Elac Miracord 50 – Für alle Fälle gerüstet
Elac präsentiert mit dem Miracord 50 ein Einsteigergerät, das sich einfach und sorgenfrei betreiben lässt und viel Spielraum für Upgrades bietet.
Das Analoglaufwerk gilt heutzutage nicht selten als die Krönung einer High-End-Anlage. Massig thronen da designtechnisch gewagte Konstruktionen in der Mitte der Anlage, nur von Expertenhand einzustellen und meist im gehobenen vierstelligen Preisraum angesiedelt. Blickt man in die eigene Jugendzeit zurück, so scheint hier ein vollständiger Paradigmenwechsel stattgefunden zu haben.
Der Plattenspieler war damals ein Massenprodukt, gut klingende Geräte aus dem Schwarzwald oder dem Fernen Osten bereits nach einigen Monaten Taschengeldsparen oder spätestens vom Konfirmationsgeld erwerbbar und der anschließende Aufstieg auf ein wirkliches Qualitätsprodukt – etwa in Form eines Thorens TD 320 – für 700 Mark machbar gewesen. Dass wir damit etwas Elitäres erworben hätten, wäre uns niemals in den Sinn gekommen. Nun haben aber die Inflationsrate und vor allem das Zusammenbrechen der Massenproduktion die Preise für analoges Equipment derart hochschnellen lassen, dass das analoge Vergnügen zu einer geradezu bourgeoisen Angelegenheit geworden ist. Umso erfreulicher ist es, wenn ein Traditionshersteller wie Elac nicht nur ausgesprochene High-End-Laufwerke anbietet, sondern auch den Einsteigermarkt bedient und für freundliche 500 Euro ein nach heimischen Konstruktionsplänen hergestelltes All-inclusive-Paket vorlegt.
Masse ist nicht alles
Mittlerweile hat man sich daran gewöhnt, dass ein Plattenspieler ordentlich Gewicht mitbringen muss, selbst wenn es sich um kein ausgewiesenes Masselaufwerk handelt. So erscheinen die knapp sechs Kilogramm, die ein Miracord 50 auf die Waage bringt, geradezu leichtfüßig. Das knapp fünf Kilo schwere Chassis aus MDF steht auf Silikonfüßen aus eigener Entwicklung, die den Korpus recht sicher vom Untergrund entkoppeln. Wer mag, findet hier eine Spielwiese zum Experimentieren mit eigenen Entkopplungsalternativen.
Der Aluminiumteller liegt auf einem Subteller, dessen gehärtete Stahlachse auf einer 8-Millimeter-Rubinkugel rotiert. Die Achse selbst steckt in Sinterbronzebuchsen. Das alles erweckt den Eindruck solider Handwerkskunst. Der Motor ist sowohl vom Chassis als auch vom Tonarm entkoppelt und erweist sich als recht zugkräftig. So waren selbst im langsamen Satz von Beethovens Hammerklaviersonate bei den Passagen, in denen Maurizio Pollini ins Grübeln verfällt, keine nennenswerten Tonhöhenschwankungen vernehmbar.
Auch bei dem mittelschweren Tonarm handelt es sich um eine hauseigene Entwicklung. Besondere Erwähnung verdient die Idee, den Arm mit einem Wechsel-Headshell zu versehen, was in dieser Preisklasse eher unüblich erscheint, aber im Hinblick auf die Variabilität der Tonabnehmerwahl ausdrücklich zu begrüßen ist. Zum schnellen Einstieg hat Elac dem Miracord 50 ein Audio-Technica AT91 spendiert, sodass auch analog unbedarfte Musikfreunde stante pede loslegen können. Der eigentliche Clou ist aber der integrierte Phono-Pre, der mit respektabler Dynamik und vernünftiger Auflösung locker mit einfachen Stand-alone-Lösungen mithalten kann.
Überraschende Klangfülle
Nach dem wirklich ganz und gar problemlosen Aufbau wartete auf mich nun Jethro Tulls episches Meisterwerk A Minstrel In The Gallery, das ich kürzlich als originales UK-Vinyl ergattern konnte. Sanft und ruckelfrei ließ der Tonarmlift die Nadel in die Rille gleiten, und bereits nach wenigen Takten entlockten mir die Mannen um Ian Anderson ein erstes zufriedenes Grinsen. Ja, so klingt Vinyl! Eine Mischung aus Wärme und Drive, frei von jeder Anstrengung – genau so überraschte mich das Einstiegsangebot aus Kiel. Dennoch muss ich gestehen, dass nach einer halben Plattenseite sich dann doch die ein oder andere Sorgenfalte auf meine Stirn legte.
Bei aller analogen Noblesse, die bereits die Grundausstattung des Miracord 50 hervorzauberte, fehlte mir dann doch ein wenig die Brillanz und auch bisweilen die Schärfe, die Andersons Flötensound so spezifisch macht; auch ein wenig mehr Transparenz im Gesamtklang wünschte ich mir herbei. Bei der Wahl, ob ich zunächst den internen Phono-Pre oder den mitgelieferten Tonabnehmer ersetzen sollte, fiel meine Wahl sofort auf das AT91, kostet das System doch bei den einschlägigen Versendern weniger als eine audiophile Langspielplatte. Mein Cambridge A77 mit Jico-SAS-Nadel zeigte dann auch sehr deutlich, was mit dem „kleinen“ Miracord plötzlich alles geht. Nicht nur, dass die zuvor beschriebenen Defizite wie weggefegt waren, erstaunt war ich, mit welchem Pfund im Bass das konstruktive Leichtgewicht aus Chassis und Teller wuchern konnte.
