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Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

Cabasse The Pearl

Aktivmonitor mit DSP-Raumkorrektur

Ein kluger Kopf

Cabasse präsentierte vor einigen Monaten mit „The Pearl“ seine ganz eigene Interpretation des Streaming-Zeitalters: Aktiv ist sie, ihre DSPs passen sich an den Raum an und sie funktioniert allein, im Paar oder als Multiroom-System. Umwerfend aussehen tut sie auch noch. Das ultimative Traum-System für moderne Musiker?

Es gibt grob betrachtet zwei völlig unterschiedliche Typen von HiFi-Enthusiasten. Die einen lieben es, an ihrer Elektronik zu schrauben. Strippen möchten sie ausprobieren. Experimentieren und herausfinden, ob CD-Spieler B nicht ein wenig mehr Performance bringt als Modell A. Ihnen gegenüber stehen Käufer, die einfach Musik hören wollen. Da sie die Elektronik nach reiner Zweckmäßigkeit bewerten, ist ihnen vor allem wichtig, dass die Komponenten die gewünschten Anforderungen erfüllen. Es schadet freilich nicht, wenn sie sich nahtlos ins wohnliche Umfeld integrieren.

Einmal mit allem – und vor allem mit Design

Genau dieser zweiten Gruppe widmet sich eine wachsende Schar von Herstellern. Das wird bisweilen als Revolution gefeiert, doch führt dies etwas zu weit. Letztlich ist es nichts anderes als eine Rückbesinnung auf Zeiten vorm 43-Zentimeter-Gardemaß. Wir erinnern uns: Schon Tante Hildes Musiktruhe sah auf den ersten Blick aus wie eine Vitrine oder ein Schränkchen. Die Idee der dezenten Wohnraum-Integration ist so alt wie die Musikreproduktion selbst … und sie bleibt gut!

Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

Nur wenigen Herstellern gelingt es so überzeugend wie Cabasse, die gebotenen Anforderungen naht- und bruchlos in die eigene Tradition einzubetten. Zugegeben: Die französischen Klangtüftler waren vorbereitet. Seit Jahrzehnten konstruieren sie Lautsprecher, die mit ihren teils außergewöhnlichen Konzepten herausragend musizieren und zugleich in modernen Kunstausstellungen bestehen könnten. Die Pearl steckt wie ihre Vorbilder in einem kugelrunden Gehäuse aus GFK und Resin, das in weißer oder schwarzer Lackierung ausgeliefert wird und stattliche 18 Kilogramm auf die Waage bringt.

Eine Runde Vorteile

Die Kugel ist Grundlage der meisten Cabasse-Konzepte. In ihre kreisrunden, durchs Eigengewicht beruhigten Gehäuse kaskadieren die Entwickler bis zu vier Treiber, die sich in koaxialer Anordnung verschachteln. Warum? Das hat mehrere Gründe: Zum einen bilden Kugeln eine perfekte Ausgangsbasis für Schallabstrahlung. Stehende Wellen im Inneren des Gehäuses, die zu Färbungen oder Dröhnen führen könnten, sind hier nahezu ausgeschlossen. Kantenbrechungen, sogenannte „Diffraktionen“ an der Außenseite, sind sogar unmöglich. Zudem lassen sich zwei, drei oder vier Treiber ( „La Sphere“), die ineinander verschachtelt angeordnet sind, ohne größeren Aufwand in perfektes Timing rücken.

Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

Schließlich erzeugt das Konzept auch noch eine Abbildung mit herrlich plastischer, greifbarer und fokussierter Bühne. Nicht umsonst spricht man bei derart konsequenten Koax-Systemen von „Einpunkt-Quellen“.

