Kruder & Dorfmeister, 1995
Lost Tapes – im Musikbusiness kommt diesen wiederentdeckten Aufnahmen eine ähnlich mythische Bedeutung zu wie plötzlich aufgetauchten Handschriften Mozarts oder Bachs, die auf modrigen Dachböden vergessen wurden. Hier wie da ist der musikalische Ertrag bisweilen zweifelhaft. Mitunter hat es seine Berechtigung, dass die Noten oder die Aufnahmen nie den Weg in die Öffentlichkeit gefunden haben, häufig ist der musikhistorische Forschungswert größer als das musikalische Hörvergnügen, das meist erwartet wird. Hinzu kommt, dass im Big Business der Popmusik angeblich plötzliche Funde immer mit Vorsicht zu genießen sind – meist sind sie das Ergebnis einer gezielten Archivsuche oder resultieren aus dem Wissen, dass auf der ein oder anderen Festplatte einiges an Daten lagert.
Wie das im aktuellen Fall von Kruder & Dorfmeister gelaufen sein mag, bleibt Spekulation. Überraschungen halten die restaurierten DAT-Tapes jedenfalls nicht bereit: Es plätschert alles im bekannten K&D-Sound so vor sich hin und wirkt dabei ein wenig unbeholfener und rauer als etwa die K&D-Sessions. Man blickt den Mannen beim Arbeiten über die Schulter, fragt sich aber, wozu eigentlich. Womöglich hatte es damals seine Berechtigung, dass die Tapes nur an Freunde verteilt und nicht veröffentlich wurden. Und so bleibt eher der fade Beigeschmack, dass mit Altbekanntem der Markt neu abgeschöpft werden soll.
Kruder & Dorfmeister
1995
Label: G-Stone
Format: CD, LP, DL 16/44
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