Reichlich Raum für Upgrades
Freilich sollte man darauf achten, dass man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießt und das Tonabnehmer-Upgrade den Preis für den Gesamtdreher übersteigt, aber mit Systemen im unteren dreistelligen Bereich lässt sich da schon sehr viel erreichen. Ist man im Besitz eines eigenen Phono-Pres, der zudem noch MC-tauglich ist, lohnt sich etwa der Griff zu einem Ortofon MC Red. Dieses System flugs im Headshell montiert und mit dem MC-Eingang des formidablen Streaming-Verstärkers Advance Paris A7 verbunden, und schon lösten sich alle vorhandenen Mäkelfalten in Nullkommanichts auf. Beeindruckend, mit welcher Tiefenstaffelung die Wiener Philharmoniker in Carlos Kleibers Interpretation der Fünften Sinfonie Beethovens zwischen den Lautsprechern aufspielten und mit welcher Präzision insbesondere die Holzbläser sich aus dem Gesamtgeschehen herausschälten.
Insofern bietet sich der Miracord 50 als upgradefähiger Plattenspieler für all diejenigen an, die ein MC-System bevorzugen und noch über einen der vielen phonotauglichen Boliden aus den 70er/80er Jahren verfügen oder einen der aktuellen Verstärker ihr Eigen nennen, die mittlerweile wieder häufig über einen eigenen Phonozweig verfügen. Selten erlebt man einen Plattenspieler, der für bezahlbares Geld so flexibel in seiner Anwendung ist. Als Plug-and-Play-Gerät mit vormontiertem AT91 und integrierter Phonostufe ein wunderbares Gerät für Gelegenheitsvinylisten oder als Einstiegsdroge für das Jugendzimmer geeignet, mit wenigen Handgriffen und überschaubarem Zusatzbudget aber schnell zu einem hervorragenden Alltagsdreher aufgerüstet, der schon sehr gut den Spirit analogen Musikhörens vermitteln kann. Berücksichtigt man dann noch das stylische Design und die hervorragende Haptik, dann lässt sich sagen, dass ein Miracord 50 in keinem gut sortierten HiFi-Haushalt fehlen sollte, und sei es nur, um die alten Jugendplatten aus ihrem Kellerdasein zu erlösen.
Wir meinen
Elac präsentiert ein günstiges Einsteigerpaket, das mit einer umfassenden Komplettausstattung klanglich überrascht und Raum für vielfältige Upgrades nach individuellem Gusto lässt.
Info
Plattenspieler Elac Miracord 50
Analoglaufwerk
Konzept: Riemenantrieb mit DC-Motor
Geschwindigkeiten: 33⅓ und 45 U/min (Variation der Drehgeschwindigkeit ±1 %)
Störabstand: A-gewichtet −67 dB oder besser, ungewichtet −60 dB oder besser
Plattenteller: Aluminiumguss
Maße (B/H/T): 42/14/36 cm
Gewicht: 5,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 499 € (inkl. Tonabnehmer, Tonarm und Phonostufe)
Tonabnehmer Audio-Technica AT91
Konzept: Moving Magnet (MM)
Frequenzgang: 20 Hz bis 20 kHz
Kanaltrennung: > 18 dB
Kanalgleichheit: 2,5 dB
Vertikaler Spurwinkel: 20°
Lastimpedanz: 47 kΩ
Auflagegewicht: 2 g (±0,5 g)
Gewicht Tonabnehmer: 5 g (±0,5 g)
Gewicht Headshell: 11 g (inkl. Schrauben, Muttern und Kabeln)
Tonarm
Ausführung: Aluminium-Rohr, Hauptlager Edelstahl
Auflagegewicht: 0 bis 4 g
Gewicht: 3,5 bis 6,0 g
Effektive Masse: 27,4 g
Überhang: 18,6 mm
Offset-Winkel: 25°
Phonovorverstärker
Konzept: Moving Magnet (MM)
Phono-Ausgang: 2,5 mV (1 kHz, 3,54 cm/s)
Line-Ausgang: 140 mV (−17 dBV)
Kontakt
ELAC Electroacustic GmbH
Fraunhoferstraße 16
24118 Kiel
Telefon +49 431 647740
Mitspieler
SACD-Player: Denon DCD 2000AE
Laufwerk: Technics 1210 Mk II (modifiziert)
Tonarm: SME 309
Tonabnehmer: Clearaudio Concept MC, Clearaudio Jubilee MC, Ortofon Concorde Century
Phonostufe: Audionet PAM, ifi Phono
Streaming: Mini Mac mit Audirvana Plus
DAC/Kopfhörerverstärker/Vorstufe: Grace Design M 903
DAC: Schiit Bifrost, Grace SACD
Kopfhörerverstärker: Schiit Valhalla
Endverstärker: Luxman M-03, Yamaha P2500S
Vollverstärker: Cyrus Straight Line
Lautsprecher (passiv): Magnepan 1.5, KEF LS 50, Triangle Zerius
Aktivlautsprecher: KRK VXT 8
Kopfhörer: Focal Utopia, Beyerdynamic T5p
Kabel: Van den Hul, Voxox, Sommer
Zubehör: Oyaïde, Oehlbach