The Pearl bricht hier allerdings ein wenig aus: Bedingt durch ihre Umgebungsvariablen – sie ist nun mal keine La Sphere – musste der Hersteller den federleichten Kohlefaser-Bass am Rücken verstauen. Das fällt klanglich nicht weiter ins Gewicht: Bekanntermaßen breiten sich tiefe Frequenzen kugelförmig um den Lautsprecher herum aus. Und da der Tieftöner exakt auf Achse mit dem Hochmittelton-Koax verbaut ist, benötigt ihr rückwärtiger Treiber lediglich eine kleine Laufzeitkorrektur.

Warum baut nicht jeder Koax-Kugeln?

Auch hierfür kann man verschiedene Argumente anführen. Einerseits polarisiert die Optik. Die Aktive sieht mit ihrer exzellenten Verarbeitung und der Hochglanz-Lackierung einfach umwerfend aus. Es gibt allerdings Stimmen, die verlangen, dass eine Box auch – nun ja – wie eine Box auszusehen hat. Und das kubische Auftreten der allermeisten Lautsprecher hat ebenfalls Vorzüge: Bei identischen Grundmaßen hat eine Kiste mehr Volumen und damit mehr Bassvermögen als die Kugel. Und dann gibt es da auch noch einen Haken mit der Akustik: Platziert man einen Tweeter im Mitteltöner, dann wirken die energiereichen Schallwellen des äußeren Treibers wie ein Zwangskorsett für den innen gelegenen Lautsprecher. Der Frequenzgang eines Koax-Treibers verhält sich daher ähnlich wie ein Hornsystem. Sein Entwickler muss alle Tricks und Kniffe kennen, um lupenreine Linearität zu gewährleisten.

Cabasse hat damit keine Mühe. Immerhin haben die Franzosen jahrzehntelange Erfahrung mit dieser Konstruktionsweise. Sie kontrollieren ihre Lautsprecher bereits auf mechanischem Wege durch Materialkenntnis und die korrekte Verknüpfung der Treiber. Bei The Pearl kommt hinzu, dass wir über ein vollaktives Konzept mit integriertem Signalprozessor sprechen. Und so ein Lautsprecher lässt sich obendrein elektronisch auf die Spur bringen.

DSP, marsch!

Die Perle macht das auf zweierlei Weise: Still und heimlich trennt ihr digitales Filterwerk die drei Signalwege auf, entzerrt sie für frequenz- und timinglineare Wiedergabe auf dem jeweiligen Treiber und leitet die Musik schließlich in die drei unerschütterlichen Class-D-Kraftwerke. Die machen den Chassis mit bis zu 1,6 Kilowatt Dampf und gewährleisten eine schier unbegreifliche Bandbreite, die (bei −3 dB) das stattliche Spektrum von 19 Hertz bis 24 Kilohertz abdeckt. Möglich macht’s nicht nur die üppige Leistung. Der 25-Zentimeter-Bass verfügt zusätzlich über einen Hub von 30 Millimeter und reicht damit deutlich tiefer hinab, als man ihm zutrauen würde. Diese Basisarbeit ist aber nur die erste Hälfte der Anpassung.

Über eine hauseigene Cabasse-App kann man eine Raum-Einmessung vornehmen, die treffsicher üble Raummoden erkennt und sie durch passgenau gesetzte Kerbfilter beseitigt. Die Einrichtung könnte kaum simpler sein: Das Room-Setup in der App starten … und schon fängt der Lautsprecher über sein eingebautes Mikrofon den Charakter der Umgebung ein. Rund drei Minuten benötigten wir für den Vorgang, der dem Bass in unseren Büros und im Hörraum spürbar mehr Kontrolle und Straffheit brachte. Wie üblich wirkt das befreiend auf die Mitten, die nach der Einmessung holografischer und gelöster auf der Bühne erklingen.

Festlegen muss man sich übrigens nicht darauf: Die Raumkorrektur kann jederzeit über die Remote-App deaktiviert werden. Dazwischen kann man übrigens noch eine Klangregelung für Bass und Höhen einklinken, die den Charakter der Kugeln an den persönlichen Geschmack anpasst.

