Gangart spielen die Monos im reinen Class-A-Betrieb, der bei höherer Beanspruchung fließend in Class AB überblendet. Hörbar ist dieses „Umschalten“ nicht, man profitiert jedoch in jeder Leistungsebene von den Stärken und Vorzügen der beiden Verstärker-Modi.

Cambridge Audio Edge M
Und hier noch ein Blick auf einen der beiden Kanäle, Verzeihung: Halbwellenverstärker. Im Edge W wäre das der linke Kanalzug. Die beiden Stereo-Platinen arbeiten im M gebrückt zusammen – und verdoppeln so die 100 W an 8 Ohm der Stereo-Variante auf 200 W an 8 Ohm.

Auch äußerlich gleicht die Edge M dem älteren W-Modell wie ein Ei dem anderen. Mit einem Unterschied: An ihrer Rückseite befindet sich nur noch ein einzelner Satz RCA- und XLR-Eingänge, und auch der zweite Lautsprecherabgriff ist verschwunden. An dieser Stelle dürfen Sie verblüfft und erbost die Arme in die Höhe reißen. Denn wie Ihnen vielleicht schon aufgefallen ist, tischt uns Cambridge Audio damit eine abgespeckte Version der Edge W auf, die pro Kanal knapp 500 Euro mehr kostet als die etablierte Stereo-Endstufe. Hier kehren wir zu den dreijährigen Erfahrungen mit der Baureihe zurück und zu der Frage, warum die gebrückten Versionen nicht viel früher in den Handel kamen. Tatsächlich sehen die Briten ihre neuen Monos als krönenden Schlusspunkt der Top-Serie, als jenes Tüpfelchen, das die Edges zu einer echten High-End-Familie abrundet. Und als Entwicklungsziel definierten sie folgerichtig die Vorgabe, dass die Edge M nicht nur etwas besser klingen sollten als zwei Edge W im Bi-Amping-Betrieb. Sie sollten ihre Stereo-Geschwister klanglich fühlbar und ohne Raum für Diskussionen ausstechen. Da das Gesamtkonzept mehr oder weniger ausgereizt ist, blieb den Tüftlern nur ein Weg, um das gesteckte Ziel zu erreichen: Tee kochen, Plätzchen bereitstellen und sich mit Lötkolben, einer Selektion aller in Frage kommender Bauteile sowie mit einem Bastelsatz gebrückter Edge W in den Hörraum setzen und loslegen. Die Edge M sind Ergebnis und Expertise monatelanger Trial-and-Error-Sessions und endloser A/B-Vergleiche. Es mag auf den ersten (und um ehrlich zu sein auch auf den zweiten) Blick kaum ersichtlich sein, doch wurde eine ganze Reihe von Einzelbauteilen gegen klanglich stärkere Alternativen ausgetauscht.

Bildergalerie
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Da wir zum Test keinen Satz Edge W im Haus hatten, können wir uns in dieser Hinsicht nur auf das verlassen, was unsere Füße sagen. Und die waren vom ersten Ton an begeistert von den mausgrauen Monos. Die Edge-Monos verbrachten etwas mehr als zwei Monate in unserem Hörraum und befeuerten in dieser Zeit Audio Notes AN-J, DALIs Opticon 6 MK2, Wilson Audios Sasha DAW sowie Revels F328Be. Eine große Bandbreite unterschiedlichster Boxen, die einerseits die Unkompliziertheit der Endstufen belegt und die an den Briten eine sympathische Gemeinsamkeit offenbarten: puren Spaß! Die Edge-Kraftwerke spielten mit allen vier Boxen derart lebhaft und anmachend, dass es schwierig war, sich ihrer Magie zu entziehen. Vor allem bestachen die Endstufen mit ihrem schnellen, knackigen und im wahrsten Sinn knochentrockenen Fundament. Besonders schön kann man das in fordernden Titeln wie Phil Collins’ „I Don’t Care Anymore“ nachvollziehen. Das prall gefüllte perkussive Intro wurde über die Sasha DAW mit unglaublicher Wucht und Transparenz in den Hörraum gepustet. Dabei gelang es ihr im Zusammenspiel mit den Edge, jede feine Attacke und jede Nuance der charakteristisch kurzen Hallfahnen auf die Bühne zu zeichnen und dort plastisch abzubilden.

