Komplettverkabelung Tara Labs The Muse – Kupfer für den Klang-Olymp
Wer zweifelt noch? Kabel halten in Sachen Komplexität und Klangeinfluss mit jeder anderen Anlagenkomponente mit. Tara Labs führt den Beweis.
Der Kabelhersteller Tara Labs verschwindet hierzulande meist unter dem Radar. In seiner US-amerikanischen Heimat jedoch steht die im Bundesstaat Oregon ansässige, seit mehr als 30 Jahren aktive Manufaktur bei nicht wenigen Fachpublikationen für die ultimativen Referenz-Verbinder, an denen sich die versammelte Konkurrenz messen lassen muss. Wer könnte da Nein sagen, wenn ihm ein Satz Strippen aus einer der Top-Baureihen der Amerikaner zum zeitlich begrenzten Vergnügen angedient wird? Die exorbitanten Preise sollen mich nicht schrecken. Ich bin kabeltechnisch versorgt, und bei allem Respekt: Was können neue Kabel in der perfekt ausbalancierten, auf den Punkt spielenden heimischen Anlage schon maximal, nun ja, anrichten?
Tara Labs – der Name steht für „The Absolute Reference Audio“ – hat sich seinen guten Ruf mit eigenständigen technischen Lösungen erarbeitet. Firmengründer Matthew Bond nimmt für sich in Anspruch, als Erster Massivleiter für HiFi-Kabel eingesetzt zu haben. Er hat sich auch früh mit dem Skin-Effekt beschäftigt (elektromagnetische Wellen wandern mit steigender Frequenz an die Oberfläche, quasi die Haut des Leiters) und sich daraufhin für die Verwendung von Signalleitern mit rechteckigem Querschnitt entschieden – die hauseigene Bezeichnung lautet RSC (Rectangular Solid Core).
Weil alle isolierenden und damit dielektrisch wirksamen Materialien Einfluss auf den Klang haben, ist man bei Tara Labs bemüht, so wenig Kunststoff wie nötig und stattdessen so viel Luft wie möglich in die Kabel zu bringen. Daher stecken in den meisten Tara-Labs-Kabeln Hohlkerne aus Teflonröhren, oder, wie es die Amerikaner ausdrücken: Air-Tube Dielectric Technology.
Bei dem Aufwand ist es fast schon erstaunlich, dass Tara Labs in all seinen Kabeln kein exotischeres Leitermaterial als Kupfer verwendet. Aber es gibt Kupfer – und es gibt Kupfer. In den The-Muse-Kabeln stecken Massivleiter aus Kupfer der höchsten erreichbaren 8N-Reinheit (acht Neunen, also zu 99,999999 % rein). Sie sind in einem Prozess gefertigt, der extrem lange Kristalle erzeugt, ähnlich dem aus Japan bekannten OCC (Ohno Continuous Casting). Die Minimierung von Kristallübergängen soll Verzerrungen beim Signaltransport verringern. Die rechteckige Geometrie ist so gewählt, dass sich die bestmögliche Übertragung hoher Frequenzen ergibt. Jeder einzelne RSC-Kupferleiter wird in einer „super annealing“ getauften Prozedur thermisch behandelt. Anschließend folgt eine Politur – von Hand, heißt es. All das mit dem Ziel, die Übertragungseigenschaften zu optimieren.
In Sachen elektrische Werte propagieren die Amerikaner geringstmögliche Kapazität (Kleinsignalkabel) bzw. Induktivität (Lautsprecherkabel). Die Ziele sind maximale Breitbandigkeit und Verzerrungsarmut. Wer es genau wissen will, findet auf der informativen Homepage Vergleichstabellen mit den elektrischen Werten der hauseigenen Erzeugnisse wie auch von Produkten der Mitbewerber. Die Message ist klar: Mit Kapazitäten bis hinunter in den einstelligen Picofarad-Bereich (pro Fuß Länge) sollen die Tara-Labs-Kleinsignalkabel der Konkurrenz zeigen, wo es langgeht.
Das nach dem Air-Tube-Prinzip, also um Teflon-Hohlkerne herum konstruierte The-Muse-Netzkabel ist mit hochwertigen Wattgate-Steckern konfektioniert. Auf Wunsch und gegen Aufpreis ist auch noch feineres Material aus dem japanischen Hause Oyaide machbar. Auffällig ist ein dicker Wulst kurz vor dem Netzstecker. Dort sind Kapseln mit einem proprietären Materialmix namens Ceralex fixiert, das – ähnlich wie man es von Ferrit-Ringen kennt – unerwünschte hochfrequente Störungen wegfiltern soll.
