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Monitor Audio Gold Lautsprecherserie

Monitor Audio Gold 200 Standlautsprecher

Britische Noblesse für jeden Tag

Monitor Audio Gold 200 Standlautsprecher – Britische Noblesse für jeden Tag

Sie sind unauffällig. Sie sind anspruchslos. Aber sie haben Klasse. Alltagsgeräte mit hohem Wohlfühlfaktor, von denen man irgendwann vergisst, dass sie überhaupt da sind. Was sie definitiv nicht verdient haben.

Monitor Audio Gold Lautsprecherserie

Meine Paketbotinnen und -boten sind Kummer gewohnt, denn in schöner Regelmäßigkeit befinden sich massive Endstufen oder voluminöse Standlautsprecher unter den Testgeräten. Und die müssen über eine relativ schmale Wendeltreppe zu mir in den ersten Stock. Warum der Typ von der DHL-Abendzustellung so maulte, als die Sendung von Monitor Audio zu mir hinaufzutragen war, erschloss sich mir auf Anhieb allerdings nicht. Denn die Transportkartons sind vergleichsweise klein, was – völlig zu Recht – auf einen ziemlich kompakten Inhalt schließen lässt. Auf der Schwelle angelangt, ließ sich der Late-Night-Bote den Empfang quittieren, und dann war er in Windeseile verschwunden. Nachvollziehen konnte ich die miese Laune, als ich die Schachteln mit dem Pärchen Monitor Audio Gold 200 darin die letzten drei Meter in meinen Hörraum schleppte. Ob die Firma versehentlich Beschwerungsgewichte mit in den Karton gesteckt hatte? Oder ob sich jemand bei der Bestellung vertan hatte?

Beides falsch. Das fand ich aber erst heraus, als ich die in feinsten Klavierlack gekleideten Schönheiten am nächsten Tag aus der Verpackung schälte. Diese 4000-Euro-Standlautsprecher sind mit knapp über 95 Zentimetern Höhe zwar keine Riesen, aber die schlanken Säulen wiegen fast 22 Kilo das Stück. Was den Highender sofort darauf schließen lässt, dass sich da jemand viel Mühe gegeben hat, um eine „rappelfreie“ Gehäusekonstruktion zu schaffen. Da registriert man mit einer gewissen Dankbarkeit die beigegebenen Ausleger-Standfüße mit stabilen Spikes. Denn auf die Kippsicherheit der Gold 200 mag man angesichts einer Grundfläche von 17 mal 30 Zentimetern auch nicht allzu viel geben. Mit den Metall-Standfüßen vermittelt der Schallwandler den Eindruck unbedingter Solidität – und das änderte sich auch im Zuge ausgiebiger Hörtests keine Spur.

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Nach Jahren der Auseinandersetzung mit höchstwertigem HiFi verschiedenster Couleur, nach der intensiven Bekanntschaft mit ungemein cleveren, aber auch völlig abgedrehten Konstruktionen ist ein Testredakteur, zumal bei der FIDELITY, nicht mehr gar so leicht zu beeindrucken. Sollte man zumindest meinen. Die Monitor Audio Gold 200 hat es gleichwohl geschafft. Und das, obwohl oder gerade weil ihr das Spektakuläre, das Vordergründige, das Marktschreierische aufs erste Hinhören völlig fehlen. Dass sich hinter der hochglänzend schwarzen Außenhaut sowohl Dr. Jekyll als auch Mr. Hyde verbergen, findet der Gold-200-Besitzer erst nach und nach heraus. Eine durchaus lustbetonte Entdeckungsreise.