Cambridge Audio Edge M
Ick seh doppelt: Ob M oder W ist hier grundsätzlich egal. Cambridge Audio zog eine Trumpfkarte aus dem Ärmel und singulierte seine große Stereoide. Sie verstehen nur Bahnhof? Dann lesen Sie den Text.

Durch ihre außergewöhnliche Bandbreite und die enorme Transparenz – die Endstufen reichen ohne erwähnenswerte Abweichung in Sphären bis 80 Kilohertz – behalten die Edge M auch bei kritischem Material die Übersicht. Zu erwähnen ist hier etwa Natalie Merchants „Diver Boy“. Der sich allmählich aufbauende düstere Titel neigt dazu, sich vor allem in der zweiten Hälfte in ein heilloses Durcheinander aus Frequenzen zu verlieren. Meinen Notizen (und der Erinnerung) folgend lieferte die Edge W hier eine „durchschnittliche“ Performance ab, was gemessen am Material völlig okay ist. Den Edge M hingegen gelingt das Kunststück, zumindest die gröbsten Impulse deutlich herauszuarbeiten. Merchants Stimme und die ineinander verknoteten Instrumente werden von den neuen Monos merklich entwirrt, differenziert und im Panorama verteilt, was ich mit einem saloppen „Richtig gut!“ würdige. Bemerkenswert ist zudem, wie solide (oder besser: alltagstauglich) sie in leisen Gangarten auftischen. Selbst deutlich unterhalb der Zimmerlautstärke fächern sie Bühnen plastisch auf und wahren ihr herrlich samtiges, ausdruckstarkes Timbre.

Cambridge Audio Edge M

Der Paarpreis von rund 9000 Euro mag im ersten Moment nicht nach einer Marke wie Cambridge Audio klingen und bedeutet gegenüber den bisherigen Edge-Familienmitgliedern nochmal eine gehörige Steigerung. Im Prinzip bleiben sich die Briten aber ein weiteres Mal treu: Die überragende Leistung der Kraftwerke, ihr musikalisches Feingefühl, ihre dynamische Souveränität und die überragende haptische Umsetzung machen diese Monos zur echten Ausnahmeerscheinung.

Info

Mono-Endverstärker Cambridge Audio Edge M
Konzept: Mono-Endstufe mit Class-XA-Schaltung (Hybrid aus Class A und Class AB)
Ausgangsleistung (8/4 Ω): 200/350 W
Klirrfaktor: < 0,002 % (1 kHz bei Nennleistung/8 Ω) Frequenzgang: 3 Hz bis 80 kHz (±1 dB an 8 Ω) Rauschabstand: >93 dB (1 W an 8 Ω); >115 dB (bei Maximalleistung)
Verstärkung: 28 dB (RCA)/22 dB (XLR)
Eingangsempfindlichkeit: 1,7 V (RCA)/3,4 V (XLR)
Eingangsimpedanz: symmetrisch 100 kΩ, unsymmetrisch 47 kΩ
Eingänge: RCA, XLR
Ausgänge: 1 x Lautsprecher (Banana/Gabelschuh), 2 x Signal-Thru (RCA/XLR)
Stromverbrauch (max./Standby): 1000 W/<0,5 W
Lieferumfang: Stromkabel, Link-Kabel, Bedienungsanleitung
Maße (B/H/T): 46/15/41 cm
Gewicht: 24 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis (pro Stück): um 4500 €

Kontakt

Cambridge Audio Deutschland
Mönckebergstraße 27
20095 Hamburg
Telefon +49 4101 8099810

www.cambridgeaudio.com

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