Luxman L-595A SE – Musikalisches Sammlerstück
Die ersten Klänge aus dem Luxman L-595A SE lassen mich anerkennend die Augenbrauen hochziehen.
In aller Kürze
Sauber, präzise, hochauflösend und dennoch unvergleichlich musikalisch – Luxmans L-595A SE liefert eine schlichtweg zauberhafte Performance. Preis um 12 600 €
Der analoge japanische Vollverstärker spielt eine Liveaufnahme des Friedrich Liechtenstein Trios. Die sonore Stimme des extrovertierten Entertainers erklingt im Stück „Terrestrische Wellen“ ganz natürlich, mit dem bekannten sonoren Brustton, klarer Artikulation und guter Positionierung auf der Bühne. Dass das „Direct to Disc“ aufgenommene Konzert zudem hervorragend klingt, zeigt der limitierte Luxman ohne Umschweife. Ein gelungener Auftakt.
Im Hörraum hat der stattliche Vollverstärker L-595A Special Edition aus dem Hause Luxman mit seinen 29 Kilogramm Gewicht Platz genommen. Mit dem außerhalb Japans auf 300 Exemplare limitierten Class-A-Transistorverstärker macht sich der Hersteller ein Geschenk zum 95-jährigen Firmenjubiläum. Basierend auf dem Erfolgsmodell L-570 soll die Jubiläumsedition zeigen, was in Sachen Verstärkerbau bei Luxman machbar ist. Das äußerst solide und markentypisch hochwertig verarbeitete Gehäuse bietet auf der Rückseite Platz für zwei getrennt schaltbare und gleichzeitig nutzbare Lautsprecherpaare an massiven Anschlüssen. Für diesen Bericht habe ich die wirkungsgradstarke Klipsch Heresy IV angeschlossen. Mit nominell 8 Ohm und 99 Dezibel Wirkungsgrad ist sie (nicht nur) auf dem Papier die perfekte Spielpartnerin. Der Luxman stellt ihr für die musikalische Darbietung je 30 Watt aus der Class-A-Gegentaktendstufe mit negativem Feedback zur Verfügung. Eingangsseitig finden vier unsymmetrische Line-Pegel-Quellen Platz. Ein weiteres Paar Cinchbuchsen nimmt wahlweise Signale von MM- oder MC-Tonabnehmern entgegen. Weil Vor- und Endstufe im L-595 auftrennbar sind, findet sich zusätzlich ein Pre-Out sowie ein Main-In. Die beiden XLR-Eingangspaare komplettieren die Eingänge. Sie sind übrigens − je nach Belieben − in der Phase per Schalter invertierbar.
Alle Eingänge sind an der Front über elektronische Tasten anwählbar, die ihre Auswahl mit einem angenehmen Relaisklicken quittieren. Dass die Anfassqualität der Taster und Drehregler hervorragend ist, versteht sich bei diesem Preisschild von selbst. Die Stromversorgung für die Steuerung der Eingangswahl ist selbstverständlich komplett unabhängig von den Audioschaltkreisen ausgeführt. Für die Umspannung sorgt ein stattlicher Trafo.
In Luxmans CD-Spieler/Wandler D-N150 liegt Bert Kaempfert & His Orchestra mit dem Klassiker „A Swingin’ Safari“. Die Querflöten zu Beginn haben mächtig Luft, das Schlagzeug nimmt rechts dahinter Platz, links sorgt dann nach wenigen Takten der typische Kaempfert-Bass für ein kraftvoll akzentuiertes Tieftonfundament. Durch die für die Aufnahmeära typische Aufteilung der Instrumente im Stereopanorama gibt es in der Mischung viel Luft und Offenheit. Der Luxman zeigt mir einerseits also diese Rechts-links-Mischung, verbindet sie andererseits aber auch zu einem homogenen, den Hörraum ausfüllenden Klangerlebnis. Die Trompete strahlt, der Chor unterstreicht ebenso wie die klaren, aber nicht harschen Streicher die Gesamtatmosphäre. So wird aus einem unendlich oft gehörten „Teststück“ wieder emotional anmachende Musik. Ich habe das Stück mit unterschiedlichen Pegeln gehört. Schon bei geringer Zimmerlautstärke überzeugt mich der Jubiläums-Luxman mit exaktem, präzisem Bassfundament, feiner Auflösung in den melodieprägenden Mitten und klaren, detaillierten Höhen. Beim Kaempfert-Bass sei noch die saubere, schnelle Wiedergabe der Transienten erwähnt, die der L-595 ebenfalls auf seiner Habenseite verbuchen kann.
Ich führe übrigens alle Hördurchgänge mit aktivierter „Line Straight“-Taste durch. Dadurch ist die Klangregelung sowie die zusätzlich schaltbare Loudness-Funktion aus dem Signalweg genommen.
Ich spiele über den Wandler des Luxman D-N150 jetzt hochauflösende Musik via Qobuz ab. Meine Wahl fällt auf Steven Wilsons aktuelles Album The Future Bites in 24-bit/96-kHz-Auflösung. Die zeitgemäße Produktion hat im Entstehungsprozess unüberhörbar einige Kompressoren durchlaufen, klingt aber trotzdem offen und vor allem druckvoll. Der Titel „Self“ bietet jede Menge Feinheiten für die Ohren – angefangen von der unter dem eigentlichen Gesang liegenden, eine Oktave tiefer angesiedelten zweiten Stimme über rückwärts abgespielte Vokalsamples bis hin zu elektronischen Tieftonimpulsen und dem trockenen Schlagzeug. Der pluckernde Anaolgsynthesizer strukturiert den treibenden Rhythmus mit stoischer Gelassenheit. Das liefert der Luxman L-595A SE in einer Auflösung, die nur sehr hochwertigen Verstärkern zu eigen ist. Und der Japaner macht etwas, was ich sehr schätze: Er bietet mir die Details, ohne den musikalischen Fluss der Aufnahme aus den Augen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Und das ist die eigentliche Stärke des Luxman. Meinen Tester-Ohren liefert er zwar die volle Bandbreite der Produktion, mein Genießer-Ich holt er aber mit einer emotionalen Musikalität ab, die ich selten so gehört habe!