Schnurlos … oder besser Schnur dran?

Die Franzosen bewerben ihre Pearl als „Wireless Speaker System“. Das ist zeitgemäß und ganz im Sinne des modernen Lifestyles. LAN-Strippen empfehlen wir trotzdem – im Mindestfall, um sich das Leben zu vereinfachen: Ehe die Perle mit (Musik-)Daten beliefert wird, benötigt sie das Passwort des heimischen Funknetzwerks. Dazu bringt man sie über einen langen Tastendruck am Gehäuserücken in den Setup-Mode. The Pearl fungiert nun als „Wireless Access Point“. Oder einfacher: Sie erzeugt ein eigenes Netzwerk, in das man sich mit dem Tablet oder Smartphone einklinken kann, um ihr alle nötigen Infos und Daten zu „vererben“.

Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

Bei uns kam es immer wieder zu Verbindungsabbrüchen. Das lag nicht an der Perle, sondern an unseren Obst-Smartphones. Die ließen sich immer wieder einfallen, zum attraktiveren – weil mit dem Internet verbundenen – Hausnetzwerk zu wechseln. Letztlich schlossen wir die beiden Pearls via LAN-Kabel an den Router an und konnten das Setup störungsfrei fortsetzen.

Auch klanglich macht das Sinn: WLAN funktioniert grundsätzlich hervorragend. Allerdings gibt es eine Menge Umgebungsvariablen, die dafür stimmen müssen, außerdem ist die Box so auf 24/96 begrenzt. In der Regel ist der Datenstrom über die LAN-Leitung (max. 24/192) deutlich integrer, was sich klanglich positiv bemerkbar auswirkt, Plastizität und Fluss in die Musik bringt. Es gilt die Devise: LAN first!

The Pearl jetzt auch mit Ständer

Die Kabel lassen sich äußerst stylisch und effektiv in die Kugeln verlegen. Optional (um 400 Euro/St.) bietet Cabasse einen passenden und optisch wirklich gelungenen Standfuß an. Dessen Träger sind hohl und lassen sich durch ihre Öffnungen als Kabelkanäle verwenden. Da es sich um zwei Kanäle handelt, gelang es uns im Test, sämtliche möglichen Anschlüsse zu belegen und gleichzeitig die Strippen im Inneren der Konstruktion zu verbergen. So alternativlos wireless ist das Schnurlos-System nämlich gar nicht ausgelegt: Außer über Web-Dienste wie Tidal, Qobuz, Napster und Spotify, Webradio sowie UPnP-Streaming kann The Pearl digital (optisch) oder analog via Cinch angesteuert werden. Außerdem bietet ihr Terminal einen USB-Steckplatz für Datenträger und besagten LAN-Port. Einen Computer kann man nicht direkt anschließen, der darf jedoch auf Bluetooth ausweichen.

DAC, DAC, DAC …

Wiedergegeben werden alle gängigen Formate mit einer maximalen Bandbreite von 24 Bit und 192 Kilohertz. Intern tickt der D/A-Wandler (ein AK4490) mit einem Takt von 768 Kilohertz und einer Auflösung von 32 Bit. Die höheren Werte verwendet er für Oversampling sowie fürs Dithering, das die Bit-Auflösung in einen derart hohen Wertebereich verschiebt, dass selbst bei sehr leisem Hören kein Verlust auftritt. Das ist absolut sinnvoll: Ein Lautsprecher, der unter Volllast bis zu 118 dB erreicht (auf einen Meter Distanz), wird einen großen Teil seines Daseins bei vergleichsweise geringer Aussteuerung zubringen.

