FinkTeam Kim – Größe ist nicht alles
FinkTeam designt einen Lautsprecher voll optischer und technischer Raffinesse und verblüfft mit einer kuriosen Namensgebung.
Nachdem im Lautersprechersegment lange die Devise „Big is beautiful“ zählte und Kompaktboxen eher als Kompromiss für die Zweitanlage galten, wagen sich seit geraumer Zeit wieder Konstrukteure an überschaubare Dimensionen, ohne dabei aber klangliche Einbußen in Kauf nehmen zu wollen. Diesem Ansatz hat sich auch das Team um Karl-Heinz Fink verschrieben Auf die stattliche Standbox Borg folgt nun die geradezu possierliche Kim. Echte Trekkies haben es wahrscheinlich sofort realisiert: Die Namensgebung geht auf die Fernsehserie Star Trek zurück. Nachdem zunächst der kolossale Borg-Würfel als Namenspate diente, musste nun mit einem Augenzwinkern Fähnrich Kim aus den Voyager-Staffeln herhalten. In unserem Gespräch bekennt sich Karl-Heinz Fink dann tatsächlich als Trekkie. Und die Benennung eines Gerätes kann ruhig eine Prise Humor vertragen, findet er.
Schwebender Korpus
Da steht nun also Fähnrich Kim in seiner Inkarnation als Lautsprecher in meinem Hörraum und glänzt mit optischer Leichtigkeit, die vor allem auf die fest mit dem Korpus verbundenen Stands zurückzuführen ist. Die Kim wirkt auf ihnen geradezu, als würde sie schweben. Wie immer bei Lautsprechern starte ich mit einer „Streichelphase“ und begutachte die Qualität der Schreinerarbeit, die hier in nicht alltäglicher Perfektion ausgeführt ist. Auf Nachfrage erklärt mir Vertriebsleiter Martin Klaassen, dass Fink und sein Team sich auf eine interne Schreinerei mit eigenem Meister verlassen können, der sich für die individuelle Endabnahme jedes Gehäuses verbürgt. Als Grundmaß für den Lautsprecher hatte sich das FinkTeam schnell auf „ungefähr die Höhe einer Fensterbank“ geeinigt. Das Ergebnis sollte natürlich dennoch ein Blickfänger sein. Im Nachhinein können wir den Entwicklern bescheinigen, dass ihre Mission mehr als gelungen ist.
Zunächst fällt mir auf, wie unproblematisch die Kim in Sachen Aufstellung und Sweetspot ist. Es gibt Lautsprecher, da spürt man bereits nach den ersten Titeln den Drang, deren Position im Raum zu verändern, mit Ein- und Auswinkeln zu experimentieren, die Entfernung zur Zimmerwand zu justieren und mehr. Nichts von alledem hier: hinstellen, minimal einwinkeln, Pi mal Daumen auf einer Linie positionieren, den Abstand zur Rückwand nach Augenmaß herstellen. Passt! Sorgfalt schadet natürlich nicht, aber ich bin überrascht, wie raumunabhängig die Kim spielt, und genieße einen wunderbar breiten Sweetspot, der dem Hörer erlaubt, im Sessel auch mal rumzulümmeln, ohne dass die veränderte Kopfposition sofort die gefundene musikalische Mitte beeinträchtigen würde. Verantwortlich für diese weitgehende Unabhängigkeit von Raumeinflüssen ist nach Karl-Heinz Fink vor allem die Gehäusekonstruktion, die für eine Box dieses Volumens eine großzügig dimensionierte Schallwand mitbringt. Hinzu kommt ein extrem ruhiges, versteiftes Gehäuse, das nach genauesten Computerberechnungen entwickelt wurde. Bei FinkTeam überlässt man nichts dem Zufall – ein auf die Spitze getriebener Perfektionismus, der sich vor allem in der bruchlosen Linearität der Kim bemerkbar macht. Wer die Borg einmal gehört hat, weiß um die Qualitäten des Air-Motion-Transformers, den man in modifizierter Form bei Mundorf auch für die Kim angefragt hat. Für die Frequenzen unter 2200 Hertz ist ein Chassis mit 20 Zentimeter Durchmesser verantwortlich, das von einer Mundorf-Luftspule versorgt wird.
Musik ohne Limit
Je länger ich zunächst querbeet durch meine Musiksammlung höre, desto mehr bekomme ich den Eindruck, dass Fähnrich Kim nie die Puste ausgeht. Sei es das lange Crescendo in Wagners Tristan-Vorspiel mit Carlos Kleiber oder der häufige und abrupte Dynamikwechsel bei den Jungs von Brandt Brauer Frick – alles geschieht bruchlos. Orgiastische Orchestersteigerungen oder knallharte Beats, nie kommt die Kim vom Weg ab, stets wird vermittelt, dass auch bei den größten Dynamikspitzen immer noch Platz nach oben ist – und dies bei dem doch eher beschaulichen Volumen der Box. Gepaart wird dieses Klangverhalten mit einer unglaublichen Präzision.
Wenn das Berner Streichquartett all die verschiedenen experimentellen Spieltechniken in Helmut Lachenmanns Erstem Quartett zum Klingen bringt, dann sind diese in ihren Abstufungen immer identifizierbar, nie verschwimmen die klanglichen Aktionen miteinander. Mitunter erinnert das Gebotene an ausgewachsene aktive Studiomonitore, jedoch ohne die technische Sterilität zu zeigen, die diese manchmal mitbringen. Dafür steht der musikalische Fluss zu stark im Vordergrund – auch die härtesten Bass-Slaps Marcus Millers werden minimal abgefedert, sodass trotz aller Dynamik und Präzision die individuell herausgestellten musikalischen Parameter nie zu isolierten Einzelaktionen werden, sondern immer Teil eines sinnhaften und vor allem sinnlichen musikalischen Gesamtzusammenhangs sind.