Ceralex findet auch beim NF-Kabel Verwendung. Dort ist es in ein externes Kästchen ausgelagert – die sogenannte „HFX Floating Ground Station“. Das Konzept ist schon clever: Der Schirm ist an keinem der beiden Kabelenden mit Masse verbunden, sie „fließt“. Dafür ist die Abschirmung aber an beiden Enden angezapft: Kleine Drähtchen mit Mikro-Bananensteckern führen den Schirm jeweils am hinteren Ende der massiven, verriegelbaren Cinch-Stecker heraus. Ist das Stereopaar mit korrekter Laufrichtung angeschlossen, dann werden die beiden gelb markierten Drähtchen am Empfängerende miteinander verbunden und die quellenseitigen in eine aus massivem Aluminium gefräste, mit Ceralex gefüllte HFX Floating Ground Station gesteckt. Ein mit einem Gerätegehäuse zu verbindendes Ausgangskäbelchen sorgt für einen elektrisch sauberen Massebezug dieser Schirmschleife.
Das Lautsprecherkabel führt Plus- und Minuspol jedes Kanals als eigenen dicken Kabelstrang. Auch hier treffen wieder hochreine Kupferleiter mit rechteckigem Querschnitt auf Teflonträger. Die Konfektionierung bietet die Möglichkeit, zwischen zwei Arten von Bananensteckern und Kabelschuhen zu wählen. Filtermaßnahmen wie bei den beiden anderen Kabeln sind hier nicht zu finden.
Wie in dieser Leistungsklasse (leider) üblich, sind die tipptopp verarbeiteten Kabel der Muse-Serie von der unflexiblen Sorte. Ich musste – auch wegen der nur 2,4 Meter kurzen Lautsprecherkabel – ein zweites Rack zwischen die Boxen und weit in den Raum stellen und alle beteiligten Komponenten dorthin umsiedeln, um eine Kabelführung mit unkritischen Biegeradien zu erreichen. Die zu verbindenden Komponenten sollten unbedingt standsicher, Lautsprecherbuchsen in Bodennähe und Cinchbuchsen robust und weit genug auseinander platziert sein. Das externe Filterkästchen des Muse-Kleinsignalkabels benötigt eine eigene Standfläche in der Nähe des Empfängergeräts. So viel steht fest: Es gibt geeignetere Kabel für beengte Platzverhältnisse.
Die Tara-Labs-Verbinder sind keine subtilen Klangstellschrauben. Wer mehr von diesem oder weniger von jenem will, ist hier falsch. Diese Kabel geben mehr von allem, um nicht zu sagen: Sie geben alles. Ja, das ist mein Eindruck: Sie transportieren verlustfrei. Was an einer Ausgangsbuchse anliegt, lassen sie ohne die geringste Beeinflussung passieren und liefern am anderen Ende ein perfektes Abbild des Signals ab. Sie beamen Musik.
Was ich hier ungelenk in kühle Worte zu fassen versuche, ereignete sich in der Realität meines Hörraums als umwerfendes, das audiophile Bewusstsein erweiterndes Erlebnis. Die US-Verbinder ersetzten sowohl die Netzzuleitung vom bewährten Music Line Powerigel zum CD-Player Electrocompaniet EMC1 UP als auch dessen Cinch-Verbindung zum Trioden-Vollverstärker Silbatone JI-300B Mk III und die Lautsprecherkabel zu meinen Ayon Seagull/c – beides außerordentlich harmonisch klingende Signalkabel aus der feinen Aphrodite-Serie von Fadel Art. Schlagartig war da um Größenordnungen mehr Raum und Bühnentiefe, Plastizität und Präsenz von Musikern und Instrumenten, Fein- und Grobdynamik, und vor allem: Souveränität.
Mein sofort eingeleiteter Versuch, mithilfe von puristischen Aufnahmen klassischer Instrumente Manipulationen an Klangfarben aufzudecken oder die amerikanischen Edel-Verbinder anderer Tricks zu überführen, erwies sich als grandioser Fehlschlag. Die Muse-Kabel befreiten die Violine von Gidon Kremer (César-Franck-Sonate mit Oleg Maisenberg, Praga PR 250 024) genauso wie den Flügel von Murray Perahia (Klavierwerke von Mendelssohn-Bartholdy, CBS MK 37838) vielmehr von Artefakten, Schleiern und was der High-End-Wortschatz noch so an ausgelutschten Metaphern auf Lager hat. Die im Livekonzert (Kremer) bzw. im nicht perfekt von der Außenwelt gedämmten Studio (Perahia) aufgenommenen Ausnahmekünstler standen nun in einer Dreidimensionalität und Unmittelbarkeit zwischen den Boxen, wie ich das von meiner Anlage noch nie zuvor erlebt hatte.