Für die Steuerung legt Cabasse eine handtellergroße Vollmetall-Fernbedienung bei, die Lautstärke und Eingänge regeln kann und die man mit Favoriten belegen darf. Alles Weitere ist Sache der smarten App (Android/iOS). Die kontrolliert nicht nur die Netzwerk-Wiedergabe, sondern ist auch Herrscher über die Multiroom-Features. Man kann die Pearl nämlich allein (als Mono-Anlage) oder im Stereo-Verbund verwenden. Außerdem lassen sich ganze Hausanlagen samplesynchron in den Party-Verbund schalten. Man kann freilich auch verschiedene Zimmer mit individueller Musik beschallen und alles über eine oder mehrere Apps steuern. Die Perlen lassen sich für bessere Orientierung in solch komplexen Verbünden individuell benennen. Die Funk-Box arbeitet übrigens auch nahtlos mit ihrer kleinen Schwester The Pearl Akoya (Stückpreis um 1500 Euro) und vielen anderen Cabasse-Produkten zusammen.

Die Klangmeriten der The Pearl

Wie die Pearl klingt? In einem Wort: umwerfend! Wir haben die Lautsprecher bei Testbeginn für einen kurzen Funktionscheck in einem unserer Büros ausgefahren und konnten zunächst kaum glauben, was wir da hörten: Die Kugeln musizierten vom Fleck weg so zeitrichtig, gelassen, raumfüllend und vor allem so unerschütterlich druckvoll, satt und trocken, dass wir im Geiste eine großkalibrige Standbox vor uns sahen. Die beiden Perlen zauberten eine unergründlich tiefe, scharf umrissene Bühne ins Zimmer, die nach der Raum-Einmessung noch einmal spürbar an Plastizität gewann.

Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

Die Wirkung der DSP-Adaption ist allerdings umgebungsabhängig. In unserem Hörraum, der per se besser klingt als ein Büro, zeigten die Pearls auch ohne aktivierten Room-EQ jenes merkliche Plus an Transparenz und Abbildungstiefe. Nach der Kalibrierung machte sich die Entzerrung dafür deutlicher im Grundton und im Bass bemerkbar, der einen Hauch schlanker, dafür aber auch straffer, konturierter und stabiler tönte.

Wir meinen …

Superbes Design trifft intuitive Bedienung und herausragenden Klang. Die Pearl löst ihr Lifestyle-Versprechen souverän und kompromisslos ein – und das mit einer Performance, die selbst gehobenen HiFi-Ansprüchen gerecht wird. Der Paarpreis von rund 5580 Euro mag im ersten Moment hoch wirken, doch sollte man nicht vergessen, dass The Pearl eine vollständige Anlage ist: Mit Quellen, Verstärkern, Lautsprechern und vielen Extras (Room-EQ etc.). Kurzum: Eine bärenstarke Kombination!

Cabasse The Pearl Aktivlautsprecher

 

Technische Daten

Konzept: Aktivlautsprecher mit integriertem Streamer, D/A-Wandler und Room-EQ
Bestückung: Tieftöner (25 cm, 1000 W RMS/2000 W Spitze), Hochtöner (300 W RMS/600 W Spitze), Mitteltöner (13 cm, 300 W RMS/600 W Spitze)
Frequenzgang: 18 bis 24 000 Hz (−3 dB)
Maximalpegel: 118 dB Spitze mono/124 dB Spitze stereo
Anschlüsse/Schnittstellen: LAN/WLAN, Bluetooth, SPDIF optisch, analog Cinch, USB (Datenträger)
D/A-Wandler: AK4490, interne Arbeitsfrequenz 32 bit/768 kHz, Eingangssignale bis 24 bit/192 kHz
Audio-Formate: MP3, AAC, WMA, AIFF, FLAC, ALAC
Bedienung: programmierbare Bluetooth-Fernbedienung, Remote-App (Android/iOS)
Maße (B/H/T): 33/33/32 cm
Gewicht: 18 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Paarpreis: um 5580 €, Ständer um 800 €, Wandhalter um 500 €

Kontakt

ATR – Audio Trade
Hi-Fi Vertriebsgesellschaft mbH
Schenkendorfstraße 29
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