Wie die Faust auf’s Auge
FIDELITY verloste ein AudioQuest Kabelset. Erfahren Sie, wie unser Leser Knuth Zensen die ersten Tage und Wochen mit seinen neuen Strippen erlebte.
Treue FIDELITY-Leser werden sich erinnern: Im Rahmen unserer großen Weihnachts-Verlosung (Ausgabe 53) gab es ein ganzes AudioQuest Kabelset zu gewinnen. Das bestand aus zwei Stromkabeln NRG-Z3, einem Paar Mackenzie RCA-Signalkabeln, ein mal 5 Meter Type5-Lautsprecherstrippen sowie dem Power-Conditioner PowerQuest PQ3. Geknüpft war dieser Preis an einen “kurzen Leserbeitrag”. Nun, aus diesem “kurz” machte der glücklicher Gewinner Knuth Zensen einen veritablen Artikel, der nur so vor Begeisterung sprüht. Uns freut vor allem, dass der Preis an einen Leser ging, der ohnehin die Anschaffung genau dieser Strippen plante – auch, wenn alles etwas anders kam, als es geplant war. Aber lassen wir Herrn Zensen besser selber erzählen …
Telefonat mit Konsequenzen
Ein Beitrag von Knuth Zensen. Fotografie: Knuth Zensen, AudioQuest
Ende letzten Jahres ergänzte ich meine Anlage um Electrocompaniets ECP2 MKII. Um die Fähigkeiten der Phonovorstufe nicht unnötig zu begrenzen, nahm ich mir vor, die Beipackstrippen zu ersetzten. Da ich bereits gute Erfahrungen mit AudioQuests Yukon als Verbindung zwischen Quellgeräten und Vorstufe gemacht hatte, kaufte ich mir kurzerhand auch ein NRG-Z3. Versuche an verschiedenen Geräten offenbarten schnell, dass AudioQuests Stromkabel jeder meiner bisherigen Strippen überlegen war. In mir keimte der Wunsch, meine Verkabelung vollständig durch weitere NRG-Z3 und weitere Yukon-Signalkabel zu ersetzen.
Und dann das …
Kurz vor Weihnachten entdeckte ich das Gewinnspiel in FIDELITY 53 – mit AudioQuest-Strippen unter den Gewinnen. Kurzerhand nahm ich teil und gewann nicht nur zum ersten Mal seit Jahrzehnten überhaupt etwas. Nein, ich erhielt aus der Redaktion auch noch einen Glückwunsch zu meinen Objekten der Begierde. Wenige Tage später kontaktierte mich der Hersteller zur Abstimmung der gewünschten Kabel-Konfiguration. Die Längen der Strom- und Signalkabel sollten natürlich meinen Anforderungen entsprechen. Als ich im Verlauf des Telefonats erwähnte, dass ich bereits glücklicher Besitzer eines Yukon-XLR-Kabels bin, entschied sich der Vertrieb für ein Upgrade. Statt des gewonnenen Mackenzie sollte ich einen passenden Yukon-Kabelsatz erhalten. Dafür noch einmal meinen herzlichen Dank an AudioQuest! Kurze Zeit später stand dann zu meiner großen Freude ein stattliches Paket vor mir.
Optisch und haptisch machen die Kabel einen sehr guten Eindruck. Die Hülle der Kabel wirken robust, sie sind relativ steif, was bei der Installation berücksichtigt werden sollte: lieber etwas längere Kabel verwenden und die Geräte mit genug Wandabstand aufstellen. Die Silberbeschichtung der Kupferstecker halte ich für eine gute Lösung, da Silber zum einen eine bessere Leitfähigkeit als Kupfer oder Gold aufweist. Außerdem beeinträchtigt die nach einer gewissen Gebrauchszeit auftretende Oxidation die Leitfähigkeit kaum – Silberoxid ist ein ähnlich guter Leiter. Die schlanken Stecker der AQ-Netzkabel haben gegenüber vielen, oft teuer verkauften, edel aussehenden Exemplaren einen enormen Vorteil: Sie sitzen fest in den Gerätebuchsen. Das Gehäuse des Netzfilters macht ebenfalls einen der Einstiegsklasse entsprechenden guten Eindruck.
Das AudioQuest Kabelset in der Praxis
Im ersten Schritt ergänzte ich die beiden NRG-Z3, so das nun die Vorstufe EC4.8, der Phonovorverstärker ECP2 MKII und der CD-Spieler EM1 MKV (alles Electrocompaniet) mit gefiltertem Strom versorgt wurden (via Isotek Aquarius und Syncro). Erstaunlicherweise war sofort ein deutlicher Unterschied wahrzunehmen. Es entstand der Eindruck, dass die Bandbreite eetwas größer wurde. Einhergehend mit einer gesteigerten räumlichen Tiefe der Darstellung. Nach zwei Tagen Dauerbetrieb begann der „seriösere“ Hörvergleich mit ausgesuchten Musikstücken.
Als Einstieg diente die für mich beste „Sonntagsmusik“, das Titelstück von Henri Salvador, Chambre avec vue (CD). Der entspannte Gesang ertönt aus dem linken und rechten Kanal leicht unterschiedlich und – was ich erst jetzt festgestellt habe – auch tief und leise exakt aus der Mitte. Der Bass schiebt seine lang gezogenen Töne sauber über den Fußboden bis in die Magengrube des Hörers, ohne das übrige Klanggeschehen zu überdecken.
