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Dynaudio Excite X34

Test Dynaudio Excite X34 Lautsprecher

Dynaudio Excite X34 – HAB’ ACHT!

Innen und außen eine echte Dynaudio nach bester Tradition, markiert die Excite X34 dennoch eine Trendwende im Lautsprecherbau.

Dynaudio Excite X34

Eigentlich beginne ich Erfahrungsberichte über neue Produkte am liebsten damit, aus welchem Grund sie auf den Markt kommen. Bei Lautsprechern zum Beispiel wird das Rad ja nicht ständig neu erfun­den, will heißen: Ein guter Schallwandler darf auch schon mal zwei Jahrzehnte in einer HiFi-Anlage dienen, ohne dass sich sein Besitzer dafür schämen müsste. Des Chronisten allererste Pflicht besteht jedoch darin, dem geneigten Leser die Fak­ten zu vermitteln. Darum zunächst erst einmal, um was es im Folgenden überhaupt geht.
Die Rede ist von der neuen Dynaudio Excite X34, eine von insgesamt vier Angehörigen der jüngst vorgestellten Excite-Familie. Mit untergeschraub­ten Füßen 96 Zentimeter hoch und 20 Zentimeter breit, ist sie die kleinere von zwei Standboxen und eignet sich mit ihren kompakten Maßen auch für kleinere Wohnräume. Als Gehäusefinish stehen vier unterschiedliche Varianten zur Auswahl: Echtholz­furnier Nussbaum und Palisander sowie seidenmatt lackiert Schwarz oder Weiß. Als Paarpreis für die Excite X34 nennt Dynaudio 2190 Euro, im Lieferum­fang befinden sich stoffbespannte Lautsprecherab­deckungen, die sich über magnetische Halterungen an die Schallwände clipsen lassen.
Das alles klingt relativ unspektakulär, zumal die Excite X 34 auch im Erscheinungsbild keineswegs revolutionär daherkommt, sondern alle klassischen Dynaudio-Tugenden im positivsten Sinne reprä­sentiert. An erster Stelle zu nennen wäre da die außergewöhnlich hohe Verarbeitungsqualität: Als HiFi-Pragmatiker zähle ich mich eigentlich nicht so sehr zu den Haptik-Freaks, aber was Dynaudio da für knapp 2200 Euro im wahrsten Sinne auf die Beine stellt, finde ich schlichtweg sensationell. Da können diejenigen Hersteller, die im (fernen) Osten oder sonstwo auf der Welt produzieren lassen, nicht mal im Entferntesten dran klingeln. Ein Blick auf die spiegelbildlich ausgeführte Furnierung und ein Handstrich über das perfekte Finish genügen, um das zu erfahren.
Die beigepackten Unterstellfüße dienen zu­nächst mal der Kippsicherung, die bei schlanken Standboxen mit entsprechend kleiner Grundfläche wie der Excite X34 auf jeden Fall angebracht ist. Gleichzeitig erlauben die ebenso durchdachten wie stabilen Dynaudio-Traversen auch die Wahl, auf welche Weise die X34 mechanisch an den Boden ankoppelt: im Auslieferungszustand elastisch und parkettschonend über solide Gummiringe oder aber durch Herausdrehen der innenliegenden Spikes mittels beigelegtem Innensechskantschlüssel „auf die Spitze getrieben“.
Auch was die Lautsprechertechnik selbst angeht, ist die Excite X34 eine hundertprozentige Dynaudio. Selbstverständlich besitzen die beiden 14 Zentime­ter durchmessenden Tiefmitteltonchassis robuste,
verwindungssteife Druckguss-Körbe. Ebenso selbst­verständlich bestehen ihre aus einem Stück gefer­tigten Membranen aus Magnesiumsilikat-Polymer (MSP), einem von Dynaudio exklusiv verwendeten Polypropylen-ähnlichen Verbundwerkstoff, der sich durch hohe innere Dämpfung auszeichnet und auch an den Bereichsenden des abgestrahlten Frequenz­spektrums nicht in klangschädliche Resonanzen aufbricht.
Mit von der Partie ist auch der für Dynaudio typische Hochtöner mit seiner resonanzdämpfend eingestrichenen Gewebekalotte, der über einen stabilen Druckguss-Befestigungsflansch als klang­lichen „Ruhepol“ verfügt. Die mit 27 Millimeter Durchmesser recht große Kalotte ermöglicht hier eine mit 1800 Hertz relativ niedrige Trennfrequenz zu den Tiefmitteltönern. Das wiederum kommt wegen der dadurch reduzierten Schallbündelung in den mittleren und hohen Lagen dem gewünscht frequenzunabhängigem Abstrahlverhalten der Box sehr entgegen.
Zierliche, etwa einen Meter hohe Standlautspre­cher wie die Excite X34 haben häufig den Nachteil, dass ihr Klangzentrum am Hörplatz eher „geduckt“ wahrgenommen wird, weil die akustische Haupt­achse knapp in Bauchhöhe liegt. Diesem eher unschönen „Carpet-Crawler“-Phänomen begegnet die X34 mit einem Frequenzweichen-Trick: So arbeiten die Tiefpassfilter für die beiden Tiefmitteltöner zwar mit gleicher Trennfrequenz, jedoch mit unterschiedlicher Flankensteilheit: Die hier­durch erzielten akustischen Überlagerungen im Überlappungsbereich von Tieftönern und Hochtö­ner bewirken, dass sich eine leicht nach oben hin „schielende“, dem Hörer zugewandte akustische Hauptachse ergibt.

