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Nubert nuPyramide 717 Reportage

FIDELITY zu Gast bei … einem Nubert Fan

Nubert nuPyramide 717, schwäbische Pyramiden

FIDELITY zu Gast bei … Fritz. M in Nymphenburg, einem Nubert Fan und seinen nuPyramiden 717

Zum 40-jährigen Jubiläum der berühmten Nubert-Pyramiden präsentiert die schwäbische „Schbiegga-Fäktschorri“ (Zitat Anrufbeantworter) einen omnidirektionalen Nachfolger der Spitzenklasse. Ein begeisterter Nubert-Fan hat uns eingeladen.

Fotografie: Helmut Hack, Hersteller

Nubert nuPyramide 717 Reportage
Stilprägend, extrem selten, wunderschön und bequem – die Sessel „Jetson“ des schwedischen Designers Bruno Mathsson aus dem Jahr 1966 gelten als Paradebeispiele des Funktionalismus. Daneben kann sich die nuPyramide 717 von Nubert durchaus sehen lassen.

Einen Steinwurf vom Nymphenburger Schloss entfernt und nur einen bequemen Spaziergang bis zur schattigen Oase im sommerlich-heißen München, dem Königlichen Hirschgarten, suche ich nach der Adresse, die Herr M. mir genannt hatte. Kurfürst Karl Theodor ließ dort, im Hirschgarten, einst Hirsche zur Jagd ansiedeln, noch heute ist ein Damwildgehege die Attraktion des mit 8000 Sitzplätzen größten Biergarten Bayerns. Es ist elf Uhr und die Luft über dem Asphalt beginnt schon in der Hitze zu flimmern. Unweigerlich überkommt mich das Bedürfnis nach einer kalten Maß Augustiner und zwei Weißwürsten. Aber deshalb bin ich nicht hier.

„Sie müssen Herr Hack sein“, begrüßt mich ein gutgelaunter Herr Mitte fünfzig im legeren Outfit. Nachdem ich wahrheitsgemäß bestätigt habe, bittet mich Herr Fritz M. in die geräumige und auffallend stilvoll eingerichtete Etagenwohnung. Dort stellt er mich seiner Partnerin Lore W. vor. Sie ist Inneneinrichterin und nutzt die gemeinsame Wohnung auch als Showroom, was die reichhaltig drapierten Deko-Objekte erklärt. Trotzdem – und damit komme ich schließlich zum Grund meines Besuchs bei Herrn M. – hat sie ein Paar Lautsprecher genehmigt. Keine schlanken Säulen des faulen Kompromisses, sondern richtige Lautsprecher. Oder besser gesagt, ehrliche Lautsprecher.

Nubert nuPyramide 717 Reportage
Fritz M.s Partnerin Lore W. dekoriert liebevoll freie Flächen in der sehr geschmackvoll eingerichteten Wohnung. Die omnidirektional abstrahlende nuPyramide 717, die wir hier von schräg hinten sehen, akzeptiert sie im Alltag nur mit abgedeckten Chassis.

Ehrliche Lautsprecher, ehrlicher Service, so schafft Nubert treue Kunden

Der Firma Nubert fühlt sich Fritz M. mittlerweile seit Jahrzehnten verbunden, die nuBox-Serie war damals noch gar nicht erschienen. Ein paar Jahre später legte er sich eine nuBox 683 mit Subwoofer zu, war aber als reiner Stereohörer nicht völlig zufrieden, weshalb er sie umgehend gegen eine nuLine 284 tauschte. Wiederum ein paar Jahre später hörte er eine nuVero 14 und war restlos begeistert – die musste es sein. Ein Nubert-Mitarbeiter versicherte ihm fälschlich, es würde in absehbarer Zeit keine Überarbeitung geben. Also schlug Herr M. zu, nur um ein paar Wochen später von der neuen nuVero 140 lesen zu müssen. An sich eine ärgerliche Situation, zumal die Rückgabefrist gerade verstrichen war. Aber Nubert löste sie ebenso elegant wie unbürokratisch, die Schwaben gestanden ihren Fehler ein, lieferten ein brandneues Modell und holten die alte nuVero 14 ab. Dieser Service überzeugte Fritz M., dazu kam das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis, der ehrliche, handwerkliche Anstrich des Unternehmens und nicht zuletzt Herrn M.s persönlicher fachlicher Einblick in die Materie: Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker war lange Jahre im Außendienst unterwegs, wo er defekte Fernseher und Stereoanlagen reparierte. Heute führt er die Geschäfte eines Unternehmens für Software-Entwicklung.

Kurz: Herr M. sah keinen vernünftigen Grund, Nubert nicht über Modellgenerationen hinweg treu zu bleiben. Mit seiner nuVero 140 war er bis zuletzt nicht eine Minute unzufrieden. Aber dennoch ist das, was mir Herr M. heute zeigen möchte, von einem ganz anderen Kaliber.

