140 Jahre Thorens
Der Name Thorens ist aus der Plattenspielerwelt nicht wegzudenken – und doch hätte ihn der Mikrokosmos, der sich um das schwarze Gold dreht, fast verloren.
1883 von Hermann Thorens (1856 – 1943) in Sainte-Croix in der Schweiz gegründet, ist der Hersteller älter als die Schallplatte selbst. Zunächst stellt man denn auch Phonographen nach dem Edison’schen Funktionsprinzip sowie Musikdosen her. Bald jedoch folgt die Umstellung auf Trichtergrammophone.
1927 wird der Familienbetrieb in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, es folgt eine Zeit der Innovationen in Form der ersten elektrisch angetriebenen Plattenspieler und magnetischer Tonabnehmer. Konventionelle ebenso wie bahnbrechende tangentiale Tonarme werden ebenso entwickelt wie Musikschränke und Radiogeräte. Zeitweise versucht sich Thorens auch an Fachfremdem – das Spektrum reicht von Mundharmonikas über Feuerzeuge und Rasierer bis hin zu Filmkameras und Schreibmaschinen.
Die Einführung des legendären TD 124 1957 rückt Thorens weltweit ins Rampenlicht – der Hersteller ist ab diesem Zeitpunkt einer der großen Namen in der Branche. Es folgen weitere erfolgreiche Modelle – vereinfachte Varianten des TD 124 ebenso wie teils enorm aufwendige, vollautomatische Plattenwechsler. Einen besonderen Platz on der Geschichte des Plattenspielerbaus verdient jedoch der TD 150 – ein relativ unscheinbarer Dreher, der mit seinem an Kegelfedern aufgehängten Subchassis vielleicht das einflussreichste Thorens-Modell überhaupt ist.
Nach einer kurzlebigen Fusion mit der Paillard SA trennten sich die beiden Unternehmen 1966 wieder und Thorens gründete sich selbst in Lahr neu – einem Standort, der zuvor gemeinsam mit EMT betrieben wurde, um die Produktionskapazitäten der Nachfrage anzupassen.
Nachdem in den 1970ern diverse Diversifizierungsversuche rund um Receiver, Kassettendecks und Lautsprecher nicht die gewünschten Erfolge zeigen, macht Thorens 1979 mit dem Reference – einer 90 kg schweren, auf 100 Stück limitierten Machtdemonstration von einem Plattenspieler – klar, dass man sich voll und ganz auf Vinyl konzentriert.
Das funktioniert auch eine Weile ganz prächtig – bis die CD die Bühne betritt. An der Qualität der Thorens-Dreher besteht nach wie vor kein Zweifel, doch in dem stark schrumpfenden Markt kann der Hersteller nicht profitabel bleiben. Eine Reihe von Umstrukturierungen folgen ebenso wie weitere Versuche, das Portfolio um Elektronik und Lautsprecher zu erweitern, allerdings ohne Erfolg – im Jahre 2000 musste Thorens Konkurs anmelden.
Zu Ende ist die Geschichte damit jedoch keineswegs: Der Schweizer Kaufmann Heinz Rohrer erwirbt die Namensrechte, und alsbald erscheinen neu entwickelte Plattenspieler unter dem berühmten Namen – unter anderem die 900er-Modelle mit per Luftkammer einstellbarem Subchassis. Mangels Nachfolger gibt Heinz Rohrer das wieder gesundete Unternehmen 2018 an Gunter Kürten ab, der sich zuvor bereits bei Elac einen Namen gemacht hatte. Am 1. Mai 2018 in Bergisch Gladbach neu gegründet, besinnt sich Thorens heute wieder auf seine ursprünglichen Werte zurück und bietet eine modernisierte Fassung des legendären TD 124 ebenso an wie komplett neue Modelle mit den bekannten Tugenden.
Wir wünschen alles Gute zum 140sten!