Zu meinen Lieblingsfilmen der letzten Jahre zählen die Kingsman-Streifen: Hochironische, streckenweise auch ziemlich brutale Parodien auf das Genre der Agenten-Action-Thriller, eine Mischung aus James Bond, 24 und dem Bourne-Zyklus, verbunden mit dunkeltiefpechschwarzem Humor. Zur Handlung nur so viel: Eine Geheimagenten-Organisation betreibt als Tarnfirma ein extrem edles Schneidergeschäft in der Londoner Savile Row. „Kingsmen“ sind immer bestens gekleidet, haben ausgezeichnete Manieren – und werden bei Bedarf auch allein mit ganzen Armeen von Bösewichten fertig. So ähnlich ist es auch bei der Monitor Audio Gold 200: Sie tritt stets distinguiert auf, ist eine vortreffliche Begleiterin auch für die leiseren Stunden des Tages, knickt aber, wenn es darauf ankommt, selbst vor härtesten Herausforderungen niemals ein.

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Dieser Lautsprecher ist ein unverkennbares Kind des 21. Jahrhunderts: Vor 10 oder 20 Jahren wäre es technisch kaum machbar gewesen, so viel Klang, so viel Volumen und vor allem so viel Bassgewalt aus einem derart kleinen Gehäuse zu quetschen. Obwohl ihr „nur“ zwei 16,5-Zentimeter-Basstreiber zur Verfügung stehen, marschiert die Gold 200 unfassbar tief in den Keller hinunter. Die sind allerdings nicht wie bei manchem anderen Hersteller wohlfeile OEM-Chassis aus dem Regal eines Massenproduzenten, sondern Eigenkonstruktionen der britischen Traditionsschmiede, auf deren Produkte sich unter anderem nicht wenige Tonstudios weltweit verlassen. Bohrt man tiefer, dann sind diese mit ihren silberglänzenden Membranen an Metallchassis erinnernden Bässe eine kluge Sandwich-Konstruktion, der Steifigkeit halber als Honigwaben-Konstruktion mit verwobener Kohlefaser als Membranmaterial ausgelegt. Monitor Audio nennt das „RDT II“. Unterstützt werden die Bässe von gleich zwei Reflexrohren mit einem an einen Golfball erinnernden Innendesign. Die feinen Mulden brechen den Luftfluss an den Wänden des Strömungskanals auf. Die Wirkung ist denkbar einfach: Die so entstehenden vielen kleinen Wirbel erzeugen weniger Geräusche als ein großer.

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Sichtlich hoher Aufwand wird auch beim Mitteltöner getrieben. Es handelt sich um einen mit Keramik beschichteten Aluminium/Magnesium-Treiber, der mit seinen 64 Millimetern Durchmesser keinerlei Probleme bei der natürlichen Wiedergabe von Stimmen oder Naturinstrumenten hat. Das Sahneteil der Dreiwege-Bestückung ist der Airmotion-Hochtöner. Die zugehörige Technologie nennt Monitor Audio „MPD“, sie steht für die extrem feine Faltung des Bändchens. Die erfordert bei gleichem Schalldruck weniger Bewegung, was eine höhere Präzision in die Hochtonerzeugung bringt – und reicht übrigens in Sphären bis 100 Kilohertz!

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Weiche der 200 wurde am Computer entworfen. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Entwickler der Simulation und Ermittlung optimaler Trennfrequenzen. Das sorgt dafür, dass es an den Übergängen keine Verzerrungen gibt; auch wenn die Gold 200 ein (kleiner) Standlautsprecher ist, soll sie die klangliche Geschlossenheit einer Kompaktbox erreichen. Um keine Flaschenhälse entstehen zu lassen, hat man dem wohnzimmertauglichen Wandler zudem eine Innenverkabelung aus versilbertem Reinkupfer gegönnt.

Ein Aufwand, der sich auszahlt. Die Klangqualität der Monitor Audio Gold 200 findet man in der Regel eher bei Lautsprechern, für die um die 7000 oder 8000 Euro aufgerufen werden. Die sind dann meist eine Nummer größer und auch nicht mehr ganz so ideal eingepreist – Stichwort: Wife Acceptance Factor (WAF).