Kommen wir nun zum, wie ich meine, heraus­ragenden Merkmal der Excite X34 (Technikmuffel können die folgenden Abschnitte getrost überspringen): Bei ihr handelt es sich nämlich um eine „echte“ 8-Ohm-Box, die über den gesamten Frequenzbereich ein Impedanzminimum von knapp 7 Ohm (bei 200 Hertz) nicht unterschreitet. Der Grundgedanke hinter dieser Auslegung ist, die X34 besonders verstärkerfreundlich zu machen, was übrigens für die gesamte Excite-Familie gilt. So soll sie all ihre akustischen Qualitäten bei­spielsweise auch an AV-Receivern zeigen, die ihr Leistungsniveau bei niederohmigen Lautsprechern häufig nicht aufrechterhalten können.
Was ist an der 8-Ohm-Technik nun so beson­ders? Schließlich gab es ja bereits in den 1960er Jahren Boxen mit noch höheren Impedanzen um 16 Ohm, und selbst in der HiFi-Blütezeit Mitte der 1970er Jahre waren 8-Ohm-Lautsprecher gang und gäbe. Und das war auch vollkommen in Ordnung.
Meiner Ansicht nach gibt es aus technischer Sicht keinen zwingenden Grund, Lautsprecher niederohmiger als 8 Ohm auszulegen – außer, um die Verstärker leistungsmäßig stärker „auszuquetschen“ oder um die Herstellerangaben hinsichtlich Wirkungsgrad (technisch korrekter ist der Begriff Kennschalldruckpegel) aufzupolieren. Folgendes Beispiel macht das deutlich: Für Kennschalldruckpegel-Messungen bei Lautsprechern gibt man wegen ihrer über die Frequenz stark schwankenden Impedanzwerte in der Regel eine genormte Klemmspannung am Ausgang des Messverstärkers an – der etablierte Wert hierfür beträgt 2,83 Volt, was bei einem 8-Ohm-Lautsprecher einer zugeführ­ten elektrischen Leistung von genau einem Watt entspricht. In unserem Beispiel besitzt ein 8-Ohm- Lautsprecher A einen Wirkungsgrad von angenom­men 85 Dezibel in (ebenfalls genormtem) Messab­stand von einem Meter bei einer Eingangsleistung von einem Watt. Nun verbinden wir einen 4-Ohm- Lautsprecher B mit identischem Wirkungsgrad mit dem Messverstärker, der nach wie vor die genorm­ten 2,83 Volt am Ausgang bereitstellt. Und siehe da – plötzlich misst das Mikrofon in einem Meter Abstand einen Schalldruckpegel von 88 Dezibel. Daher kann der Hersteller von 4-Ohm-Lautspre-cher B ohne zu mogeln den Wirkungsgrad für 2,83 Volt um satte drei Dezibel höher angeben als beim 8-Ohm-Konkurrenten A – jedoch geflissentlich verschweigend, dass „sein“ 4-Ohm-Lautspre­cher dafür auch die doppelte elektrische Eingangs­leistung, nämlich 2 Watt, benötigt.

