T+A MP 1000 E und PA 1000 E Multiplayer und Verstärker
Ein Duo von T+A zum Verlieben
Das T+A-Zweigespann MP 1000E und PA 1000E weckt nicht nur tiefer liegende Erinnerungen, sondern schafft es auch, echte Emotionen bei mir zu wecken. Oder klarer gesagt: Ein objektives Urteil sollten Sie besser nicht erwarten. Für eine nüchterne Betrachtung sind die beiden Herforder ohnehin viel zu schade.
Wann immer ich den Namen T+A höre, fällt mir eine Anekdote ein, in der sich bestimmt der eine oder andere Highender wiedererkennt: Von Streaming hatte ich schon einiges gehört, war in die theoretischen Grundlagen abgetaucht und konnte es gar nicht erwarten, meine jahrelang gesammelten CD-Rips aus dem Computer zu befreien und ins Wohnzimmer zu überführen. Allen Regeln der Vernunft zuwider (Stichwort: Festplattenpreise) hatte ich bereits in der ersten Dekade der 2000er damit begonnen, meine CDs ins FLAC-Format zu konvertieren. Allerdings war der Leidensdruck damals noch nicht groß genug, um den Blindkauf eines Sonos-Systems zu rechtfertigen.
Und so gebührt den Herfordern die Ehre, mir zum Erstkontakt mit einem Netzwerkspieler verholfen zu haben. Im Juni 2007 hatte ich Besuch von Firmengründer Siegfried Amft nebst Entwicklungsleiter Lothar Wiemann in meiner damaligen Wirkungsstätte. Die beiden hatten die erste Komponente ihrer E-Serie im Handgepäck. Die hörte auf den schlichten Namen „Music Receiver“ und war genau das: Ein Stereo-Vollverstärker mit integriertem Radio, einem CD-Spieler und – Tadaaa! – einer LAN-Schnittstelle am Gehäuserücken, die Zugriff auf ein UPnP-Netzwerk gewährte. Während ihres Besuches konzentrierten wir uns auf den CD-Spieler. Der war direkter zu steuern (es gab 2007 noch keine Tablets) und brachte den Receiver augenblicklich zum Singen. Natürlich redeten wir über den Netzwerkteil, dieses neue, unbekannte Wesen, seine zahllosen Möglichkeiten und die völlig irren Perspektiven – garniert mit meinem selbstgefälligen „Ach, lasst mal, das bekommen wir schon hin!“
Als der Besuch aus dem Haus war, wurde mir schnell bewusst, wie tief ich im Schlamassel steckte, denn eigentlich wusste ich nix … Wie zum Geier erweckt man einen Streamer zum Leben? Stöpselt man ihn einfach in die Telefonbuchse? Kann man eine Netzwerk-Festplatte (NAS) direkt an den LAN-Eingang des Receivers anschließen? Zur Erinnerung: Damals, also vor zwölf Jahren, hatte man noch keinen WLAN-Router im Haus. Den persönlichen Gateway ins Internet nannte man Modem, und das Ding hatte Buchsen für exakt einen Computer. Einige geständige Telefonate mit Lothar Wiemann sowie viele hundert Seiten Tutorials und Workshops im Internet brachten mich über die Ziellinie. Kurzum: Mein heutiges Wissen über Netzwerktechnik und Streaming gründet auf den Erfahrungen mit T+As E-Klasse. So etwas schweißt Bindungen dauerhaft zusammen.
T+A ist einfach saugut kombiniert!
Dabei wäre der sympathiefördernde Rückenwind gar nicht erforderlich gewesen. Meine Begegnung mit der E-Klasse war Liebe auf den ersten Blick. T+A darf sich zur Speerspitze der Schöpfer des Multi-Source-Gedankens zählen. Die Player der Serie deckten bereits 2007 flächendeckend alle Belange der zeitgenössischen HiFi-Umgebung ab: Radio (FM, DAB, Web), CD, UPnP- und DLNA-Netzwerk, USB war an Bord und extern zugängliche analoge und digitale Buchsen waren ebenfalls am Start. Die E-Serie verarbeitete auch damals schon 24/192. Und der Klang … Wenn es jemals einen Zeitpunkt gab, zu dem man sagen durfte: „Mehr HiFi braucht kein Mensch!“, dann galt das zu jener Zeit für den Music Receiver oder die große E-Kombi – gemeinsam mit dem Receiver erschienen ein diskreter Vollverstärker sowie ein reiner Multiplayer, die Vorgänger unserer Test-Kette.
In den kommenden Jahren verfolgte ich die Evolution der Familie. Als erste Änderung brachten die Herforder eine Balanced-Version des Players heraus, die außer mit Cinch- auch mit XLR-Ausgängen ausgestattet war. Darauf folgten Jahre der Systempflege: Nach langem Ringen konnte T+A die unterbrechungsfreie Wiedergabe verkünden, das Webradio wurde verfeinert, neue Tonformate wanderten auf die Feature-Liste, die zugehörige Remote-App wurde erst für Apple, dann auch für Android herausgegeben – vertrauensfördernde Produktpflege eben.