Hörbar gesteigerte Bandbreite
Um den Klangeigenschaften eines Systems bei komplexerer Musik auf den Zahn zu fühlen eignet sich Mario Bauzá and his Afro-Cuban Jazz Orchestra. Das zweite Stück der CD Tanga, “Mambo”, beginnt mit hart angeschlagenen Klavierakkorden. Allmählich steigert sich der Titel mit nacheinander einsetzenden Percussions, Kontrabass, Bläsern und Gesang zum reinsten Bigband-Feuerwerk. Die Instrumente sind präzise ortbar und aufgrund ihrer natürlichen Klangfarben auch in den wildesten Tutti-Passagen deutlich voneinander zu differenzieren. Selbst der Kontrabass bleibt in diesem Klanginferno sauber hörbar. Und dieses gelingt meiner Erfahrung nach nicht jedem Setup.
Auf Holy Coles Album Night befindet sich eine Adaption von Don Van Vliets‘ (alias „Captain Beefheart“) „Love lies“. Die außergewöhnlichen Percussions sowie die Becken klingen mit der neuen Verkabelung klarer und feinkörniger, ohne jedoch dünn zu wirken. Sie erhalten im Gegenteil sogar mehr Volumen. Holy Coles Stimme mit ihrem leicht dunklem, etwas rauem Timbre steht stabil in der Mitte, etwas vor den Lautsprechern, präsent aber ohne übertrieben aufgeblähten Brustton. Der Kontrabass spielt knorrig, mit gutem Druck in den unteren Lagen. Nun kam das Yukon XLR zwischen Vor- und Endstufe hinzu. Mit dem Effekt, dass die durch die Netzkabel verfeinerten Klangeigenschaften noch etwas besser herausgearbeitet wurden.
Zeit für einen Genre Wechsel und Vinyl!
Die LP Rhythm Collision Vol.1 des Dub-Ensembles „Ruts DC“ (vormals bekannt als die Punk-Band „The Ruts“) ist sicherlich keine audiophile Perle. Die Reproduktion des groovenden Basses und der im tiefen Register konkurrierenden, hart und schnell getretenen Bassdrum gelang meiner Kette nun aber beeindruckender als zuvor. Das galt auch für die von der Gitarre metallisch durch den Raum geschossenen Offbeats und die typischen Dub-Sound-Effekte, die den Hörraum nun mit deutlich mehr Dreidimensionalität fluteten.
Komplexer noch geht es auf der 1976 erschienenen Scheibe The Clones of Dr. Funkenstein von Parliament zu. Das mit prominenter Unterstützung von Maceo Parker, Fred Wesley, Randy und Michael Brecker unter der Führung des „Spaceship Commanders“ George Clinton entstandene Funcadelic-Getöse erfordert eine souveräne Wiedergabekette um mit Genuss erlebt (das Wort „hören“ trifft es nicht wirklich) zu werden. Falls die Ortbarkeit der Instrumente (und diverser mysteriöser Schallereignisse) sowie deren Differenzierbarkeit in der Tonalität nicht gegeben ist, vermischt sich der Sound zu einem schwer verdaulichem Brei. Das bleibt mir zum Glück erspart, sicherlich ein Mitverdienst der neuen AQ-Kabel.
Bei der von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Herbert von Karajan eingespielten Version von Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, in der Instrumentierung von Ravel, sind die verschiedenen Instrumente in der Breite wie in der Tiefe des Konzertsaals sauber gestaffelt zu lokalisieren. Gerade die räumliche Darstellung scheint durch den Einsatz der AQ-Kabel noch genauer vermittelt zu werden. Dieser positive Eindruck bestätigt sich auch bei vielen weiteren Musikstücken, quer durch (fast ) alle Stilrichtungen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Charaktäre meiner HiFi-Geräte durch die AQ-Kabel in ihrer Wiedergabequalität ausnahmslos in feinen Details gesteigert wird. Schon bei geringer bis mäßiger Lautstärke und selbst, wenn die Aufnahmequalität des Tonträgers nicht die allerbeste ist.
Bleibt noch das Netzfilter PQ3 und das Lautsprecherkabel Type5.
An den Netzfilter habe ich alle Geräte, die in meinem Setup durch den gleichen Netzstrang versorgt werden, angeschlossen. Neben der HiFi-Kette wären da auch ein TV, Radio sowie Zulieferer und allerlei Lampen, die im Verdacht stehen ihrerseits Störungen ins Netz einzuspeisen. Was mir als erstes auffiel, war ein klareres TV-Bild. Mehr, als nur ein netter Nebeneffekt. Der Radioklang des Technisat Kabel-Tuners wurde hinsichtlich Räumlichkeit und natürlicherer Klangfarben etwas verbessert, hörbar vor allem bei Klassik-Sendern wie WDR3.
Spannender für mich war natürlich die Wirkung auf die HiFi-Anlage. Durch die Filterung der Nebengeräte erhielt ich tatsächlich einen noch ruhigeren Hintergrund. Da meine KEF Reference 1 an der Bi-Wire-Verkabelung mit 2 Kimber 8TC deutlich an Klangqualität zulegt, schien es wenig sinnvoll AudioQuests Single-Wire-Kabel im Verbund mit dem Haupt-Setup einzusetzen. Stattdessen kam das Lautsprecherkabel an der Zweitanlage, bestehend aus älteren Geräten der Harman/Kardon-Einstiegsklasse mit noch betagteren Focal 2-Wege Boxen zum Einsatz.
Aufgrund der einfachen Qualität der oben benannten Komponenten hatte ich nicht mit einem bemerkenswerten Unterschied in der Klangqualität gerechnet. Umso erstaunter war ich, dass insbesondere in der räumlichen Darstellung und der Natürlichkeit der Klangfarben ein deutliche Verbesserung eintrat. Durch die jetzt fast ausschließlich mit AQ-Kabeln versorgte Anlage steigert sich zu meinem Vergnügen die Klangqualität noch einmal um ein spürbares Quäntchen.
Kurzum: Alle Kabel und der Netzfilter bleiben genau da, wo sie sind!