Die kleinen Klavierlack-Säulen punkten dagegen nicht nur mit ihrem ansprechenden Äußeren, sondern vor allem mit einem Klang, der sich keinem, aber auch wirklich gar keinem Musikstil verweigert. So stieg ich, weil sie gerade oben auf dem Stapel lag, mit der Filmmusik-CD Across The Stars ein. John Williams hat seine bekanntesten und ein paar weniger einprägsame Soundtracks für die deutsche Stargeigerin Anne-Sophie Mutter neu arrangiert. Eine Sammlung von Miniatur-Violinkonzerten, bei der das Tonmeisterteam der Deutschen Grammophon eine Menge Know-how und Herzblut investiert hat, um hollywoodesken Breitwand-Sound mit feinen Klangfarben und erstaunlicher Räumlichkeit zusammenzubringen. Dass ein paar Passagen mit abgrundtiefen Bass-Tutti den Raum leicht zum Erbeben bringen, haben bislang nicht einmal meine deutlich größeren Infinity-Oldtimer geschafft, die Monitor Audio Gold 200 bildet das Orchester absolut größenrichtig ab und verschweigt mir auch nicht, dass Frau Mutter von den Toningenieuren genau in die Mitte des Geschehens platziert wurde.

Wenn ich von der großen Sinfonik auf die überschaubare Kammermusik des Berliner Atos Trios wechsele, wie sie auf dessen im Eigenverlag erschienenen Vienna Album mit vergleichsweise unbekannten Werken des jungen Erich Wolfgang Korngold, Ernst Krenek und Fritz Kreisler zelebriert wird, dann vertieft sich der Eindruck, mit der Monitor Audio Gold 200 einem Kunstwerk des Lautsprecherbaus zu lauschen. Sie erhebt die Transparenz, die unbedingte Durchhörbarkeit zur großen Tugend und schafft es dabei, dennoch nie blutleer oder gar kraftlos zu klingen. Eine feine Country-Folkpop-Scheibe wie Mark Knopflers 1996 erschienenes Album Golden Heart ist auch rund 25 Jahre später eine höchst anhörbare Angelegenheit, wenn man die HDCD-Produktion mit einem Schallwandler abhört, der dank seines Bändchenhochtöners auch in den hohen Frequenzbereichen nie lästig wird – und der eine frappierend hohe Auflösung liefert.

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Langjährige FIDELITY-Leser wissen, dass ich seit geraumer Zeit mit der Akustik der Elbphilharmonie fremdle, wie sie auf Tonträgern festgehalten ist. Im vergangenen Jahr gab das David Orlowsky Trio hier sein Abschiedskonzert, der lebenshungrige Klezmer wurde live für die CD One Last Night in der „Elphi“ mitgeschnitten. Eine klanglich wie musikalisch grandiose Sternstunde, die mir die Monitor Audio Gold 200 mitten in meinen Hörraum beamt. Sagenhaft gut.

Wir meinen

Für die schlanken Monitor Audio Gold 200 findet sich eigentlich immer ein Plätzchen. Und dann fluten sie den Raum mit ganz großem Klang, ohne besondere Ansprüche an den Verstärker zu stellen.

Monitor Audio Gold Lautsprecherserie Navigator

 

Info

Standlautsprecher Monitor Audio Gold 200
Konzept: 3-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Frequenzbereich (−6 dB): 35 Hz bis 50 kHz
Empfindlichkeit: 88 dB
Impedanz: 4 Ω
Belastbarkeit (RMS): 200 W
Empfohlene Verstärkerleistung: 80 bis 200 W
Besonderheiten: doppelter Bassreflex-Port
Bestückung: 2 x 16,5-cm-Tieftöner (gewobene Kohlefaser), 64-mm-Mitteltöner (Aluminium/Magnesium, beschichtet), Bändchen-Tweeter mit Mikrofaltung
Ausführungen: Schwarz hochglanz, Weiß seidenmatt, dunkle Walnuss, Piano Ebenholz
Maße inkl. Blende und Anschlüsse (B/H/T): 20/95/33 cm
Gewicht: 22 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: um 4000 €

Kontakt

Pannes Vertriebs KG
Berliner Straße 3
23795 Bad Segeberg
Telefon +49 4551 89 55 394

www.derbesteklang.de

www.monitoraudio.com

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