Kommen wir zu einigen technischen Besonderheiten des Jubiläumsmodells. Das beginnt schon beim Platinenlayout: Im Gegensatz zu dem üblichen rechtwinkligen oder zumindest eckigen Layout der Leiterbahnen verlaufen diese beim L-595 geschwungen auf den mit einer speziellen Beschichtung (Peel Coat) versehenen Platinen. In der Endstufe arbeiten Darlington-Transistoren im Class-A-Gegentakt. Die Lautstärke wird mit einer neu überarbeiteten LECUA-Schaltung (Luxman Electric Controlled Ultimate Attenuator) in 88 Lautstärkestufen geregelt. Die LECUA 1000 schickt das Signal durch 88 Paare einzeln abgestimmter Widerstände. Besser geht es kaum. Nicht zuletzt deshalb klingt der Luxman auch leise sehr gut. Die überarbeitete, „ODNF-u“ (Only Distortion Negative Feedback) genannte Gegenkopplung der Verstärkerschaltung bezieht sich ausschließlich auf den verzerrten Signalanteil. Nur der wird wieder eingeschliffen! So stellen die Luxman-Ingenieure eine möglichst schnelle Anstiegszeit sowie eine hohe Bandbreite der Übertragung sicher. Dass der Luxman L-595A SE ordentlich Betriebstemperatur entwickelt, dürfte ob der Class-A-Schaltung jedem klar sein.
Ich möchte dem Phonoeingang ein wenig auf den Zahn fühlen. Zum Vergleich kommt die externe Phonovorstufe Luxman E-250 zum Zuge. Die MC-Signale stammen von einem AT-PTG33/II-System auf einem Elac-Miracord-Laufwerk. Auf dem Plattenteller des Miracord 70 dreht sich die sehr gut klingende Pressung der neuen Platte von Bluesgitarrist Gregor Hilden – das Doppelalbum Vintage Wax mit dem Gregor Hilden Organ Trio. Zunächst darf der Übertrager-bestückte externe Luxman E-250 ran. „Second Chapter“ ist eingängiger Bluesrock mit gradlinigem Beat und feiner E-Gitarren-Arbeit. Der knackige Bass stammt übrigens aus der Orgel! Gregor Hilden erinnert in seiner Klangfarbe nicht selten an Snowy White oder Mark Knopfler, und seine Platten sind in jeder Hinsicht geschmackvoll. Der Luxman L-595A SE übernimmt sofort wieder die Kontrolle in den unteren Registern. Gleichzeitig ist der auf der Snare liegende Hall schön zu hören, Hildens Gitarre singt über dem Orgelbett. Dabei behält die Kette immer die Übersicht, ist dynamisch, schnell und ausgewogen zu jeder Zeit. Ich nehme die E-250 aus der Gleichung und verkable das Laufwerk direkt mit dem Phonoeingang des Vollverstärkers. Dort bekommt das System 100 Ohm Widerstand zu sehen, ein fixer Wert, wie bei anderen Luxman-Vollverstärkern auch. Der Klang der internen Phonovorstufe erinnert dann tatsächlich auch an meinen Luxman-Röhrenvollverstärker SQ-N150, der mit einem ähnlich aufgebauten Phonoeingang bestückt ist – im Jubiläumsmodell sind nur hochwertigere Bauteile drin. Die Bühne rückt im Vergleich zum spezialisierten Phonovorverstärker mit Übertrager ein Stück weit nach hinten, an den Enden des Frequenzbandes rundet die interne Entzerrervorstufe ein wenig mehr das Klanggeschehen ab. Tonal befinden wir uns im selben Fahrwasser wie bei der E-250, die Gitarre kommt mit demselben Schmelz daher, dynamisch und von der Auflösung her kann die interne Schaltung zwar nicht ganz an den Spezialisten heranreichen, ist aber trotzdem ordentlich. Das Gleiche gilt für den MM-Eingang.
Das Jubiläumsmodell Luxman L-595A Special Edition ist ein analoges Sammlerstück mit kraftvoller Class-A-Endstufe, sorgfältig durchdachter und hochwertig umgesetzter Schaltung. Vor allem über die Line-Eingänge bleibt aus meiner Sicht kein Wunsch offen. Hier verbindet sich höchste Detailauflösung mit musikalischem Fluss.
Info
Vollverstärker Luxman L-595A SE
Konzept: Class-A-Transistorvollverstärker
Eingänge: 4 x Cinch, 1 x Phono, 2 x XLR, 1 x Main-In
Ausgänge: 1 x Pre-Out, 2 Paar Lautsprecher (Schraubklemmen/Banana)
Phono-Anschlussoptionen: MM (47 kΩ), MC (100 Ω)
Ausstattung: Fernbedienung (RA-17A)
Ausführung: Aluminium, Kupferabschirmung im Gehäuseinneren
Maße (B/H/T): 44/19/46 cm
Gewicht: 29 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: um 12 600 €
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