Clearaudio Smart Matrix Silent Plattenwaschmaschine – Die Platten-Flüsterin
Sie ist kompakt. Sie ist leise. Und sie kann den Spaß am analogen Medium Schallplatte vervielfachen. Die Clearaudio Smart Matrix Silent gehört zu den wohl sinnvollsten Anschaffungen, die ein „Analogo“ im Jahr 2020 tätigen kann.
Eine notwendige Vorbemerkung, um keine Frustration aufkommen zu lassen: Für den Test der Clearaudio Smart Matrix Silent wurden LPs verwendet, die im Durchschnitt 30 bis 40 Jahre auf den Rillen hatten, als ich sie auf den Moosgummi-bewehrten Teller der Plattenwaschmaschine legte. Einige von ihnen kann man noch in mehr oder weniger aktuellen Pressungen käuflich erwerben, viele andere – sie stammen aus der ungemein reichhaltigen Sammlung eines Nürnberger Musikjournalisten und Italien-Fans – sind nur noch durch hartnäckige Suche bei den einschlägigen Verkaufs- und Auktionsportalen zu bekommen. Ein paar hätte der Schreiber dieser Zeilen gerne behalten, aber der Eigentümer, der ab und an Doubletten aus seiner Sammlung ins Netz stellt, machte klar, dass die Schätze in diesem Fall unverkäuflich sind und er sie nur für den Test schweren Herzens kurzzeitig aus der Hand gab.
„Die packe ich nicht alleine aus, an der letzten Plattenwaschmaschine von Clearaudio habe ich mir beinahe einen Bruch gehoben“, schleuderte ich dem angesichts des unwirschen Tons leicht verdutzten Chefredakteur entgegen. Wusste er doch schon vorher, dass der aus dem Erlanger Meilwald nach Ismaning geschickte Karton so gewichtig gar nicht ist. Beim Auspacken – manche Leute drehen von dieser Prozedur bekanntlich sogar Videos – kam ein erstaunlich leichtes Gerät zum Vorschein, dessen Standfläche kaum mehr als die Abmaße einer LP-Hülle benötigt. Unser Testexemplar hatte dieses edel wirkende, satte Oberflächenfinish von sorgsam gebürstetem Naturaluminium, das so typisch für die Erlanger Plattenwaschmaschinen ist. Wahlweise gibt es die Smart Matrix Silent bei Clearaudio aber auch in unauffälligem Schwarz.
Eine Bedienungsanleitung liegt bei, wirklich gebraucht wird sie aber eigentlich erst, wenn es darum geht, den Tank mit der benutzten Reinigungsflüssigkeit zu leeren und die Maschine innen zu reinigen. Der Rest ist, sofern man schon einmal eine Plattenwaschmaschine benutzt hat, selbsterklärend, jedenfalls beinahe. Rechts hinten hat die Clearaudio Smart Matrix Silent einen sauber eingepassten Kunststoff-Stopfen, der sich einfach herausziehen lässt und den Einfüllschacht für die Reinigungsflüssigkeit freigibt. Nachdem man von dieser vergleichsweise geringe Mengen benötigt, reicht es völlig aus, mithilfe des beigegebenen Kunststoff-Trichters etwa ein Viertel der ebenfalls im Lieferumfang enthaltenen Flasche in den Tank der Maschine zu füllen.
Bei der Bedienung ist ein Detail zu beachten, das ein wenig anders gelöst wurde als bei anderen Plattenwaschmaschinen: Nachdem man die Clearaudio Smart Matrix Silent an das Stromnetz angeschlossen und den auf der Rückseite über der Kaltgerätebuchse angebrachten Netzschalter betätigt hat, legt man die LP auf den Transportteller und befestigt sie mittels einer Schraubklemme, die zugleich das Plattenlabel schützt und wohl auch als Beschwerungsgewicht eines Plattenspielers taugen würde. Und dann reicht es völlig aus, den Reinigungsarm, der mit seinem quaderartigen Querschnitt ein wenig an die Revox-Tangentialtonarme der 1970er Jahre erinnert, über die zu reinigende Platte zu schwenken und nach unten zu drücken. In diesem Moment startet nämlich nicht nur der Tellerantrieb, die Maschine appliziert auch selbsttätig die erste Portion Reinigungsflüssigkeit auf die Rillen. Der Reinigungsarm mit seinen Mikrofaser-Streifen verteilt das Fluid über die ganze Platte. Im Fall der Clearaudio Smart Matrix Silent bin ich geneigt, den Werbeslogan des Herstellers von der „intuitiven Bedienung“ zu unterschreiben. Am besagten Reinigungsarm gibt es einen Schieber für verschiedene Plattengrößen, damit man auch Singles waschen kann, ohne Reinigungsflüssigkeit ins Leere zu sprühen. Auch der Sinn der drei stabilen Taster – beim Vorgängermodell waren noch Kippschalter verbaut – erschließt sich von selbst: Hier lassen sich die Änderung der Laufrichtung, der manuelle Auftrag des Reinigungsfluids und die Absaugung aktivieren.