Genuss pur
Ich gebe zu, dass die bislang aufgeführten Musikbeispiele eher harte Kost und wenig genussvoll für den Fünf-Uhr-Tee sind. Wer erleben will, wie die Kim ihre oben beschriebenen Qualitäten in schwelgerischer Manier ausführt, der höre sich die herausragende Aufnahme der Préludes Sergej Rachmaninows mit Boris Giltburg an. Prachtvoll dunkel in der linken Hand, glitzernd virtuos in den Diskantlagen – Giltburg und die Kim gehen hier eine kongeniale Partnerschaft ein, die dazu führt, dass selbst ich, der Rachmaninow schnell mal unter Kitschverdacht stellt, dessen Préludes in einem Zug hört. Und so nimmt FinkTeams kleinster Lautsprecher seinen Platz in der kurzen Liste der Geräte ein, die es geschafft haben, mich zum Genuss mir eigentlich unangenehmer Musik zu bringen. Hochachtung, das schafft man eigentlich nicht so leicht.
Ausgiebiges Hören der eigenen Lieblingsmusik auf einer unbekannten Komponente birgt allerdings die Gefahr, dass man schnell enttäuscht wird, dass die hochgesteckten Erwartungen gerade hier nicht erfüllt werden können. Also landet mit großer Erwartung David Sylvians letztes Album Manafon auf dem Plattenteller, jenes seltsame Meisterwerk aus experimentellen Gitarrenklängen und sonorem Sprechgesang, das kurz vor Sylvians mysteriösem Verstummen erschienen ist. Ich habe dieses Album schon auf vielen Anlagen und vor allem auch mit vielen unterschiedlichen und auch sehr großen Lautsprechern gehört, aber noch nie hatte ich das Gefühl, Sylvian dermaßen livehaftig vor mir zu spüren, ganz so, als sei das Gehörte eben nicht das Ergebnis einer technischen Reproduktion. Geradezu unheimlich, wie sich die Stimme mit tiefem Brustton quasi aus dem Nichts herausschält und einfach so mit Nachdruck im Raum steht.
Freie Verstärkerwahl
Was die Wahl des Verstärkers anbelangt, gibt sich die Kim gänzlich unprätentiös. Ein Drehschalter auf der Rückseite ermöglicht es, die Lautsprecher in drei Schritten an den Dämpfungsfaktor des Verstärkers anzupassen. Damit ist es FinkTeam gelungen, die Abhängigkeit von der Endstufensektion zu minimieren, und dank dieser Variabilität können sowohl mit EL34 oder KT88 bestückte Röhrenamps im zweistelligen Wattbereich als auch exotische Vintage-Verstärker problemlos zum Einsatz kommen.
Die Kim ist eben keine Diva, die exquisit gefüttert werden will. Bereits mit einem typischen Mainstream-Boliden aus den späten 1980er Jahren entfalten sich alle oben beschriebenen Wiedergabequalitäten, bei einer Vor/End-Kombi aus aktueller Produktion kommt freilich noch eine Prise an Feinzeichnung und Dynamik hinzu, eine Notwendigkeit für den monetären Einsatz besteht indes nicht. Wichtiger erscheint es mir zu erwähnen, dass die Boxen eine regelrecht symbiotische Verbindung mit den jeweiligen Verstärkern eingehen. So ist etwa bei einer analogen Kette mit einem Röhrenpre sogleich ein gewisser Babyspeck im mittleren und unteren Frequenzbereich zu vernehmen, während bei einer neutral abgestimmten Verstärkung die Kim eher die Qualitäten eines Studiomonitors annimmt.
Teamwork matters
Teamarbeit zahlt sich also aus. Moderner Lautsprecherbau ist nicht nur das Produkt eines genialen Kopfes, sondern vielmehr die Summe kreativer und hochqualifizierter Experten, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Und dass dies bei FinkTeam der Fall ist, beweist dieser edle und gänzlich formvollendete Lautsprecher. Fähnrich Kim hat zweifellos die Qualitäten, in jedem Hörraum das Kommando zu übernehmen. Und egal, welche Besatzung man ihm zuteilt, die musikalische Reise dringt in Galaxien vor, die man so womöglich noch nicht gehört hat.
Wir meinen
Unkompliziert, klangvoll, musikalisch: Die Kim beweist mit überragender Ausgefeiltheit, wie erwachsen und vollständig kompakte Lautsprecher musizieren können. Mission erfüllt, Fähnrich Kim!
Info
Kompaktlautsprecher FinkTeam Kim
Konzept: 2-Wege-Bassreflexlautsprecher in „Midi“-Bauform
Frequenzumfang: 35 Hz bis 25 kHz
Impedanz (Durchschnitt): 8 Ω
Impedanzminimum: 5,9 Ω bei 160 Hz
Empfindlichkeit: 86 dB bei 2,83 V/1m
Verzerrungen: 0,2 % Klirrfaktor bei 1 W
Übergangsfrequenz: 2,200 kHz
Bestückung: 20-cm-Tiefmitteltöner mit 378-mm-Schwingspule, 110-mm-Hochtöner (AMT)
Anschlüsse: Schraubklemmen für Bananenstecker oder Kabelschuhe
Maße inkl. Standfuß (B/H/T): 30/85/31 cm
Gewicht: 25,1 kg
Ausführung: Weiß/Nussbaum, Mattschwarz/Schwarz, Mattweiß/Weiß, Schwarz/Amarra
Garantiezeit 2 Jahre (5 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 9950 €
Kontakt
IDC Klaassen International Distribution & Consulting oHG
Am Brambusch 22
44536 Lünen
Telefon +49 231 9860285
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