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Avantgarde

Avantgarde Acoustic Zero 1

Avantgarde Acoustic Zero 1 – Schneller Hören!

Nanu‚ eine Fernbedienung? – Ja‚ das ist ein Hinweis.
Denn das hier ist keine normale „Box”. Es ist die Zukunft des Musikhörens‚ ein Volltreffer wie aus dem Nichts. Das iPad unter den ultimativen Schallwandlern. Darf man dieses All-in-one-System überhaupt noch „Lautsprecher” nennen?

Keine Frage, die Zero 1 ist echt groß. Und trotzdem sieht sie unverschämt cool aus. „Live im Wohnzimmer“ präsentiert sie sich als elegantes Tonmöbel in klassi­schen Proportionen, nämlich breiter als tief. Und sie zieht die Blicke geradezu magisch an. Eine rasante Neuheit von Apple könnte nicht attraktiver sein. Ein Objekt aus einem Stanley-Kubrick-Film auch nicht. Kurzum: Zero 1 ist ein zum Habenwollen gut geformtes, professionelles Industrieprodukt. Von heute. Aus Deutschland. Von Avantgarde Acoustic, der mutigen Manufaktur. Ich persönlich bin überzeugt, dass die Zero 1 nicht nur zeitlos ausschaut, sondern vielmehr ein zukünftiger Design-Klassiker ist.
Bei aller Begeisterung für die Gestaltung wäre es völlig unangemessen, die enorme Verdichtung von Talenten, die in dieser „Box“ schlummern, zu ignorieren. Ein Designobjekt ist die Zero 1 ja erst in zweiter, vielleicht sogar erst in dritter Linie. Zualler­erst ist sie jedenfalls eine praktisch komplette HiFi-Anlage, die nichts weiter als irgendeine Musikquelle braucht, um sofort loszulegen. Man sieht es ihr nicht einmal auf den zweiten Blick an, aber eine Zero 1 ist zugleich Empfangszentrale (Vorverstärker und DAC), Kraftwerk (drei Leistungsverstärker pro Einheit) und überhaupt ein Hornlautsprecher wie kein zweiter – inklusive feinsinniger Digitalentzerrung und Fernbe­dienung. Ein All-in-one-Musiksystem sozusagen.

Apropos Hornlautsprecher: Sooo groß ist die Zero 1 dann auch wieder nicht. Klar, neben Tivoli-Tischradio oder iPad wirkt sie natürlich wie ein Gigant. Doch ihre Schwestern von Avantgarde Acou­stic rücken die wahren Verhältnisse schnell zurecht: Auf „Familienfotos“ wirkt sie richtiggehend kompakt und zurückhaltend (siehe auch das Bild von Jona­than Valin in den Lautsprecher-Messungen). Und tatsächlich ist die Zero 1 im Programm der Horn­lautsprecher-Spezialisten das mit großem Abstand kleinste Modell – zugleich aber auch das vielfältigste. In puncto Technik und Ausstattung hat die große Kleine jedenfalls mehr zu bieten als all ihre Schwes­tern zusammen. Die Zero 1 spielt gewissermaßen das freche, schlaue Nesthäkchen, das seine vielfältigen Talente zunächst hübsch verborgen hält, dann aber, mit den ersten Takten der Musik, hörbar offenbart.
Avantgarde Acoustic also. HiFi-Kenner ver­binden mit dem Hersteller aus dem Odenwald sofort diese ikonischen – gerne riesigen – Horn­lautsprecher, die es zudem in den wildesten und aufregendsten Farbgebungen gibt. Kein Wunder auch, dass Avantgarde Acoustic schon immer zu den meistfotografierten Stationen jeder HiFi-Show gezählt hat. Diese Tradition wird von der gradlini­gen Zero 1 unbeirrt fortgeführt, obwohl es sie nur in Schwarz oder Weiß gibt. Doch ihr „Softlack“ bietet mit seiner matten Oberfläche ein haptisches und optisches Erlebnis der modernsten Art, fernab jeder Hochglanzfurnier- oder Fanfarenglanz-Romantik. Darunter steckt übrigens ein technisch komplexes Sandwichgehäuse aus PUR(Polyurethan)-Integral-Hartschaum. Und ich kann nur bestätigen, dass Hightech-Plastik der Neuzeit tatsächlich verdammt sexy sein kann.
So. Nun bin ich doch wieder bei der Gestaltung gelandet. Dabei wollte ich jetzt eigentlich darüber sprechen, dass mit der Zero 1 angeblich unumstößliche Sachzwänge, die normalerweise mit „voll ausgewachsenen Lautsprechern“ verbunden werden, einfach mal vom Tisch gefegt werden. Also: Attrak- tiv ist die Zero 1 grundsätzlich für alle, die wirklich „groß“ und entsprechend großartig Musik hören wollen, dafür aber nicht unbedingt den Platz, das Geld und vielleicht auch nicht den richtigen Lebenspartner für die artgerechte Haltung solch riesiger (Horn-) Lautsprecher haben. Ganz zu schweigen von den üblichen Begleiterscheinungen: stapelweise Elektronik und standesgemäße Verkabelung. Mit der Zero 1 ist das alles furchtbar einfach: Sie schält sich aus dem Karton und hat alles Nötige bereits an Bord. Darüber hinaus ist sie auch in puncto Aufstellung überaus pflegeleicht und genügsam. Glauben Sie nicht? Ist aber so.