Wer die größeren und deutlich teureren Modelle der Marke kennt, wird feststellen, dass es bei der Clearaudio Smart Matrix Silent ein wenig spartanischer zugeht, die Reinigungswirkung aber grundsätzlich genauso gut ist wie bei ihren größeren Schwestern. Klar muss sein, dass die „Kleine“ für den professionellen Einsatz im Plattenladen, wo im Ernstfall eine größere Anzahl von Kundenplatten in relativ kurzer Zeit gewaschen werden soll, weniger geeignet ist. Hier wird pro Waschgang nur eine Seite gesäubert, diese aber so porentief rein, wie es einst die Waschmittel-Werbung versprach. Mit der Clearaudio Smart Matrix Silent dauert die Prozedur natürlich etwas länger, weil die Platte gewendet und wieder „eingespannt“ werden muss. Man sollte zudem im Hinterkopf behalten, dass der mit Moosgummi belegte Auflageteller öfter gesäubert werden sollte, damit man die bereits gewaschene Plattenseite nicht gleich wieder verunreinigt. Mit der optionalen Abdeckhaube kann man übrigens verhindern, dass die Maschine bei längerer Nichtnutzung einstaubt.
Die Waschleistung der kleinen Maschine ist dafür über jede Kritik erhaben – und auch der Geräuschpegel ist selbst beim Absaugvorgang deutlich erträglicher als bei ganz vielen Konkurrenzprodukten. Und der klangliche Gewinn, um den es letztendlich ja geht, wurde unmittelbar erfahrbar. Der italienische Jazzpopper Riz Ortolani schrieb 1982 den melodischen Soundtrack zu dem düsteren Liebesdrama Das Mädchen von Triest mit Ornella Muti in der Rolle einer psychisch kranken jungen Frau. Im Ursprungszustand nervten diverse Knack- und Klickgeräusche bei der 38 Jahre alten Scheibe. Nach zwei Durchgängen mit der Smart Matrix Silent hätte man meinen können, ein ladenneues Exemplar auf den Audio-Note-Plattenspieler gelegt zu haben. Ähnlich erging es dem FIDELITY-Team mit Sergio Caputos Storie di whisky andati, einem feinen Sänger-Songschreiber-Album, David Bowies unverwüstlichem „Heroes“ oder Stevie Winwoods Arc Of A Diver in einer sehr feinen Italo-Pressung. Der Störgeräusch-Teppich trat in den Hintergrund, Schallereignisse wurden durchwegs konturierter und durchhörbarer. Mit ihrem Preis von 1500 Euro ist die Clearaudio Smart Matrix Silent eine Pflichtanschaffung für Plattenliebhaber, sofern man noch kein größeres Modell hat.
Wir meinen
Die Clearaudio Smart Matrix Silent gehört zu den ohne Bedienungsanleitung zu benutzenden Geräten, ihre Waschleistung ist überzeugend, der Klanggewinn groß.
Info
Plattenwaschmaschine Clearaudio Smart Matrix Silent
Ausstattung: Rechts – und Linkslaufsteuerung des Drehtellers, automatisierter Flüssigkeitsauftrag, stabiles Alu-Gehäuse inklusive Plattenklemme und Single-Adapter, verstellbarer Reinigungsarm für LPs, EPs und Singles, Haube optional (um 140 €), kein Standby
Maximale Leitungsaufnahme: 300 W
Gewicht: 11 kg
Maße (B/H/T): 35/24/35 cm (mit Plattenklemme)
Garantiezeit: 2 Jahre (3 Jahre nach Registrierung)
Preis: um 1500 €
Kontakt
clearaudio electronic GmbH
Spardorfer Straße 150
91054 Erlangen
Telefon +49 9131 40300100
Mitspieler
CD-Player: Mark Levinson 390s
SACD-Player: Marantz SA14 V1, Sony SCD 333 ES, Pioneer D6, Denon CX2
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, SoReal Audio Seismograph, Dr. Feickert Volare
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Vollverstärker: Marantz HD-AMP1, Markt Levinson 5805
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22, John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, Monitor Audio Gold 200
Kabel: AudioQuest, Morrow Audio, in-akustik und Silnote Audio
Zubehör: diverse Spikes und Untersetzer von ViaBlue