Vor drei Jahren dann der große Knall: Nach fast zehn Jahren war es an der Zeit, die E-Familie in den wohlverdienten Ruhestand zu schicken. Grund für die Sägegeräusche im Portfolio war die zwischenzeitige Entwicklung der HV- und der deutlich verbesserten R-Familie. Beide hatten die Messlatte höher gelegt und neue Erkenntnisse geliefert, die es absurd wirken ließen, die technisch veraltete E-Linie weiterzulisten. Also: Bühne frei für die neuen Modelle.
Alles nach oben geschraubt
Nach außen sind die Neuen vor allem durch ihre Nomenklatur von den alten Geräten zu unterscheiden. T+A führt seine Full-Size-Serien nun als 1000er (E), 1200er und 2000er (R) sowie 3000er (HV). Aus dem Multi Player wurde folglich der MP 1000E, und der ehemalige Power Plant firmiert unter PA 1000E. Optisch ist das Duo nahezu identisch mit seinen Vorbildern, allerdings mit einem Unterschied, den man beim Hochheben bemerkt: Die einstmals aus Kunststoff gefertigten Seitenwangen bestehen nun aus massivem Aluminium. Vermutlich gab es gelegentlich Klagen über die Materialqualität der Wangen.
Ehe mir Unterschlagung vorgeworfen wird, möchte ich auch auf die Preisentwicklung der Serie eingehen. Wer sich die 2007er-Kombi kaufte, musste für beide Geräte rund 3700 Euro hinblättern. Dafür bekommt man heute allein den PA 1000E. Das lässt sich kaum mit Inflationseffekten rechtfertigen. Wir müssen trotzdem eine Lanze für T+A brechen. Die Marke entwickelt, fertigt und montiert nach wie vor sämtliche Geräte sowie Baugruppen in Herford und Umgebung. „Made in Germany“ ist hier also mehr als reines Marketing. Außerdem stecken unter den Gehäusedeckeln Schaltkreise, die selbst der damaligen (2007er) R-Serie überlegen sind. Mit der ursprünglichen E-Familie teilen sich die 1000er also nicht viel mehr als das (Gehäuse-)Konzept.
Und das bereitet das nächste Argument vor: Neue Features wie unterbrechungsfreies Gapless Play, Apps und zahlreiche Wiedergabelizenzen verschlingen Unsummen. Und bei den Features hat T+A so einiges nachgerüstet. Nach wie vor ist der MP ein umfassender Allesspieler mit neu entwickeltem CD-Drive, Radio und Streamer. Letzterer verarbeitet Signale via LAN, WLAN, Bluetooth (aptX) und USB (Computer, Smart Devices und Datenträger). Zusätzlich kann man auf Tidal, Deezer und Qobuz zugreifen – jene exklusiven Streamingdienste also, die verlustfreies Material verströmen. Außerdem wanderte das „Roon ready“-Zertifikat in die T+A-Schaltkreise. Verarbeitet wird all dies über einen Wandler der Superlative, der intern mit 32 Bit auflöst und bis zu 384 Kilohertz schluckt – egal, wie komplex die anfallenden Aufgaben aussehen, hier sind keine Verluste zu befürchten. Hinaus gelangen die vergoldeten Töne digital oder via Cinch und XLR – die Balanced-Option ist mittlerweile serienmäßiger Bestandteil des MP 1000E. Optional kann man sich die Ausgänge variabel beschalten lassen, um Aktivmonitore oder Endstufen direkt aus dem Alleskönner anzutreiben. Das Serienmodell verzichtet auf diese Fähigkeit, da sie zusätzliche Bauteile in den Signalweg bringt.
Alles Analoge findet derweil im PA 1000E statt. Mit 250 Watt an vier Ohm ist der Vollverstärker ein kompakter Kraftprotz, der mit jedem Lautsprecher auskommen sollte. An Wilson Audios Sasha DAW, JBLs L100 und MuSiCa NoVas PlethorA fühlte er sich jedenfalls auf Anhieb wohl. Zwei symmetrische und fünf cinchige Quellen lassen sich in seine Schaltkreise lotsen. Wer auf Optionen steht, darf sich freuen, dass T+A eine MC- oder MM-Phono-Platine liefern kann (auch nachträglich), die einen der fünf Cinch-Inputs belegt. Schließlich gibt’s einen frontseitigen Kopfhörer-Ausgang und eine superbe Klangregelung, die gerne verwendet werden darf. Habe ich etwas vergessen? Ach so: Beide Komponenten können über ein Link-Kabel verbunden werden. Anschließend kann man den MP über die Fernbedienung des Amps und den PA umgekehrt über die App des MP mitsteuern. Ein nebensächliches Detail – es zeigt aber, dass T+A seine Produktfamilien wirklich als „Familien“ auffasst.