Sie stellen die beiden „Lautsprecher“ halbwegs ordentlich hin, zücken das iPad, verbinden sich mit Ihrem Airport Express, und los geht’s. So ungefähr macht das Holger Fromme, Chef von Avantgarde Acoustic, immer auf Shows und Messen. Lautsprecherkabel? Brauchen Sie nicht. Sind ja schon drin. Alle nötigen Verstärker ebenfalls. Was Sie wirklich brauchen, im Sinne der Inbetriebnahme, sind pro Einheit eine Steckdose und ein Netzkabel. Das selbstverständlich auch ein besseres Exemplar vom Spezialisten sein darf. Und wenn Sie eh gerade strippenmäßig nachrüsten wollen, könnten Sie auch über derartige Verbindungen für die Digitalquellen nachdenken. Denn die Zero 1 erlaubt sehr wohl, was gefällt: Neben ihrer drahtlosen Ansteuerung umfasst das auch die Ansteuerung per Kabel. Bis zu vier digitale Zuspieler sowie, als Option, eine analoge Quelle fi nden die unterschiedlichsten Anschlüsse vor. Übrigens nur an der linken „Box“. Denn die interne Verbindung zwischen den beiden Einheiten (sie kommen immer als Pärchen: links „Master“, rechts „Slave“) erfolgt automatisch und verlustfrei per Funk. Sie kann zwar ebenfalls per Kabel erfolgen, muss aber nicht. Und „ohne“ sieht einfach besser aus.

Countdown to Zero

Als ich die Zero 1 – endlich! – bei mir zu Hause und in den FIDELITY-Räumlichkeiten zum Klingen bringen kann, habe ich sie davor bereits mehrfach bei den verschiedensten Gelegenheiten erlebt und für ausnahmslos gut, nein: für richtig gut befunden. Es ist von mehreren gelungenen Messeauftritten zu berichten, darunter auch eine eigentlich „tödliche“ Demo-Situation auf der IFA 2013, in der die Zero 1 sogar noch unter akustisch widrigsten Bedingungen brillierte. Wahrlich ein verblüffendes Schallmöbel!
Das bizarrste Hörerlebnis mit der Einser ereilt mich jedoch unverhofft: als ebenso spontaner wie krönender Abschluss des umfangreichen Testpro­gramms vom Kollegen Goertz. Das Team um Anselm Goertz, allesamt der Wissenschaft ergebene, durch nichts zu beeindruckende „Messdiener“ (Eigenaus­sage) aus dem Akustiklabor, die notorisch nüchtern auch komplexeste Schallwandlersysteme aus der professionellen Beschallungstechnik messtechnisch auseinandernehmen und dem Begriff „High End“ eher sehr skeptisch gegenüberstehen – diese kühlen Vollprofis also beenden einen langen Labortag mit einem Probehören des Probanden Zero 1. Aber nicht im wohnraumähnlichen Raum gleich neben dem Labor, nein, im reflexionsarmen Messraum. So viel Nüchternheit muss sein. Im großen Messraum, in dem wegen seiner brutalen „Nichtakustik“ kein Highender freiwillig auch nur das Singen anfangen, geschweige denn Musik hören möchte, weil eine Art Musikvergnügen darin gar nicht möglich ist. Genau dort werden die beiden Zeros kurzerhand installiert. Wie schon gesagt: eine bizarre, aber für mich als Messraum-Hörtest-Novize überaus spannende Situ­ation. Nein, das kann einfach nicht klingen!