Hinzu kommt, dass der viel zitierte „Loudness War“ nicht nur in der Musikproduktion, sondern auch in der HiFi-Welt tobte und immer noch tobt. Hintergrund hierfür ist, dass das menschliche Gehör bei Vergleichen ein lauteres Signal zunächst mal auch qualitativ als besser empfindet – was dazu führt, dass beim Hörtest im Geschäft der lautere Lautsprecher häufig als der Bessere beur­teilt wird. Und angesichts des obigen Beispiels aus der Messtechnik fällt es leicht zu orakeln, welcher Lautsprecher (bei identischem Wirkungsgrad,
wohlgemerkt) in einem solchen Vergleichstest wohl besser abschneiden wird: natürlich der 4-Ohm- Speaker – zu Lasten des Verstärkers allerdings, der die doppelte Power dafür liefern muss. Es ist auch keineswegs vermessen zu behaupten, dass die Techniktricks der Lautsprecherentwickler zur Klangverbesserung leider allzu häufig von den Verstärkerentwicklern entsprechend „aufgefangen“ werden müssen.
Dank ihrer Impedanzlinearisierung bildeten Dynaudio-Lautsprecher da schon immer eine rühm­liche Ausnahme. Auch die X34 verfügt über ein solches Netzwerk; ihre elektrischen Phasendrehun­gen erreichen hierdurch selbst im leistungszehren­den Tieftonbereich nicht einmal 30 Grad kapazitiv und fallen auch bei 20 Kilohertz mit unter 40 Grad induktiv äußerst gutmütig aus. Damit sollte eigent­lich jeder halbwegs vernünftige Amp problemlos klarkommen. Lediglich Class-D-Schaltverstärker (jedoch nicht solche mit Hypex-Modulen) könnten zu allerallerhöchsten Frequenzen hin ein wenig hel­ler klingen, da ihre Ausgangs-Tiefpassfilter zumeist auf 4-Ohm-Lasten optimiert sind.
Beim „Arbeiten“ mit der Excite X34 zeigte sich dann, dass die Rechnung der Dynaudio-Ent­wickler voll aufgeht. Regelrecht verblüfft war ich darüber, wie gut der Frequenzweichentrick mit dem nach oben gerichteten akustischen Zentrum funktioniert. So konnte ich problemlos in mei­nem Wohnzimmer umherlaufen, ohne dass ich im Klangspektrum etwas wirklich vermisste oder das Klangbild auseinanderfiel – und mit 184 Zentime­tern bin ich nicht gerade der Kleinste, wobei auch mein Wohnraum keineswegs zu den besonders lebendigen zählt, was die akustische Reflexions­dichte angeht. Eben aus dieser Tatsache heraus fand ich es auch geradezu faszinierend, mit welch ausgedehnter Raumabbildung die X34 musizierte. Ich nehme mal an, dass die meisten Musiklieb­haber mit mir der Meinung sind, dass glaubhafte Raumabbildung und Tiefenstaffelung bei Stereo- Wiedergabe im Wesentlichen durch eine optimale Balance von Direkt- und Diffusschallkomponenten zustande kommen – eine perfekte Illusion sozu­sagen. Ausgedehnte Räumlichkeit erkaufen sich
Lautsprecher häufig mit einem relativ diffusen, wenig greif­baren Klang. Nicht so die X34: Hinsichtlich ihrer räumlichen Abbildung wuchs sie zwar im wahrsten Wortsinn deutlich über sich hinaus, stellte die einzelnen Schallquellen dabei dennoch in natürlicher Größe dar und schaffte ein in sich geschlosse­nes Klangbild. Außergewöhnlich gut fand ich auch ihr Diffe­renzierungsvermögen im Bassbereich: Selbst bei komplexen Produktionen wie dem Meisterwerk Ushna der Leipziger Band Annuluk gelang es ihr, Djembe, E-Bass, Synthie-Bass-Linien sowie die Bassdrum vom Schlagzeug eindeutig voneinander zu differenzieren. Dynaudio-typisch, aber gerade deshalb immer wieder erwähnenswert waren auch die ausgeprägten Klang­farben speziell in den mittleren Lagen, die den schamanischen Gesang von Michaela Holubova packend plastisch erlebbar machten.
Bleibt eigentlich nur noch zu sagen, dass Dynaudio mit der X34 ein wirklich hervorragender, musikalisch mitreißender Lautsprecher gelungen ist – ihr Name Excite ist also kein leeres Versprechen, sondern Programm. Eine ihrer wohl schärfsten Konkurrentinnen kommt dabei sogar aus dem eigenen Stall, nämlich die gleichteure Dynaudio Focus 160. Da wird die Wahl spannend …

 

www.dynaudio.de

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