Mit den Tara-Labs-Kabeln gelingt die Trennung von Klangereignissen in einer bislang ungeahnten Qualität. Bei Pianisten wird es ein Kinderspiel, jeden einzelnen Finger beim Flitzen über die Tasten zu beobachten. Trotzdem zerfällt die Musik nicht in Einzelteile, im Gegenteil werden Kompositionen auf die Weise verständlicher, spannender. Steht ein Orchester auf der Bühne, bilden die Instrumentengruppen nicht amorphe Klangblöcke, sondern bestehen aus Menschen, die gemeinsam musizieren, dabei atmen und sich bewegen – ein vielköpfiger Musikorganismus.
Während meiner Zeit mit den The-Muse-Kabeln muss ich mich ständig daran erinnern, dass nicht die Kabel spielen, sondern meine vertrauten Komponenten. Bloß: Sie sind kaum wiederzuerkennen. Die ungeheure Detailflut kommt vom Wandler und der Ausgangsstufe des CD-Players, ebenso der abgrundtiefe, aber glasklare, bewegliche Bass. Die souverän in den Raum greifende Dynamik, die knallenden Pegelspitzen, der keine Anzeichen von Angestrengtheit zeigende Hochton – dafür ist der Röhrenverstärker verantwortlich, der glatt ein paar Watt dazugewonnen zu haben scheint, so frei, wie er aufspielt. Ich höre Trommelexzesse mit meinem Lieblingsdrummer Herlin Riley, und es ist, als hinge da eine voluminöse Transistorendstufe mit ordentlichem Dämpfungsfaktor an den Boxen, und nicht die maximal acht Watt leistende Triodenlegende 300B.
Wie machen die Amerikaner das? Was für Asse haben sie im Ärmel? Kapazität, Induktivität, 8N-Kupfer, Teflonröhren – alles bekannt, nichts nobelpreisverdächtig. Das Zusammenspiel, die feinen Abstimmungen? Vermutlich. Ich ziehe meinen Hut vor der Leistung der Entwickler.
Wer eine Ahnung von der Leistungsfähigkeit dieser Kabel bekommen möchte, dem empfehle ich, beim NF-Kabel anzufangen. Hat man erst dessen Offenheit und das immense Auflösungsvermögen erlebt, wird klar, dass an einer Komplettverkabelung kein Weg vorbeiführt. Ich habe einmal das Tara-Labs-Netzkabel herausgenommen und gegen ein querschnittstarkes deutsches Fabrikat ersetzt – es war, als sei eine fein sandgestrahlte Glasscheibe zwischen mich und die Musik gestellt worden. Halbe Sachen? Keine gute Idee.
Jedem Glücklichen, dem ein Budget zur Verfügung steht, mit dem man gemeinhin exotische Verstärker oder ultimative Lautsprecher erwerben würde, kann ich nur empfehlen, einen Blick auf das Sortiment von Tara Labs zu werfen. Versuchen Sie mal etwas anderes. Leihen Sie sich so einen irrwitzigen Kabelsatz aus. Fügen Sie ihn komplett in die heimische Anlage ein. Es könnte Sie näher an die Musik bringen.
Wir meinen
Kabel wie aus einer anderen Welt. Sie hieven eine Anlage mit gut abgestimmten Komponenten auf ein neues Leistungsniveau. Exorbitant teuer, grandios gut.
Info
Netzkabel Tara Labs The Muse
Massiver 8N-RSC-Kupferleiter mit Teflon-Hohlkernen (Air-Tube Dielectric Technology)
Besonderheiten: Ceralex-Filterung
Konfektionierung: Wattgate-Stecker, Oyaide-Stecker gegen Aufpreis
Preis: 5100 € (1,8 m)
NF-Kabel Tara Labs The Muse
Massiver 8N-RSC-Kupferleiter mit Teflon-Hohlkernen (Air-Tube Dielectric Technology), twinaxialer Aufbau
Besonderheiten: Ceralex-Filterung des Schirms in HFX Floating Ground Station (inklusiv)
Konfektionierung: unsymmetrisch (Cinch)
Preis: 8400 € (1 m)
Lautsprecherkabel Tara Labs The Muse
Massiver 8N-RSC-Kupferleiter mit Teflon-Hohlkernen (Air-Tube Dielectric Technology), Plus- und Minuspol als eigenes Kabel
Konfektionierung: Wechselsystem für Banane/Hohlbanane/Kabelschuh
Preis: 14 400 € (2,4 m)
Garantiezeit: lebenslang
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