Der metergroße Kopfhörer

Tut es auch nicht. Soll es auch nicht. Im Mess­raum „klingt“ überhaupt nichts, denn hier wird gemessen. Und ab jetzt mit den Ohren. Ein paar Musicfiles auf dem Laptop werden gestartet – und schon sitze ich in einem riesengroßen Kopfhörer, der eine erstaunliche „Frontortung“ realisiert …
Es klingt höchst ungewohnt, nach üblichen HiFi-Begrifflichkeiten ultratrocken, nein, schlicht­weg brutal. Die Goertz’sche Labor-Crew aber hat bereits nach 15 Minuten alles gehört, was zu hören ist, und wenn man jetzt als begeisterungsfähiger High-End-Musikus nicht ganz genau aufpasst, klingt das höchstmögliche Lob eines Akustikprofis („Hmm, ja, das ist eigentlich schon ganz gut …“) fast wie ein vernichtendes Urteil. Ist aber allein deswegen schon „summa cum laude“, weil man sich nach den Messungen überhaupt die Mühe des Aufbauens gemacht hat. Überflüssige „high-endige“ Extraarbeit wie zum Beispiel Probehören wird ansonsten strikt vermieden; zu eng ist der Belegungsplan getaktet, zu kurz der Feierabend. Sehr gut finden übrigens nicht nur die Profis, dass sich die beiden Zero 1 der­art flink auf- und wieder abbauen lassen.
Das kommt mir später zu Hause und in der Re­daktion zugute. Auspacken, hinstellen, CD-Laufwerk oder im Netzwerk „einloggen“ – los geht’s! Und wie gerne nehme ich die unverwüstliche Fernbedienung zur Hand und drücke gern auf das dritte Knöpfchen von oben. Es zeigt ein Lautsprechersymbol mit drei „Schallwellen“ und bedeutet „lauter machen“.
Wo auch immer ich das Zero-1-System aufbaue und, noch viel besser, welche Musik ich auch darü­ber abfahre: Es spielt derart konzentriert und unmit­telbar (ein klasse Horn!) und fast schon aufreizend lässig zugleich, es kommt derart präzise auf den Punkt und spannt zugleich solche virtuellen Räu­me auf, ohne sich jemals euphonisch anzubiedern, dass ich regelmäßig nach wenigen Sekunden in die Musik eingetaucht bin. Dieses Gefühl kenne ich, insbesondere in diesem fantastisch breitbandigen Umfang, bisher nur von wirklich erstklassig und mit größter Sorgfalt zusammengestellten Anlagen.
Das ist die Zero 1 offenbar serienmäßig. Plus: kei­ne Spikes, die einem den Boden ruinieren, stattdes­sen sanfte Möbelgleiter unter einem Stahlrahmen. Keine stundenlangen Rück- und Schiebaktionen, um einen Sweetspot optimal auszuleuchten, sondern ein simples, sanft eingewinkeltes Ausrichten auf den bevorzugten Hörplatz. Keine Sorgen um die armen kleinen Treiber der Minimonitore oder den Wärme­haushalt des gestressten Verstärkers, stattdessen eine superfeine Elektronik, die alles mitmacht und sauber durchzieht und die Treiber im Griff hat und überhaupt das Wohnzimmer im Handumdrehen zum Dancefloor, zur Open-Air-Arena, zur Konzerthalle umfunktioniert. Ach, wenn doch nur alles so unkom­pliziert und mitreißend funktionierte wie die Zero 1.
Wollte man jetzt unbedingt Erbsen zählen, könnte man bemerken, dass bei sehr, sehr hoher Lautstärke der Bass ein wenig zu komprimieren und an Kna­ckigkeit zu verlieren beginnt. Wir reden dann aber bereits über Pegel, bei denen konventionelle „Boxen“ längst den Heldentod gestorben sind.

Fazit: Wer kann mir eine komplette Anlage aus Einzelbausteinen dieser Top-Qualität zu diesem Preis zusammenstellen, die eine auch nur annähernd so mitreißende Gesamt-Performance wie die Avant­garde Acoustic Zero 1 bietet? – Die gibt’s nicht.

 


www.avantgarde-acoustic.com

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