Nubert nuPyramide 717 Reportage
Welche Seite der nuPyramide nun vorne (oben) und hinten (Mitte) ist, verrät nur das Anschlussfeld; die Treiberbestückung ist auf beiden Seiten identisch. Unter einer Acrylglasplatte liegt im Sockel verborgen die aufwendige Frequenzweiche.

Rock Like An Egyptian

Ungeachtet dessen, dass Nubert für durch und durch vernünftige, konservative und neutrale Lautsprecher bekannt ist, leisteten sich die Ingenieure in Schwäbisch Gmünd während der über 40-jährigen Firmengeschichte durchaus ihre Extravaganzen. Im Jahr 1977 beispielsweise eine gewaltige, rundherum bis zum Boden abgeschrägte Box namens Pyramide 707, die voll im damaligen Trend zur maximalen Membranfläche lag.
Als nuPyramide 717 ist die legendäre Nubert-Pyramide – viele Fans nutzen sie heute noch – nun wiedergeboren. Ende letzten Jahres, pünktlich zum 40-Jährigen, tauchten erste Bilder im Netz auf, mittlerweile ist die Mahagoni-Ausführung zum Stückpreis von 5600 Euro lieferbar. Modelle in Schwarz und Weiß für 5900 Euro sollen bald folgen. Nubert-Fans wird angesichts solch ambitionierter Preise vermutlich schon schwindlig, wenn man aber den Markt ein wenig überblickt, erscheinen sie ob des Gebotenen im Grunde günstig. Was wird denn nun geboten?

Nubert nuPyramide 717 Reportage
Die aufwendige Frequenzweiche im Sockel der nuPyramide 717.

Allseits ansprechend

Wie ihre Vorgängerin ist die nuPyramide 717 als Rundstrahler konzipiert, zwei komplette Dreiwege-Einheiten zieren Front und Rückseite, an den Seitenwänden unterstützen zwei Kalottenhochtöner und erweitern den Raumeindruck. Im Sockel liegt hinter einer transparenten Acrylplatte die ungewöhnlich komplexe Weichenschaltung, die hier deutlich mehr Verantwortung trägt als in herkömmlichen Dreiwege-Lautsprechern. Bei erzwungener wandnaher Aufstellung können die hinteren Treiber über einen Kippschalter nämlich fast aus dem Spiel genommen werden. Die rückwärtigen Mittel- und Hochtöner werden dann abgeschaltet, wohingegen der Bass weiterhin im Push-Push-Betrieb mit seinem Vordermann mitläuft. Die seitlichen Hochtöner bleiben zwar aktiv, reduzieren ihren Druck aber zu hohen Frequenzen ab 10 kHz, um nicht zu viel Energie über frühe Wandreflexionen zu erzeugen. Die Besonderheit der nuPyramide ist aber eindeutig ihre omnidirektionale Abstrahlung, weshalb sie am besten relativ frei im Raum stehen sollte. „Wenn Sie hier durchgehen, bleibt die Bühne total stabil!“, ruft mir Herr M. über Paul Simons Graceland-Album hinweg zu, während er zwischen den Lautsprechern hindurch in Richtung Eingangstür spaziert.

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Callas, Kunst und Kraftpakete: Lore W. und Fritz M. haben es sich mit Nubert-Skulpturen wohnlich eingerichtet.

Derweil inspiziere ich den massiven Sockel der Pyramide. Neben einem großen Kippschalter für Direkt- oder Rundumabstrahlung finden sich zwei kleinere, die Mittel- und Hochton „sanft“ oder „neutral“ abstimmen. Im Blitzlicht der Kamera spiegeln sich zwei große Bassreflexrohre in der Plexiglasabdeckung der Korrekturschaltung. „You Can Call Me Al“, immer noch eine großartige Produktion, springt quicklebendig aus den so komplex wirkenden Schallwandlern. Die räumliche Darstellung entspricht natürlich nicht der eines neutralen Monitors, wirkt aber äußerst homogen und auch im klassischen Stereodreieck vor den Lautsprechern, wo ich mittlerweile auf einem entzückenden, seidig grau-blau schimmernden Sofa sitze, ungewöhnlich großzügig. Noch mehr verblüfft mich allerdings die reichhaltige Farbigkeit und Klangfülle der kunstlederbespannten Schallwandler. Ihre mächtigen Bässe, die größten im Nubert-Programm, beanspruchen eine natürliche Autorität, ohne jedoch dominant werden zu müssen, Mittel- und Hochton entfalten sich bruchlos und raumfüllend. Und tatsächlich beschleicht einen das Gefühl, unerlaubterweise die Bühne zu überqueren, wenn man zwischen den frei im Raum stehenden Pyramiden hindurchwandert. Das gesamte Klangbild strotzt vor Kraft und Dynamik, obwohl die kunstfertige Frequenzweiche notgedrungen etwas Effizienz kostet.