Endloser Hörgenuss bei T+A
Ich könnte Ihnen nun Absatz um Absatz vom goldig-feinen Schimmer berichten, der so charakteristisch für den Klang der E-Komponenten ist. Darüber schreiben, wie haarfein, holografisch und präsent sie David Gilmores Stimme in unseren Hörraum projizierten oder wie seidig fein die Färbung und Klarheit seiner Gitarren und Hallfahnen in die Tiefe einer virtuellen Unendlichkeit entschwanden. Das tue ich aber nicht, denn es würde a) am eigentlichen Schlüsselmerkmal der Kette vorbeigehen und b) implizieren, dass diese hohe Klangkunst bei T+A-Komponenten nicht ohnehin eine Selbstverständlichkeit ist.
Diese Anlage bringt eine Eigenschaft mit, die eigentlich pures Gift ist für Tester mit geregeltem Tagesablauf und für alle, die nur mal schnell in einen Song reinhören möchten. Will man andererseits abschalten und bei einem Glas Rotwein Raum, Zeit und Alltagsstress vergessen, wandelt sich dieses Gift in pures Ambrosia. Die beiden 1000er werfen Klänge wie ein feines Garn in den Hörraum, hüllen den Wehrlosen in dieses Gespinst und tragen ihn weit fort. Das schreibe ich vornehmlich der unfassbaren Gelassenheit des PA 1000E zu, der tiefste Impulse aus dem Handgelenk zu schütteln scheint. Der abgrundtief wabernde Synthie-Bass in London Grammars „Hey Now“ (If You Wait) lässt die Wände unseres Hörraums erbeben, während die sonore Stimme von Hannah Reid lupenrein und bestechend klar im Zentrum der Bühne steht. Der endlose Nachhall verklingt ohne einen Anflug von Modulation oder Kompression. Wer angesichts dieser Performance nicht mit offenem Mund vor der Kette sitzt, dem ist ohne verschreibungspflichtige Medikamente wahrscheinlich nicht zu helfen.
Gehörigen Anteil an der fesselnden Präsenz hat freilich auch der Hochleistungs-DAC des MP, der keinen Raum lässt für kleinste Ungereimtheiten. Technisch ist er ein Ableger der 3000er-Serie und wie sein großer Bruder im MP 3100HV liefert er Line-Signale, deren Phasenrichtigkeit und Linearität jeden Anlass zum Tadel ausräumen. Die Wirkung: Schärfe, Abbildungstiefe und ein mitreißendes Timing, dass meine alte Liebe zu dieser Ausnahme-Baureihe aufs Neue entflammt hat. Ich hatte Sie ja gewarnt: Objektiv kann man sich mit dieser Kette nicht auseinandersetzen!
Wir meinen
Das E-Gespann aus dem Hause T+A bietet alle Möglichkeiten, die man einer zeitgemäßen Anlage abverlangen darf, und ist klanglich über jeden Zweifel erhaben. Produktpflege und Verarbeitung passen: Die eine Kette für ein HiFi-Leben.
Info
Multiplayer T+A MP 1000E
Konzept: Multiplayer mit CD-Laufwerk, Radio (FM, FM HD, DAB+ und Webradio), USB (Computer, Datenträger, Portables) und Streaming Client (UPnP/DLAN) mit Zugriff auf Tidal, Deezer und Qobuz; „Roon ready“
D/A-Wandler: Hochbit-DAC verarbeitet max. 32/192 sowie DSD256
Eingänge: 5 x S/PDIF, 2 x USB
Ausgänge: Line Out (Cinch/XLR), optional mit Pegelsteuerung; Digital Out, Kopfhöreranschluss
Maße (B/H/T): 44/12/36 cm
Gewicht: 11 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (3 Jahre nach Registrierung)
Preis: ab 4690 €
Vollverstärker T+A PA 1000E
Konzept: analoger Stereo-Vollverstärker mit Klangregelung (Bass/Höhen), Balance, Loudness und Source Direct („Flat“)
Leistung 4/8 Ω): 2 x 250 W/2 x 140 W
Klirrfaktor: < 0,004 %
Eingänge: 2 x symmetrisch (XLR), 5 x Hochpegel (Cinch), Phono MM/MC optional
Ausgänge: Pre Out (variabel), Rec Out (fix), Kopfhöreranschluss
Maße (B/H/T): 44/12/38 cm
Gewicht: 14 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (3 Jahre nach Registrierung)
Preis: ab 3190 €
Kontakt
T+A Elektroakustik
Planckstraße 9–11
32052 Herford
Telefon +49 5221 76760
Mitspieler
Datenquelle: Audiodata MusikServer MS II, Melco N100
Digitalplayer: Ayon CD-3sx, Lumin D2, Naim Uniti Star
Plattenspieler: Clearaudio Innovation mit Tonarm Universal
Phonoentzerrer: Cambridge Audio Duo, Einstein The Phono Amp, Lyric Audio PS10
Endverstärker: Lumin Amp
Lautsprecher: B&W 702 S2, Wilson Audio Sasha DAW, JBL L100, MuSiCa NoVa PlethorA
Kabel: AudioQuest, in-akustik, Lehr Audio, Vovox