Nubert nuPyramide 717 Reportage
Von diesen fast 30 Zentimeter durchmessenden Erdbeben-Simulatoren mit ultrakräftigem Magnetantrieb sind pro Pyramide zwei Stück im Push-Push-Betrieb verbaut. Die nuPyramide erreicht damit eine untere Grenzfrequenz von 25 Hertz.

Kraft- und andere Quellen

Die Quelle dieser Kraft findet sich auf einem rollenden Sideboard und kommt ebenfalls aus Schwäbisch Gmünd: nuPower A, das Kraftpaket aus der Leistungsabteilung der Schwaben, stemmt 540 Watt an jede Pyramide, die jene offenbar bestens verwerten können. Mit nuControl befindet sich sogar die Vorverstärkung in Nubert-Hand, die Quellenlage hingegen präsentiert sich bedenklich. Zwar besitzen Herr M. und seine Partnerin ein gut gefülltes CD-Regal und sogar eine Handbreit Schallplatten – Frau W. ist fasziniert von Maria Callas – entsprechende Abspielgeräte hingegen nicht. „Die Musik kommt über Spotify“, gibt Herr M. freimütig zu. Der Musikliebhaber mit breitem Geschmack zwischen Hardrock und Klassik ist kein Bilderbuch-Audiophiler, das war mir schon an der Netzleiste und Signalverkabelung angenehm aufgefallen. Dennoch möchte ich insbesondere der Dame des Hauses schon aus beruflichen Gründen dringend zu einem Plattenspieler raten. Vinyl-Dreher sind so angesagt, dass heutzutage ein Wohnzimmer ohne Plattenspieler ebenso unvollständig eingerichtet ist wie eine Küche ohne Kaffee-Vollautomat.

Ob ich Lust auf Weißwürste mit einem kalten Augustiner auf dem Balkon hätte?, liest Frau W. meine Gedanken. Nichts anderes könnte mich im Moment von meinem Logenplatz weglocken. Während wir uns zu dritt wohlverdient stärken, das Lautsprecher-Rangieren war trotz rollender Basen – einer Leihgabe von Nubert – kräftezehrend, tauschen wir uns über musikalische Vorlieben aus. Herr M. wurde vom Classic Rock der Siebziger geprägt, Pink Floyd, Black Sabbath – drinnen rocken gerade Deep Purple aus den Nubert-Pyramiden – hört heute aber ebenso gerne Klassik. Das wirkt ehrlich, aber ganz ausschließen möchte ich nicht, dass es sich um eine Schutzbehauptung im Zuge eines Deals mit seiner Callas-begeisterten Partnerin handelt. Jene scheint übrigens gar nicht besonders unter der schweren Bürde der Pyramiden in ihrer perfekt ausgestalteten Wohnung zu leiden. Solange die Treiber hinter Stoffabdeckungen verschwinden, könne sie gut damit leben, zeigt sich Frau W. flexibel und entspricht damit so gar nicht dem Klischee der Lebenspartnerin als größtem Störfaktor für originalgetreue Wiedergabe. Am fortgeschrittenen Nachmittag entlässt mich das sympathische Paar wieder in den heißen Münchener Hochsommer. Ich bin um ein paar Vorurteile bezüglich Nubert und der Beziehung von Lautsprechern und Inneneinrichterinnen ärmer und um ein paar bleibende Klangeindrücke reicher.

Wir meinen

Nubert hat antike Fundstücke aus dem eigenen Keller mit modernen Mitteln auf den neuesten Stand gebracht. So lassen wir uns die Pflege des Altertums gefallen.

Nubert nuPyramide 717 Reportage Navigator

 

Info

Standlautsprecher Nubert nuPyramide 717
Funktionsprinzip: Duo-3-Wege-Standlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: 4 x Hochtöner mit 26-mm-Seidengewebekalotte, 2 x 150-mm-Tiefmitteltöner mit Glasfaser-Sandwichmembran, 2 x 285-mm-Ultra-Longstroke-Tieftöner mit Glasfaser-Sandwichmembran
Nennimpedanz: 4 Ω
Frequenzgang: 25–25 000 Hz (−3 dB)
Wirkungsgrad: 83,5 dB (W/m)
Maße (H/B/T): 102/45,7/45,7 cm
Ausführungen: Echtholz-Mahagoni, Schwarz und Weiß (angekündigt)
Gewicht: 70,3 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: ab 11 200 €

Kontakt

Nubert electronic GmbH
Goethestraße 69
73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon 07171 926900

www.nubert.de

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